Yuanjiangit

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Yuanjiangit
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1993-028

Chemische Formel AuSn[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Elemente
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
1.AC.15 (8. Auflage: I/A.01)
01.01.02.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m
Raumgruppe P63/mmc (Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194
Gitterparameter a = 4,32 Å; c = 5,51 Å[1]
Formeleinheiten Z = 2[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4[2]
Dichte (g/cm3) gemessen: 11,7 bis 11,9; berechnet: 11,78[3]
Spaltbarkeit fehlt
Farbe silberweiß[2]
Strichfarbe schwarz
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz Metallglanz[2]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in Königswasser (aqua regia), langsam löslich in HCl oder HNO3[4]

Yuanjiangit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente (einschließlich natürliche Legierungen, intermetallische Verbindungen, Carbide, Nitride, Phosphide und Silicide)“ mit der chemischen Zusammensetzung AuSn[1] und ist damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung aus Gold und Zinn im Stoffmengenverhältnis 1 : 1.

Yuanjiangit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form von körnigen, kugeligen und pseudotraubigen Mineral-Aggregaten bis etwa 2 mm Größe, wobei einzelne Körner im Allgemeinen weniger als 5 μm groß sind. Sehr selten findet er sich in Drusen auch in wenig größeren, hexagonalen Prismen.

Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak). Die Oberflächen der silberweißen Körner zeigen einen deutlichen Metallglanz. Auf der Strichtafel hinterlässt Yuanjiangit einen schwarzen Strich.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Yuanjiangit in den fluvioglazialen Sedimenten einer Gold-Seifenlagerstätte am Fluss Yuan Jiang im Kreis Yuanling (Provinz Hunan) in China. Wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral durch Lichang Chen, Cuiqing Tang, Jianhong Zhang, Zhenyun Liu, die es nach seiner Typlokalität benannten.

Yuanjiangit wurde im August 1993 von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständiges Mineral anerkannt. Die Publikation der Erstbeschreibung erfolgte 1994 in der Acta Petrologica et Mineralogica auf Chinesisch.[5]

Typmaterial des Minerals, das heißt Mineralproben aus der Typlokalität, wird im Chinesischen geologischen Museum und in der Chinesischen Universität für Geowissenschaften in Peking aufbewahrt.

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Yuanjiangit zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung der „Metalle und intermetallischen Legierungen (ohne Halbmetalle)“, wo er zusammen mit Anyuiit, Auricuprid, Bogdanovit, Gold, Hunchunit, Kupfer, Novodneprit, Silber und Tetra-Auricuprid die „Kupfer-Reihe“ mit der System-Nr. I/A.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yuanjiangit ebenfalls in die Abteilung der „Metalle und intermetallische Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Yuanjiangit ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Indium-Zinn-Familie“ zu finden ist, wo er zusammen mit Bronze und Sorosit die „Bronzegruppe“ mit der System-Nr. 1.AC.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Yuanjiangit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „Elemente“. Hier ist er zusammen mit Auricuprid und Tetra-Auricuprid in der „Auricupridgruppe“ mit der System-Nr. 01.01.02 innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Metallische Elemente außer der Platingruppe“ zu finden.

Chemismus

Bei der Analyse von insgesamt sieben Mikroproben des Minerals aus der Typlokalität wurde ein Goldanteil zwischen 60,529 und 64,580 Gewichts-% und ein Zinnanteil von 35,303 bis 38,807 Gewichts-% sowie geringe Beimengungen an Silber und Blei festgestellt. Daraus ergibt sich die empirische Zusammensetzung Au1,008 Sn0,988, Pb0,001 Ag0,003, was idealisiert der Formel AuSn entspricht.[5][4]

Kristallstruktur

Yuanjiangit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63/mmc (Raumgruppen-Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194 mit den Gitterparametern a = 4,32 Å und c = 5,51 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Die Kristallstruktur entspricht der von Nickelin.

Eigenschaften

Yuanjiangit ist leicht löslich in Königswasser (aqua regia), langsam löslich in HCl oder HNO3[4]

Bildung und Fundorte

In seiner Typlokalität, der Seifenlagerstätte am Fluss Yuan Jiang in China, fand sich Yuanjiangit eng verwachsen mit gediegen Gold. In der gleichen Lagerstätte konnten zudem gediegen Osmium und Platin sowie die Minerale Cinnabarit, Diamant, Kassiterit, Pyrit, Realgar, Rutil und Zirkon nachgewiesen werden.[6]

Der bisher einzige weitere Fundort (Stand 2017) für Yuanjiangit ist die Gold- und Silbergrube Kockbulak bei Viloyati Sogd (auch Viloyati Sughd, Viloyati Khodzhent, Viloyati Leninabad) etwa 10 km östlich von Angren und 3,5 km südwestlich von Kairagach in Tadschikistan.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Lichang Chen, Cuiqing Tang, Jianhong Zhang, Zhenyun Liu: Yuanjiangite: A new auriferous and stanniferous mineral. In: Acta Petrologica et Mineralogica. Band 13, Nr. 3, 1994, S. 232–238 (Originalbeschreibung in Chinesisch mit Kurzbeschreibung in Englisch).
  • John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 80, 1995, S. 1328–133 (rruff.info [PDF; 686 kB; abgerufen am 2. Januar 2018] Yuanjiangit S. 3).
  • Yuanjiangite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 93 kB; abgerufen am 2. Januar 2018]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 38.
  2. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  3. Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 6.
  4. a b c John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 80, 1995, S. 1328–133 (rruff.info [PDF; 686 kB; abgerufen am 2. Januar 2018] Yuanjiangit S. 3).
  5. a b Lichang Chen, Cuiqing Tang, Jianhong Zhang, Zhenyun Liu: Yuanjiangite: A new auriferous and stanniferous mineral. In: Acta Petrologica et Mineralogica. Band 13, Nr. 3, 1994, S. 232–238 (Originalbeschreibung in Chinesisch mit Kurzbeschreibung in Englisch).
  6. Mindat – Yuanjiangite locality, Yuan river placers (Yuanjiang placers), Yuanling Co., Huaihua Prefecture, Hunan Province, China
  7. Fundortliste für Yuanjiangit beim Mineralienatlas und bei Mindat