Wilhelm Schmid (Maler)
Wilhelm Schmid (* 7. Februar 1892 in Remigen; † 1. Dezember 1971 in Brè bei Lugano) war ein Schweizer Maler, der der Neuen Sachlichkeit sowie dem Magischen Realismus zugeordnet wird.[1]
Leben und Wirken
Wilhelm Schmid wurde 1892 in Remigen bei Brugg AG geboren, er emigrierte 1912 über Italien nach Berlin. 1914 arbeitete er im Berliner Büro des Architekten Paul Renner. Als er beauftragt wurde, den Umbau der Villa der Eigentümerfamilie Metz in Potsdam zu leiten, lernte er die Tochter der Eigentümer kennen, die Kammersängerin Maria Metz, die unter dem Künstlernamen Maria Alba auftrat. 1918 heirateten sie, sie trug fortan den Namen Maria Schmid-Metz. Für sich und seine Ehefrau erbaute er ab 1922 ein Wohnhaus unweit der Villa Metz, das sogenannte Etappenhaus.[2]
1918 wurde er Mitbegründer der Novembergruppe, in der sich die «Revolutionäre des Geistes» zusammenschlossen (ihr gehörten Künstler wie Otto Dix, Wassily Kandinsky oder Rudolf Belling an). 1923 erschien über Schmid eine Monographie, in der etwa seine Pierrots lunaires oder Musikerbilder wie Puccini Butterfly (beide heute im Besitz der Stadt Lugano), die Mona Luna (heute im Aargauer Kunsthaus), frühe Landschaften sowie einzelne Stillleben abgebildet wurden. Wilhelm Schmid gehörte zur künstlerisch-kulturellen Bewegung der Neuen Sachlichkeit. Er, der sich in einer Selbststilisierung als «Schweizer und Bauer» bezeichnete, galt als junge Hoffnung der Kunst und stiess bei den Kritikern auf entsprechendes Interesse.
1924 zog es ihn nach Frankreich, 1928 arbeitete er vorwiegend in Paris und Südfrankreich, mit gelegentlichen Abstechern nach Italien. 1930 kehrte er nach Berlin zurück. Zum Teil vom französischen Surrealismus beeinflusst, malte er Bilder wie Le Duel und andere Kopflose. Seine Bilder wurden von Museen und privaten Sammlern erworben. 1936 versteigerte das Berliner Auktionshaus Rudolph Lepke das Ölgemälde Lesende Dame (105 × 70 cm), das die jüdische Sammlerin Margarete Translateur verkaufen mussten, um „Reichsfluchtsteuer“ und „Judenvermögensabgabe“ bezahlen zu können. Der Verbleib des Bildes ist ungeklärt.[3] Verschollen ist bisher auch das Tafelbild Italienische Stadt (1920/1921 ?) aus der Sammlung des bei der Deportation durch die Nazis umgekommenen jüdischen Berliner Unternehmers Robert Graetz (1878–spätestens 1945).[4] 1937 wurde in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ nachweislich zehn seiner Bilder aus der Städtischen Gemäldegalerie Bochum, den Städtische Kunstsammlung Duisburg, dem Museum Folkwang Essen, der Städtische Kunsthalle Mannheim, dem Museum für Kunst und Kunstgewerbe Stettin und der Ruhmeshalle Wuppertal-Barmen beschlagnahmt. Davon wurden sieben zerstört. Der Verbleib der anderen ist ungeklärt.[5]
Mit seiner jüdischen Ehefrau musste Schmid in die Schweiz zurück. Er begab sich im Tessiner Brè-Aldesago in eine «innere Emigration». Die Integration in die Schweizer Kunstszene misslang. Sein letztes Riesengemälde Der Heliand (La Cena, heute im Besitz des Bundes) wurde hier 1946 als anstössig empfunden.
Der Museumsleiter und Kurator des Aargauer Kunsthaus Heiny Widmer besuchte Schmid ein paar Tage vor seinem Tod. Sie kamen überein, dass Widmer ein Werkverzeichnis erstellt sowie Schmids Nachlass verwaltet. Dazu kam es jedoch nicht mehr und die Sammlung ging an die Stadt Lugano.
Literatur
- Curt Bauer: Wilhelm Schmid. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1923. (Junge Kunst, Band 39).
- Wilhelm Schmid 1892–1971. Ein Pionier des Magischen Realismus. Ausstellungskatalog, mit Texten von Patricia Nussbaum, Ulrich Gerster, Uli Däster u. a. Kunstmuseum Olten, 2007, ISBN 978-3-906651-35-4.
- Thomas Stein (Hg.): Umkämpfte Wege der Moderne – Wilhelm Schmid und die Novembergruppe, Petersberg: Michael Imhof Verlag [2018], ISBN 9783731907275.
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm Schmid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Patricia Nussbaum: Schmid, Wilhelm. In: Sikart (Stand: 2022)
- Werke von Wilhelm Schmid bei artnet
- Wilhelm Schmid Museum Brè über Lugano
Einzelnachweise
- ↑ Edith Krebs: Neue Sachlichkeit in der Schweiz. in: Sikart, abgerufen am 31. Januar 2018.
- ↑ Peter Degener: Die Weiße Villa und der Künstler Wilhelm Schmid. In: Märkische Allgemeine. 13. November 2018, abgerufen am 28. März 2020.
- ↑ LOST Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste; Lost Art-ID 449375
- ↑ Lost Art-ID 257577
- ↑ Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
Personendaten | |
---|---|
NAME | Schmid, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Maler |
GEBURTSDATUM | 7. Februar 1892 |
GEBURTSORT | Remigen |
STERBEDATUM | 1. Dezember 1971 |
STERBEORT | Brè bei Lugano |