Vandenbrandeit

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Vandenbrandeit
Vandenbrandeit (schwarzgrün) mit Kasolit (gelbgrüne Flocken) aus der Musonoi Mine, Katanga, Demokratische Republik Kongo (Sichtfeld 15 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Cu[UO2|(OH)4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
4.GB.45 (8. Auflage: IV/H.04)
05.03.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1[1]
Raumgruppe P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2[2]
Gitterparameter a = 7,855 Å; b = 5,449 Å; c = 6,089 Å
α = 91,44°; β = 101,90°; γ = 89,2°[2][1]
Formeleinheiten Z = 2[2][1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4
Dichte (g/cm3) 4,91 bis 5,03
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}
Farbe dunkelgrün, schwarzgrün
Strichfarbe grün
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Radioaktivität stark radioaktiv
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,760 bis 1,770
nβ = 1,780 bis 1,792
nγ = 1,800[3]
Doppelbrechung δ = 0,040[3]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 90°; berechnet: 60 bis 88°[3]
Pleochroismus gelbgrün bis blaugrün

Vandenbrandeit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu[UO2|(OH)4] und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende, dünne, tafelige bis blättrige Kristalle (oft in parallelen Lagen zusammengesetzt), aber auch massige Aggregate von dunkelgrüner bis schwarzgrüner Farbe und grüner Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte

Erstmals gefunden wurde der Vandenbrandeit in einer Uranerz-Lagerstätte bei Kalongwe in Katanga (Demokratische Republik Kongo) und beschrieben 1932 durch Alfred Schoep (1881–1966), der das Mineral nach Pierre Van den Brande benannte, dem belgischen Geologen und Bodengutachter von Katanga, der die Lagerstätte in Kalongwe entdeckte.

Klassifikation

In der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Vandenbrandeit noch zur gemeinsamen Abteilung der „Uranyl-Hydroxide und -Hydrate“. Mit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage wurde diese Abteilung aufgeteilt und zusätzlich präziser nach der Art der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur unterteilt. Das Mineral steht somit jetzt in der Abteilung der „Uranyl Hydroxide“ und dort als einziger seiner Gruppe in der Unterabteilung „Mit zusätzlichen Kationen (K, Ca, Ba, Pb usw.); mit vorwiegend UO2(O,OH)5 pentagonalen Polyedern“.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Vandenbrandeit ebenfalls in die Klasse der Oxide, dort allerdings in die Abteilung der „Uran- und thoriumhaltige Oxide mit einer Kationenladung von 8+(AO4), auch hydratisiert“.

Kristallstruktur

Vandenbrandeit kristallisiert im triklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 7,855 Å; b = 5,449 Å; c = 6,089 Å; α = 91,44°; β = 101,90° und γ = 89,2°[4] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].

Eigenschaften

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 59,27 % radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 106 kBq/g[1] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.

Bildung und Fundorte

Datei:Vandenbrandeite-Kasolite-201038.jpg
Vandenbrandeit (schwarzgrün) mit deutlich sichtbarer, blättriger Struktur aus der Musonoi Mine, Katanga, Demokratische Republik Kongo (Gesamtgröße der Stufe: 5.5 × 2.2 × 4 cm)

Vandenbrandeit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von kupferhaltigen Uran-Lagerstätten und tritt dort vorwiegend in Paragenese mit Cuprosklodowskit und Kasolit, aber auch mit Chalkosin, Chalkopyrit, Curit, Goethit, Malachit, Sharpit, Sklodowskit, Uraninit und Uranophan auf.

Weltweit konnte Vandenbrandeit bisher an 10 Fundorten (Stand: 2009) nachgewiesen werden: Bei Lodève in Frankreich; bei St Just in Penwith (England); neben seiner Typlokalität Kalongwe noch bei Lubumbashi, Kambove, Kamoto, Kolwezi, Shinkolobwe und Swambo in der Demokratischen Republik Kongo; sowie (unter Vorbehalt) bei Nové Město na Moravě (Mähren) in Tschechien.[5]

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Vandenbrandeit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 560.

Weblinks

Commons: Vandenbrandeite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise