Technische Universität Nürnberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Technische Universität Nürnberg
Gründung 1. Januar 2021
Trägerschaft staatlich
Ort DEU Nürnberg COA (klein).svg Nürnberg
Bundesland Bayern Bayern
Land Deutschland Deutschland
Präsident Hans Jürgen Prömel[1]
Studierende 0
Website utn.de

Die Technische Universität Nürnberg (kurz: TU Nürnberg) ist eine im Aufbau befindliche Technische Universität in Nürnberg, Bayern. Gegründet wurde sie am 1. Januar 2021. Seitdem werden Lehre und Forschung aufgebaut. Zudem entsteht im Nürnberger Stadtteil Lichtenreuth[2] eine komplett neue Campusuniversität.

Hintergrund

Die Neugründung ist Teil eines Bildungsinvestitionspaketes der bayerischen Staatsregierung für den Großraum Nürnberg. Darüber hinaus sind Investitionen von 1,5 Milliarden Euro in die Universität Erlangen-Nürnberg und 300 Millionen Euro in die Technische Hochschule Nürnberg vorgesehen.[3]

Vorsitzender der Strukturkommission zum Aufbau der Hochschule war von 2017 bis 2019 Wolfgang A. Herrmann.[4] Unterstützt wurde er unter anderem von Gerhard Casper.[5] Im Dezember 2020 verabschiedete der Bayerische Landtag das „Gesetz zur Errichtung der Technischen Universität Nürnberg“ zum 1. Januar 2021.

Nach Angabe der Bayerischen Staatsregierung sind derzeit 1,2 Milliarden Euro für den Aufbau der TU Nürnberg vorgesehen. Der Wissenschaftsrat hat im Januar 2020 das Konzept gebilligt aber auch Kritik geäußert.[6]

Aufbau

Am 1. Januar 2021 trat Markus Zanner als Kanzler der TU Nürnberg den Dienst an.[7] Im Februar 2021 wurde Hans Jürgen Prömel zum Gründungspräsidenten mit Amtsantritt zum 1. März 2021 benannt, zunächst für eine Amtszeit von fünf Jahren.[8]

Im August 2021 fand am Baugelände der erste Spatenstich statt. Das so genannte Verfügungsgebäude soll Ende 2023 bezogen werden. In die Konzeption aller Bauten am Campus wird von Anfang an ein Nachhaltigkeitskonzept integriert. Seit Oktober 2021 steht nach einem Beschluss des Nürnberger Stadtrats außerdem der Name der ersten Campus-Straße fest. Sie wird nach der Astrophysikerin und Maschinenbauerin Luise Herzberg benannt.

Im Dezember 2021 hat die TU Nürnberg eine Kooperationsvereinbarung mit der Technischen Hochschule Nürnberg unterzeichnet. Die Technische Hochschule Nürnberg wird auf dem Campusgelände der TU Nürnberg einen Modulbau für Studiengänge der Gesundheitswissenschaften errichten.

Am 1. Januar 2022 trat Isa Jahnke als Gründungsvizepräsidentin für Studium, Lehre und Internationales ihren Dienst an. Als Expertin für digitale Didaktik hat sie zudem die Professur „Information Science & Learning Technologies“ inne.

Ebenfalls im Januar 2022 hat die TU Nürnberg das erste Department errichtet. Gründungs-Chair ist seit 1. Februar 2022 der Leibniz-Preis-Träger Wolfram Burgard. Er wird das Department Engineering aufbauen und mit dem Bereich Künstliche Intelligenz und Robotik einen ersten Schwerpunkt an der TU Nürnberg setzen.

Lage

Im Süden Nürnbergs, im statistischen Stadtteil 4 Südliche Außenstadt, im statistischen Bezirk 41 Rangierbahnhof, soll der 37,5 ha große Universitäts-Campus entstehen. Dieser soll Teil des neuen Stadtteils Lichtenreuth werden. Das für die TU Nürnberg vorgesehene Areal liegt an der Brunecker Straße, im Bereich der alten Umladehallen des stillgelegten Güterbahnhofs Nürnberg Süd, zwischen Eisenbahnausbesserungswerk und Münchener Straße. Das Areal wurde in den letzten 20 Jahren im Wesentlichen nur als Großparkplatz und Schrottplatz genutzt.

Bis zur Fertigstellung der ersten Neubauten auf dem Areal an der Brunecker Straße wird die Universität interimsweise im Komplex „The Plant“ in der Ulmenstraße einziehen.

Studienkonzept

Die neue Technische Universität Nürnberg soll mit ihrem interdisziplinären Ansatz zwischen Technik-, Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften „bundesweiten Modellcharakter“ haben und ein „völlig neues universitäres Denken“ entwickeln.[9]

Statt Fakultäten gibt es an der TU Nürnberg so genannte Departments. Das erste fasst unter dem Namen Engineering alle technikwissenschaftlichen Disziplinen zusammen. Das zweite Department, das im Laufe des Jahres 2022 errichtet werden soll, nennt sich Liberal Arts & Sciences. Hier werden Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik gebündelt. Eines der großen Ziele der TU Nürnberg ist es, die Ingenieurwissenschaften mit anderen Themenfeldern der Gesellschaft zu vernetzen. Weitere Besonderheiten neben dem interdisziplinären Ansatz sind die digitale und die internationale Ausrichtung; Vorlesungen sollen überwiegend auf Englisch gehalten werden.[10]

Geplant ist langfristig ein Volumen von ca. 200 bis 240 Professuren, ca. 1800 bis 2000 Mitarbeitenden und ca. 5000 bis 6000 Studierenden um ein Betreuungsverhältnis von einer Professorin bzw. Professor zu 25 Studierenden sicherzustellen.

