Susanne Klatten
Susanne Hanna Ursula Klatten, geborene Quandt, (* 28. April 1962 in Bad Homburg vor der Höhe) ist eine deutsche Unternehmerin und die reichste Frau Deutschlands.[1]
Herkunft und Ausbildung
Susanne Klatten ist die Tochter des Industriellen Herbert Quandt und seiner dritten Ehefrau Johanna. 1978 wurde ein Entführungsversuch auf sie und ihre Mutter von der Polizei verhindert.[2] Nach dem Tod ihres Vaters erbte sie im Jahr 1982 zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Stefan sein Vermögen, darunter Anteile an der BMW AG.
Nach dem Abitur am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg absolvierte Susanne Klatten von 1981 bis 1983 eine Ausbildung zur Werbekauffrau bei der Agentur Young & Rubicam in Frankfurt am Main. Anschließend studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der University of Buckingham in England. Nach einem Praktikum bei der Deutsche Bank AG und einem MBA-Studium am IMD im schweizerischen Lausanne absolvierte sie unter dem Pseudonym Susanne Kant ein weiteres Praktikum im BMW-Werk Regensburg. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Jan Klatten, Bruder des Wirtschafts- und Medienmanagers Werner E. Klatten, kennen.[3]
Seit 2004 ist Susanne Klatten Ehrensenatorin der Technischen Universität München und seit 2005 Mitglied in deren Hochschulrat. Im Jahr 2009 stiftete sie dieser Universität rund 10 Millionen Euro zur Errichtung des Susanne-Klatten-Stiftungslehrstuhls für Empirische Bildungsforschung an der TUM School of Education.[4]
Klatten erhielt 2005 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2007 den Bayerischen Verdienstorden.
Sie gehört zu den größten Parteispendern der CDU und der FDP.[5]
Privatleben
Mit Jan Klatten hat sie drei Kinder und lebt in Bad Homburg vor der Höhe.[6] Die Trennung von ihrem Ehemann wurde am 30. Juni 2018 bekannt.[7]
In den Jahren 2007 und 2008 wurde Susanne Klatten nach einer Affäre Opfer eines Erpressungsversuchs.[8][9] Der Beschuldigte Helg Sgarbi wurde 2009 wegen gewerbsmäßigen Betrugs und versuchter gewerbsmäßiger Erpressung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt.[10][11] 2014 wurde der Fall im Fernsehfilm In der Falle nachgezeichnet.
Anteilseignerin
1993 wurde Susanne Klatten mit 31 Jahren Mitglied im Aufsichtsrat der Altana AG und später dessen stellvertretende Vorsitzende. Im Jahr 1997 trat sie zusammen mit ihrem Bruder offiziell das Erbe ihres Vaters bei BMW an. Sie ist über ihre Gesellschaft Susanne Klatten GmbH & Co. KG für Automobilwerte Teilhaberin und Mitglied des Aufsichtsrates von BMW (20,7 %) und über ihre weitere Holdinggesellschaft SKion am Chemiekonzern Altana AG (100 %), dem Windturbinenhersteller Nordex SE (5,7 %) und dem Kohlenstofffaserspezialisten SGL Carbon (Einstieg im März 2009 mit 7,92 %, aktueller Beteiligungsstand 27,27 %) beteiligt.[12]
Zusammen mit der BMW AG, die am 18. November 2011 die Aufstockung der Beteiligung an SGL Carbon von 5,16 % auf 15,16 % verkündete,[13] tritt Susanne Klatten in gemeinsamer industrieller Strategie auf, um ein Übernahmeangebot an die restlichen Aktionäre der SGL Carbon zu vermeiden.[14] Zugleich beherrscht sie auf diese Weise ungeachtet ihrer Position als Großaktionärin bei BMW als private Investorin die SGL Carbon zusammen mit dem Münchener Automobilhersteller, der zusammen mit der SGL Group bereits ein Joint Venture betreibt. Seit April 2013 ist sie Aufsichtsratsvorsitzende von SGL Carbon.[15][13]
