Tobias Moretti

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Tobias Moretti (eigentl. Tobias Bloéb; * 11. Juli 1959 in Gries am Brenner) ist ein österreichischer Theater- und Filmschauspieler. International bekannt wurde er mit der Fernsehserie Kommissar Rex.

Leben und Privates

Tobias Moretti wurde als ältester von vier Söhnen von Harry Bloéb und seiner Frau Waltraud, geb. Untertriefallner, in Gries in Tirol geboren und wuchs in Vill bei Innsbruck auf.[1][2][3] Sein Bruder Gregor Bloéb ist ebenfalls Schauspieler. Über seine Kindheit sagte Tobias Moretti: „Ich bin in jesuitischem Umfeld aufgewachsen, mit hochintegren und modernen Menschen, die für andere da sind, mit unerschütterlichem Optimismus und fern von aller Weltfremdheit.“[4]

Nach der Matura begann er zunächst ein Kompositionsstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, wechselte jedoch rasch an die Otto-Falckenberg-Schauspielschule in München,[5] die er von 1981 bis 1984 besuchte. Von dort wurde er an das Bayerische Staatsschauspiel engagiert. 1986 wechselte er an die Münchner Kammerspiele. Seit der Spielzeit 2011/2012 war er wieder am Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) in München tätig.

Den Namen Moretti nahm er nach eigenen Angaben 1984 an, als er mit Giorgio Strehler in Italien gearbeitet habe. Es sei der Name seiner Mutter gewesen. Seine Mutter Waltraud Bloéb hieß jedoch, wie die von der Familie aufgegebene Todesanzeige in der Tiroler Tageszeitung nahelegt, mit Geburtsnamen Untertriefallner.[6]

Seit 1997 ist er mit der Götzner Oboistin Julia Moretti (geb. Wilhelm) verheiratet. Beide haben zusammen an der 2017 geschlossenen landwirtschaftlichen Fachschule Katsdorf in Oberösterreich[7] einen mehrwöchigen Kurs besucht. Sie bewirtschaften einen 400 Jahre alten Bauernhof, den Moretti in Ranggen in der Nähe von Innsbruck erworben hat, halten Rinder zur Fleischproduktion und erzeugen Bio-Produkte.

Julia Moretti, die zusammen mit Ilia Korol das Kammerorchester „Moderntimes“ gegründet hatte, zog sich nach acht Jahren 2011 von dessen Leitung zurück und konzertiert nur noch gelegentlich, um sich ihrer Familie und dem Bauernhof widmen zu können (Stand 2020).[8] Sie haben zwei Mädchen und einen Sohn. Die älteste Tochter Antonia Moretti ist ebenfalls Schauspielerin.

Im Oktober 2005 kritisierte Moretti heftig die touristische Vermarktung Tirols während der Skisaison. Bei der Gründungsversammlung der International Sledge Sports Union (ISSU) Ende 2012 wurde Moretti zu deren erstem Präsidenten gewählt.[9] 2016 trat er als Präsident zurück und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Film und Fernsehen

Ende der 1980er Jahre wechselte Moretti vom Theater zum Film. In der vierteiligen Fernseh-Serie Piefke-Saga spielte er den Tiroler Bauernburschen Joe. Einem breiten Publikum wurde er mit der Fernsehkrimiserie Kommissar Rex bekannt, die er nach viereinhalb Jahren verließ. Parallel dazu drehte er Filme. Vor allem waren dies Fernsehproduktionen wie Krambambuli, Todfeinde – Die falsche Entscheidung, Schwabenkinder, Tanz mit dem Teufel, Clarissa – Tränen der Zärtlichkeit, Workaholic, die Henning-Mankell-Verfilmung Die Rückkehr des Tanzlehrers sowie Mein Opa ist der Beste (1995) und dessen Fortsetzung Mein Opa und die 13 Stühle (1997), Käthchens Traum, Der Liebeswunsch, Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers. 2003 und 2004 wurde Moretti als „beliebtester Schauspieler“ mit dem Fernseh-Publikumspreis Romy ausgezeichnet. 2005 verkörperte Moretti Adolf Hitler in Heinrich Breloers Fernseh-Doku-Drama Speer und Er über das Leben des Architekten Albert Speer. Ende 2005 drehte er einen Fernsehfilm mit dem Arbeitstitel Ausgelöscht, der kurz vor der Ausstrahlung in „Mord auf Rezept“ umbenannt wurde. 2006 wurde mit Moretti der Fernsehfilm Der Kronzeuge abgedreht und 2007 gesendet. Mitte 2007 lehnte er ab, abermals die Rolle Adolf Hitlers im Kinofilm Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat zu spielen.

