Semič

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Semič
Wappen von Semič Karte von Slowenien, Position von Semič hervorgehoben
Basisdaten
Staat Slowenien Slowenien
Historische Region Bela krajina
Statistische Region Jugovzhodna Slovenija (Südostslowenien)
Koordinaten 45° 39′ N, 15° 11′ OKoordinaten: 45° 39′ 16″ N, 15° 10′ 42″ O
Fläche 146,7 km²
Einwohner 3.901 (2008)
Bevölkerungsdichte 27 Einwohner je km²
Postleitzahl 8333
Kfz-Kennzeichen NM
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Polona Kambič
Website

Semič (dt.: Semitsch) ist eine Gemeinde in der historischen Landschaft Bela krajina (Weißkrain) in Slowenien.

In der aus 46 Ortschaften und Weilern bestehenden Gesamtgemeinde leben 3.901 Menschen. Der Hauptort beherbergt alleine 1.228 Einwohner. Die Gemeinde liegt im Hügelland Gorjanci.[1] Ein kleines Gebiet im Nordwesten der Gemeinde um Črmošnjice (Tschermoschnitz), der südliche Teil des Tals Črmošnjiško-poljanska dolina (Moschnitze), bildet einen Teil der historischen Region Gottschee. Einige wenige Bewohner sprechen hier noch das fast ausgestorbene Gottscheerisch.[2] Bis zum Ende des Habsburgerreichs gehörte Semič zum Kronland Krain, wobei Semič eine selbständige Gemeinde im damaligen Gerichtsbezirk Möttling/Metlika (politischer Bezirk Tschernembl/Črnomelj) bildete. Hervorstechendes Merkmal der Gemeinde ist der Weinanbau an den Hängen des Berges Smuk.

Semič

Geschichte

Den Namen erhielt die Gemeinde im Mittelalter von der Familie Semeniči. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die Ortschaft erstmals urkundlich erwähnt, als die Gegend von Henrik Adeški (Heinrich von Andechs-Meranien) beherrscht wurde. Die sehenswerte, mitten im Ort gelegene Kirche Sv. Štefan (Sankt Stefan) wurde 1228 erstmals erwähnt.

Der Gemeindefeiertag wird am 28.10. begangen. Man gedenkt an diesem Tage der ersten weißkrainer Partisaneneinheit, die im Jahre 1941 auf dem Berg Smuk über Semič gegründet worden ist.

Sehenswürdigkeiten

Smuk

Vom Berg Smuk hat man einen guten Ausblick über einen Teil der Bela Krajina. Er ist auch ein beliebter Startpunkt für Drachen- und Gleitschirmflieger. Der Jagdverein hat dort eine Hütte.

Nachbildung des Aljažev stolp (Triglav)

Kulturfest "Semiška ohcet" (Semischer Hochzeit)

In Slowenien weithin bekannt ist das Fest Semiška ohcet (Semičer Hochzeit). Im dritten Wochenende im Juli wird eine traditionelle Hochzeit in weißkrainer Tracht gefeiert. Hierzu bewerben sich jedes Jahr mehrere Paare. Die Hochzeitskosten werden von der Gemeinde übernommen.[3]

Stadtmuseum

In dem Ort existiert ein Stadtmuseum (slow. Krajevna muzejska zbirka Semič[4]) mit mittlerweile verschiedenen Sammlungen. Nach fast zweijährigen Umbauarbeiten wurde Ende Oktober 2019 das Museum wiedereröffnet. Im 180-Jahre alten Gebäude des Museums, das im Stadtkern liegt, waren früher eine Schule, die Post sowie eine Gesundheitsstation untergebracht. Die erste Museumssammlung wurde darin 1973 errichtet. Es gibt drei Dauerausstellungen: 20 Bilder stellen das Leben im Ort und der Umgebung durch die Zeit dar, eine Sammlung zum Weinanbau, sowie das neue Zentrum der Natur der Bela Krajina, das die Vielfalt der Flora und Fauna zeigt. Der Umbau kostete 1,5 Mio. Euro und wurde mit 435.000 € aus dem EU-Fond Misterion gefördert, der grenzübergreifende Kooperation zwischen Slowenien und Kroatien unterstützt.[5]

Krupaquelle

An der Landstraße nach Gradac (Slowenien) zweigt linker Hand die Straße zum Ort Krupa (Bela krajina) ab, in dessen unmittelbarer Nähe die pittoreske Karstquelle der Krupa entspringt.

