Vincenz Ludwig Ostry

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Vincenz Ludwig Ostry 1954

Vincenz Ludwig Ostry (* 19. Juli 1897 in Wien; † 28. November 1977 ebenda) war ein österreichischer Journalist.

Leben

Ostry, aus einer monarchistischen Familie stammend,[1] war durch die Tätigkeit sowie das Wollen seines Vaters, Beamter in der Österreichisch-Ungarischen Bank, in seiner unmittelbaren Berufswahl festgelegt: Nach der Schulzeit begann er eine Bankkaufmannslehre und arbeitete, nach dem Ende der k.u.k-Monarchie, von 1919 bis 1923 als Bankbeamter. Parallel zu seiner Bankkarriere studierte Ostry Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien, belegte Fächer an der Exportakademie, der heutigen Wirtschaftsuniversität, und arbeitete schon als Schüler und Student bei diversen Zeitungen und Zeitschriften.

Ab dem Jahre 1923 war er zunächst beim Blatt Die neue Wirtschaft[2] beschäftigt. Seinen journalistischen Karrieresprung machte er dann beim Wiener Montagblatt Der Morgen,[3] wo er von 1924 bis 1934 als Redakteur arbeitete. Gemäß Erfahrung und Ausbildung kümmerte er sich zunächst um den Finanz- und Handelsteil, mit der Zeit kam Ostry zum politischen Teil der Zeitung. Da gehörte er auch schon zum Team von Der Wiener Tag,[4] dessen Chefredakteur des politischen Teils er von 1934 bis 1938 wurde.[Anm. 1] Im März 1938 wurde er von den nationalsozialistischen Machthabern fristlos entlassen und umgehend bei der Gestapo Wien in Schutzhaft genommen. Bis September 1938 blieb er in Schutzhaft, danach wurde er ins KZ Buchenwald überstellt, von wo er im April 1939 nach Wien zurückkehrte.[Anm. 2] Bis zum Kriegsende verdingte sich Ostry seinen Lebensunterhalt als Vertreter und Rechercheur bei einer Handelsauskunftei und danach als Angestellter beim Compass Verlag.[5][6]

Ab Mai 1945 war er Leiter der Nachrichtenabteilung der Radio Verkehrs AG (RAVAG), im Juli desselben Jahres auch Außenpolitik-Redakteur bei der Tageszeitung Neues Österreich.[7] 1945 wurde er Pressereferent im Unterrichtsministerium bei Bundesminister Ernst Fischer. Die nächste Sprosse auf der Karriereleiter erklomm Ostry im September 1946, als er zum Chefredakteur der Austria Presse Agentur (APA) ernannt wurde, eine Position, die er bis zum Jahre 1950 bekleidete.[8]

Ostry war in der Zeit von 1950 bis 1954 politischer Direktor der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot, zu deren Programm er die Serie Zur Weltlage spricht Prof. Vincenz Ludwig Ostry beitrug.[9] Ab 1957 war er Konsulent im Bundespressedienst, 1959 wurde er Leiter des Presse- und Informationsdienstes der in der Präsidentschaftskanzlei unter Bundespräsident Adolf Schärf und, 1965 bis zu seiner Pensionierung 1966, Franz Jonas.[8]

Am 3. Dezember 1965 erhielt Vincenz Ludwig Ostry, 1946 bis 1959 Präsident der Journalistengewerkschaft sowie ab 16. November 1958[10] erster Generalsekretär des Presseclub Concordia, den (1962 ins Leben gerufenen) Ehrenring „optik-orbis“.[11]

Ostry wurde am Grinzinger Friedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab beerdigt (Grabstelle: Gruppe 20, Reihe 4, Nummer 11).[12]

Werke

  • Gedenkmarke Bundespräsident D. Adolf Schärf. Österr. Staatsdruckerei, Wien 1965, OBV.
  • Der mächtigste Mann der Erde. Die USA wählen am 5. November 1968 ihren Präsidenten. Europa-Verlag, Wien (u. a.) 1968, OBV.

