Theresia Helm

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Theresia Helm, verheiratet Theresia Bruckner (* 6. April 1801 in Sierning; † 11. November 1860 in Ebelsberg), war die Mutter des Komponisten Anton Bruckner.

Leben

Taverne Neuzeug, Geburtshaus Theresia Helms, Theresia-Helm-Str. 28
Alter Pfarrhof von Wolfern

Theresia Helm kam am 6. April 1801 in Sierning, Nz. 1 (= Neuzeug Nr. 1), auf die Welt[1] und wurde am 7. April 1801 um 10 [Uhr] früh in der Pfarrkirche Sierning getauft, Taufpaten waren Handelsleute, nämlich H[err] Jos. und Fr. Theresia […] Bauhofer.[2] Ihr Vater, Johann Ferdinand Helm, war Amtsverwalter, Gastgeb und der Herbergsvater der Flößer im Wirtshaus „Zum Krößwang“[3] in Neuzeug 1 (jetzt: Taverne Neuzeug, Theresia-Helm-Straße 28), ihre Mutter Anna Maria, eine geborene Mayrhofer, stammte ebenso aus Neuzeug.

Theresia wuchs in einem vermögenden Haushalt auf, da ihr Vater über reichlichen Grundbesitz verfügte, Einkünfte als Amtsverwalter der Herrschaft Gschwendt in Neuzeug erhielt, den oben erwähnten Gasthof betrieb und zudem die Messerer- und Verlegergerechtigkeit besaß. Ihre Mutter starb, als Theresia Helm zehn Jahre alt war, woraufhin ihr Vater ein zweites Mal heiratete, er aber selber nach wenigen Jahren verschied. Nun heiratete ihre Stiefmutter ebenso ein zweites Mal, im Jahre 1821, woraufhin Theresia Helm ab diesem Zeitpunkt Stiefeltern hatte.

1817 ist sie als Wirtschafterin im Pfarrhof Wolfern nachweisbar, führte um 1820 vorübergehend ihrem verwitweten Onkel väterlicherseits den Haushalt, muss aber 1822 in den Pfarrhof von Wolfern zurückgekehrt sein, wo sie ihren späteren Mann, den um zehn Jahre älteren Lehrer Anton Bruckner (sen.) kennenlernte.[4] Am 30. September 1823 heiratete sie dann in Ansfelden Anton Bruckner (sen.),[5] mit dem sie elf Kinder hatte, wovon nur fünf überlebten.[6] Bei der Taufe ihres ersten Kindes Joseph Anton, das am 4. September 1824 um 4:15 Uhr in Ansfelden zur Welt kam und um 17:00 Uhr desselben Tages in der Pfarrkirche zum hl. Valentin getauft wurde, ist ihre Herkunft nochmals erwähnt.[7] Nach dem Tode ihres Mannes, der 1837 verstarb, musste Theresia innerhalb von zwei Wochen die Dienstwohnung räumen und zog mit ihren vier jüngeren Kindern, ihrem verbliebenen Besitz, der auf einen Handkarren passte, und ihrer blinden Schwägerin nach Ebelsberg, wo sie als Hilfsmagd und Wäscherin arbeitete,[8] während sie ihren Sohn Anton Bruckner im Stift St. Florian als Sängerknaben unterbrachte.[9]

Theresia Bruckner, geb. Helm, auf ihrem Totenbett, 11. November 1860

Theresia Bruckner verstarb am Sonntag, dem 11. November 1860 in Linz-Ebelsberg (Ebelsberg Nr. 70) an Tuberkulose.[10] Anton Bruckner, der seine Mutter finanziell unterstützt hatte, sie verehrte und immer ein Foto von ihr in seiner jeweiligen Wohnung hängen hatte, ließ daraufhin einen Fotografen aus Linz holen, um seine Mutter auf dem Totenbett ablichten zu lassen. An seine Schwester Rosalia schrieb er: „Liebe Sali! Leider muß ich Dir berichten, daß die Sache einen überraschenden Ausgang genommen hat. Unsere gute Mutter ist heute (11. November) um 4 Uhr ins bessere Jenseits gegangen. Die Leiche ist Dienstag früh Morgens, wobei ich Dich erhoffe. Vielleicht kommt auch der Schwager…“ Die Fotografie des Linzer Fotografen war danach, wie Bruckners Schüler berichten, zeitlebens hinter einem grünen Vorhang bedeckt in seiner Wohnung aufgehängt. Er betete, besonders in Zeiten seiner Krisen, vor diesem Bild seiner toten Mutter.[11] Theresia Bruckner wurde in Ebelsberg bei Linz bestattet, 1924 aber umgebettet und im Grab ihres Mannes in Ansfelden beigesetzt.[12]

Anton Bruckner erwähnte seine Mutter mehrmals in seinen Briefen. In einem Schreiben an Leopold Hofmeyr in Steyr z. B. bemerkte er 1882, dass er am 15. Oktober (hl. Theresia von Ávila) stets […] d[as] so theure Namensfest meiner seligen Mutter […] feiere.[13] Seinem Freund Josef Kluger teilte er mit, dass er 1872, im Gedenken an seine Mutter, das Andante (Misterioso) im Adagio seiner 3. Symphonie an ihrem Namenstag komponiert habe.[14]

Ehrung

Zu Ehren von Theresia Helm benannte die Marktgemeinde Sierning eine Straße nach ihr.[15]

Literatur

  • Andrea Harrandt, Otto Schneider (Hrsg.): Briefe 1852–1886. Wien 1998 (Anton Bruckner, sämtliche Werke in 24 Bänden, hrsg. von der Generaldirektion der österr. Nationalbibliothek und der internat. Bruckner-Gesellschaft, unter der Leitung von Leopold Nowak), Band 1, ISBN 3-900270-42-2.
  • Franz Gräflinger: Anton Bruckner. Bausteine zu seiner Lebensgeschichte. Reinhard Piper & Co., München 1911.
  • Gerhard Hartmann: Ergänzungen zur Ahnenliste Anton Bruckners. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 124a, Linz 1979, S. 135–141 (zobodat.at [PDF]).
  • Elisabeth Maier: Anton Bruckner als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist. Aspekte einer Berufung (= Anton Bruckner, Dokumente und Studien. Band 15). Wien 2009, ISBN 978-3-900270-72-8 (mit einem Beitrag von Ikarus Kaiser: Der Dom- und Stadtpfarrkapellmeister Karl Borromäus Waldeck und die Orgel der Stadtpfarrkirche in Linz).
  • Elisabeth Maier: Verborgene Persönlichkeit. Anton Bruckner in seinen privaten Aufzeichnungen. (Anton Bruckner, Dokumente und Studien. Band 11, 2 Teile). Wien 2001, ISBN 3-900270-60-0.
  • Elisabeth Maier: Anton Bruckner; Stationen eines Lebens. Unter Mitarbeit von Renate Grasberger und mit einem Essay von Wolfgang Winkler. Linz 1996, ISBN 3-85214-654-2.
  • Heinz Schöny: Neues zu Anton Bruckners Vorfahren. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 108, Linz 1963, S. 251–255 (zobodat.at [PDF]).
  • Othmar Wessely: Beiträge zur Familiengeschichte Anton Bruckners. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 100, Linz 1955, S. 143–151 (zobodat.at [PDF]).

