Zavaritskit

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Zavaritskit
Zavaritskite-89398.jpg
Grauer, schwach metallisch glänzender Zavaritskit aus Smrkovec (Schönficht), Kaiserwald (Slavkovský Les), Böhmen, Tschechien (Sichtfeld 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

Sawaritzkit[1]

Chemische Formel BiOF[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
3.DC.25 (8. Auflage: III/D.09)
10.02.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m 2/m 2/m[3]
Raumgruppe P4/nmm (Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129[2]
Gitterparameter a = 3,75 Å; c = 6,23 Å[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 7,88 bis 8,34; berechnet: 9,21[5]
Spaltbarkeit nicht definiert
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe grau, im Durchlicht farblos[5]
Strichfarbe grauweiß
Transparenz in dünnen Schichten durchsichtig[5]
Glanz Halbmetallglanz, Fettglanz[5]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 2,210
nβ = 2,213[4]
Doppelbrechung δ = 2,210[4]
Optischer Charakter einachsig wechselnd

Zavaritskit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung BiOF[2], besteht also zu gleichen Teilen aus Bismut, Sauerstoff und Fluor.

Zavaritskit konnte bisher nur in Form von sehr feinkörnigen Krusten und Pseudomorphosen nach Bismuthinit[1] von grauer, metallisch glänzender Farbe gefunden werden. Im Durchlichtmikroskop erscheint er allerdings farblos. Das Mineral ist nur in dünnen Schichten durchsichtig, im Allgemeinen dagegen eher durchscheinend bis undurchsichtig.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Zavaritskit nahe der russischen Siedlung Scherlowaja Gora in der Region Transbaikalien (Ostsibirien) und beschrieben 1962 durch E. I. Dolomanova, V. M. Senderova, M. T. Yanchenko, die das Mineral nach dem russischen Petrologen Alexander Nikolajewitsch Sawarizki (Александр Николаевич Заварицкий, englisch Aleksandr Nikolaevich Zavaritskii, 1884–1952[4][6]) benannten.

Das Typmaterial des Minerals wird Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau aufbewahrt.[5]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Zavaritskit Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Oxihalogenide“, wo er zusammen mit Bismoclit, Daubréeit, Matlockit, Rorisit und Zhangpeishanit die „Matlockitgruppe“ mit der System-Nr. III/D.09 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zavaritskit in die erweiterte Abteilung der „Oxihalogenide, Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel-Halogenide“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Pb (As, Sb, Bi) ohne Cu“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Bismoclit, Daubréeit, Matlockit, Rorisit und Zhangpeishanit die „Matlockitgruppe“ mit der System-Nr. 3.DC.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zavaritskit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide“ ein. Hier ist er zusammen mit Bismoclit und Daubréeit in der unbenannten Gruppe 10.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel A(O,OH)Xq“ zu finden.

Kristallstruktur

Zavaritskit kristallisiert isotyp mit Matlockit im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P4/nmm (Raumgruppen-Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129 mit den Gitterparametern a = 3,75 Å und c = 6,23 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

Zavaritskit bildet sich sekundär als Verwitterungsprodukt aus Bismuthinit in bismuthaltigen Erz-Lagerstätten. Neben gediegen Bismut und Bismuthinit kann das Mineral unter anderem noch in Paragenese mit Bismutit und gediegen Gold auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Zavaritskit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2018) rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[7] An seiner Typlokalität Scherlowaja Gora in Russland wurde Zavaritskit in Quarz-Topas-Siderophyllit-Greisen entdeckt, die einen Granit-Pluton schnitten. Daneben trat das Mineral in Russland noch in der Wolfram-Zinn-Lagerstätte Nevskoe bei Omsuktschan in der Oblast Magadan, bei Pitkjaranta in der Republik Karelien und am Berg Ploskaya im Keivy-Gebirge auf der Halbinsel Kola zutage.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind Fielders Hill bei Torrington (Clive County) und die Zinngrube Elsmore in Inverell Shire (Gough County) im australischen Bundesstaat New South Wales; der Steinbruch Beauvoir bei Échassières im französischen Département Allier; die Gruben Ebisu bei Nakatsugawa und Ashio bei Nikkō auf der japanischen Insel Honshū; der Feldspat-Steinbruch Evans-Lou am Lac Saint-Pierre in der kanadischen Provinz Québec sowie Krásno nad Teplou (Schönfeld), Jáchymov und Smrkovec (Schönficht) im Karlovarský kraj (Karlsbader Region) und Moldava, Knöttel (Knötel) und die Grube Starý Martin bei Krupka im Ústecký kraj (Aussiger Region) in Tschechien.[8]

Siehe auch

Literatur

  • E. I. Dolomanova, V. M. Senderova, M. T. Yanchenko: Zavaritskite (BiOF), a new mineral of the oxyfluoride group. In: Doklady Akademii Nauk SSSR. Band 146, 1962, S. 680–682 (russisch, rruff.info [PDF; 365 kB; abgerufen am 5. Februar 2018]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 48, 1963, S. 209–217 (englisch, rruff.info [PDF; 644 kB; abgerufen am 5. Februar 2018]).

Weblinks

Commons: Zavaritskite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 370.
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 176.
  3. Webmineral – Zavaritskite (englisch)
  4. a b c d Mindat – Zavaritskite (englisch)
  5. a b c d e Zavaritskite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 81 kB]).
  6. Aleksandr Nikolaevich Zavaritskii aus The Great Soviet Encyclopedia (1979) bei thefreedictionary.com
  7. Mindat – Anzahl der Fundorte für Zavaritskit
  8. Fundortliste für Zavaritskit beim Mineralienatlas und bei Mindat