Im Oktober 2012 stieg Klatten mit ihrer Beteiligungsfirma SKion beim Altöl-Aufbereiter Avista Oil AG ein. Durch die 30-prozentige Beteiligung an Avista Oil ist SKion zum zweitgrößten Aktionär geworden.[16] Ebenfalls über ihre Beteiligungsfirma SKion erwarb sie 2015 ein Aktienpaket der auf Investitionen in Afrika ausgerichteten Firma Lonrho.[17]
Seit 2018 ist Klatten als Inhaberin von SKion und Altana – welche gemeinsam 46 Prozent besitzen – auch Anteilseignerin von Landa Digital Printing, einem Unternehmen des israelischen Unternehmers und Erfinders Benny Landa im Bereich Digitaldruck und Nanotechnologie.[18]
In der Wasseraufbereitung engagiert sie sich durch Beteiligungen an Herstellern von Aufbereitungsanlagen via SKion ebenfalls.[19]
Vermögen
Laut Forbes beläuft sich Klattens Vermögen im Jahr 2021 auf etwa 30 Milliarden US-Dollar, womit sie Platz 53 auf der Liste der reichsten Menschen der Welt belegt.[20] Laut dem Bloomberg Billionaires Index belegte sie mit Stand 19. Mai 2021 und einem geschätzten Vermögen von 25,9 Milliarden US-Dollar den 67. Platz auf der Rangliste der reichsten Menschen der Welt.[21]
Gesellschaftliches Engagement
Im April 2016 rief Susanne Klatten in Partnerschaft mit dem gemeinnützigen Analyseunternehmen Phineo die SKala-Initiative ins Leben, welche bundesweit etwa 100 gemeinnützige Organisationen fördert. Das Fördervolumen beträgt bis zu 100 Millionen Euro.[22] Unterstützt werden Organisationen, die nachweislich eine große soziale Wirkung erzielen.[23][24][25]
In Würdigung ihres Engagements für die SKala-Initiative wurde Klatten 2018 zusammen mit David Grossman mit dem Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin ausgezeichnet.[26]
Die von ihr gegründete Unternehmertum GmbH verschreibt sich der Start-up-Förderung und Innovationsberatung.[27] Mit ihrer Stiftung Nantesbuch will sie das Bewusstsein für Kunst und Natur schärfen.[28]
Klatten spendet jährlich regelmäßig an die CDU in Form von Großspenden. Zum Beispiel waren dies im Jahr 2020 50.000 Euro.[29] Des Weiteren ist Klatten als Senatorin bei acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften tätig.[30]
Literatur
- Larissa Holzki, Hans-Jürgen Jakobs: Von der Erbin zur Ermöglicherin. Susanne Klatten wollte immer mehr sein als nur der Spross der Quandt-Dynastie. Die Rolle ihres Lebens hat sie in der Unterstützung der Münchner Start-up-Szene gefunden. In: Handelsblatt. 29./30./31. Juli 2022, Seite 44–51 (Titelgeschichte, online).
- Rüdiger Jungbluth: Die Quandts. Deutschlands erfolgreichste Unternehmerfamilie. Campus, Frankfurt/Main 2015, ISBN 978-3-593-50270-0.
- Joachim Scholtyseck: Der Aufstieg der Quandts – Eine deutsche Unternehmerdynastie. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62251-9.
- Ursula Schwarzer, Dietmar Student: Quandt-Dynastie – Erben ohne Fortune. In: Manager Magazin. Nr. 4, 15. Mai 2006, ISSN 0047-5726 (manager-magazin.de [abgerufen am 8. März 2013]).
Weblinks
- Susanne Klatten. Biografie bei „who’s who“
Einzelnachweise
- ↑ Millionärsranking: Das sind die reichsten Frauen Deutschlands. Abgerufen am 12. Februar 2018.
- ↑ Denis Staunton: Visions of Johanna. The Guardian, 26. März 2000
- ↑ Heinz Bude: Aus Liebe zur Sippe. In: Die Zeit, Nr. 15/2005
- ↑ Erste deutsche Fakultät für Lehrerbildung und Bildungsforschung erfolgreich gestartet. Technische Universität München. 27. Oktober 2009. Abgerufen am 22. November 2012.