Karsthöhle Malikovec

In der nahe Semič gelegenen Karsthöhle wurden in vorchristlichen Zeiten Götzen verehrt. Während der osmanischen Invasion fanden darin Menschen Zuflucht. In den neunziger Jahren wurde die Höhle von Abfällen gereinigt und Sicherheitszäune und Stufen wurden eingebaut. Die Höhle hat sechs Hauptteile mit Tropfsteinen, von denen aber im Lauf der Zeit schon einige gestohlen worden sind.[6]

Wirtschaftliche Situation in Semič

Die Gemeinde Semič steht wirtschaftlich am besten von allen drei weißkrainer Gemeinden da, nachdem der größte Industriebetrieb Iskra sistemi d.d PE Kondenzatorji wieder erfolgreich ist. Das sieht man an den Bau- und Renovierungsarbeiten der Infrastruktur (Straßen, Wasserleitungen, Stadtmuseum, Industriegebiet) und dem neu errichteten Kulturzentrum mit dem modernsten und größten Vortragssaal der Bela Krajina.

Der Produktionsstandort der Fa. Iskra wurde zu Beginn des Jahrtausends an die Berliner Holding AEG Kondensatoren und Wandler GmbH verkauft. In Folge davon kam es zu Vorwürfen der absichtlichen Täuschung und Misswirtschaft, bzw. dass das Unternehmen in Semič bewusst in den Konkurs getrieben werden sollte. Das Unternehmen wurde schließlich von der Hypo-Alpe Adria Bank übernommen und befindet sich seitdem wieder in slowenischem Besitz.

Das Jahr 2012 war geprägt von der Diskussion über die geplante Errichtung einer Firma, die Treibstoffe, Eisen und Ruß mittels Pyrolyse herstellen wollte. Das Unternehmen in Semič sollte BHRI/Beschreibung GLO Technologie(GLO) heißen. Die Muttergesellschaft war das Unternehmen BHRI von Robert Hroval, dem laut Zeitungsberichten unterstellt wurde nur als Strohmann zu dienen. Bei der GLO sollten zunächst etwa 30 Arbeitsplätze entstehen, später sollte die Anzahl auf etwa 80 bis 100 anwachsen. Die Investition sollte 11 Mio. € wert sein. Es sei geplant gewesen im Schichtbetrieb jährlich ca. 10.000 t Altreifen zu verarbeiten. Obwohl der Gemeinderat der Ansiedlung erst nach Erstellung eines Umweltgutachtens[7] und unter Druck von Bürgermeisterin Polona Kambič dem Projekt zunächst zustimmte,[8] wurde es schließlich von einer Bürgerinitiative zu Fall gebracht. Diese lehnte das Projekt unter anderem aufgrund der Folgen des PCB Skandals und der Problematik mit der Biogasanlage in Črnomelj ab. Sie konnte innerhalb kurzer Zeit 588 Protestunterschriften sammeln.[9] Zuvor war die Ansiedlung dieser Firma bereits in Metlika abgelehnt worden.[10]

In den letzten Jahren entstand ein Industriegebiet gegenüber der Fa. Iskra, das verschiedene Unternehmen beherbergt. Unter anderem kunststoffverarbeitende Betriebe.

Bis zum September 2014 wird eine ca. 1300 m lange Straße im Zentrum (von der Abzweigung in Richtung Kulturhaus bis zur Abzweigung nach Spodnje Gorenjce) erneuert. Die Baukosten in Höhe von ca. 1,35 Mio. werden zu 85 % aus EU-Mitteln finanziert.[11]

Im Oktober 2014 wurde die Erweiterung der Kläranlage samt dem zugehörigen Kanalisationsnetz im Rahmen des Gemeindefeiertages eröffnet. Das Kanalisationsnetz besteht aus 6 km Leitungen. Die Kläranlage hat nun eine Kapazität von 2500 Einheiten (vorher 1150). Dieses 1,664 Mio. Euro teure Projekt (Nettokosten ohne MwSt.) wurde zu 65 % durch EU-Fördermittel finanziert, 25 % trug die Republik Slowenien und den Rest die Gemeinde. Die Bauarbeiten begannen im November 2010.[12]

