US-Garnison Augsburg
Die US-Garnison Augsburg bestand von 1945 bis 1998. In dieser Zeit waren verschiedene Einheiten der US Army in Augsburg stationiert. Sie bezogen die Augsburger Wehrmachtskasernen, die den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschädigt überstanden hatten.
Am 19. Juni 1998 verließ die US-Armee nach 52 Jahren Augsburg. Die Abschiedsfeier fand mit militärischem Zeremoniell, Truppenparade, US-Militärchor und gemeinsamem „großen Zapfenstreich“ deutscher und amerikanischer Soldaten im Rosenaustadion statt.
Stationierte Einheiten
In der unmittelbaren Nachkriegszeit, bis zum 22. Juli 1945, befand sich in Augsburg das Hauptquartier der 7. US-Armee. Ebenso war hier die 7708. War Crimes Group stationiert.
In Augsburg waren in unterschiedlichen Zeiträumen viele verschiedene Verbände stationiert. Die wichtigsten vier waren Einheiten der 11. US-Luftlandedivision, der 24. US-Infanteriedivision, ein Artillerie-Korps der 7. US-Armee sowie die 66. Military Intelligence Brigade.
Am 5. März 1956 ersetzte die 11. Luftlandedivision die 5. Infanteriedivision am Standort Augsburg. Dies war Teil der Operation Gyroscope.[1], eines Programms der US-Armee, um die Moral der Truppen und ihrer Familien sowie die Kampfkraft zu stärken. Außerdem sollten Kosten gesenkt werden. Das Programm sah den regelmäßigen Austausch ganzer Einheiten bei Auslandsaufenthalten vor, anstatt wie bisher einzelne Soldaten auszuwechseln. Am 30. Juni 1958 wurde die 11. Luftlandedivision formal aufgelöst und als 24. Infanteriedivision neu aufgestellt.
In Augsburg lagen außerdem Teile der 1., 5., 9. und 43. Infanteriedivision sowie verschiedene Einheiten der Militärpolizei. Ab 1970 befand sich die ASA (Army Security Agency) Field Station in der Sheridan-Kaserne. Sie war für den Betrieb der heutigen BND-Außenstelle Gablingen verantwortlich. Diese schloss am 12. Januar 1993, bzw. wurde an den Bundesnachrichtendienst übergeben.
Standorte innerhalb Augsburgs
Die Soldaten nutzen in Augsburg drei Standorte: die Sheridan-Kaserne, die Reese-Kaserne und die Flak-Kaserne. Weitere Einrichtungen waren das Quartermaster Supply Center sowie das 34. General Hospital.
Um das Kasernengelände herum wurden vier Wohnsiedlungen für die Familien der US-Soldaten gebaut: Sullivan Heights, Centerville, Cramerton und für die Offiziere der Fryar Circle.
Eine Liste aus dem Jahr 1978 nennt folgende Einrichtungen:
- Centerville Housing
- Cramerton Housing
- Flak Kaserne
- Fryar Circle Housing
- Gablingen Kaserne
- Quartermaster Supply Center
- Reese Barracks
- Sheridan-Kaserne
- Sullivan Heights Housing
- NCR Leased Housing
- Schwaben Center Leased Housing
- Lilienthal Leased Housing
Bei ihrem Einzug in Augsburg 1945 beschlagnahmten die Besatzer zunächst auch Wohnungen und Hotels der Innenstadt.
Bedeutung der Garnison Augsburg
Augsburg war die größte Garnisonsstadt in Schwaben.
1991 führten das Ende des Kalten Kriegs und die Auflösung des Warschauer Pakts zu großen organisatorische Veränderungen, Truppenreduzierungen und Standortschließungen. Am 1. Oktober 1991 wurden die „USAREUR Military communities“ zusammengelegt in Area Support Groups (ASG), Base Support Battalions (BSB), und Area Support Teams (AST). Die größte deutsche ASG, die 99., übernahm den Standortbetrieb für die früheren „Military communities“ von Ansbach, Augsburg, Bamberg, Bad Tölz, Göppingen, Heilbronn, München, Neu-Ulm und Nürnberg. Sie wurden in vier Base Support Battalions und acht Area Support Teams aufgeteilt. Das 236. BSB hatte sein Hauptquartier in Augsburg. Im Dezember 1993 wurde das 99. ASG aufgelöst und das BSB Augsburg dem ASG Stuttgart zugeordnet.
Standort-Kommandanten
Die letzte Standortkommandantin war Barbara G. Fast, die später auch im Zusammenhang mit dem irakischen Abu-Ghuraib-Gefängnis bekannt wurde.
Einfluss auf Augsburg
Bis zu 17.000 Soldaten lebten zeitgleich in Augsburg. Rechnet man ihre Familienangehörigen dazu, lebten bis zu 30.000 Amerikaner in Augsburg. Sie trugen dazu bei, dass amerikanische (Lebens-)Kultur in Augsburg allgegenwärtig war. Mit ihrer Kaufkraft, begünstigt durch den Dollar-Kurs, waren sie außerdem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Jährlich fand auf dem Volksfestplatz an der Bürgermeister-Ackermann-Straße das Deutsch-amerikanische Volksfest statt. Die „American ice-cream“ („Häagen-Dazs“) sowie original amerikanische Hamburger, Chili und Maiskolben galten bei vielen Augsburgern als Delikatessen. Legendär ist auch das Einschreiten der „MP“ bei tätlichen Auseinandersetzungen in der Umgebung des Festplatzes.
Am Zweiten Golfkrieg 1990/1991 nahmen auch Soldaten aus Augsburg teil. Durch persönliche Kontakte zu den Soldaten sowie die Berichterstattung der lokalen Medien erlebten die Augsburger die Schicksale der Soldaten mit.
Die 66. Military Intelligence Group unterstützte während der Jugoslawienkriege die IFOR mit militärischer Aufklärungsarbeit.
Seit dem Abzug
Die von den Amerikanern aufgegebenen Kasernen werden sukzessive in Wohn- und Geschäftsviertel[2] sowie in Areale für den Kulturbetrieb[3] umgewandelt. Ein Beispiel ist das Kulturhaus Abraxas. Das Areal der früheren Sheridan-Kaserne trägt nun den Namen SheridanPark und ist ausgelegt für 35 ha Gewerbe- und Mischgebiet und 19 ha Wohngebiet.
Einige Gebäude bleiben als Erinnerung an die Vornutzung erhalten, so z. B. das Offizierskasino, die amerikanische Kirche und der weiter als solcher genutzte Kindergarten.
Manche ehemalige US-Soldaten sind in Augsburg geblieben. Ihre Vereine und Veranstaltungen sind Bestandteile des Lebens in der Stadt. Auch die amerikanische (Lebens-)Kultur, die die Soldaten nach Augsburg getragen haben, ist manchmal noch spürbar.
Literatur
- Markus Pöhlmann, Günther Grünsteudel: US-Streitkräfte, in: Stadtlexikon Augsburg (2. Auflage Druckausgabe).
Weblinks
- Amerika in Augsburg e.V., Verein zur Dokumentation der 50-jährigen Geschichte der Garnison
- Die US-Armee in Deutschland, Zeitzeugenberichte und Fotos aus Augsburg, Suche auf www.usarmygermany.com via Google
- Die Garnison Augsburg, Pläne und Fotos