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Pfarrarchiv Sierning, Taufregister 05, 1785–1812. In: ICARUS4all, Matricula, [1], Bildnummer S61XXX05_00038.
  2. Pfarrarchiv Sierning, Taufbuch 10, 1785–1812, S. 75. In: ICARUS4all, Matricula, [2], Bildnummer S61GGGG10_00172.
  3. Bei Wessely: […] Herbergsvater der Flößer u. Gastgeb „Zum Krößwagen“ [sic] in Neuzeug; Othmar Wessely: Beiträge zur Familiengeschichte Anton Bruckners. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins. Band 100, Linz 1955, S. 149 (ooegeschichte.at [PDF]).
  4. Elisabeth Maier: Verborgene Persönlichkeit. Anton Bruckner in seinen privaten Aufzeichnungen, Wien 2001 (Anton Bruckner, Dokumente und Studien, hg. von Theophil Antonicek in Zusammenarbeit mit Moritz Csáky, Andrea Harrandt und Elisabeth Maier, Band 11, Teil 1), S. 523.
  5. Pfarrarchiv Ansfelden, Trauungbuch 3, 1819–1826, S. 5. In: ICARUS4all, Matricula, [3], Bildnummer: A20HHHH03_00006.
  6. Nach Anton überlebten und wurden erwachsen: Rosalia, genannt Sali (* 17. Februar 1829; † 5. Mai 1898 in Vöcklabruck), Josefa, genannt Pepi (* 13. März 1830; † 3. Juli 1874 in St Florian), Ignaz, genannt Nazi (* 28. Juli 1833, † 4. Jänner 1913 in St. Florian) und Maria Anna genannt Nani (* 27. Juni 1836, † 16. Jänner 1870 in Wien; Nani führte Bruckner ab 1866 in Linz und Wien den Haushalt). In: Elisabeth Maier: Anton Bruckner als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist. Aspekte einer Berufung. Mit einem Beitrag von Ikarus Kaiser: Der Dom- und Stadtpfarrkapellmeister Karl Borromäus Waldeck und die Orgel der Stadtpfarrkirche in Linz, Wien 2009 (Anton Bruckner, Dokumente und Studien, hg. von Theophil Antonicek, in Zusammenarbeit mit Andreas Lindner und Klaus Petermayr, Band 15), S. 60f.
  7. Theresia Bruckner sei die eheliche Tochter des Ferdinand Helm, einem gewes[enen] Amtsverwalter in Neuzeug, Gemeinde Sierning und Maria, geb. Mayrhofer. Pfarrarchiv Ansfelden, Taufbuch 04 (IV), Geburten 1819–1826. In: ICARUS4all, Matricula, [4], Bildnummer 04_00009.
  8. Elisabeth Maier: Verborgene Persönlichkeit. Anton Bruckner in seinen privaten Aufzeichnungen, Wien 2001 (Anton Bruckner, Dokumente und Studien, hg. von Theophil Antonicek in Zusammenarbeit mit Moritz Csáky, Andrea Harrandt und Elisabeth Maier, 2 Bände, Band 11, Teil 1), S. 524.
  9. Elisabeth Maier: Anton Bruckner als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist. Aspekte einer Berufung. Mit einem Beitrag von Ikarus Kaiser: Der Dom- und Stadtpfarrkapellmeister Karl Borromäus Waldeck und die Orgel der Stadtpfarrkirche in Linz. Wien 2009 (Anton Bruckner, Dokumente und Studien, hg. von Theophil Antonicek, in Zusammenarbeit mit Andreas Lindner und Klaus Petermayr, Band 15), S. 60.
  10. Oberösterreichisches Landesarchiv: Linz - Ebelsberg, Sterbefälle – Duplikate 1860. In: ICARUS4all, Matricula, [5], Bildnummer PfmF090 - 00609.
  11. Elisabeth Maier: Anton Bruckner als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist. Aspekte einer Berufung. Mit einem Beitrag von Ikarus Kaiser: Der Dom- und Stadtpfarrkapellmeister Karl Borromäus Waldeck und die Orgel der Stadtpfarrkirche in Linz. Wien 2009 (Anton Bruckner, Dokumente und Studien, hg. von Theophil Antonicek, in Zusammenarbeit mit Andreas Lindner und Klaus Petermayr, Band 15), S. 11.
  12. Anton Bruckner in Österreich, Anton Bruckner Institut Linz 1981, S. 7 (pdf)
  13. Briefe 1852–1886, Anton Bruckner Gesamtausgabe, Band 1, S. 199.
  14. August Göllerich: "Wien: 1886–1881". (Anton Bruckner - Ein Lebens- und Schaffensbild, posthum hg. von Max Auer, Band 4, 1. Teil). Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1922–1936, S. 260.
  15. Straßenplan Neuzeug; abgerufen am 9. Dez. 2014.