Wissenschaftsladen Bonn

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Wissenschaftsladen (WILA) Bonn e.V.
Zweck: Förderung der Zusammenarbeit von Gesellschaft und Wissenschaft
Vorsitz: Brigitte Peter, Anke Valentin, Frank Teller, Norbert Steinhaus
Gründungsdatum: 1984
Sitz: Bonn
Website: www.wilabonn.de

Der Wissenschaftsladen Bonn ist mit rund 35 Mitarbeitern der größte von über 75 Wissenschaftsläden weltweit.[1] Unter dem Leitsatz „bilden – wissen – handeln“ engagiert er sich für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Zivilgesellschaft bei zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen, zum Beispiel in den Bereichen Energiewende, Klimawandel, Globalisierung, Flächenverbrauch, Stadtentwicklung, Arbeitsmarkt und Umweltbildung.

Ziel von Wissenschaftsläden ist es, Anfragen von Bürgern in Wissenschaft und Forschung hineinzutragen sowie Ergebnisse der Wissenschaft für Bürger verständlich aufzubereiten, sodass diese sich kompetent engagieren können. Wissenschaftsläden sehen sich in einer vermittelnden Rolle und fungieren als Brückenbauer. Sie unterscheiden sich damit von den zeitgleich entstandenen Öko-Instituten, die sich in erster Linie als – alternativ und kritisch arbeitende – Wissenschaftler verstehen. Als gemeinnütziger Verein arbeitet der WILA Bonn ohne Gewinnanspruch.[2]

Geschichte

Der WILA Bonn wurde 1984 von zunächst ehrenamtlichen Studierenden, die sich an der Wissenschaft im Elfenbeinturm störten, als gemeinnütziger Verein gegründet.[3] Der Name geht zurück auf die Emanzipationsbewegungen der 1960er und 1970er Jahre, als in europäischen Großstädten leerstehende ehemalige Ladenlokale als 'Kinderläden', 'Schülerläden', 'Wissenschaftsläden' etc. umgewidmet und verwendet wurden. Auch in sieben anderen deutschen Städten entstanden Wissenschaftsläden nach niederländischem Vorbild.[4] In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Beschäftigten stetig an. 2012 zog der WILA in ein eigenes Gebäude in der Reuterstraße in Bonn um.

Themen und Methoden

Der WILA beschäftigt sich in seiner Arbeit mit zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie der Energiewende, der Globalisierung oder nachhaltiger Stadtentwicklung. In seinen Projekten entwickelt er innovative Ideen und Konzepte, knüpft Netzwerke, erstellt Bildungsmaterialien und organisiert Veranstaltungen, bei denen sich Bürger und Wissenschaftler auf Augenhöhe austauschen können. Dabei ist der WILA in ganz Deutschland, aber auch im Ausland in Projekten der Europäischen Union aktiv. Viele seiner Projekte sind trans- und interdisziplinär angelegt.

In seiner täglichen Arbeit setzt der Wissenschaftsladen eine breite Palette von Methoden ein, zum Beispiel Ausstellungen, Kampagnen, Multiplikatoren-Fortbildungen, Planspiele, Szenario-Workshops und Wissenschaftscafés.[5] Dabei orientiert er sich an bestimmten Wertvorstellungen und Leitideen, darunter Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Globales Lernen, Nachhaltigkeit, Partizipation, Public Engagement / Citizen Science sowie Responsible Research and Innovation (RRI).[6] Zusätzlich bietet der WILA Bonn Bürgerberatung v. a. zu den Themen Elektrosmog, Ernährung, Baubiologie sowie Berufsorientierung an.

Struktur und Finanzierung

Der Wissenschaftsladen Bonn ist ein selbstverwalteter Betrieb. Als gemeinnütziger Verein arbeitet er kostendeckend, aber nicht gewinnorientiert. Die Einrichtung als Ganze erhält keine institutionelle Förderung. Lediglich für sein Bildungszentrum bekommt der WILA Bonn eine regelmäßige Teilförderung, da er anerkannter Träger der Weiterbildung nach dem Weiterbildungsgesetz NRW ist.[7]

Der Verein finanziert seine Arbeit durch Informations-, Mess- und Beratungs-Dienstleistungen, durch Kurse, Seminare und Vorträge des Bildungszentrums sowie durch Drittmittel-Projekte. Gefördert werden die Projekte des WILA Bonn u. a. von der EU-Kommission, Bundes- und Landesministerien, Bundesämtern, Fördernetzwerken, Stiftungen sowie einzelnen Kommunen.

Die Arbeit gliedert sich in die Bereiche Projekte, Bildungszentrum und die wöchentlichen Infodienste zum Arbeitsmarkt für Akademiker. Außerdem ist der WILA Bonn Träger des Naturerlebnisgeländes „Grüne Spielstadt“ in Bonn-Dransdorf, des benachbarten „Internationalen Gartens“ und des Umwelttheaters UNVERPACKT.

