Thorsten Dietz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Thorsten Dietz (* 1971 in Gelsenkirchen) ist ein deutscher evangelischer Theologe. Er lehrt als Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule Tabor und ist Privatdozent an der Universität Marburg.

Leben

Thorsten Dietz studierte Theologie, Philosophie und Germanistik in Münster, Tübingen und Marburg. Angeregt durch die Bücher Dostojewskis setzte sich Dietz, der seit seiner Jugend Atheist gewesen war, ernsthaft mit dem Christentum auseinander und entwickelte während seines Studiums einen persönlichen Glauben.[1] Insbesondere in den Jahren 1993 bis 2007 publizierte er mehrere Artikel in der theologischen Zeitschrift ichthys. 2002 legte er sein zweites kirchliches Examen ab und war anschließend bis 2005 als Vikar und Pfarrer zur Anstellung in Castrop-Rauxel tätig.

Seit 2005 ist Dietz Dozent an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. 2008 wurde er am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg mit einer Dissertation über den Begriff der Furcht bei Martin Luther zum Dr. theol. promoviert.[2] Für seine Dissertation wurde er 2010 mit dem Martin-Luther-Preis für den akademischen Nachwuchs der Luther-Gesellschaft ausgezeichnet. Im Jahre 2011 erhielt Dietz eine Professur an der Evangelischen Hochschule Tabor. 2014 erfolgte seine Habilitation an der Universität Marburg für das Fach Systematische Theologie mit einer Arbeit zum Thema „Religiöse Gefühle“, und er erhielt ebenda eine Privatdozentur im Fachbereich Evangelische Theologie. 2016 wurde Dietz als ständiger Gast in die Kammer für Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland berufen. Seit 2020 ist er Mitglied des Trägervereins des ERF[3] und zählt zu den Hauptreferenten bei Worthaus. Laut einer Pressemitteilung der Hochschule wird Dietz Tabor im Herbst 2022 verlassen und zur Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich wechseln.[4]

Kritik

In seinem Buch über Sünde versuchte Dietz, dieses christliche Thema auch solchen Menschen verständlich zu machen, die keine Christen sind. Dieses Anliegen wurde in Rezensionen gewürdigt, aber nach Ansicht mancher Kritiker komme der Aussagegehalt der Bibel bei Dietz nur ansatzweise zur Geltung. Tanja Bittner weist darauf hin, dass Dietz die Bibel neben andere „Narrative“ (etwa Romane oder Filme) legt. Dabei zeigen sich Übereinstimmungen. Was die Bibel darüber hinaus mitteilt, werde vernachlässigt. Sünde sei dann bloß, wenn gegen die großen Werte „Toleranz, Relativismus oder Selbstwerdung“ verstoßen werde.[5] Ähnlich urteilt Franz Graf-Stuhlhofer; er zieht folgendes Fazit: „Ich finde in seinem Buch gute Fragen, originelle Ansätze, zahlreiche Andeutungen und Umschreibungen, aber keine komprimierte, auf die Bibel als göttliche Offenbarung gestützte Beleuchtung dieses wichtigen Themas.“[6]

Mitgliedschaften und Gremien

Publikationen (Auswahl)

Monografien

  • Der Begriff der Furcht bei Luther (= Beiträge zur historischen Theologie 147). Mohr Siebeck, Tübingen 2009, ISBN 978-3-16-149893-0.
  • Sünde. Was Menschen heute von Gott trennt. SCM R. Brockhaus, Witten 2016, ISBN 978-3-417-26784-6 (kritisch besprochen in den AfeT-Rezensionen).
  • Weiterglauben. Warum man einen großen Gott nicht klein denken kann. Brendow Verlag, Moers 2018, ISBN 978-3-9614001-8-8.
  • Gott in Game of Thrones. Was rettet uns, wenn der Winter naht? Überraschende Erkenntnisse über die Religionen von Westeros. Adeo Verlag, Aßlar 2020, ISBN 978-3-86334-248-7.
  • Menschen mit Mission. Eine Landkarte der evangelikalen Welt. SCM Brockhaus, Witten 2022, ISBN 978-3-417-00015-3.[7]

Als Mitautor

  • mit Tobias Faix: Transformative Ethik – Wege zum Leben. Einführung in eine Ethik zum Selberdenken, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2021, ISBN 978-3-7615-6775-3.

Als Herausgeber

  • (mit Harald Matern): Rudolf Otto. Religion und Subjekt (Christentum und Kultur 12). Theologischer Verlag, Zürich 2012.
  • (mit Norbert Schmidt): Wort, Wahrheit, Wirklichkeit. Beiträge zum Gespräch mit Heinzpeter Hempelmann. Gießen 2015.
  • (mit Henning Freund): Gebet und Erfahrung (= Schriften der Evangelischen Hochschule Tabor Bd. 5). LIT, Berlin 2015.
  • Dietrich Bonhoeffer: Theologische Briefe aus „Widerstand und Ergebung“ (= Große Texte der Christenheit, Band 2). Leipzig 2017.

Vorträge

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thorsten Dietz: Predigt bei der ICF-Gemeinde Basel. 15. Oktober 2017, abgerufen am 3. Juni 2018.
  2. Vgl. den Dissertationsbericht von Thorsten Dietz.
  3. ERF Medien legt Grundstein für die Zukunft, erf.de, Pressemitteilung vom 11. Mai 2020.
  4. Thorsten Dietz verlässt Tabor und wechselt nach Zürich. In: PRO | Das christliche Medienmagazin. 26. November 2021, abgerufen am 27. Dezember 2021.
  5. Tanja Bittner: Besprechung des Buches Sünde von Thorsten Dietz, in: Glaube und Denken heute, 2018, Ausgabe 1, S. 59–62.
  6. Franz Graf-Stuhlhofer: Besprechung des Buches Sünde von Thorsten Dietz, in: AfeT-Rezensionen, April 2018.
  7. Rolf Hille: Hat das postevangelikale Brückenbauen Grenzen? In: idea.de. 18. Mai 2022, abgerufen am 18. Mai 2022 (Kommentar zu Dietz’ Buch).