Stephan Maninger
Stephan Rainer Maninger (* 23. November 1967, auch Stefan Maninger,[1] Stephen Manninger[2]) ist ein deutsch-südafrikanischer Entwicklungswissenschaftler und Sachbuchautor.
Maniger wurde 2021 durch eine Recherche von Ippen Investigativ mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. Er habe bspw. in verschiedenen Medien, unter anderem der Jungen Freiheit, rechtes Gedankengut publiziert. Zudem war er Gründungsmitglied des Trägervereins des Instituts für Staatspolitik, dem „wichtigsten Thinktank der Neuen Rechten“[3] im deutschsprachige Raum. In der Folge forderten mehrere Parteien im Bundestag Aufklärung. Maninger wurden seine Lehraufträge entzogen und eine polizeiliche Untersuchung angestoßen. Nach dieser konnte kein „straf- und/oder disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten“ festgestellt werden.[4]
Leben in Südafrika
Maninger wuchs in Südafrika auf und arbeitete als Journalist in Lesotho, Botswana, Eswatini, Namibia und Angola.[5][6]
Er studierte Entwicklungswissenschaft (Ontwikkelingstudies) an der Randse Afrikaan-Universiteit in Johannesburg und schloss sein Studium 1995 mit einer Masterarbeit über The conflict between ANC and IFP supporters and its impact on development in Kwazulu-Natal[7] ab. Drei Jahre später folgte seine Promotion ebendort, ebenfalls im Fach Entwicklungswissenschaft (Ontwikkelingstudies). Die Arbeit mit dem Titel A Volkstaat as an ethnic conflict regulator: evaluation of the Volkstaat Council proposals[8] ist in zwei südafrikanischen Universitätsbibliotheken nachgewiesen und nicht als Buch verfügbar.
Im Zeitraum von 1993 bis 1994 war er Pressesprecher der Afrikaner Volksfront (AVF)[9] und der Freedom Front, zweier konservativer[10] politischer Gruppen in Südafrika.
Tätigkeit in Deutschland
Maninger schreibt in unregelmäßigen Abständen für verschiedene englisch- und deutschsprachige Fachzeitschriften und Jahrbücher, unter anderem für die Österreichische Militärische Zeitschrift,[11] die African Security Review und das Jahrbuch Öffentliche Sicherheit. Beiträge erschienen darüber hinaus in den Texten der Arbeitskreise Sicherheitspolitik an Hochschulen (Wissenschaft & Sicherheit).[12][13] Ebenfalls veröffentlichte er im Geschichtsmagazin Damals sowie in „Das Ostpreußenblatt“ – seit 2003 benannt als die Preußische Allgemeine Zeitung.[14]
Er war unter anderem Lehrbeauftragter an der Universität der Bundeswehr München, am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dozent an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit am Standort Schwerin[15] sowie an der Bundespolizeiakademie. Er lehrt seit 2019 als Professor für Sicherheitspolitik an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Fachbereich Bundespolizei, in Lübeck.[16]
Rechtsextremismusvorwürfe 2021
Im August 2021 berichtete BuzzFeed nach einer Recherche von Ippen Investigativ über Stephan Maningers „rechte Vergangenheit“. Diese bezieht sich vor allem auf das Institut für Staatspolitik (IfS), zu dessen Gründern Maninger gehörte, und dessen Umfeld. Auch soll Maninger vor Personen vorgetragen haben, die zum späteren Umfeld des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) gehörten. Maninger bestritt über seinen Anwalt, Ralf Höcker, vor der Erwähnung durch Journalisten jedwede Kenntnis von solchen Angelegenheiten gehabt zu haben.[17]
In der Folge wurde eine interne Untersuchung durch die Bundespolizeiakademie, der Dienststelle, an der Maninger lehrt, zu seiner Rolle in Südafrika sowie zu seiner Verbindung zum Institut für Staatspolitik eingeleitet. Mitglieder des Parlamentarischen Kontrollgremiums, das sich in Reaktion auf die Berichte mit Fragen an die Bundesregierung gewandt hatte, äußerten Kritik an der unzureichenden Prüfung der politischen und wissenschaftlichen Positionen Maningers im Zuge seiner Berufung zum Professor.
