Talmessit
Talmessit | |
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Rosa Talmessit aus der Ightem Mine, Bou Azzer District, Provinz Ouarzazate, Region Souss-Massa-Draâ, Marokko (Bildbreite 1,5 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Ca2Mg[AsO4]2·2H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.CG.05 (8. Auflage: VII/C.17) 40.02.02.05 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1 |
Raumgruppe (Nr.) | P1[2] (Nr. 2) |
Gitterparameter | a = 5,87 Å; b = 6,94 Å; c = 5,54 Å α = 97,3°; β = 108,7°; γ = 108,1°[2] |
Formeleinheiten | Z = 1[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,421; berechnet: [3,53][3] |
Spaltbarkeit | keine |
Farbe | farblos, weiß, rosarot bis bräunlichrosa, hellgrün |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,672 nβ = 1,685 nγ = 1,698[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,026[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 90° (gemessen); 88° (berechnet)[4] |
Talmessit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ca2Mg[AsO4]2·2H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Magnesium-Arsenat.
Talmessit entwickelt nur kleine Kristalle bis etwa drei Millimeter Größe mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Meist findet er sich in radialstrahligen, faserigen Mineral-Aggregaten, stalaktitischen Formen oder krustigen Überzügen. In reiner Form ist Talmessit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen von Cobalt eine rosarote bis bräunlichrosa bzw. von Nickel eine hellgrüne Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Talmessit bildet eine Mischkristallreihe mit Gaitit (Ca2Zn[AsO4]2·2H2O[2]) und Roselith-β (Ca2Co[AsO4]2·2H2O[2]).[4]
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Talmessit in der Talmessi Mine bei Anarak in der iranischen Provinz Isfahan und beschrieben 1960 durch P. Bariand und P. Herpin, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.
Typmaterial des Minerals wird in der Sammlung der Mines ParisTech in Paris (Frankreich) und Natural History Museum in London (England) aufbewahrt.[3]
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Talmessit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Brandtit, Cassidyit, Collinsit, Fairfieldit, Gaitit, Hillit, Messelit, Parabrandtit, Roselith, Roselith-β (Roselith-Beta), Wendwilsonit und Zinkroselith die „Fairfieldit-Roselith-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/C.17 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Talmessit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis von Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex zum Kristallwasseranteil, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Roselith-β, Cassidyit, Collinsit, Fairfieldit, Gaitit, Hillit, Messelit, Nickeltalmesit (IMA 2008-051) und Parabrandtit die „Fairfielditgruppe“ mit der System-Nr. 8.CG.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Talmessit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Fairfieldit-Untergruppe (Triklin: P1)“ mit der System-Nr. 40.02.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O)“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Talmessit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von hydrothermalen Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Annabergit, Aragonit, Austinit, Baryt, Calcit, Dolomit, Domeykit, Erythrin, Fluorit, Gaitit, Pikropharmakolith und Pharmakolith auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Talmessit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 50 Fundorte[5] bekannt sind. Seine Typlokalität Talmessi Mine bei Anarak ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort im Iran.
In Deutschland konnte Talmessit bisher bei Wittichen in Baden-Württemberg, in der Grube Wilhelm bei Bauhaus (Nentershausen) und auf einer Erzhalde bei Richelsdorf in Hessen sowie im Schacht 139 (Abrahamhalde) bei Lauta (Marienberg), im Schacht 366 neha Bad Schlema-Hartenstein und bei Schneeberg im sächsischen Erzgebirge gefunden werden.
Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist Hirschentor, wo das Mineral bei einem Straßenaufschluss nahe Klippitztörl in Kärnten entdeckt wurde.
In der Schweiz kennt man das Mineral bisher nur aus der Grube Falotta bei Tinizong-Rona im Kanton Graubünden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Chile, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Marokko, Namibia, Tschechien, Ungarn, im Vereinigten Königreich (UK) und den Vereinigten Staaten von Amerika.[6]
Kristallstruktur
Talmessit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 5,87 Å; b = 6,94 Å; c = 5,54 Å; α = 97,3°; β = 108,7° und γ = 108,1° sowie eine Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
Literatur
- P. Bariand, P. Herpin: Un arséniate de calcium et de magnésium, isomorphe de la β rosélite. In: Bulletin de la Société Française de Minéralogie et de Cristallographie. Band 83, 1960, S. 118–121 (rruff.info PDF; 1,86 MB; französisch)
- Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 45, 1960, S. 1313–1317 (rruff.info PDF; 374 kB; Talmessit ab S. 3)
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 645 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
- Mineralienatlas: Talmessit (Wiki)
- Webmineral – Talmessite.
- Database of Raman spectroscopy – Talmessite.
- American Mineralogist Crystal Structure Database – Talmessite.
Einzelnachweise
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 483.
- ↑ a b Talmessite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org PDF; 67 kB).
- ↑ a b c d Mindat – Talmessite.
- ↑ Mindat – Anzahl der Fundorte für Talmessit.
- ↑ Fundortliste für Talmessit beim Mineralienatlas und bei Mindat.