Zacharias Dase

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Zacharias Dase, Lithographie von Eduard Kaiser, 1850

Johann Martin Zacharias Dase (* 23. Juni 1824 in Hamburg; † 11. September 1861 ebenda)[1][2] war ein deutscher Schnellrechner und Rechenkünstler. Er war im 19. Jahrhundert so berühmt, dass zeitweise die Redewendung „nach Zacharias Dase“ synonym zu „nach Adam Riese“ gebräuchlich war.[3][4][5]

Leben

Durch einen Brief von Dase an den Phrenologen Gustav Struve sind uns einige biographische Angaben überliefert. Danach war sein Vater Ernst Johann Dase († um 1841) Destillateur und Schankwirt, seine Mutter eine geborene Knaken aus Wandsbek, die nach dem Tod des Ehemannes die Gastwirtschaft noch eine Zeit fortführte. Beide Eltern verfügten nur über einen geringen Bildungsgrad und kümmerten sich wenig um den Sohn. Zacharias Dase nutzte seine freie Zeit überwiegend für seine Lieblingsbeschäftigung, das Rechnen, und verkürzte hierfür sogar seine Schlafdauer. Mit 2½ Jahren kam er in eine Kinderschule, ab einem Alter von etwa sechs Jahren besuchte der die Volksschule. Erstaunlicherweise schwänzte er einmal die Schule, und zwar aus Furcht „vor dem Rechnen, resp[ektive] Zahlenschreiben“, was jedoch nur einmal vorkam, da er deshalb eine Prügelstrafe erhielt. Insgesamt besuchte er bis zum 15. Lebensjahr noch drei weitere Schulen. Im Rechnen, das seinen „Geist durchaus nicht anstrengt[e]“, war er stets der Beste. Von frühester Kindheit an litt er an Magenkrämpfen, die mit heftigsten Kopfschmerzen begannen und schließlich zur Bewusstlosigkeit führten. Außerdem hatte er „oft sehr lange anhaltende Lachkrämpfe“. Die „Art und Weise [s]eines Rechnens, vielmehr welche Wege [s]ein Genie dabei geht, und welches Verfahren es einhält“, konnte er nicht erklären. Zacharias Dase verfügte über eine gute räumliche Orientierung sowie einen ausgeprägten Ordnungssinn, der sich durch „Pünktlichkeit in allen Handlungen in Bezug auf Zeit und durch Ordnungsliebe in der Wohnung, ebenso auch durch Reinlichkeit“ äußerte. Er war sparsam und abstinent, während ihm Sinnlichkeit und Leidenschaften fremd und Frauen „sehr gleichgültig“ waren.[1]

Zacharias Dase zeigte schon in seiner Jugend eine leidenschaftliche Vorliebe für das Rechnen und widmete der Übung darin fast jede freie Stunde. Seit 1839 trat er in Deutschland, Österreich und England als Rechenkünstler auf.

So multiplizierte er in Wien eine 40ziffrige Zahl mit einer anderen 40ziffrigen in 40 Minuten, in Wiesbaden eine 60ziffrige mit einer anderen 60ziffrigen in 2 Stunden 59 Minuten bei lebhafter Unterhaltung der Gesellschaft und zog in München die Quadratwurzel aus einer 60ziffrigen Zahl in 20 Minuten und eine aus einer 100ziffrigen in 52 Minuten.

Innerhalb von zwei Monaten berechnete er die Kreiszahl π exakt auf 200 Stellen.[6]

In sechs Stunden intensiven Kopfrechnens erkannte er die Repunitzahl R11 als zusammengesetzte Zahl.

Dase stand in Kontakt mit Carl Friedrich Gauß und Carl Gustav Jacobi.

„Aus Hamburg wird gemeldet, daß daselbst am 11. d. M. Zacharias Dase, vom Schlage gerührt, gestorben ist. In ihm ist das größte Rechnengenie unserer Zeit verloren. Wie es heißt, soll er schon öfter an Krämpfen gelitten haben. Man fand ihn todt im Bette. Dase war, sein eminentes Zahlengenie abgerechnet, ein gewöhnlicher Mensch ohne alle höhere Geistesanlagen; dennoch würde er, wenn er nur noch wenige Jahre gelebt hätte, für die Wissenschaft Außerordentliches geleistet haben. Nachdem er nemlich ziemlich plan- und zwecklos umhergestreift war und nur kurze Zeit eine Verwendung durch das preußische Finanzministerium erhalten hatte, kehrte er wieder nach Hamburg, seiner Vaterstadt, zurück, wo sich auf Anregung einiger seiner Gönner ein Komité bildete, welches Geldsammlungen zu dem Zwecke veranstaltete, um Dase 3–4 Jahre hindurch eine sorgenfreie Existenz zu sichern, die er dazu benutzen sollte, um ein logarithmisches Riesenwerk (über die Primzahlen) auszuarbeiten. Anfangs flossen die Beiträge ziemlich spärlich und Dase gab auf den Rath seiner Freunde wiederholt öffentliche Proben seiner Kunst; endlich wurden doch mehrere Tausend Mark zu dem oben gedachten Zwecke zusammengebracht und Dase machte sich an die ihm übertragene Arbeit, die nunmehr leider unvollendet bleibt.“

Nachruf in der Wiener Zeitung vom 15. September 1861[2]

Schriften

Literatur

Weblinks

Commons: Zacharias Dase – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Zacharias Dase. In: Illustrirte Zeitung, 18. Juli 1846, S. 15 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/izl
  2. a b Vermischte Nachrichten. In: Wiener Zeitung, 15. September 1861, S. 4 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  3. Die österreichische Handelsmarine. In: Neue Freie Presse, 6. März 1866, S. 16 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  4. Josef Neuwirth: Eine Börse-Steuer.Der Tresor, Jahrgang 1872, S. 404 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tre
  5. Theater. In: Wiener Zeitung, 5. März 1892, S. 15 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  6. Carl Friedrich Gauß schreibt darüber an Christian Ludwig Gerling (Göttingen, 29. Januar 1847): „Der vielgenannte Kopfrechner Dahse hat die Zahl π auch auf 200 oder mehr Ziffern berechnet und ein Resultat gefunden, welches etwa in den letzten 40 Ziffern von dem Rutherfordschen abweicht. Schumacher hat aber Clausen ersucht, das von ihm schon vor längerer Zeit berechnete Resultat mitzuteilen. Dies bestätigt Dahses Rechnung, so daß man also berechtigt ist, das Rutherfordsche für falsch zu halten. Clausens Resultat ist auf 250 Ziffern berechnet, so jedoch, daß die zwei oder drei letzten als unzuverlässig zu betrachten sind. Schumacher wird Clausens Zahlen nächstens in den A[stronomischen] N[achrichten] bekanntmachen.“ Vgl. Clemens Schaefer (Hg.): Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauß und Christian Ludwig Gerling. Hrsg. im Auftrage der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften zu Marburg. Berlin 1927, S. 745, Nr. 362. – Heinrich Christian Schumacher: Ueber die Zahl π, die das Verhältniß des Durchmessers zum Umfange des Kreises ausdrückt. In: Astronomische Nachrichten 25 (1847), Nr. 589, Sp. 207–210. – William Rutherford: Computation of the Ratio of the Diameter of a Circle to its circumference to 208 places of figures. In: Philosophical Transactions 131 (1841), S. 281–283.