Wolfgang Petersen

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Wolfgang Petersen (2006)

Wolfgang Petersen (* 14. März 1941 in Emden; † 12. August 2022 in Los Angeles, Kalifornien) war ein deutscher Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

Leben

Kindheit, Jugend und erste Arbeiten im Regiefach

Petersen, Sohn eines Marineoffiziers, wurde 1941 in einem Wohnhaus im Emder Behördenviertel geboren, wuchs aber während des Zweiten Weltkriegs in Mecklenburg auf. Danach zogen seine Eltern wieder nach Emden, wo sie in einer Barackensiedlung im Stadtteil Port Arthur/Transvaal nahe dem Hafen lebten. 1950 zog Petersen dann nach Hamburg-Bramfeld. Bereits während seiner Schulzeit auf der Gelehrtenschule des Johanneums drehte er mit einer 8-mm-Kamera erste Filme.

Erste Regiearbeit lieferte Petersen am Jungen Theater in Hamburg in verschiedenen Kinderaufführungen. Daneben arbeitete er auch als Regieassistent und Schauspieler, besuchte eine Schauspielschule und begann 1965 ein Studium der Theaterwissenschaft in Berlin und Hamburg.

1966 wechselte er zur Deutschen Film- und Fernsehakademie und drehte als Studienarbeit einige Kurzfilme (darunter Der Eine – Der Andere und Ich nicht) sowie als Abschlussarbeit den Film Ich werde dich töten, Wolf (1969). Daneben inszenierte er noch einige Theaterstücke in Hamburg.

Karriere in Deutschland

V. l. n. r.: Stanley O’Toole, Dennis Quaid, Petersen (1984)

Ab 1971 arbeitete Petersen für das Fernsehen und drehte u. a. sechs Tatort-Folgen für den NDR, einen Fernsehfilm für den WDR (Van der Valk und die Reichen) und weitere Fernsehproduktionen. Die Tatort-Folge Reifezeugnis mit Nastassja Kinski und Christian Quadflieg ist nach Tatort: Rot – rot – tot bis heute der zweiterfolgreichste Tatort überhaupt.[1]

Seinen ersten Kinofilm konnte Petersen 1973/1974 umsetzen: Einer von uns beiden. Bei der Besetzung griff er auf einen relativ festen Stamm von Mitarbeitern zurück, darunter der Kameramann Charly Steinberger, der Schauspieler Jürgen Prochnow und der Komponist Klaus Doldinger. Der Film Die Konsequenz löste 1977 einen Skandal aus, als sich der BR aus der Übertragung der Erstausstrahlung im Fernsehen ausschaltete, da die Sendeanstalt der Überzeugung war, das Thema des Films, Homosexualität, sei nicht für ihr Publikum geeignet. Als der Film kurz darauf offiziell im Kino anlief, war er jedoch auch in Bayern zu sehen.

1980 übertrug die Produktionsfirma Bavaria Film Petersen die Regie zu der Großproduktion Das Boot, die sich vor allem in den USA zum Kassenschlager entwickelte und dort zum bis dahin erfolgreichsten fremdsprachigen Film avancierte. In Deutschland war der Film bei der Erstaufführung mit 2,3 Millionen Zuschauern zunächst mittelmäßig erfolgreich, wurde aber durch Wiederaufführungen und Fernsehausstrahlungen auch hier zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Filme.

Nach diesem ersten großen Erfolg drehte Petersen mit einem Budget von über 50 Millionen DM (rund 25,6 Mio. Euro) die bis dahin teuerste deutsche Nachkriegsproduktion: Die unendliche Geschichte.

Karriere in Hollywood

Der Science-Fiction-Film Enemy Mine – Geliebter Feind entstand 1984 in deutsch/US-amerikanischer Koproduktion. Gedreht wurde er fast vollständig in den Münchner Bavaria-Studios. 1986 zog Petersen nach Los Angeles. Gemeinsam mit der Produzentin Gail Katz internationalisierte er sein Produktionsunternehmen Radiant Film als Radiant Productions.[2] Katz fungierte als CEO des Unternehmens. Petersen drehte in Hollywood weitere Filme für den internationalen Markt und konzipierte Blockbuster wie zum Beispiel Tod im Spiegel, In the Line of Fire – Die zweite Chance, Outbreak – Lautlose Killer, Air Force One, Der Sturm, Poseidon und Troja. Sechs Filme, für die Wolfgang Petersen verantwortlich zeichnete, erzielten dabei Einspielergebnisse von (inflationsbereinigt) jeweils über 100 Mio. Dollar, mit Das Boot sogar sieben. Alle seine Filme brachten es zusammen auf 15 Oscarnominierungen, darunter allein sechs Nominierungen für Das Boot (Regie, Drehbuchadaption, Kamera, Schnitt, Ton und Tonschnitt).

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Wolfgang Petersen (2006)

Petersens letzte Hollywood-Produktion war Poseidon, der im Jahr 2006 erschien und eine Neuverfilmung von Die Höllenfahrt der Poseidon (1972) darstellt. Danach drehte er noch Vier gegen die Bank (2016), wiederum eine Neuverfilmung, basierend auf seinem eigenen Fernsehfilm. Weitere Regiearbeiten erfolgten nicht.

Persönliches

Von 1970 bis 1978 war Petersen mit der Schauspielerin Ursula Sieg (* 1937) verheiratet. 1978 heiratete er die Regieassistentin Maria Borgel,[3] die daraufhin den Namen Maria Borgel-Petersen annahm.

Er starb im August 2022 in seinem Zuhause in Brentwood, einem Stadtteil von Los Angeles, im Alter von 81 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.[4]

Sonstiges

Petersen war 2003 eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie.

Filmografie

Regie und Regieassistenz

Produzent

Auszeichnungen

Stern von Wolfgang Petersen auf dem Boulevard der Stars in Berlin
Filme in den Top 250 der IMDb[5]
Platz Film
77 Das Boot

Literatur

  • Tim Heptner (Hrsg.) Deutsches Filminstitut/Deutsches Filmmuseum: Das Boot. Auf der Suche nach der Crew der U96. Henschel Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89487-550-X.
  • Helmut Sorge: Ab nach Amerika! – Ausgewanderte erzählen. Collection Rolf Heyne, München 2009, ISBN 978-3-89910-438-7.
  • Hans-Michael Bock (Hrsg.): CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. (Loseblattsammlung), B1-B6, F1-F22, E1-E22. edition text + kritik, München 2012, ISBN 978-3-86916-158-7.

Weblinks

Commons: Wolfgang Petersen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Rot – rot – tot“: Der Rekord-„Tatort“ beim SWR. In: digitalfernsehen.de. 27. Dezember 2011, abgerufen am 16. August 2022.
  2. Christine Haase: When Heimat Meets Hollywood: German Filmmakers and America, 1985–2005. Studies in German Literature, 2007, ISBN 978-1-57113-279-6, Seite 83.
  3. The Swedish Film Database: Maria-Antoinette Borgel.
  4. Mike Fleming: Director Wolfgang Petersen Dies At 81; Hollywood Star Rose After ‘Das Boot’ To Include Blockbusters ‘The Perfect Storm,’ ‘Air Force One’ & ‘In The Line Of Fire’. In: deadline.com. 16. August 2022, abgerufen am 16. August 2022 (amerikanisches Englisch).
  5. Die Top 250 der IMDb (Stand: 25. April 2020)
  6. Regie-Ehrenpreis für Wolfgang Petersen., In: focus.de, 29. November 2012, abgerufen am 30. November 2012.