Kritik

Doppelangebote in der Region

Kritik kommt von den Oppositionsparteien im Bayerischen Landtag.

Hier werden Doppelangebote geschaffen, deren Sinn sich mir nicht erschließt. Wir haben weder eine Bedarfs- noch eine Machbarkeitsstudie für die geplante neue Universität zu Gesicht bekommen.“ (Isabell Zacharias, hochschulpolitische Sprecherin der bayerischen SPD-Landtagsfraktion)[3]

Die Technische Hochschule Nürnberg (THN) zählt mit rund 13.000 Studenten bereits zu den zwanzig größten Fachhochschulen Deutschlands. Die Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist mit rund 40.000 Studenten die zehntgrößte Universität Deutschlands, mit der bedeutenden Technischen Fakultät (TechFak) und interdisziplinär arbeitende Exzellenzcluster im mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bereich.[3]

In die FAU sollen 1,5 Milliarden Euro investiert werden, in die THN 300 Millionen Euro und nun in die TUN zudem 1,2 Milliarden Euro, also insgesamt in die Region für Hochschulen 3 Milliarden Euro.

„So schön kann Landespolitik sein: Ein strahlender Markus Söder, der das freistaatliche Füllhorn über der Region ausschüttet […] Der danach in Erlangen reflexartig erfolgte Katzenjammer - die FAU fürchtete nicht zu Unrecht unliebsame Konkurrenz für ihre wohl bedeutendste Fakultät (die TechFak) - ist dank freundlicher Finanzspritzen seitens des Freistaates längst verstummt. Nur noch hinter den Kulissen wird vereinzelt kräftig geschimpft […] Kein Wunder, dass FAU-Präsident Prof. Joachim Hornegger mit dem Mitbewerber keine Probleme mehr hat. Ob er sich wirklich, wie er betont hat, auf die Konkurrenz freut, sei dahingestellt.“[11]

Abbruch der Umladehallen

Für die TU Nürnberg wird die ehemalige Umladehalle abgerissen

Die alten Umladehallen am Südbahnhof wurden abgerissen, statt wie vorgeschlagen, sie nach Vorbild der Station F in Paris in die Technische Universität zu integrieren.[12] Die Stadtbild-Initiative Nürnberg erhob Vorwürfe, u. a. des „Vandalismus“.[13]

Einzelnachweise

  1. https://www.tu-n.org/2021/02/11/prof-dr-hans-juergen-proemel-wird-gruendungspraesident-der-neuen-technischen-universitaet-nuernberg/
  2. Technische Universität Nürnberg Webseite der Stadt Nürnberg. Abgerufen am 22. Juli 2020
  3. a b c Mareike Knoke: TU Nürnberg: Neue Universität für Ingenieure ist umstritten. In: DIE WELT. 17. September 2018 (welt.de [abgerufen am 18. September 2018]).
  4. TUM international: Prof. Wolfgang A. Herrmann. Abgerufen am 27. Dezember 2021.
  5. „Elite-Präsident: Was Nürnberg von Stanford lernen kann. Ehemaliger Stanford-Kopf plant die neue Technische Universität.“auf nordbayern.de vom 15. August 2018; abgerufen am 19. August 2018.
  6. Wissenschaftsrat - Publikationen - Stellungnahme zum Konzept zur Gründung der Technischen Universität Nürnberg (Drs. 8254-20), Januar 2020. Abgerufen am 23. Februar 2020.
  7. https://www.tu-n.org/ueber/gruendungspraesidium/
  8. Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel wird Gründungspräsident der neuen Technischen Universität Nürnberg. Technische Universität Nürnberg, 11. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021.
  9. Hochschulgründung: Bayern spendiert Nürnberg eine neue Uni. In: Spiegel Online. 4. Juli 2018 (spiegel.de [abgerufen am 18. September 2018]).
  10. „Nürnberg bekommt Technische Uni mit "Modellcharakter"“, Münchner Merkur vom 9. Juli 2018, abgerufen am 18. August 2018
  11. nordbayern.de: Warum die Nürnberger Unipläne Grund zum Jubeln sind, 04. Juli 2018. Abgerufen am 17. Januar 2019.
  12. nordbayern.de: Pariser Vorbild: So könnten Nürnbergs Umladehallen aussehen, 25. April 2018. Abgerufen am 17. Januar 2019.
  13. Stadtbild-Initiative Nürnberg: Pressemitteilung zum Abriss der Umladehallen am Südbahnhof, 20. Juni 2018. Abgerufen am 17. Januar 2019.