WILA Arbeitsmarkt

Der Wissenschaftsladen ist seit über 20 Jahren Herausgeber von zwei wöchentlichen Publikationen mit dem Titel „WILA Arbeitsmarkt“: dem „Infodienst für Berufe in Bildung, Kultur und Sozialwesen“ und dem „Infodienst für Berufe in Umwelt und Natur“. Ziel der Hefte ist es, Berufsfelder zu analysieren und deren Entwicklung anhand aktueller Stellenanzeigen darzustellen. Die Hefte beinhalten jede Woche eine Übersicht von mehreren hundert aktuellen Stellenangeboten für Akademiker. Dafür werten Mitarbeiter des WILA Zeitungen, Fachzeitschriften und ausgewählte Onlineportale aus. Zusätzlich enthalten die Infodienste Hintergrundberichte zu Berufsfeldern, Karrierethemen und Arbeitsrecht.[8]

WILA Bildungszentrum

Das Bildungszentrum des Wissenschaftsladen Bonn ist anerkannter Träger der Weiterbildung. Es bietet Seminare, Weiterbildungen und Workshops in Bonn und teilweise auch in Berlin an. Zum Angebot gehören neben mehrtägigen beruflichen Fortbildungen (z. B. Bildungsurlaub) auch Abendveranstaltungen und regelmäßig stattfindende Kurse (z. B. Yoga). Schwerpunkte sind die Themen Beruf und Erfolg, Persönlichkeit und Gesellschaft sowie Gesundheit und Stressbewältigung.[9]

Auszeichnungen

Der WILA Bonn erhielt 2016 von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen die Auszeichnung „Ort des Fortschritts“ verliehen.[10] Damit wurde die Einrichtung für die Bearbeitung wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen wie der Energiewende und der biologischen Vielfalt sowie für den Einsatz für Citizen Science und Responsible Research and Innovation gewürdigt. Außerdem wurde die Herangehensweise des WILA Bonn, Wissenschaft und Forschung auf der einen Seite, Zivilgesellschaft auf der anderen Seite durch verschiedenartige Methoden zusammenzubringen, als zukunftsweisend hervorgehoben. Auch mehrere Projekte des WILA Bonn wurden ausgezeichnet: Die Projekte „Energiewende schaffen“ und „Serena Supergreen“, in denen es um Berufsorientierung in Erneuerbaren Energien geht, wurden 2017 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung zum „Projekt Nachhaltigkeit“ gekürt.[11] Die im Rahmen des Projekts „Serena Supergreen“ entwickelte App erhielt außerdem eine GIGA-Maus als familienfreundliches Software-Produkt. Das Projekt „Natur in graue Zonen“ wurde von der UN-Dekade Biologische Vielfalt als Jahresprojekt 2016 ausgezeichnet.[12] Das vom WILA entwickelte Planspiel „Tatort Wald“ erhielt 2011 den Deutschen Naturschutzpreis.[13]

Mitarbeit in Netzwerken und Fachforen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wer wir sind. Wissenschaftsladen Bonn e.V., abgerufen am 19. Oktober 2017.
  2. Satzung des Wissenschaftsladen Bonn e.V. Abgerufen am 20. November 2017.
  3. Wer wir sind. Wissenschaftsladen Bonn e.V., abgerufen am 20. November 2017.
  4. Wissenschaftsladen Bonn e.V. (Hrsg.): 30 Jahre WILA Bonn. Bonn 2014 (wilabonn.de [PDF]).
  5. Unsere Methoden im Überblick. Wissenschaftsladen Bonn e.V., abgerufen am 20. November 2017.
  6. Unsere Arbeitsweise. Wissenschaftsladen Bonn e.V., abgerufen am 20. November 2017.
  7. Über uns. Wissenschaftsladen Bonn e.V., abgerufen am 20. November 2017.
  8. Über uns. WILA Arbeitsmarkt, abgerufen am 20. November 2017.
  9. Über uns. WILA Bildungszentrum, abgerufen am 20. November 2017.
  10. Orte des Fortschritts | Fortschritt gestalten NRW. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 19. Oktober 2017; abgerufen am 19. Oktober 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fortschritt-gestalten.nrw.de
  11. Wichtige Auszeichnungen für die WILA-Bonn-Projekte „Energiewende schaffen“ und „Serena“ - Wissenschaftsladen Bonn e. V. Abgerufen am 19. Oktober 2017.
  12. UN-Dekade Biologische Vielfalt | Jahresprojekte. Abgerufen am 19. Oktober 2017.
  13. Förderpreis Tatort Wald. Abgerufen am 19. Oktober 2017.