Sowohl das Landgericht Köln[18] als auch das Oberlandesgericht Köln[19] bestätigten in zwei von Maninger erwirkten Beschlüssen, dass es sich bei der in Frage stehenden Berichterstattung um Tatsachenberichte und nicht etwa um Verdachtsberichterstattung handele. Maningers Versuche, seine namentliche Nennung oder die Berichte über seine Nähe zum NSU-Unterstützerumfeld gerichtlich untersagen zu lassen, waren damit gescheitert.[20]
Im Dezember 2021 informierte die Bundespolizeiakademie, dass sie die interne Untersuchung[21] zu ihrem Mitarbeiter Maninger beendet habe. Wie der Spiegel berichtete, sei im Rahmen der Untersuchung kein „straf- und/oder disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten“ festzustellen gewesen. Weder das Bundespolizeipräsidium, noch das Bundesinnenministerium äußerten sich zum Ausgang der Untersuchung. Künftig, so der Bericht weiter, solle Maninger „weiter als Professor an der Schule arbeiten [...], aber ohne Lehrauftrag, wie schon in den vergangenen Monaten“.[22] Friederike Grabitz betonte in der Tageszeitung (Taz), dass die Vorwürfe, Maninger habe rechtsgerichtete Organisationen unterstützt und derartiges Gedankengut geteilt, bestehen blieben.[23]
Homophobievorwürfe 2021
Laut Presseberichterstattung soll Maninger im Rahmen seines Unterrichtes am Fachbereich Bundespolizei die Ehe für Alle mit der Möglichkeit gleichgesetzt haben, bald auch sein Hausschwein heiraten zu können. Er ließ dies zunächst durch seinen Anwalt bestreiten und bezeichnete derlei Aussagen als „menschenverachtend“.[24] Laut internem Untersuchungsbericht der Bundespolizei hat Maninger diese Äußerung, die gegenüber Studierenden des 74. Studienjahrgangs gefallen ist, eingeräumt: „Es steht zweifelsfrei fest, dass Herr Prof. Dr. Maninger sinngemäß eine derartige Äußerung getätigt hat; dies wird auch von ihm selbst eingestanden.“[25] Konsequenzen daraus hat die Bundespolizei nicht gezogen, obschon ihr Leitbild ausdrücklich festhält: „Offenheit, Ehrlichkeit und gegenseitige Akzeptanz prägen unser Miteinander.“[26]
Schriften (Auswahl)
- Der Tod ist ein Meister aus Afrika. Krisenkontinent: Schlechtes Gewissen und naive Idealisierung verstellen Blick auf Realitäten. 1997, In: Junge Freiheit, H. 28, 4. Juli 1997, 8.
- Ethnische Konflikte entlang der Entwicklungsperipherie (= Ordo inter nationes. Band 6). Institut für Internationale Politik und Völkerrecht, Universität der Bundeswehr München, München 1998.
- Kosovo. Eine Frage der Lehre (= Ordo inter nationes. Band 9). Institut für Internationale Politik und Völkerrecht, Universität der Bundeswehr München, München 1999.
- Hrsg. mit Dagmar Lück-Schneider: Wissensmanagement. Eine interdisziplinäre Betrachtung (= Schriftenreihe der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. Nr. 48). Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung, Brühl 2006, ISBN 978-3-938407-14-1.
- In Helena Carreiras, Gerhard Kümmel: Women in the Military and in Armed Conflict (= Schriftenreihe des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr. Band 6). 1. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15834-1, Women in Combat: Reconsidering the Case Against the Deployment of Women in Combat-Support and Combat Units, S. 9–27 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Women in Combat: Reconsidering the Case Against the Deployment of Women in Combat-Support and Combat Units. 2008, In: Carreiras, H., Kümmel, G. (eds) Women in the Military and in Armed Conflict. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90935-6_1
- Operative Hemmnisse für westliche Sicherheitskräfte im Zeitalter multipler Bedrohungsszenarien. 2009, In: Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ), H. 4, 425–436.
- Die verlorene Wildnis. Die Eroberung des amerikanischen Nordostens im 17. Jahrhundert. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr 2009, ISBN 978-3-89510-121-2.
- „Rangers“: Ein Konzept der Aufstandsbekämpfung in Nordamerika von 1676 bis 1850. In: Tanja Bührer/Christian Stachelbeck/Dierk Walter (Hg.): Imperialkriege von 1500 bis heute. Strukturen, Akteure, Lernprozesse, Paderborn u. a. (Schöningh) 2011, S. 325–344. ISBN 3-506-77337-2.
- Der blutige Ohio. Nordamerikas Indianerkämpfer im Kampf um das Ohiobecken 1763–1795. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr 2012, ISBN 978-3-89510-131-1.
- mit Dirk Freudenberg: „Neue Kriege“. Sicherheitspolitische Rahmenbedingungen, Mentalitäten, Strategien, Methoden und Instrumente. Hartmann, Miles-Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-945861-38-7.
- Dirk Freudenberg, Stefan Goertz, Stephan Maninger: Terrorismus als hybride Bedrohung des 21. Jahrhunderts – Akteure, Mittel und die Notwendigkeit einer modernen Sicherheitsarchitektur in Deutschland, Springer Fachmedien ISBN 978-3-658-20918-6.
Weblinks
- Kurzvita von Stephan Maninger beim Jahrbuch Öffentliche Sicherheit (archivierte Version)
Einzelnachweise
- ↑ Woods, Roger: Germany’s New Right as Culture and Politics. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2007, ISBN 978-0-230-50672-5, S. 58. „Fußnote 121: "Stefan Maninger, ‘Die Volkskrise’, Report on the Summer Academy 2000, http://www.staatspolitik.de, accessed 1 July 2003." Die Seite ist aktuell nicht mehr verfügbar.“
- ↑ Ein bißchen Gewalt. In: Der Spiegel. 28. Februar 1994, abgerufen am 2. Januar 2021.