Auszeichnungen, Ehrungen, Preise

Literatur

  • Ostry, Vincenz Ludwig. Tagblattarchiv. Pressestimme 1928–1997, OBV.
  • Peter Sonnenberg: Medienkontrolle während der NS-Zeit. Eine kollektiv-biographische Analyse ausgewählter Journalisten der 1938 verbotenen Wiener Tageszeitungen „Wiener Tag“ und „Telegraf“. Magisterarbeit. Universität Wien, Wien 2009. – Volltext online (PDF; 793 kB).

Einzelnachweise

  1. Sonnenberg: Medienkontrolle, S. 110.
  2. ZDB-ID 2377692-4.
  3. OBV.
  4. ZDB-ID 1122518-x.
  5. Sonnenberg: Medienkontrolle, S. 71.
  6. Vgl. Arbeitsbuch Vincenz Ostry, Compass-Archiv.
  7. OBV.
  8. a b c d Sonnenberg: Medienkontrolle, S. 72.
  9. Wolf Harranth: Rundfunk in Österreich 1945-1955. (…) Abschiedsprogramm Rot-Weiß-Rot. In: dokufunk.org, Dokumentationsarchiv Funk, abgerufen am 22. August 2011.
  10. 16. November. In: derstandard.at, 16. November 2008, abgerufen am 22. August 2011.
  11. Wien 1965: Berichte vom Dezember 1965. (…) 3.12.1965: Wiens Pressefotografen ehrten ihre Freunde (…). In: wien.gv.at, Rathauskorrespondenz (Magistratsabteilung 53), abgerufen am 21. August 2011.
  12. Ehrenhalber gewidmete bzw. ehrenhalber in Obhut genommene Grabstellen im Friedhof Grinzing. Stand: 19. Juli 2011. – PDF online (Memento des Originals vom 22. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.friedhoefewien.at, abgerufen am 22. August 2011.
  13. Wien 1950: Berichte vom Jänner 1950 (…) 4.1.1950: Gewerkschaftsjubilare der Journalisten. In: wien.gv.at, Rathauskorrespondenz (Magistratsabteilung 53), abgerufen am 22. August 2011.
  14. Preisträgerinnen und Preisträger - Preise der Stadt Wien (abgerufen am 9. Februar 2017)

Weblinks

Commons: Vincenz Ludwig Ostry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Chefredakteur des unpolitischen Teils war im selben Zeitraum Dr. Rudolf Kalmar junior (1900–1974).
  2. Von dem 1953 aufgetauchten Vorwurf, im Juni 1938 bei der Gestapo-Vernehmung Arbeitskollegen angezeigt und damit der Verfolgung preisgegeben zu haben, wurde Ostry noch im selben Jahr von einem Ehrenrat der Journalistengewerkschaft freigesprochen. – Sonnenberg: Medienkontrolle, S. 71.
    Der über Ostry angelegte Gau-Akt, der Klärung hätte bringen können, wurde zu Ende von Ostrys Karriere als verschwunden erklärt. Die zu einer 1954 angelegten Abschrift des Akts gehörenden wesentlichen (und allenfalls Ostry belastenden) Beilagen wären, gemäß dem in der Sache zuständigen Leiter der Sektion, sicherlich zum größten Teil vom Minister angefordert worden, blieben jedoch unauffindbar. – Sonnenberg: Medienkontrolle, S. 72.
    Nach Sonnenberg, Medienkontrolle, S. 110, bleibt hintergründig auch immer die Frage, inwiefern Ostry auch seinen Kopf gerettet hat, indem er andere Journalisten verraten hatte. Denn es erscheint doch ein wenig widersprüchlich, dass der erste Chefredakteur Rudolf Kalmar so lange im KZ interniert wurde und sein beim „Wiener Tag“ eigentlich gleichberechtigter Stellvertreter sich so schnell wieder in die NS-Gesellschaft eingliedern konnte.