Kriegskabinett

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Ein Kriegskabinett ist ein vorwiegend in Großbritannien und den USA eingesetzter Ministerausschuss, den die Regierung in Kriegszeiten mit besonderen Aufgaben betraut. Darin sind vorwiegend jene Ministerien vertreten, die für die Kriegführung die größte Bedeutung haben. Die Minister können durch hohe Offiziere der Streitkräfte sowie durch Vertreter der Opposition ergänzt werden.

Im 20. Jahrhundert wurden von der britischen Regierung sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg Kriegskabinette gebildet.

Der in Deutschland kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gebildete Ministerrat für die Reichsverteidigung ist in der Anklageschrift für den Nürnberger Prozess ebenfalls als 'Kriegskabinett' bezeichnet worden.

Vereinigtes Königreich

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs kam man zu der Ansicht, langatmige Diskussionen im Kabinett seien unpraktikabel. Im Dezember 1916 wurde vorgeschlagen, Premierminister Herbert Henry Asquith sollte Entscheidungsfindungen an ein kleines Drei-Mann-Komitee delegieren, dem der 'Secretary of State for War' David Lloyd George vorsitzen sollte. Asquith stimmte zunächst zu (vorausgesetzt dass er das Recht behielt, dem Komitee vorzusitzen wenn er es wollte), bis er dann seine Meinung wechselte, nachdem er sich über einen Zeitungsartikel in der Times aufgeregt hatte, die die vorgeschlagene Änderung als eine Niederlage für ihn beschrieb. Ab dann kam es zu einer politischen Krise; Asquith sah sich zum Rücktritt als Premierminister gezwungen. Sein Nachfolger wurde David Lloyd George; dieser bildete ein kleines Kriegskabinett.

Mitglieder von Anfang an waren darin:

Lloyd George, Curzon und Bonar Law waren Mitglieder, solange das War Cabinet bestand. Unter den späteren Mitgliedern waren

Zweiter Weltkrieg

Chamberlain

Nach der Kriegserklärung am 3. September 1939 gab Neville Chamberlain im Zuge der Bildung der Kriegsregierung Chamberlain sein War Cabinet noch am selben Tag bekannt:

Da das Kabinett von vormaligen Vertretern der Appeasement-Politik dominiert wurde, die Mitglied von Chamberlains „National Government“ (1937–1939) gewesen waren, schienen die Mitglieder Lord Hankey (ein ehemaliger Cabinet Secretary während des Ersten Weltkriegs) und Winston Churchill (entschiedener Gegner der Appeasement-Politik) das Kabinett ausgewogener zu machen. Anders als im Kriegskabinett von Lloyd George waren die Mitglieder diesmal auch Leiter von Government Departments (Ministerien o. ä.).

Hore-Belisha trat im Januar 1940 nach Meinungsverschiedenheiten mit den Stabschefs der Streitkräfte aus dem National Government aus; er weigerte sich, den Posten des President of the Board of Trade zu übernehmen. Sein Nachfolger im Kriegskabinett wurde Oliver Stanley.

Churchill

Als Winston Churchill während des Zweiten Weltkrieges Premierminister wurde, bildete er eine Koalitionsregierung (Churchill war ministry), zu deren Kriegskabinett zu Beginn folgende Mitgliedern gehörten:

Falklandkrieg 1982

Im Frühjahr 1982 kämpften im Falklandkrieg Großbritannien und Argentinien um die Falklandinseln; Argentinien verlor diesen Krieg. Zum Kriegskabinett gehörten:

Golfkrieg 1990–1991

Australien (Zweiter Weltkrieg)

Das australische Kriegskabinett bei einem Treffen in Melbourne 1943: (von links) John Curtin, Sir Frederick Sheddon, Ben Chifley, 'Doc' Evatt, Norm Makin, Arthur Drakeford

Auf der Reichskonferenz 1937 in London stimmte die Australische Regierung zu ein Kriegskabinett, im Falle eines Krieges, einzurichten.[2] Das Kabinett stimmte einer Einrichtung, im Zuge des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges, am 26. September 1939 zu.[3] Da weder die Country Party noch die Australian Labor Party eine Koalition mit der Regierenden United Australia Party einging, bestand das Kriegskabinett zunächst aus:

Im November 1939 wurde das Department of Defence aufgeteilt. Der Minister for Defence wurde Minister for Army, der Premierminister wurde zusätzlich Minister for Defence Coordination und drei weitere Minister wurden Mitglieder des Kriegskabinetts:

Nachdem Fairbairn, Street and Gullett bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen sowie nach Stimmverlusten der Regierungspartei bestand das Kriegskabinett ab Oktober 1940 aus:

Nachdem die Australian Labor Party am 3. Oktober 1941 die Regierung übernahm wurde ein neues Kriegskabinett bestellt:

Frederick Shedden war der Generalsekretär des Kriegskabinetts[8], welches sich regelmäßig während des Zweiten Weltkrieges traf. Seine letzte Sitzung fand am 19. Januar 1946 statt.[9]

Vereinigte Staaten

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 bildete US-Präsident George W. Bush ein 'War Cabinet'. Es trat am Wochenende um den 15. September 2001 zusammen, um das zu konzipieren, was später als 'Krieg gegen den Terror' (engl. 'War on Terrorism') bekannt wurde. Der Kreis der Mitglieder stimmte fast (aber nicht ganz) überein mit dem des United States National Security Council.

Das Kabinett umfasste

Frankreich

In Frankreich bestand von 1792 bis 1795, also während der französischen Revolution, ein „Comité de guerre“.

Während des Ersten Weltkriegs richtete das Kabinett Painlevé I ein Kriegskabinett ein, dem Louis Barthou (bis 23. Oktober 1917), Léon Bourgeois, Paul Doumer und Jean Dupuy angehörten und das dem britischen war cabinet nachempfunden war.[10]

Quellen

  1. Alain Rouvez: Disconsolate Empires: French, British and Belgian Military Involvement in Post-Colonial Sub-Saharan Africa. University Press of America, 1994, ISBN 978-0-8191-9643-9, S. 196.
  2. David Horner: Inside the War Cabinet. Directing Australia’s War Effort 1939–45. Allen and Unwin, St Leonards 1996, ISBN 1-86373-968-8, S. 2.
  3. David Horner: Inside the War Cabinet. St Leonards 1996, S. 3.
  4. David Horner: Inside the War Cabinet. St Leonards 1996, S. 2–3.
  5. David Horner: Inside the War Cabinet. St Leonards 1996, S. 4.
  6. Paul Hasluck: The Government and the People 1939–1941 (= Australia in the War of 1939–1945. Series 4, Volume I). Australian War Memorial, Canberra 1952, S. 574.
  7. Paul Hasluck: The Government and the People 1939–1941. Canberra 1952, S. 577.
  8. Paul Hasluck: The Government and the People 1939–1941. Canberra 1952, S. 421–422.
  9. David Horner: Inside the War Cabinet. St Leonards 1996, S. 197.
  10. Anne-Laure Anizan: 1914-1918, le gouvernement de guerre. In: Histoire@Politique 2014/1 (n° 22), pages 215 à 232. Abgerufen am 2. August 2022 (französisch).