Saeculum obscurum

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Saeculum obscurum (lateinisch dunkles Jahrhundert) bezeichnet den Zeitraum der Papstgeschichte beginnend vom Mord an Papst Johannes VIII. 882 bis zur Absetzung dreier konkurrierender Päpste 1046. Tatsächlich handelt es sich demnach um einen Zeitraum von 164 Jahren. Der Begriff wurde von Cesare Baronio (1538–1607) geprägt.

In dieser Zeit durchlebte das Papsttum eine tiefe Krise. Am Ende des 9. Jahrhunderts verloren die Karolinger als Schutzmacht des Papstes an Einfluss. Rom wurde weitestgehend bedeutungslos, während sich das Heilige Römische Reich, nun unter den Liudolfingern (Ottonen) Heinrich I. und Otto I. (dem Großen), erst neu konsolidieren musste. Inzwischen rivalisierten „skrupellose“[1] römische Adelsfamilien um den Stuhl Petri (vor allem die Tuskulaner und die Crescentier), weshalb von den 45 Päpsten in dieser Zeit ein Drittel ihres Amtes enthoben wurde. Ein weiteres Drittel endete im Kerker oder im Exil oder wurde ermordet. Die Päpste wurden jedoch nicht nur durch ihre Verwicklung in schwere Verbrechen dem moralischen Anspruch ihres Amtes nicht mehr gerecht, sie erregten die Öffentlichkeit auch durch einen ausschweifenden Lebensstil. Dies brachte der Epoche bisweilen auch Bezeichnungen wie „Weiber- und Hurenregiment“ oder „Zeitalter der Pornokratie“ ein.

Die Kenntnis über das „sittenlose“ Leben Papst Johannes XII. (955–964) hielt Otto den Großen jedoch nicht davon ab, sich von ihm die Kaiserwürde übertragen zu lassen. Im Gegenzug bestätigte der neue Kaiser dem Papst die Konstantinische Schenkung. Fortan veränderte sich auch das Verhältnis zwischen geistlicher und weltlicher Herrschaft. Bischöfe wurden hin und wieder von Kaiser und Königen mit Ring und Stab in ihr kirchliches Amt eingesetzt (Investitur). Die Simonie wurde gängige Praxis beim Erwerb kirchlicher Ämter. Die wachsende Opposition gegen diese Praktiken der ottonischen und später salischen Reichskirche konnte sich jedoch erst im Investiturstreit Ende des 11. und zu Beginn des 12. Jahrhunderts durchsetzen.

Siehe auch

Literatur

  • Harald Zimmermann: Papstabsetzungen des Mittelalters. Böhlau, Graz u. a. 1968.
  • Hans Kühner: Lexikon der Päpste. Kirchengeschichte – Weltgeschichte – Zeitgeschichte von Petrus bis heute. Wiesbaden 1977.
  • Georg Denzler: Das Papsttum. Geschichte und Gegenwart (= Beck’sche Reihe 2065 C. H. Beck Wissen). Beck, München 1997, ISBN 3-406-41865-1.
  • Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Band 5: 9. und 10. Jahrhundert. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 978-3498013042.
  • Peter de Rosa: Gottes erste Diener. Die dunkle Seite des Papsttums. Droemer Knaur, München 2002, ISBN 3426048078.

Einzelnachweis

  1. H. Rössler et al.: Sachwörterbuch zur deutschen Geschichte, 1958, Artikel Papsttum