- ↑ Von Susanne Klatten geleistete Parteispenden seit 2000; Politische Datenbank Unklarheiten.de
- ↑ über Susanne Klatten: drei Kinder. Forbes.com (englisch), abgerufen am 8. September 2013
- ↑ Reichste Frau Deutschlands trennt sich von Ehemann. Welt Online, 30. Juni 2018
- ↑ Anna v. Münchhausen: Susanne Klatten. Der Fall der Muster-Erbin. FAZ.net, 9. November 2008, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Norbert Bogdon: Arme Milliardärin: Klatten sah Anzeige gegen Erpresser als „einzige Chance“. In: Spiegel Online. 21. November 2008, abgerufen am 8. März 2013 (dpa/AP).
- ↑ Susanne Klatten ist zufrieden mit dem Urteil. Welt Online, 9. März 2009, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Klatten-Erpressung: Urteil gegen Helg Sgarbi ist rechtskräftig. Spiegel Online, 17. März 2009, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Carsten Dierig: Milliardärin Klatten ärgert den Volkswagen-Konzern. Welt Online, 19. Mai 2011, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ a b BMW AG erwirbt Anteile an SGL Carbon SE. Pressemeldung. BMW Group Corporate News, 18. November 2011, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Markus Fasse: Kommentar: Eine deftige Niederlage für Piëch. Handelsblatt.com, 18. November 2011, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Spiegel-online vom 30. April 2013
- ↑ Altöl-Aufbereiter: BMW-Erbin Klatten steigt bei Avista Oil ein. Handelsblatt.com, 12. Oktober 2012, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Sven Millischer: Reichste Deutsche setzt auf Schmidheiny und Frey. Handelszeitung, 6. Januar 2016
- ↑ Landa Press Releases: Landa Digital Printing schlägt nächstes Kapitel in der Unternehmensgeschichte auf. Abgerufen am 19. Juli 2019.
- ↑ manager magazin premium: Susanne Klatten & Stefan Quandt: erstes gemeinsames Interview. Abgerufen am 21. Juni 2019.
- ↑ Susanne Klatten. Abgerufen am 16. Mai 2021 (englisch).
- ↑ Bloomberg Billionaires Index. In: bloomberg.com. Abgerufen am 19. Mai 2021.
- ↑ skala-initiative.de – Website der Spenden-Initiative, abgerufen am 17. Mai 2016.
- ↑ BMW-Erbin: Susanne Klatten plant Millionenspenden. Spiegel Online; abgerufen am 17. Mai 2016.
- ↑ Die Spenden-Revolution der stillen Milliardärin. Welt Online; abgerufen am 17. Mai 2016.
- ↑ Warum BMW-Erbin Klatten 100 Millionen Euro spendet. RBB-online.de; abgerufen am 17. Mai 2016.
- ↑ Klatten und Grossman mit Toleranzpreis ausgezeichnet. (Nicht mehr online verfügbar.) Berliner Morgenpost, 11. November 2018, archiviert vom Original am 1. Dezember 2018 . .
- ↑ manager magazin premium: Susanne Klatten & Stefan Quandt: erstes gemeinsames Interview. Abgerufen am 21. Juni 2019.
- ↑ Stiftung Nantesbuch gGmbH. Abgerufen am 21. Juni 2019.
- ↑ 1,25 Millionen Euro aus der Immobilienbranche für die CDU. Abgerufen am 3. August 2021.
- ↑ Personaleintrag bei acatech. Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), abgerufen am 21. Februar 2022.
Personendaten | |
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NAME | Klatten, Susanne |
ALTERNATIVNAMEN | Klatten, Susanne Hanna Ursula (vollständiger Name); Quandt, Susanne (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Unternehmerin |
GEBURTSDATUM | 28. April 1962 |
GEBURTSORT | Bad Homburg vor der Höhe |