Voltasche Säule

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Schematischer Aufbau einer Volta’schen Säule

Die Volta’sche Säule oder auch Voltasäule ist eine von Alessandro Volta 1799/1800 entwickelte und im Jahr 1800 an der Royal Society in London der Öffentlichkeit vorgestellte[1][2] Anordnung, die als Vorläuferin heutiger Batterien im 19. Jahrhundert eine große Bedeutung als Stromquelle hatte. Sie besteht aus vielen übereinander geschichteten Kupfer- und Zinkplättchen, zwischen denen sich in bestimmter regelmäßiger Folge elektrolytgetränkte Papp- oder Lederstücke befinden. Statt Kupfer wurde auch Silber und statt Zink auch Zinn verwendet.

Ein einzelnes Element der Volta’schen Säule wird Voltaelement genannt. Es besteht beispielsweise aus einer Kupferfolie, einer Elektrolytschicht und einer Zinkfolie. Es liefert nur eine geringe Spannung, weshalb in der Säule viele solcher Elemente übereinander gestapelt sind. Dabei ergibt sich die Stapelfolge Kupfer, Elektrolyt, Zink, Kupfer, Elektrolyt und wieder Zink, d. h., Kupfer und Zink wechseln sich ab und der Elektrolyt befindet sich in diesem Beispiel immer zwischen Kupfer (unten) und Zink (oben).

Bedeutung

Volta’sche Säule

Datei:Die Erfindung der Batterie.webm Die Volta’sche Säule kann als eine der bedeutendsten Erfindungen eingestuft werden, da sie als erste brauchbare kontinuierliche Stromquelle die Erforschung der Elektrizität ermöglichte – lange vor der Erfindung des elektrischen Generators. Damit hat die Volta’sche Säule sowohl der Elektrotechnik als auch der Elektronik und vielen weiteren technischen Bereichen, beispielsweise der Galvanik, den Weg bereitet. Die Volta’sche Säule war die erste bedeutende Batterie und ermöglichte die Entdeckung der Elektrolyse und damit die erstmalige Darstellung vieler unedler Elemente, insbesondere der Metalle Natrium, Kalium, Barium, Strontium, Calcium und Magnesium durch Humphry Davy in den Jahren 1807 und 1808. Auch die ersten Versuche zur Nachrichtenübermittlung durch die elektrische Telegrafie wurden erst durch die Erfindung Voltas möglich.

Anwendung in der Technik

Mit Hilfe der Volta’schen Säule bzw. Nachfolgern und damit erzeugten Lichtbögen wurde eine elektrische Beleuchtung mit Bogenlampen realisiert. Bogenlampen sind die ältesten elektrischen Lichtquellen. Johann Samuel Halle (1792) und der Brite Humphry Davy (1802) haben den Effekt des Lichtbogens beobachtet und zur Beleuchtung angewendet. Es wurden Messing- bzw. Graphitelektroden eingesetzt, wobei die Graphitelektroden relativ schnell abbrannten.

Eine der ersten Anwendungen in der Schiffstechnik erfolgten durch Moritz Hermann von Jacobi, der 1839 in Sankt Petersburg mit Hilfe einer liegenden Volta’schen Säule und einem von ihm entwickelten und gebauten Elektromotor das erste Elektroboot antrieb. Die Versuche wurden auf St. Petersburger Kanälen und der Newa durchgeführt und von einer staatlichen Kommission abgenommen.

Anwendung in der Medizin

Schon ab 1801 wurde über eine Vielzahl von Versuchen berichtet, die Voltasche Säule medizinisch zu nutzen.[3] Beispielsweise wurde vorgeschlagen, sie zur Unterscheidung von Toten und Scheintoten zu nutzen.[4] Trotz einiger angeblichen Erfolge blieb die therapeutische Anwendung, die Galvanotherapie, damals wegen der noch weitgehend unverstandenen Wirkungen beschränkt.[3] Die Galvanotherapie wurde später von Golding Bird und von Robert Remak weiterentwickelt.

Funktionsweise

Bei der Volta’schen Säule handelt es sich um eine Folge von in Reihe geschalteten galvanischen Zellen. Am negativen Pol, der hier Anode ist, da hier die Oxidation stattfindet, geht das unedlere Metall in Lösung: Das Zinkplättchen löst sich auf: Jedes Zinkatom, das als Zinkion in Lösung geht, gibt zwei Elektronen ab; in der Zinkelektrode entsteht so ein Elektronenüberschuss, weshalb sie den negativen Pol bildet.

