SourceForge

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SourceForge
Webportal zur Verwaltung einer Vielzahl an Softwareprojekten

Sprachen

englisch

Betreiber

Geeknet, Inc. (1999–2012)
DHI Group, Inc. (2012–2016)
BIZX, LLC (2016–2019)
Slashdot Media LLC

Registrierung Optional
Online 1999
https://sourceforge.net/

SourceForge (englisch wörtlich „QuellSchmiede“, aber hier im Sinne von Quelltext-Schmiede) ist ein Filehosting-Dienst für Softwareprojekte. Programmierer können dort quelloffene Softwareprojekte erstellen und verwalten. SourceForge wird seit 2019 vom amerikanischen Unternehmen Slashdot Media aus San Diego betrieben.

Software

Die dem Dienst zugrunde liegende Software SourceForge wurde 1999 von GeekNet (damals noch VA Linux, später u. a. SourceForge Inc.) entwickelt[1].

Bis Version 3 war SourceForge als freie Software verfügbar, wurde danach jedoch kommerziell und proprietär vertrieben. Im Jahr 2007 wurde die SourceForge Enterprise Edition an die kalifornische CollabNet Inc. verkauft[2]. Außerdem entwickelte ein SourceForge-Programmierer die Software auch unter dem Namen GForge als Open-Source-Projekt weiter. Unter dem Namen GForge AS entstand abermals eine proprietäre Software mit fast gleichlautendem Namen. Um der Verwirrung um den Namen zu entgehen, wird die freie Version des ursprünglichen GForge als FusionForge weitergeführt. Die Free Software Foundation stellte mit Savannah eine weitere Alternative für die proprietäre SourceForge-Software zur Verfügung. Savannah basiert auf der Version 2 der SourceForge-Software.

Im Juni 2012 wurde von GeekNet vorgeschlagen, die Neuimplementierung der SourceForge-Software namens Allura dem Apache-Projekt zu übergeben.[3] Seit dem 22. April 2013 wurden die bei Sourceforge.net liegenden Projekte auf Allura migriert.[4]

Portal

Das Webportal SourceForge.net dient zur Entwicklung von Open-Source-Programmen und wird von vielen Softwareentwicklern zur Verwaltung ihrer Projekte genutzt. Die Website nutzt die SourceForge-Software Allura und bietet unterschiedliche Systeme für die Versionsverwaltung, wie etwa Git, SVN oder Mercurial[5]. Des Weiteren kann jedes Projekt ein eigenes Wiki anlegen und es kann auf eine eigene MySQL-Datenbank zugegriffen werden.

2012 wurde das Portal von GeekNet an Dice Holdings verkauft und im Jahr 2016 von BIZX, LLC aus San Diego übernommen[6]. Seit 2019 firmiert BIZX unter Slashdot Media[7].

Trotz der steigenden Beliebtheit alternativer Portale wie GitHub werden immer noch viele große Open-Source-Projekte mit Hilfe von SourceForge verwaltet, aber es gibt auch kleine oder inaktive Projekte. Zu den größten Projekten gehören unter anderem eMule, Vuze und Ares Galaxy mit jeweils mehreren hundert Millionen Downloads.[8]

Sperrungen des Zugriffs auf SourceForge

Die chinesische Regierung hatte den Zugriff auf die Seite im Zuge vom Projekt Goldener Schild gesperrt, doch die Sperre wurde im darauffolgenden Jahr wieder aufgehoben.[9] Im Juni 2008 war das Portal von China aus erneut nicht erreichbar, und es wurde über Zusammenhänge mit einem Programmierer von SourceForge, der die chinesische Regierung kritisierte, spekuliert.[10]

Da die US-Regierung seit längerer Zeit Handelsverbote und Sanktionen gegen sogenannte Schurkenstaaten verhängt, verkündete SourceForge im Januar 2010, die Benutzer aus jenen Ländern, die auf der Sanktionsliste des US-amerikanischen Außenministeriums aufgeführt sind, von der Benutzung auszuschließen.[11] Im Januar 2010 war die Seite somit im Iran, in Kuba, Syrien, Nordkorea und im Sudan nicht abrufbar. Als Reaktion auf die teils heftigen Reaktionen der Nutzergemeinschaft und als Bekenntnis von SourceForge zu dem Open-Source-Prinzip des freien Informationsaustauschs[12] gab Sourceforge am 7. Februar 2010 bekannt, dass diese Länder nicht mehr generell von der Benutzung ausgeschlossen werden sollen, sondern jeder Projektadministrator diese Einschränkung für sein Projekt selbst vornehmen könne.

Kritik

Von August 2013 bis Februar 2016 bot SourceForge mit DevShare sogenannte „Drive-by-Installer“ an,[13] die bei der Installation außer der gewünschten Software auch Adware von Drittanbietern zur Installation vorschlägt. Unter den verbreiteten Programmen befinden sich u. a. die Ask-Toolbar und das VPN-Programm HotspotShield. Diese Programme sind werbefinanziert und zeigen beim Surfen im Internet permanent Werbebanner bzw. sammeln Nutzerdaten.[14] Die Verwendung des „drive by installer“ war optional und musste vom Entwickler explizit aktiviert werden (opt-in).[15][16]

Im Jahr 2015 hat SourceForge darüber hinaus Downloads unterschiedlicher Programme manipuliert. Dabei wurde der „Drive-by-Installer“ seitens SourceForge in Software-Pakete eingefügt, die nicht oder nicht mehr auf SourceForge entwickelt wurden. Dies geschah ohne Einwilligung der rechtmäßigen Uploader. Betroffen war u. a. die Bildbearbeitungssoftware GIMP.[17][18] SourceForge hat demnach die Kontrolle über die vom GIMP-Projekt hochgeladenen Daten übernommen und die rechtmäßigen Entwickler ausgesperrt. Ebenso ist SourceForge auch mit den Projekten nmap[19][20] und VLC media player verfahren.[21][22] Die betroffenen Entwickler äußerten sich enttäuscht, insbesondere da SourceForge sein Versprechen, niemals Adware ohne Einwilligung der Software-Entwickler in die Dateien zu integrieren, gebrochen habe. SourceForge habe ihr Vertrauen missbraucht. SourceForge sei damit zu einer von vielen fragwürdigen „Download-Seiten“ geworden. Die GIMP-Entwickler verwenden SourceForge nicht mehr als Quelle für ihre offiziellen Dateien.[23][24]

SourceForge wurde im Februar 2016 durch BIZX, LLC gekauft. Die neuen Besitzer betonten in einem offiziellen Blogpost, dass sie den angeschlagenen Ruf von SourceForge wiederherstellen wollten und als erste Maßnahme den „drive by installer“ abgeschafft hätten.[25]

Ähnliche Projekte

  • Bitbucket ist eine Collaboration-/Hosting-Plattform für beliebige Projekte vom Unternehmen Atlassian, die das Versionsverwaltungssystem Mercurial oder Git verwenden.
  • CodePlex, eine Hosting-Website von Microsoft für Open-Source-Projekte. Codeplex wurde am 15. Dezember 2017 eingestellt.
  • Freecode stellt einen Katalog für Open-Source-Projekte dar. Dieser wird, wie SourceForge selbst, durch die Open Source Technology Group, Inc. (OSTG) gehostet (ein Tochterunternehmen von SourceForge, Inc.). Freecode wurde am 18. Juni 2014 eingestellt. Die Inhalte bleiben online, werden aber nicht mehr aktualisiert.
  • GitHub, eine speziell auf das Git-Versionsverwaltungssystem ausgerichtete Hosting-Plattform, die 2018 von Microsoft übernommen wurde.
  • GitLab, ebenfalls eine Hosting-Plattform auf Basis von Git.
  • GNU Savannah ist eine weitere Hosting-Plattform für Open-Source-Projekte, die eine Lizenz wählen, die den Vorstellungen der Free Software Foundation entsprechen.
  • Launchpad, eine Hosting-Plattform für Open-Source-Projekte vom Unternehmen Canonical, Hersteller der Linux-Distribution Ubuntu.
  • Origo war ein an der ETH Zürich entwickeltes System, auf dem auch Closed-Source-Projekte erlaubt waren.
  • RubyForge, eine weitere Hosting-Plattform, beschränkt auf Ruby-Projekte.
  • Tigris.org, war eine von CollabNet, dem Hersteller von Subversion, betriebene Hosting-Plattform.