PCB-Umweltskandal

Im Jahre 1984 Jahren wurde entdeckt, dass die Krupa, die beim Dorf Klošter (Gemeinde Metlika) in die Lahinja mündet, durch unsachgemäß gelagerte Abfälle der Firma Iskra Kondenzatorji aus Semič mit PCBs verseucht worden ist. Die Verschmutzung wurde rein zufällig von Wissenschaftlern des Gesundheitsamtes in Maribor und später auch in Ljubljana entdeckt, als man die Quelle der Krupa auf ihre Verwendung zur Trinkwassergewinnung für die Bela krajina untersuchte. Besonders problematisch ist die Tatsache, dass es sich hier um eine Karstlandschaft handelt. Noch heute ist die Belastung durch PCB hoch und kann in Bodenproben, Fischen, im Wasser, in Haustieren usw. nachgewiesen werden.[13][14][15][16]

Ortsteile der Gesamtgemeinde

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lage
  2. Pokrajinski muzej Kočevje: Vsi niso odšli / Nicht alle sind gegangen (Memento des Originals vom 2. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pmk-kocevje.si
  3. Semičer Hochzeit@1@2Vorlage:Toter Link/www.turisticna-kmetija-cerjanec.si (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. siehe Homepage des Museums in Semič, abgerufen 1. April 2019
  5. M. Bezek Jakše, Belokranjska biotska raznovrstnost (dt. Die biotische Vielfalt der Bela Krajina), Dolenjski list, 30.10.209, S. 10
  6. M. Bezek-Jakše, "Bo podzemni Malikovec zaživel" (deutsch: Wird der unterirdische Malikovec aufleben?), Dolenjski list, 4. März 2010, S. 9
  7. M. Bezek-Jakše, "Semiški svetniki pred gradnjo nove tovarne previdni" (deutsch: Gemeinderäte von Semič sind vor dem Bau der neuen Fabrik vorsichtig), Onlineausgabe von Dolenjski list, 15. Juni 2012
  8. M. Bezek-Jakše, "Semiški svetniki dvignili roke za novo tovarno" (deutsch: Gemeinderäte von Semič stimmen der neuen Fabrik zu), Onlineausgabe von Dolenjski list, 22. Juni 2012
  9. Jan Konečnik: Večmilijonska investicija Semiču polzi iz rok (slowenisch) dnevnik.si. 7. Juli 2012. Abgerufen am 27. Oktober 2019.
  10. M. Bezek-Jakše, "Slišati želijo neodvisno mnenje" (deutsch: "Sie möchten eine unabhängige Meinung hören"), Dolenjski list, 21. Juni 2012, S. 8
  11. M. B. J., "Semič bo do septembra v gradnji" (deutsch: Semič bleibt bis zum September im Bau), Dolenjski list, 6. Februar 2014, S. 8
  12. M.B. J., " Odplake v čistilno napravo" (dt. Abwässer in die Kläranlage), Wochenzeitung Dolenjski list, Novo mesto, 30. Oktober 2014, S. 8
  13. S. Polič, H. Leskovšek, M. Horvat: PCB Pollution of the Karstic Environment (Krupa River, Slovenia) (PDF; 114 kB), Acta Carsologica 29/1, 10, Ljubljana 2000, S. 141–152.
  14. Borut Mehle, "Razpad Zelenih jemljem kot osebni poraz" (deutsch: Der Zerfall der Grünen [Partei] ist für mich eine persönliche Niederlage), in der slowenischen Tageszeitung Dnevnik, 13. Juni 2009: [1]
  15. Damir Kundić: Somovi iz Kupe godinama zatrovani smrtonosnim spojem (deutsch: Welse aus der Kolpa sind auf Jahre hinaus mit tödlicher Substanz vergiftet), Onlineausgabe der kroatischen Zeitung Novi list, Rijeka, 11. November 2012, aufgerufen am 19. Februar 2013.
  16. European Commission, "Dioxins & PCBs: Environmental Levels and Human Exposure in Candidate Countries", Brussels, 1994: Endbericht der Europäischen Kommission aus dem Jahre 1994 (PDF; 4,1 MB)