Wildbad (Rothenburg ob der Tauber)

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Wildbad
Große Kreisstadt Rothenburg ob der Tauber
Koordinaten: 49° 22′ 10″ N, 10° 10′ 48″ O
Höhe: 365–385 m ü. NHN
Postleitzahl: 91541
Vorwahl: 09861
Luftbild vom Wildbad
Die Arkadenhalle des Wildbads an der Tauber

Wildbad ist ein Gemeindeteil der Großen Kreisstadt Rothenburg ob der Tauber im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern). Der Name stammt von der großangelegten ehemalige Kuranlage Wildbad, die heute von der evangelischen Landeskirche Bayerns als Tagungsstätte genutzt wird.

Geografie

Die ehemalige Einöde, heute Haus Nr. 42 des Taubertalweges, liegt südlich des Spitalquartiers der Altstadt von Rothenburg im tief eingeschnittenen Tal der Tauber am rechten Flussufer, zwischen der Gipsmühle auf derselben Seite und der Schwabenmühle auf der gegenüberliegenden. Über einen Nebenzweig des Taubertalweges gelangt man zur Staatsstraße 1022 bzw. zur Staatsstraße 2268.[1]

Geschichte

Im Jahre 1356 entsprang nach einem Erdbeben unterhalb des Spitals eine Quelle. Während der Amtszeit des Rothenburger Bürgermeisters Heinrich Toppler errichtete die Stadt dort das Wildbad, weil man diese Quelle als heilkräftig befand.

Im Jahre 1601 schreibt der Chemiker und Rothenburger Stadtphysikus Andreas Libavius über den Fons Medikatus, die Rothenburger Wildbadquelle.

Im Jahre 1820 nahm der Rothenburger Apotheker Johann Michael Schiller eine genaue Analyse des Heilwassers vor mit dem Ergebnis, dass die Heilwirkung auf der Beimengung alkalischer Schwefelverbindungen beruht.

Ende des 19. Jahrhunderts ließ der damalige Tüftler und Erfinder der orthopädischen Prothese Friedrich Hessing, der in Göggingen bei Augsburg eine sehr bekannte orthopädische Heilanstalt besaß, den heute noch nahezu unveränderten, prachtvollen Gebäudekomplex in neunjähriger Bauzeit errichten. Der Entwurf stammt von dem Architekten Hessings, dem Augsburger Jean Keller, der auch die Pläne für die umfangreichen Gögginger Anstaltsgebäude anfertigte.

Am 1. Juni 1903 eröffnete das „Wildbadetablissement“ und Kurhotel nach dem Vorbild der englischen pleasure gardens seinen Betrieb, der aber bereits 1917, ein Jahr vor Hessings Tod, aus Kostengründen eingestellt werden musste.

Im Jahre 1925 wurde das Wildbad zwangsversteigert, der Landesverband der Bayerischen Ortskrankenkassen erwarb das Objekt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus als Lazarett, Kinderheim, HJ-Schule und US-Lager genutzt. Anschließend diente es als Lager für Vertriebene aus dem Baltikum.

Zwischen 1951 und 1976 mietete die Bayerische Bereitschaftspolizei das Wildbad und gestaltete es zum Ausbildungszentrum um. 1977 errichtete die Gesellschaft für Transzendentale Meditation hier die Residenz des Zeitalters der Erleuchtung. Ende des Jahres zog sie in das unrenovierte Wildbad ein und richtete zum Jahreswechsel 1977/78 eine erste Tagung aus.

Daraufhin machte die Stadt Rothenburg im Februar 1978 von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch. Sie kaufte das Anwesen für 300.000 DM vom Rechtsnachfolger des Reichsverbandes der Ortskrankenkassen und überließ es zum gleichen Preis dem Diakoniewerk Neuendettelsau. Im Jahre 1981 wurde ein Trägerverein Wildbad gegründet, in dem sich die evangelische Landeskirche, das Diakoniewerk Neuendettelsau und acht westmittelfränkische Dekanate zusammenschlossen, um Renovierung und Ausbau des Wildbades zur Tagungsstätte zu bewerkstelligen. Nach einem Teilausbau konnte 1983 der Tagungsbetrieb aufgenommen werden. Im Jahre 1990 wurde die Renovierung abgeschlossen. Das Wildbad wurde als Landeskirchliche Einrichtung der direkten Leitung des Landeskirchenamtes München unterstellt. Der Trägerverein wurde in einen beratenden Beirat umgewandelt.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001837 001840 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 8 8 3 10 5 31 3 127 4 *
Häuser[2] 2 2 2 2 1 1 2 *
Quelle [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12]
* Ort wird zu Rothenburg ob der Tauber gerechnet.

Literatur

Weblinks

Commons: Wildbad (Rothenburg ob der Tauber) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wildbad im BayernAtlas
  2. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1840 wurden diese als „Häuser“ bezeichnet, 1837 und von 1885 bis 1987 als „Wohngebäude“.
  3. Wilhelm Meyer: Eintheilung der Amtsbezirke im Rezatkreis des Königreichs Bayern und Verzeichniß aller dazu gehörigen Ortschaften. Brügel’sche Kanzleybuchdruckerey, Ansbach 1837, S. 130.
  4. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 23 (Digitalisat).
  5. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1144, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  6. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1084 (Digitalisat).
  7. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1148 (Digitalisat).
  8. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1184 (Digitalisat).
  9. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1020 (Digitalisat).
  10. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 750 (Digitalisat).
  11. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 171 (Digitalisat).
  12. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 330 (Digitalisat).