Wolf Heinrich von Baudissin (Diplomat)
Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von Baudissin (* 30. Januar 1789 in Kopenhagen, Dänemark; † 4. April 1878 in Dresden) war ein deutscher Diplomat, Schriftsteller und Übersetzer.
Er stammte aus dem Adelsgeschlecht Baudissin. Seine Eltern waren Graf Carl Ludwig von Baudissin (* 21. August 1756; † 1. März 1814) und dessen Ehefrau Gräfin Sophie Luise Charlotte von Dernath (* 29. August 1764; † 9. August 1828). Sein Bruder Otto Friedrich Magnus (1792–1865) wurde dänischer Offizier.
Leben
Nach dem Studium der Rechts- und Verwaltungswissenschaften in Kiel, Göttingen und Heidelberg arbeitete Baudissin als Legationssekretär im dänischen Staatsdienst und hielt sich von 1810 bis 1814 in Stockholm bei seinem Onkel Magnus von Dernath, in Wien und in Paris auf. Im Sommer 1813 wurde er wegen seiner deutschen Gesinnung ein halbes Jahr auf der Festung Friedrichsort inhaftiert. Von 1823 bis 1854 war er Besitzer von Gut Sophienhof bei Preetz. Er unternahm Reisen nach Italien, Frankreich und Griechenland und hielt sich ab 1827 meist in Dresden auf. Hier arbeitete er mit August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck zusammen. Gemeinsam mit Tiecks Tochter Dorothea Tieck hatte er einen wesentlichen Anteil an den Shakespeare-Übersetzungen, die unter Ludwig Tiecks Leitung entstanden. Baudissin, der acht Sprachen beherrschte, übersetzte zudem Werke unter anderem von Molière, Carlo Goldoni und Carlo Gozzi.
Seine erste Frau war Friederike Juliane von Baudissin (* 9. Januar 1784; † 15. März 1836), die Tochter des Diplomaten Heinrich Friedrich von Baudissin. Baudissin war ab 1840 in zweiter Ehe mit der aus einer jüdischen Bankiersfamilie stammenden Pianistin, Komponistin und Schriftstellerin Sophie Kaskel verheiratet und besaß neben seiner Dresdner Stadtwohnung ein Sommerhaus in Wachwitz (heute am Steinberg 3). Sein Neffe war Wolf Wilhelm Friedrich Graf von Baudissin.
Abstammung
Heinrich Günther von Baudissin (1636–1673) | ||||||||||||||||
Wulf Hinrich von Baudissin (1671–1748) | ||||||||||||||||
Sarah Margrethe von Guenderrode (1642–1728) | ||||||||||||||||
Heinrich Christoph von Baudissin (1709–1786) | ||||||||||||||||
Joachim Christoph von Buchwald (1646–1685) | ||||||||||||||||
Dorothea von Buchwald (1683–1709) | ||||||||||||||||
Abel Dorothea von Thienen (1654–1712) | ||||||||||||||||
Carl Ludwig von Baudissin (1756–1814) | ||||||||||||||||
Susanne Magdalene Elisabeth Zinzendorf und Pottendorf (1723–1785) | ||||||||||||||||
Wolf Heinrich Graf von Baudissin (1789–1878) | ||||||||||||||||
Gerhard von der Nath (1666–1740) | ||||||||||||||||
Gerhard von der Nath (1700–1759) | ||||||||||||||||
Christine Dorothea Rantzau (1676–1717) | ||||||||||||||||
Friedrich Otto von der Nath (1734–1805) | ||||||||||||||||
Henning Friedrich von Bassevitz (1680–1749) | ||||||||||||||||
Sophie Louise Charlotte von Bassewitz | ||||||||||||||||
Anna Marie von Clausenheim (1683–1757) | ||||||||||||||||
Sophie von der Nath (1764–1828) | ||||||||||||||||
Christian Ludvig Scheel von Plessen (1676–1752) | ||||||||||||||||
Mogens Scheel von Plessen (1713–1749) | ||||||||||||||||
Charlotte Amalie Skeel (1685–1729) | ||||||||||||||||
Elisabeth Christina Scheel von Plessen (1744–1770) | ||||||||||||||||
Elisabeth Christine von Thienen (1715–1788) | ||||||||||||||||
Übersetzungen
- Wirnt von Grafenberg, Wigalois oder der Ritter mit dem Rad
- Hartmann von Aue, Iwein mit dem Löwen, 1845
- Ben Jonson und seine Schule – Übersetzungen und Erläuterungen zu Ben Jonson, 1836
- Molière, Sämtliche Lustspiele, 1865–1867
- Italienisches Theater. Übersetzt von Wolf Grafen Baudissin (6 Dramen von C. Gozzi, C. Goldoni. T. Gherardi und G. de Giraud). Leipzig, S. Hirzel, 1877
- William Shakespeare:
Literatur
- Meyers-Konversations-Lexikon. Eine Encyclopädie des allgemeinen Wissens. 3. Aufl., Bd. 2, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig 1874.
- Franz Schnorr von Carolsfeld: Baudissin, Wolf Graf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 233–236.
- Helmut Motekat: Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 633 (Digitalisat).
- Bernd Goldmann: Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Bd. 4. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1976, S. 29–32.
- Bernd Goldmann: Wolf Heinrich Graf von Baudissin 1789–1878, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel 1979.
- Bedeutende Wachwitzer Persönlichkeiten: Wolf Heinrich Graf von Baudissin. In: Wachwitz – Geschichte eines Fischer- und Weindorfes, Elbhang-Kurier-Verlag, Dresden, 2000, S. 142.
- John Sayer: Wolf Graf Baudissin. Sein Leben – seine Zeit. Ein Übersetzen. LIT-Verlag, Berlin 2015.
Weblinks
- Literatur von und über Wolf Heinrich von Baudissin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Wolf Heinrich von Baudissin im Projekt Gutenberg-DE
Personendaten | |
---|---|
NAME | Baudissin, Wolf Heinrich von |
ALTERNATIVNAMEN | Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diplomat, Schriftsteller und Übersetzer |
GEBURTSDATUM | 30. Januar 1789 |
GEBURTSORT | Kopenhagen, Dänemark |
STERBEDATUM | 4. April 1878 |
STERBEORT | Dresden |