Als Elektrolyt verwendete man Salzwasser, Lauge (beides testete Volta[5]) oder Säure beziehungsweise damit getränktes Papier, Textil (Volta nennt ein Tuch[5]) oder Leder.

An der positiven Elektrode, der Kathode, da hier die Reduktion stattfindet, sind mehrere Reaktionen möglich. Volta verwendete zunächst Silber oder auch versilbertes Kupfer.[5] Handelt es sich um Kupferplatten, die nicht poliert werden, sind sie mit einer Oxidschicht bedeckt. Dann läuft zunächst die Reduktion ab. Diese kann auch erfolgen, wenn das Kupfer aufgrund der Anwesenheit von Luftsauerstoff in Lösung gegangen ist.

Die Volta’sche Säule funktioniert aber auch, wenn poliertes Kupfer oder Silber als Elektroden verwendet werden, wenn also gar keine Kupfer- oder Silberionen vorhanden sind. Dann wird Sauerstoff aus der Luft am Kupfer oder Silber reduziert: Verwendet man an Stelle eines neutralen Elektrolyten (z. B. Salzwasser) einen sauren (z. B. Essig oder verdünnte Schwefelsäure oder Salzsäure), so werden am Kupfer bzw. Silber Wasserstoffionen reduziert. Die Wasserstoffentwicklung erfolgt nur wenig an der Zinkelektrode, weil sie dort gehemmt ist: Wasserstoff hat an Zink eine deutlich größere Überspannung als an Kupfer oder Silber.

Ein Nachteil des Aufbaus der Volta’schen Säule ist das durch den vertikalen Aufbau bedingte Ungleichgewicht der aufeinander gestapelten Metallplatten und mit Elektrolyt getränkten weichen Papp- oder Lederstücke. Dadurch wird der Elektrolyt oben und unten verschieden gepresst und läuft eventuell außen herunter. Volta experimentierte daher auch mit einzelnen voneinander getrennten Bechern für je eine Zelle, die er in Serie schaltete.[5] Die technische Weiterentwicklung der Volta’schen Säule aus dem Jahr 1802, die den Nachteil des Stapels vermeidet, ist zum Beispiel die Trog-Batterie von William Cruickshank. Auch heutige Batterien werden aus separaten Zellen zusammengesetzt.

Reaktionsgleichungen

Bei allen Batterien mit Zinkelektrode geht dieses bei der Entladung in Lösung:

Auf Kupferstücken befindet sich immer eine Schicht aus Oxidationsprodukten wie z. B. Kupferoxiden, wenn das Kupfer Luftkontakt hatte. Somit gibt es an der Oberfläche Kupferionen, die entladen werden können:

Im Daniell-Element laufen zwar dieselben Reaktionen ab, aber wesentlich länger, da in diesem durch Zugabe von Kupfersalzen ein sehr viel größerer Vorrat an Kupferionen vorhanden ist. In der Voltasäule sind diese bald verbraucht. Dann läuft an der Kupferelektrode vor allem die Reaktion

ab. Sie liefert aber eine geringere Spannung. Als Gesamtreaktion ergibt sich

.

In geringerem Maße ist an der Kupferelektrode auch eine Reaktion des Luftsauerstoffs gemäß

möglich, insbesondere wenn der Elektrolyt einer frisch aufgebauten Säule mit Luft gesättigt ist. Da sich der Sauerstoff verbraucht und nur langsam ins Innere der Zelle nachdiffundiert, ist diese Reaktion bei längerem Betrieb der Zelle und größeren Strömen von untergeordneter Bedeutung. Dennoch verbraucht die Säule der Reaktionsgleichung entsprechend während des Betriebs Sauerstoff der umgebenden Luft.[6] Sauerstoff trägt dazu bei, die Wirksamkeit der Säule zu erhöhen.[6] Andererseits ist Sauerstoff aber zur Wirksamkeit der Säule entbehrlich[6], da statt der Sauerstoffreduktion auch die oben angegebene Wasserstoffentwicklung erfolgen kann. Sauerstoff kann aber auch Zink aus den Zinkelektroden durch Korrosion verbrauchen und sie so zerstören:

Voltas Aufbau

Voltas Originalzellen[1] hatten am Ende jeweils eine weitere Kupfer- bzw. Zinkplatte, die im oben gezeigten schematischen Bild nicht eingezeichnet sind und die zur Spannung der Säule nicht beigetragen haben.