- ↑ Christian Fuchs, Paul Middelhoff: Das Netzwerk der Neuen rechten. Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern. 4. Auflage. Rowohlt Polaris, Reinbek bei Hamburg 2020, ISBN 978-3-499-63451-2, S. 99.
- ↑ Verdacht auf rechte Vergangenheit: Bundespolizei prüft Professor an der eigenen Hochschule. 7. August 2021, abgerufen am 7. August 2021.
- ↑ Interview. In: Junge Freiheit, 30. März 2000
- ↑ Many Whites Still Undecided On Vote For S. Africa Future. In: Philly.com vom 4. März 1992
- ↑ Stephan Rainer Maninger: The conflict between ANC and IFP supporters and its impact on development in Kwazulu-Natal. 1995 (worldcat.org [abgerufen am 5. Februar 2021]).
- ↑ Stephan Rainer Maninger: A Volkstaat as an ethnic conflict regulator: an evaluation of the Volkstaat Council proposals. 1998 (worldcat.org [abgerufen am 5. Februar 2021]).
- ↑ S. African Right Bitterly Divided. In: The Christian Science Monitor. 24. März 1994, abgerufen am 2. Januar 2021 (englisch).
- ↑ Redaktion neues deutschland: Freiheitsfront nimmt am März-Votum teil (neues deutschland). Abgerufen am 15. Februar 2021.
- ↑ Wenn Kinder kämpfen – Militärsoziologische Aspekte des Einsatzes von Minderjährigen auf dem Schlachtfeld. In: Österreichische Militärische Zeitschrift, XLV Jahrgang, Heft 6 November / Dezember 2007
- ↑ Piraterie, Terrorismus und der Kampf um freie Seewege. In: Wissenschaft & Sicherheit – Texte der Arbeitskreise Sicherheitspolitik an Hochschulen Nr. 4/2006 – 24. April
- ↑ Häuserkampf im „Globalen Dorf“ – Anmerkungen zur urbanen Kriegführung westlicher Streitkräfte. In: Wissenschaft & Sicherheit – Texte der Bundesverbands Sicherheitspolitik an Hochschulen Nr. 4/2005 – 1. März
- ↑ Stephan Maninger: Verdrängt statt bereichert? Die Folgen ungehemmter Multikultur bleiben ausgeblendet. Hrsg.: Das Ostpreußenblatt. Hamburg 23. Januar 1999, S. 12 (preussische-allgemeine.de [PDF]).
- ↑ Hochschule der Bundesagentur für Arbeit: Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis, Wintertrimester 2008. Abgerufen am 5. März 2022.
- ↑ Aiko Kempen und Marcus Engert: Bundespolizei überprüft Ausbilder. Wegen des Verdachts auf eine rechte Vergangenheit untersucht die Bundespolizei die Biografie eines Professors für Sicherheitspolitik. In: Frankfurter Rundschau vom 7./8. August 2021, S. 2–3.
- ↑ Kempen, Aiko; Engert, Marcus: Verdacht auf rechte Vergangenheit: Bundespolizei prüft Biographie eines Professors für Sicherheitspolitik. In: Buzzfeed News. 5. August 2021, abgerufen am 5. August 2021.
- ↑ Beschluss LG Köln Maninger_geschwärzt. In: FragDenStaat. Abgerufen am 26. Juni 2022.
- ↑ Beschluss OLG Köln Maninger_geschwärzt. In: FragDenStaat. Abgerufen am 26. Juni 2022.
- ↑ https://twitter.com/engert/status/1445698409109733377. Abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Bericht_Innenrevision_Stephan_Maninger. In: FragDenStaat. Abgerufen am 26. Juni 2022.
- ↑ Jürgen Dahlkamp, Jean-Pierre Ziegler: Bundespolizei sieht Professor nach Untersuchung als entlastet an. In: Der Spiegel. 7. Dezember 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Dezember 2021]).
- ↑ Friederike Grabitz: Keine Konsequenzen, Die-Tageszeitung-Website, 9. Dezember 2021. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
- ↑ Interner Untersuchungsbericht: Wie unkritisch die Bundespolizei die rechte Vergangenheit eines Polizeiprofessors bewertet. In: FragDenStaat. 21. Juni 2022, abgerufen am 26. Juni 2022.
- ↑ Bericht_Innenrevision_Stephan_Maninger. In: FragDenStaat. Abgerufen am 26. Juni 2022.
- ↑ Bundespolizei: Behördliches Gesundheitsmanagement in der Bundespolizei. Gesundheitsbericht 2017. Potsdam 2017, S. 8.
Personendaten | |
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NAME | Maninger, Stephan |
ALTERNATIVNAMEN | Maninger, Stephan Rainer (vollständiger Name); Manninger, Stephen; Maninger, Stefan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler und Sachbuchautor |
GEBURTSDATUM | 23. November 1967 |