Ende 2008 spielte er in der mittelalterlichen Komödie 1½ Ritter an der Seite von Til Schweiger (Regie), Rick Kavanian, Thomas Gottschalk und anderen deutschen Schauspielern den „Schwarzen Ritter“. 2009 folgte die Rolle des alternden Erzherzogs Johann in der Verfilmung von dessen Liebesgeschichte mit der Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl unter dem Titel Geliebter Johann Geliebte Anna. Im Jahr 2010 war er im Film Jud Süß – Film ohne Gewissen als Schauspieler Ferdinand Marian zu sehen, der in der nationalsozialistischen Propaganda-Produktion Jud Süß die Hauptrolle spielte. 2020 stand er für Dreharbeiten zum Fernseh-Zweiteiler Im Netz der Camorra von ServusTV und ZDF zum ersten Mal mit seiner Tochter Antonia Moretti vor der Kamera. Tobias Moretti verkörperte darin den Winzer Matteo, Antonia Moretti dessen Tochter Laura.[10][11][12]

Theater

Neben seiner Filmtätigkeit spielte Moretti weiter Theater an Bühnen des deutschsprachigen Raums. 1995 spielte er in Tschechows Der Heiratsantrag zuerst im Vestibül, dann im Akademietheater. Die Aufführung wurde 2000 als Gastspiel nach München eingeladen. Zwei Sommer lang trat er im Jedermann bei den Salzburger Festspielen als Jedermanns Guter Gesell und als Teufel auf. 2001 wirkte er in der Uraufführung von Der Narr und seine Frau – Pancomedia von Botho Strauß am Schauspielhaus Bochum (Regie: Matthias Hartmann) mit. 2005 erhielt er die Rolle von König Ottokar in Martin Kušejs Inszenierung von König Ottokars Glück und Ende, die am 8. August 2005 auf der Pernerinsel bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wurde und ab dem 15. Oktober 2005 auf dem Programm des Wiener Burgtheaters stand. Für diese Rolle war er für den Nestroy-Theaterpreis 2005 in der Kategorie „Bester Schauspieler“ nominiert, den er jedoch nicht erhielt; 2006 wurde ihm für den Ottokar der Gertrud-Eysoldt-Ring der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim verliehen. Anfang 2009 war er zusammen mit Gert Voss in der Premiere des Faust im Wiener Burgtheater zu sehen.

Moretti betätigt sich auch als Opernregisseur: Nach einer Don-Giovanni-Inszenierung in Bregenz führte er am Opernhaus Zürich in Mozarts La finta giardiniera Regie. Die Premiere wurde am 12. Februar 2006 von Nikolaus Harnoncourt dirigiert und von Kritik wie Publikum positiv aufgenommen. Bisher zweimal, in den Jahren 2005 und 2006, trat er zusammen mit seiner Frau Julia, die damals das Kammerorchester Moderntimes leitete, in der Ruhrtriennale auf. Am 5. Dezember 2009 fand im Theater an der Wien die Premiere der Moretti-Inszenierung der Haydn-Oper Il mondo della luna statt. Nikolaus Harnoncourt dirigierte seinen Concentus Musicus Wien.

Von 2017 bis 2020 spielte er die Titelrolle im Jedermann bei den Salzburger Festspielen.[13][14]

Filmografie

Kinofilme

Fernsehfilme und -serien (Auswahl)

Theater (Auswahl)

Burgtheater:

Münchner Kammerspiele:

Münchner Residenztheater:

Auszeichnungen und Nominierungen

Publikationen

  • Jedermann: Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes, Originaltext Hugo von Hofmannsthal, Bearbeitung Tobias Moretti, Haymon Verlag, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-7099-3468-5

Weblinks

Commons: Tobias Moretti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tobias Moretti - Munzinger Biographie. Abgerufen am 9. April 2022.
  2. Traueranzeige von Harry Bloéb -. Abgerufen am 9. April 2022.
  3. Vermögen reich: Tobias Moretti Krankheit. In: Alter & Vermogen. 19. November 2020, abgerufen am 9. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  4. FAZ, Nr. 203, 2. September 2021, S. 13.
  5. Tobias Moretti bei castupload.com, abgerufen am 5. Januar 2021
  6. Anzeige vom 23. Februar 2018 in der Tiroler Tageszeitung, [1]. Siehe ausführliche Erläuterungen auf der Diskussionsseite.
  7. Katsdorf: Die letzten Schultage im „Peterseilhof“ auf meinbezirk.at, abgerufen am 15. November 2018.
  8. Herbert Hacker: Jedermann als Landwirt. In: falstaff. Falstaff Verlag, 23. Juli 2018, abgerufen am 11. April 2020.
  9. Tobias Moretti neuer Präsident des internationalen Sportrodelverbandes, 8. November 2012.
  10. ServusTV und ZDF drehen Zweiteiler "Il Pastore" mit Tobias Moretti. 26. August 2020, abgerufen am 28. August 2020.
  11. Tobias Moretti steht für TV-Film in Südtirol vor der Kamera. In: Kurier.at. 26. August 2020, abgerufen am 28. August 2020.
  12. Jens Gebhardt: Tobias Moretti dreht Thriller mit seiner Tochter. In: goldenekamera.de. 26. August 2020, abgerufen am 28. August 2020.
  13. Tobias Moretti. In: Website der Salzburger Festspiele. Abgerufen am 28. Juli 2020 (Stand 2020).
  14. a b Festspiele zeichnen Tobias Moretti aus. In: ORF.at. 27. August 2020, abgerufen am 28. August 2020.
  15. PREISTRÄGER 2016 – Internationaler Eckart Witzigmann Preis. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  16. diepresse.com: Austria'16: Österreicher des Jahres ausgezeichnet. Artikel vom 24. Oktober 2016, abgerufen am 25. Oktober 2016.
  17. A1-Chefin Schramböck und Tobias Moretti sind Tiroler des Jahres. Artikel vom 14. September 2017, abgerufen am 5. März 2020.
  18. Europäischer Kulturpreis für Moretti und Helnwein. In: ORF.at. 29. August 2021, abgerufen am 29. August 2021.