Weblinks

Commons: Voltasche Säule – Sammlung von Bildern

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Alexander Volta: On the Electricity excited by the mere Contact of conducting Substances of different kinds. In a Letter from Mr. Alexander Volta, F. R. S. Professor of Natural Philosophy in the University of Pavia, to the Rt. Hon. Sir Joseph Banks Bart. K. B. P. R. S. Read June 26, 1800. In: Royal Society (Hrsg.): Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Band 90, Nr. 2 (Part II). W. Bulmer, 1800, ISSN 0261-0523, OCLC 7134330, XVII: Philosophical Transactions, S. 403–431, doi:10.1098/rstl.1800.0018, JSTOR:107060 (französisch, ia600307.us.archive.org [PDF; 3,7 MB; abgerufen am 17. Juli 2016] angegebenes Briefdatum: 20. März 1800): « mon premier appareil a colonne […] les plateaux métalliques […] l’appareil d'un nombre tres-grand de plateaux, au-dela, par exemple, de 60, 80, 100 […] »
  2. Alexander Volta: On the Electricity excited by the Mere Contact of Conducting Substances of Different Kinds. In a Letter from Mr. Alexander Volta, F.R.S. Professor of Natural Philosophy in the University of Pavia, to the Rt. Hon. Sir Joseph Banks Bart. K.B. P.R.S. Read June 26, 1800. In: Royal Society of London (Hrsg.): Abstracts of the Papers Printed in the Philosophical Transactions of the Royal Society of London. From 1800 to 1830 inclusive. 1 (1800 to 1814). Richard Taylor, London 1832, S. 27–29, JSTOR:109515 (englisch, biodiversitylibrary.org [abgerufen am 17. Juli 2016] französisch: ds. 1800.): “The object of the present paper is to describe this apparatus […] It consists of a long series of alternate succession of three conducting substances, either copper, tin and water; or, what is much preferable, silver, zinc, and a solution of any neutral or alkaline salt.”
  3. a b Leopold Franz Herrmann: System der practischen Arzeneymittellehre. Erster Band, Allgemeine Arzeneymittellehre. Band 1. Ghelen, Wien 1824, I. Hauptstück, § 7. Physische Heilmittel, S. 25–26 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. Juli 2016] Zitiert werden u. a. Arbeiten von Karl Johann Christian Grapengiesser Berlin 1801, Franz Heinrich Martens 1803 und J. A. Heidemann Wien 1808): „bedeutende Lücken […] gestattet nur eine beschränktere willkührliche Anwendung mancher derselben zum Behufe des Heilgeschäftes.“
  4. Joh. Anton Heidmann: Resultate aus meinen Versuchen mit der zusammengesetzten ungleichartigen Metallverbindung, oder mit der Voltaschen Säule. In: Ludwig Wilhelm Gilbert (Hrsg.): Annalen der Physik. Band 10, Nr. 1. Renger, Halle 1802, S. 50–56, doi:10.1002/andp.18020100105 (online bei Gallica [abgerufen am 24. Juli 2016]): „aus der Anwendung des verstärkten Galvanismus an erst verblichenen Menschen die leichteste und zuverlässigste Bestimmung des wahren Todes und die Unterscheidung desselben vom Scheintode erwarten lässt“
  5. a b c d https://www.gutenberg.org/files/57952/57952-0.txt Friedricht Dannemann: Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange, Ditter Band: Das Emporblühen der modernen Naturwissenschaften bis zur Entdeckung Des Energieprinzipes, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1911
  6. a b c Jean-Baptiste Biot, Frédéric Cuvier: Ueber das Verschlucken des Sauerstoffgas durch die Voltaische Säule. In: Ludwig Wilhelm Gilbert (Hrsg.): Annalen der Physik. Band 10, Nr. 2. Renger, Halle 1802, S. 161–165, doi:10.1002/andp.18020100203 (online bei Gallica): „Man sieht aus diesem Versuche, dass der Sauerstoff, den die Säule der atmosphärischen Luft entzieht, dazu beiträgt, die Wirksamkeit der Säule zu verstärken. […] Wir schließen daraus, dass die Voltaische Säule eine eigenthümliche, von der äussern Luft unabhängige Wirksamkeit besitzt.“