Yvonit
Yvonit | |
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Yvonit aus der Typlokalität Grube „Salsigne“, Frankreich (Sichtfeld 4 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1995-012 |
Chemische Formel | Cu[AsO3OH]·2H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.CB.25 (8. Auflage: VII/C.06) 39.01.10.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1[2] |
Raumgruppe | P1 (Nr. 2)[1] |
Gitterparameter | a = 7,63 Å; b = 11,17 Å; c = 6,02 Å α = 89,3°; β = 86,5°; γ = 74,4°[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,20(2); berechnet: 3,22[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100}; undeutlich nach {010}[3] |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde |
Farbe | türkisblau |
Strichfarbe | blau |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,615 nβ = 1,660 nγ = 1,700[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,085[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 82°; berechnet: 84°[4] |
Pleochroismus | schwach: Z = blau, Y = hellblau, X = hellblau bis farblos |
Yvonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu[AsO3OH]·2H2O[1], ist also ein wasserhaltiges Kupfer-Arsenat.
Yvonit entwickelt nur kleine, tafelige Kristalle bis etwa 0,15 Millimeter Länge, die nach der c-Achse gestreckt und meist in radialstrahligen oder kugeligen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. Die Kristalle selbst sind durchsichtig und von türkisblauer Farbe und weisen auf den Flächen einen glasähnlichen Glanz auf, allerdings wirkt das Mineral aufgrund der multikristallinen Ausbildung in Aggregatformen eher durchscheinend bis undurchsichtig. Auf der Strichtafel hinterlässt Yvonit ebenfalls einen blauen Strich.
Etymologie und Geschichte
Erstmals beschrieben wurde Yvonit 1998 durch Halil Sarp und Radovan Černý, die das Mineral nach dem Schweizer Professor für Kristallographie an der Universität Genf Klaus Yvon (* 1943[3]) benannten.
Entdeckt wurde Yvonit durch M. G. Favreau in der Grube „Salsigne“, die an der Südseite des Montagne Noire und etwa 15 km nördlich von Carcassonne im französischen Département Aude liegt.
Das Typmaterial des Mineral wird im Naturhistorischen Museum der Stadt Genf aufbewahrt.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Yvonit zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Chudobait, Geigerit, Geminit, Kobaltkoritnigit, Koritnigit, Lindackerit, Pushcharovskit, Rollandit, Slavkovit und Trichalcit die „Chudobait-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/C.06 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yvonit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis vom Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex zum enthaltenen Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.CB.25 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet Yvonit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige saure Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 39.01.10 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige saure Phosphate etc., A+[HXO4] × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur
Yvonit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 7,63 Å; b = 11,17 Å; c = 6,02 Å; α = 89,3°; β = 86,5° und γ = 74,4° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Die Kristallstruktur besteht aus zwei unabhängigen, symmetrisch verzerrten CuO5(H2O)-Oktaedern, die an einer Kante miteinander verknüpft sind und Ketten parallel der c-Achse bilden. Zwei ebenfalls unabhängige, verzerrte ASO3(OH)-Tetraeder vernetzen diese Ketten zu Schichten parallel der Gitterebene ‚a‘. Zwischen den Schichten befinden sich zwei unabhängige und symmetrisch angeordnete H2O-Moleküle, die nur schwach über ein Netz von Wasserstoffbrücken miteinander verbunden sind. Die schwache Bindung zwischen den Schichten ist auch der Grund für die vollkommene Spaltbarkeit des Minerals in dieser Richtung.
Bildung und Fundorte
Yvonit ist ein Sekundärmineral, dass sich auf anderen Mineralen in den Halden von goldhaltigen Arsensulfid-Lagerstätten bildet. Als Begleitminerale können unter anderem Arsenopyrit, gediegen Bismut, Chalkopyrit, Geminit, Lindackerit und Pushcharovskit auftreten.
Außer an seiner Typlokalität, der Grube „Salsigne“ bei Carcassonne konnte das Mineral in Frankreich bisher (Stand 2013) nur noch in der Grube „Cap Garonne“ nahe Le Pradet im Département Var gefunden werden. Der bisher einzige weitere bekannte Fundort ist Jáchymov (deutsch Sankt Joachimsthal) im böhmischen Teil des tschechischen Erzgebirges.[5]
Verwendung
Yvonit hat aufgrund seiner Seltenheit außer als Mineralprobe keinerlei wirtschaftliche Bedeutung, ist jedoch aufgrund seiner ansprechenden Farbe dennoch ein begehrtes Sammlermineral.
Siehe auch
Literatur
- Halil Sarp, Radovan Černý: Description and crystal structure of yvonite, Cu(AsO3OH)·2H2O. In: American Mineralogist. Band 83, 1998, S. 383–389 (minsocam.org [PDF; 204 kB; abgerufen am 28. Mai 2018]).
Weblinks
- Mineralienatlas: Yvonit (Wiki)
- Database-of-Raman-spectroscopy – Yvonite
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Yvonite
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 475.
- ↑ Webmineral – Yvonite
- ↑ a b c Yvonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 28. Mai 2018]).
- ↑ a b c Mindat – Yvonite
- ↑ Fundortliste für Yvonit beim Mineralienatlas und bei Mindat