Auslucht
Die Auslucht (niederdeutsch
) ist ein befensterter Vorsprung aus der Gebäudefront als Teil des Innenraumes. Als Sonderform des Erkers beginnt sie nicht auskragend, sondern ebenerdig. Daher spricht man auch von einem Standerker. Allseits mit großen Fenstern ausgestattet, ermöglicht die Auslucht einen Einblick in die Straße. Ausluchten konnten ein-, zwei- oder dreigeschossig sein oder viergeschossig (Fürstliches Residenzschloss Detmold). Ist jedoch der vorspringende Gebäudeteil genauso hoch wie der gesamte Baukörper, spricht man stattdessen von einem Risalit.
Daneben werden auch Querdachgiebel über Seitenschiffjochen von Kirchen als Auslucht bezeichnet.
Vorkommen
Deutschland und Nachbarländer
Ausluchten sind seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Man findet sie vor allem an niederdeutschen Bürgerhäusern. Besonders zahlreich sind Ausluchten noch heute in Lemgo, Tønder und Arnis anzutreffen. Daneben waren auch viele Schlösser (z. B. Schloss Varenholz), Rathäuser (z. B. Rinteln) und Adelshöfe der Renaissancezeit mit derartigen Vorbauten versehen (siehe auch Weserrenaissance).
Die Errichtung von Ausluchten wurde im 18. Jahrhundert aus Gründen des Brandschutzes untersagt. Ausluchten fanden dann wieder in den historisierenden Baustilen der Gründerzeit sowie in den Jahrzehnten danach Verwendung.
- Arnis Haus mit Utlucht 2005.jpg
Haus in Arnis mit Ausluchten (1764)
- Forbach rue-de-la-foret 10.jpg
Auslucht an einem Gebäude in Forbach (Moselle)
- Eckener Haus (Vorderansicht), drittes Bild.JPG
Zweigeschossige Ausluchten: Eckener-Haus in Flensburg (Fassade aus der Mitte des 18. Jahrhunderts)
Britische Tradition
Im Englischen wird bay window als Überbegriff sowohl auf Ausluchten wie auf Erker angewendet, die sich in der Erscheinung sehr ähneln und deren Funktion genau dieselbe ist. Die spezielle Bezeichnung oriel window für den Erker ist eher dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch vorbehalten und wird zumeist auf historische oder historisierende Bauten angewendet.
Bay windows sind aus der Außenwand hervortretende Fenstersysteme. Sie verbessern die Lichtzuführung, erweitern den Innenraum und erlauben einen größeren Ausblick auch zu den Seiten hin. Seit der Viktorianischen Architektur der 1870er Jahre sind sie bis heute eine populäre Konstante der britischen Wohnarchitektur.
Vom britischen Vorbild ausgehend hielten bay windows Einzug in die Wohnarchitektur anderer englischsprachiger Länder, besonders in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Die Stadt San Francisco weist eine hohe Konzentration von bay windows auf, die jedoch häufig Erker sind.
Britisches Doppelhaus der 1930er Jahre mit Ausluchten, Chadderton, Greater Manchester