Weblinks

Commons: SourceForge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Dietmar Müller: VA Linux setzt voll auf Open Source. In: ZDNet. 6. Januar 2000, abgerufen am 24. Mai 2020.
  2. Darryl K. Taft: CollabNet Acquires SourceForge. eWeek.com, 24. April 2007, abgerufen am 7. Februar 2014.
  3. Allura submitted to the Apache Incubator. 18. Juni 2012, abgerufen am 9. September 2012 (englisch).
  4. Final project upgrades push starts April 22nd. 5. April 2012, abgerufen am 27. April 2013 (englisch).
  5. What is Source Code Management – sourceforge - unterstützte SCM-Systeme
  6. Sebastian Grüner: Sourceforge und Slashdot werden wieder verkauft. In: Golem.de. 29. Januar 2016, abgerufen am 24. Mai 2020.
  7. Slashdot Media to Merge with BIZX, LLC. In: Markets Insider. 20. Dezember 2019, abgerufen am 24. Mai 2020.
  8. Top Downloads - For all time, updated daily. Abgerufen am 7. Mai 2010 (englisch).
  9. China says asta la vista to Altavista. 6. September 2006, abgerufen am 7. Mai 2010 (englisch).
  10. Sourceforge.net Blocked In Mainland China. 26. Juni 2008, abgerufen am 7. Mai 2010 (englisch).
  11. Sourceforge verbannt Nutzer aus sogenannten Schurkenstaaten. 26. Januar 2010, abgerufen am 7. Mai 2010 (englisch).
  12. sourceforge: Some good news: SourceForge removes blanket blocking. sourceforge, abgerufen am 10. Oktober 2013 (englisch): „Our action provoked a strong, angry reaction from those it affected and from the community at large. We at SourceForge are fully committed to the ideals of free and open source software, including the principle of free exchange of information.“
  13. Presseerklärung von SourceForge bzgl. des Adware-Programms, abgerufen am 2. Oktober 2013
  14. Sourceforge: Streit um Adware-Installer. In: golem.de. 27. August 2013, abgerufen am 22. Februar 2015.
  15. Sourceforge turns evil – DICKE Warnung! In: thingybob.de. 28. August 2013, abgerufen am 22. Februar 2015.
  16. Gimp zieht sich von SourceForge zurück. In: heise.de. 8. November 2013, abgerufen am 22. Februar 2015.
  17. Sourceforge packt weiter Schadsoftware in Gimp-Downloads. www.pro-linux.de, 28. Mai 2015, abgerufen am 28. Mai 2015.
  18. Sourceforge bündelt Adware in Gimp-Downloads. www.golem.de, 28. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  19. http://seclists.org/nmap-dev/2015/q2/194
  20. Sean Gallagher: Black "mirror": SourceForge has now seized Nmap audit tool project. In: Ars Technica. 4. Juni 2015, abgerufen am 4. Februar 2018.
  21. https://blog.l0cal.com/2015/06/02/what-happened-to-sourceforge/
  22. http://arstechnica.com/information-technology/2015/05/sourceforge-grabs-gimp-for-windows-account-wraps-installer-in-bundle-pushing-adware/
  23. https://mail.gnome.org/archives/gimp-developer-list/2015-May/msg00144.html
  24. http://www.pcworld.com/article/2930032/sourceforge-stops-ad-bundling-without-permission.html
  25. SourceForge Acquisition and Future Plans. 9. Februar 2016, abgerufen am 4. Februar 2018.