St. Laurent

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St. Laurent
Synonyme Saint Laurent, Pinot Saint Laurent, Laurenzitraube, Svatovavřinecké, Svätovavrinecké – für weitere siehe Abschnitt Synonyme
St. Laurent
Art Edle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera)
Beerenfarbe blauschwarz
Verwendung
Herkunft Österreich
bekannt seit 1860
VIVC-Nr. 10470
Abstammung

Burgundersämling

Liste von Rebsorten
St. Laurent im Buch von Viala & Vermorel

St. Laurent ist eine hocharomatische Rotweinsorte der Burgunderfamilie.

Abstammung, Herkunft

Die Rebe ist ein natürlicher Burgundersämling.[1]

Der Ursprung der Sorte liegt in Frankreich oder Niederösterreich.[2][3]

Eine Theorie ist, dass der St. Laurent um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch den deutschen Apotheker und Weinbaupionier Johann Philipp Bronner aus Frankreich nach Deutschland eingeführt wurde und sich von dort aus die Rebsorte in die Nachbarländer verbreitete.

Im Stift Klosterneuburg wurde sie erstmals 1860 ausgepflanzt und verbreitet. Die erste urkundliche Erwähnung des St. Laurent in Österreich stammt aus dem Jahr 1860.

In Österreich kommt sie noch relativ häufig vor.

Der Name rührt möglicherweise von der Essreife der ersten Beeren um den Laurenzitag (10. August) her.[4] Dass die Gemeinde Saint-Laurent im Médoc etwas mit der Namensgebung zu tun hat, wird für ausgeschlossen gehalten.

Ampelografische Merkmale

  • Die Triebspitze ist gelblich grün und weißwollig behaart.
  • Der Wuchs ist starker und aufrecht.
  • Das Blatt ist derb, wenig gebuchtet, mittelgroß, gewellt, glänzend.
  • Die Traube ist mittelgroß, länglich, dichtbeerig mit kleinen, hartschaligen, schwarzblau gefärbten, mittelgroßen ovalen Beeren.
  • Die Reife ist mittelfrüh.

Ansprüche und Ertrag

Die Rebe benötigt gute Lagen mit tiefgründigen, kalkhaltigen, mittelschweren, aber nicht zu schweren und zu fruchtbaren Böden. Der Ertrag ist mittelhoch, aber unsicher.

Verbreitung

Weltweit wird Sankt Laurent auf 3.664 ha kultiviert[5]

Österreich

Die Sorte hat in Österreich seit 1999 mit 415 ha, bis 2009 eine starke Ausweitung auf 778 ha erfahren. Ab 2009 ist die Anbaufläche auf 724 ha (2015) zurückgegangen[6] und ist in den Weinbaugebieten Thermenregion[7] und Neusiedlersee besonders häufig vertreten.

Die Rebflächen in Österreich verteilten sich im Jahr 2009 wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:[8]

Weinbaugebiet Fläche ha
Wachau 12
Kremstal 17
Kamptal 47
Traisental 4
Wagram 17
Weinviertel 79
Carnuntum 23
Thermenregion 148
Neusiedler See 334
Neusiedlersee-Hügelland 49
Mittelburgenland 22
Südburgenland 0,7
Wien 9
Südoststeiermark 7
Südsteiermark 7
Weststeiermark 0
Summe Österreich 2009 778

Deutschland

Die Rebsorte war in Deutschland lange Zeit Bestandteil des gemischten Satzes im Weinbau, aber seit den 1950er Jahren nahezu ausgestorben. Die restliche Rebfläche soll gerade noch 27 Hektar betragen haben. Mit der Renaissance des Rotweins dort gegen Ende des 20. Jahrhunderts kam auch diese alte Sorte zu neuen Ehren. In Deutschland waren im Jahr 2010 657 ha[5](= 0,7 % der deutschen Rebfläche) mit der Rebsorte St. Laurent bestockt, nachdem im Jahr 2001 nur 185 Hektar[9] erhoben wurden.

Die Rebflächen in Deutschland verteilten sich im Jahr 2015 wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:[10]

Weinbaugebiet Fläche ha
Baden 14
Franken 4
Hessische Bergstraße 6
Mosel 11
Nahe 20
Pfalz 295
Rheingau 6
Rheinhessen 291
Württemberg 5
Summe Deutschland 2007 643

Andere Länder

Wein

Qualitätsmäßig liegt der St. Laurent zwischen dem anspruchslosen Portugieser und dem hochwertigen Spätburgunder oder Pinot noir. Seine Beeren sind weniger dünnhäutig und damit nicht so anfällig für Verletzungen wie die des Spätburgunders. Der Wein ist von mittlerem Körper und weist einen intensiven Duft nach Waldbeeren und Schwarzkirschen auf.

Synonyme

Blauer Saint Laurent, Chvartser, Laourentstraoube, Laurentzitraube, Laurenzitraube, Laurenztraube, Lorentstraube, Lorenztraube, Lovrecanka Crna, Lovrenac Crni, Lovricanka, Lovrijenac, Lovrijenac Crni, Magdalena Nera, Pinot St. Laurent, Saint Laurent Noir, Saint Lorentz, Sankt Laurent, Sankt Lorenztraube, Sant Lorentz, Schwarzer, Schwarzer Lorenztraube, Sent Lovrenka, Sentlovrenka, Shentlovrenka, Shvartser, St. Laurent, Svaetovavrinecke, Svaety Lorinc, Svati Vavrinetz, Svätovavrinecké, Svatovavrinetske, Svatovavrinetzke, Svaty Vavrinec, Szent Loerinc, Szent Loerinczi, Szent Loerine, Szentloerinc, Vavrinak, Vavrinecke.[11]

Neuzüchtungen

Die rote Rebsorte Zweigelt ist eine österreichische Neuzüchtung aus dem Jahr 1922 von Friedrich Zweigelt (1888–1964), dem späteren Direktor der Bundesversuchsanstalt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg (1938–1945), aus St. Laurent und Blaufränkisch. Die Zweigeltrebe ist die häufigste rote Rebsorte in Österreich. André entstammt wie der Zweigelt einer Kreuzung zwischen Blaufränkisch und St. Laurent. Die Sorte ist im tschechischen Velké Pavlovice / Großpawlowitz im Jahr 1961 entstanden und seit 1980 in die staatliche Sortenliste der Tschechischen Republik eingetragen. Gezüchtet wurde sie von Jaroslav Horák (1922–1994) am Institut Šlechtitelská stanice vinařská ve Velkých Pavlovicích.

Neronet ist ebenfalls eine rote Rebsorte. Die Kreuzung der Neuzüchtung erfolgte durch Vilém Kraus (deutsche Schreibweise: Wilhelm Kraus) an der Fakultät für Garten- und Landschaftsbau der Mendel-Universität für Land- und Forstwirtschaft Brünn in Lednice, Tschechien. Neronet ist eine Kreuzung von (St. Laurent x Blauer Portugieser) x (Alicante Bouschet x Cabernet Sauvignon).

Gm 6494 (oder auch Geisenheim 6494) war eine Sämlingspopulation, die im Jahre 1964 durch Vilém Kraus aus den Rebsorten Zarya Severa x St. Laurent gekreuzt wurde. Kraus bot die Sämlinge Helmut Becker (1927–1990), damals an der Forschungsanstalt Geisenheim tätig, an, der die Bedeutung dieses Materials erkannte und es züchterisch in Nachkommenschaftsprüfungen weiterbearbeitete. Aus der Sämlingspopulation Gm 6494 wurde der Sämling ‘Gm 6494-5’ aufgrund seiner besonderen Leistungsfähigkeit ausgelesen und später unter dem Sortennamen Rondo als eigenständige Rebsorte vermehrt und in die Praxis gebracht. Über die Kreuzung Gm 6494 ging der St. Laurent in die Neuzüchtungen Bronner, Baron, Cabernet Carbon, Prior und Souvignier gris ein.

Siehe auch

Weinbau in Österreich, Weinbau in Deutschland, Weinbau in Tschechien.

Literatur

  • Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten. 3. Auflage. Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.
  • Ferdinand Regner: Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone, 2008, LFZ Klosterneuburg
  • Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: Weinbau, avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 9. Auflage 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4.
  • Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. 1. Auflage. Hachette Livre, Paris 2000, ISBN 2-01-236331-8.
  • Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. 3. überarbeitete Auflage. Gräfe und Unzer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-8338-0691-9.
  • Walter Hillebrand, Heinz Lott und Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13. Auflage. Fachverlag Fraund, Mainz 2003, ISBN 3-921156-53-X.
  • Johann Werfring: Elegante austriakische Rarität. In: Wiener Zeitung vom 2. September 2016, Beilage Wiener Journal, S. 20–21.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ferdinand Regner, Karel Hanak, Cornelia Eisenheld: Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone, 2. Auflage 2015, HBL und BA für WB, Klosterneuburg.
  2. Ferdinand Regner, Karel Hanak, Cornelia Eisenheld: Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone, 2. Auflage 2015, HBL und BA für WB, Klosterneuburg.
  3. Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.
  4. Diese Geschichte fußt aber auf keinem nachvollziehbaren Fundament. Vgl. Johann Werfring: Elegante austriakische Rarität. In: Wiener Zeitung vom 2. September 2016, Beilage Wiener Journal, S. 21.
  5. a b K. Anderson, N. R. Aryal: Database of Regional, National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety, 2000 and 2010, Wine Economics Research Centre, University of Adelaide, Dezember 2013 (erste Überarbeitung April 2014) (zweite Überarbeitung Mai 2014) (dritte Überarbeitung Juli 2014).
  6. Österreichische Weinmarketingserviceges.m.b.H. [ÖWM] (Hrsg.): Dokumentation Österreichischer Wein 2009. Wien 2009 (oesterreichwein.at).
  7. In der Thermenregion – in der Tattendorfer Riede Stiftsbreite – bewirtschaftet das Weingut Stift Klosterneuburg mit 40 Hektar Anbaufläche den weltweit größten Sankt-Laurent-Weingarten. Vgl. Johann Werfring: Elegante austriakische Rarität. In: Wiener Zeitung vom 2. September 2016, Beilage Wiener Journal, S. 20.
  8. Weingartenerhebung 2009: Österreichische Weinmarketingserviceges.m.b.H. [ÖWM] (Hrsg.): Dokumentation Österreichischer Wein 2007. Wien 2009, S. 40 ff. (online [PDF; 4,5 MB]).
  9. Deutsches Weininstitut (Hrsg.): Statistik 2004/2005. Mainz 2004 (deutscheweine.de (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive) [PDF; 777 kB]). Statistik 2004/2005 (Memento des Originals vom 20. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutscheweine.de
  10. Rebflächenstatistik vom 13. März 2015, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015 in Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2015, S. 198 ff. bundessortenamt.de (PDF; 519 kB).
  11. St. Laurent in der Datenbank Vitis International Variety Catalogue des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof (englisch), abgerufen am 10. Januar 2022