Wilhelm Kausemann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hubert Josef Wilhelm Kausemann (* 22. November 1903 in Gummersbach; † 23. Juli 1941 in der Nähe von Pygi, Gebiet Smolensk) war ein hessischer Politiker der NSDAP, kommissarischer Bürgermeister von Bad Orb und Landrat in Gelnhausen (vom 9. April 1933 bis 7. April 1940).

Herkunft und Familie

Kausemann kam mit seinen Eltern vor dem Ersten Weltkrieg nach Birstein, diese betrieben dort eine Spinnerei. Am 28. März 1925 heiratete er in Frankfurt am Main Margarete Müßig; aus der Ehe gingen vier Kinder hervor.

Politik

Kausemann wurde im Oktober 1930 Kreisleiter der NSDAP und war bei der Kommunalwahl am 8. März 1933 ihr Spitzenkandidat. Zu Jahresbeginn 1933 erhielt er ein Mandat für den Kurhessischen Kommunallandtag des Regierungsbezirks Kassel, aus dessen Mitte er zum Abgeordneten des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau bestimmt wurde. Bereits im April 1933 legte er sein Mandat nieder. Sein Bestreben war es, den neuen Kurs möglichst rasch durchzusetzen. Fünf Kreistagsabgeordnete sandten dem Regierungspräsidenten in Kassel und dem preußischen Innenminister Dringlichkeitstelegramme, mit denen sie die Absetzung seines Amtsvorgängers Conrad Delius forderten; dieser habe nicht mehr das Vertrauen der Bevölkerung. Dem folgte vier Wochen nach der Wahl ein weiteres Telegramm – diesmal von allen Kreisausschussmitgliedern unterzeichnet – mit dem Hinweis, dass Landrat Delius freiwillig zurückgetreten sei. Der Kreisausschuss ersuchte das Ministerium „Pg. Kausemann“ als kommissarischen Landrat „einzusetzen“, weil nur er die Gewähr dafür biete, „dass Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten“ bliebe.[1] Bereits einen Tag später wurde Kausemann durch das preußische Innenministerium kommissarischer Landrat (Landräte waren disponible, d. h. jederzeit, auch in den Ruhestand, versetzbare Beamte).

In den fast auf den Tag genau sieben Jahren seiner Amtszeit wurde durch den Einsatz des Reichsarbeitsdienstes (RAD) die Siedlung Waldrode (zum Ortsteil Großenhausen der Gemeinde Linsengericht gehörig) auf den Höhen des Vorspessarts geschaffen (wo sogar Weinbau mit bescheidenem Erfolg betrieben wurde). Im westlichen Teil des Kreises Gelnhausen wurde 1936/37 die Wetterau-Main-Tauber-Stellung, ein militärischer Bunkergürtel zwischen Büdingen in der Wetterau und dem unterfränkischen Klingenberg in Bayern, gebaut, im westlich von Gelnhausen gelegenen Rothenbergen (heute ein Ortsteil von Gründau) ein Fliegerhorst eingerichtet, das Kreiskrankenhaus in Gelnhausen und das Müttergenesungsheim in Bieber (heute ein Ortsteil der Gemeinde Biebergemünd) gebaut.

Literatur

  • Eckhart G. Franz, Georg Rösch: Die Landräte in 150 Jahren im Kreis Gelnhausen: Wilhelm Kausemann. In: 150 Jahre Kreis Gelnhausen – Heimat-Jahrbuch des Kreises Gelnhausen – Zwischen Vogelsberg und Spessart 1971. Gelnhausen 1970, S. 50.
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3884431595, S. 150.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 207.
  • Dieter Pelda: Die Abgeordneten des Preußischen Kommunallandtags in Kassel 1867–1933 (= Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 22 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 8). Elwert, Marburg 1999, ISBN 3-7708-1129-1, S. 104.

Weblinks

Einzelnachweise