Trögerit

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Trögerit
Troegerite makro1.jpg
Trögerit (gelb) aus der Grube „Weißer Hirsch“ bei Schneeberg im Erzgebirge
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel
  • (H3O)2[UO2|AsO4]2·6–8H2O[1] bzw.
  • (H3O)(UO2)(AsO4)·3H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.EB.15 (8. Auflage: VII/E.01)
40.02a.20.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol 4/mmmVorlage:Kristallklasse/Unbekannte Kristallklasse
Raumgruppe P4/nmm (Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129[3]
Gitterparameter a = 7,16 Å; c = 8,80 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Häufige Kristallflächen tafelig entlang {001}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,3; berechnet: [5,13][4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, gut nach {100}[4]
Bruch; Tenazität glimmerig
Farbe zitronengelb
Strichfarbe blassgelb
Transparenz durchsichtig
Glanz Perlglanz
Radioaktivität 88,4 kBq/g[5]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,624 bis 1,627[4]
nε = 1,580 bis 1,582[4]
Doppelbrechung δ = 0,040[6]
Optischer Charakter einachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 0 bis 40°[4]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale giftig

Trögerit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Formel (H3O)2[UO2|AsO4]2·6–8H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Oxonium-Uranyl-Arsenat.

Trögerit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt dünntafelige, glimmerartige Kristalle von zitronengelber Farbe, die bis zu einem Millimeter groß werden können.

Etymologie und Geschichte

Trögerit (hellgelb) mit etwas Zeunerit (grün) aus dem Walpurgis Flacher, Grube Weißer Hirsch, Sichteld 4 mm

Erstmals entdeckt wurde das Mineral in der Grube Weißer Hirsch in Schneeberg im Erzgebirge (Sachsen) 1871 vom Bergbaubeamten R. Tröger. Anschließend wurde es von Albin Weisbach beschrieben, der es nach Tröger benannte. Zusammen mit dem Trögerit entdeckte er auch das Mineral Walpurgin, benannt nach dem Walpurgis-Gang, in dem die Entdeckung innerhalb des Bergwerks gemacht wurde.[7]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Trögerit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Uranylphosphate/Arsenate und Uranylvanadate“, wo er zusammen mit Autunit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Nováčekit, Torbernit, Sabugalit, Saléeit, Uranocircit, Uranospinit, Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/E.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Trögerit ebenfalls in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis der Uranylgruppen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2:RO4 = 1:1, Autunit-Familie: [(UO2)-RO4]-Lagen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Abernathyit, Chernikovit, Meta-Ankoleit, Natrouranospinit, Uramarsit und Uramphit die unbenannte Gruppe 8.EB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Trögerit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 40.02a.20 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Kristallstruktur

Trögerit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/nmm (Raumgruppen-Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129 mit den Gitterparametern a = 7,16 Å und c = 8,80 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften

Trögerit enthält chemisch gebundenes Arsen und Uran und ist somit hochgiftig und krebserregend. Durch seinen Urangehalt von bis zu 49,4 % ist das Mineral zudem radioaktiv. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen bzw. vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivität mit 88,4 kBq/g[5] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Unter UV-Licht fluoresziert das Mineral zitronengelb. Der Gehalt an Kristallwasser ist variabel und es kann reversibel abgegeben werden.[4]

Bildung und Fundorte

Trögerit aus Johanngeorgenstadt, Sachsen, Deutschland (Sichtfeld 2 cm), Gesamtgröße der Probe: 7 cm × 5 cm

Trögerit bildet sich als Sekundärmineral in der Oxidationszone einiger Uranlagerstätten. Es ist je nach Fundort vergesellschaftet mit Walpurgin, Uranospinit, Uranospathit, Asselbornit, Zeunerit, Uranosphärit und Erythrin in der Typlokalität oder Realgar, Auripigment, Skorodit, Mansfieldit, Natrium-Uranospinit, Arseniosiderit, Metatorbernit, Metazeunerit, Uranophan, Arsenopyrit, Pyrit und Galenit am Alakol-See in Kasachstan.

Es sind nur eine geringe Anzahl von Fundorten des Trögerits bekannt (20, Stand Mai 2010). Neben der Typlokalität zählen dazu Sandon in British Columbia (Kanada), Příbram, Jáchymov, Harrachov und Javorník in Tschechien, Lodève in Frankreich, Johanngeorgenstadt und Ronneburg (Thüringen) in Deutschland, der Alakol-See in Kasachstan, Prakovce in der Slowakei sowie die US-Bundesstaaten Oregon, South Dakota und Wyoming.[8]

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund der starken Radioaktivität und Toxizität sollten Mineralproben von Trögerit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch

Literatur

  • Albin Weisbach: Vorläufige Mittheilung [Über Trögerit und Walpurgin]. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 1871, S. 869–870 (strahlen.org [PDF; 191 kB; abgerufen am 30. Dezember 2016]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 655 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 651.

Weblinks

Commons: Trögerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  2. IMA/CNMNC List of Mineral Names; November 2015 (PDF; 1,6 MB)
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 526.
  4. a b c d e f g h Trögerite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 21. Mai 2017]).
  5. a b Webmineral – Trögerit
  6. Mindat – Trögerite
  7. Albin Weisbach: Vorläufige Mittheilung [Über Trögerit und Walpurgin]. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 1871, S. 869–870 (strahlen.org [PDF; 191 kB; abgerufen am 30. Dezember 2016]).
  8. Fundortliste für Trögerit beim Mineralienatlas und bei Mindat