Unterschlauersbach

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Unterschlauersbach
Koordinaten: 49° 24′ 36″ N, 10° 45′ 47″ O
Höhe: 359 (340–360) m ü. NHN
Einwohner: 206 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 90613
Vorwahl: 09105
Unterschlauersbach (2012)

Unterschlauersbach (umgangssprachlich: „Schlaueʳsbach“[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Großhabersdorf im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).

Geographie

Durch das Kirchdorf fließt der Schlauersbach (im Unterlauf Neubach genannt), der ein linker Zufluss der Bibert ist. Im Nordosten erhebt sich der Fronberg, im Nordwesten der Neuseser Bühl. Im Norden grenzt das Flurgebiet Am Flecken an, im Süden das Waldgebiet Keller, noch weiter südlich befindet sich das Flurgebiet Katzenäcker. Die Staatsstraße 2245 führt nach Großhabersdorf (1,8 km östlich) bzw. nach Seubersdorf (2,2 km nordwestlich). Die Kreisstraße FÜ 19 führt nach Oberreichenbach (2,4 km nördlich).[3]

Geschichte

Der Ort dürfte im 8. Jahrhundert gegründet worden sein. 1124 wurde dieser als „Slurspach“ erstmals urkundlich erwähnt, 1165 als „Slurespach“. Der Ortsname leitet sich von einem gleichlautenden Gewässernamen ab, dessen Bestimmungswort das mittelhochdeutsche Wort „slur“ (= faul, träge oder leichtsinnig) ist, womit wahrscheinlich die Eigenschaft des Baches beschrieben wurde. 1324 wurde der Ort erstmals „Nidernslurspach“ genannt zur besseren Unterscheidung des in der Nähe gelegenen Oberschlauersbach.[2]

In der Urkunde von 1124 wurde bestätigt, dass Bischof Otto von Bamberg die neu gegründete Zelle St. Getreu dem Kloster Michelsberg schenkte und sie mit 16 Huben samt Kirche und Mühle in Unterschlauersbach ausstattete. Die Grafen von Abenberg erhielten die Schirmvogtei über den Ort. 1316 verkaufte das Kloster Michelsberg seine Güter in Unterschlauersbach an die Herren von Seckendorff-Gudent.[4] Acht Jahre darauf kamen die Güter durch Tausch an das Kloster Heilsbronn. In der Folgezeit erwarb das Kloster weitere Anwesen, so dass es im Ort insgesamt 14 Höfe besaß.[5]

Laut dem 16-Punkte-Bericht des Klosteramts Heilsbronn von 1608 wurden 14 Anwesen (7 Bauern, 7 Köbler) verzeichnet, die das Klosterverwalteramt Heilsbronn als Grundherrn hatten. Angaben zu den anderen Grundherren gibt es nicht.[6] 1650 – zwei Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg – galt das Dorf als ganz wüst und eingefallen. Alle 14 heilsbronnischen Höfe waren verödet. 1665 waren immer noch elf dieser Höfe unbesetzt.[7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Unterschlauersbach 27 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Cadolzburg aus. Über die bayreuthischen Untertanen übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Markt Erlbach im begrenzten Umfang aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das brandenburg-bayreuthische Kastenamt Dietenhofen-Bonnhof. Grundherren waren das Kastenamt Bonnhof (vier Höfe, drei Halbhöfe, ein Wirtshaus, eine Mühle, eine Schmiede, sechs Güter, sechs Häuser, ein Hirtenhaus), die Pfarrei Dietenhofen (ein Wirtshaus, ein Haus) und der Nürnberger Eigenherr von Haller (ein Hof, ein Gütlein).[8] Im Ort gab es zu dieser Zeit jährlich zwei bedeutende Viehmärkte.[9]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Unterschlauersbach gebildet. Zu der I. Sektion gehörten Oberreichenbach und Unterschlauersbach, zu der II. Sektion Dürrnfarrnbach und Kirchfarrnbach. Im selben Jahr entstand die Ruralgemeinde Unterschlauersbach, die deckungsgleich mit der I. Sektion war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Cadolzburg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Cadolzburg (1919 in Finanzamt Cadolzburg umbenannt).[10][11] Ab 1862 gehörte Unterschlauersbach zum Bezirksamt Fürth (1939 in Landkreis Fürth umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Cadolzburg (1879 in Amtsgericht Cadolzburg umbenannt), seit 1931 ist das Amtsgericht Fürth zuständig. Die Finanzverwaltung wurde am 1. Januar 1929 vom Finanzamt Fürth übernommen. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 10,166 km².[12]

In der Zeit des Nationalsozialismus bestand dort bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nordöstlich des Ortes der Flugplatz Unterschlauersbach.

Am 1. Juli 1971 wurde Unterschlauersbach im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Großhabersdorf eingemeindet.[13]

Baudenkmäler

  • Am Marktplatz 8: evangelisch-lutherische Filialkirche St. Andreas
  • Hans-Enßner-Straße 3: Bauernhaus
  • Unterschlauersbacher Hauptstraße 19: dazugehörige Scheune
  • Unterschlauersbacher Hauptstraße 35: Wohnhaus
  • Zwei historische Bauwerke aus Unterschlauersbach, eine Mühle und ein Brunnen wurden in den 1980er Jahren denkmalschutzgerecht abgebaut, disloziert und sind heute ex situ im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim erhalten.

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Unterschlauersbach

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 368 421 424 422 447 436 430 427 431 439 409 411 410 421 426 397 397 380 364 510 562 525 384 355
Häuser[14] 62 71 82 81 83 74 75 76
Quelle [15] [16] [17] [17] [18] [17] [19] [17] [17] [20] [17] [17] [21] [17] [17] [17] [22] [17] [17] [17] [23] [17] [12] [24]

Ort Unterschlauersbach

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 202 211 219 214 209 188 188 297 223 205 206
Häuser[14] 34 36 42 42 37 39 41 47
Quelle [15] [16] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [12] [24] [1]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Walburg (Großhabersdorf) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Walburga (Großhabersdorf) gepfarrt.

Verkehr

Der ÖPNV bedient Unterschlauersbach mit zwei Haltestellen der VGN-Buslinie 113. Abends und am Wochenende verkehrt ein Anrufsammeltaxi zum Bahnhof in Roßtal.

Durch Unterschlauersbach führt der Fernwanderweg Rangau-Pfalz-Weg.

Persönlichkeiten

  • Johann Georg Scherzer der Ältere (* 8. Januar 1776 Unterschlauersbach; † 1. März 1858 Leopoldstadt), Mitbegründer der Ersten österreichischen Spar-Casse[25]

Literatur

Weblinks

Commons: Unterschlauersbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 336 (Digitalisat).
  2. a b W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 87f.
  3. Unterschlauersbach im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 287.
  5. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 288f.
  6. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/2, 14. Zitiert nach Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band 2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S. 739.
  7. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 289.
  8. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 181. Dort sind fälschlicherweise nur 25 Anwesen angegeben.
  9. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 5, Sp. 645.
  10. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 234.
  11. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 28 (Digitalisat).
  12. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 782 (Digitalisat).
  13. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 467 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  15. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 96 (Digitalisat). Für die Gemeinde Unterschlauersbach zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Oberreichenbach (S. 68).
  16. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 69 (Digitalisat).
  17. a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 172, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  18. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1032, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1197–1198, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1128 (Digitalisat).
  21. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1196 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1234 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1064 (Digitalisat).
  24. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 174 (Digitalisat).
  25. Johann Georg Scherzer der Ältere im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien