-stan

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-stan ist eine Endsilbe in den Namen zahlreicher Länder sowie Regionen in von indoiranisch- und turksprachigen Völkern besiedelten Gebieten, vor allem in Zentralasien und auf dem indischen Subkontinent.

Herkunft und Bedeutung

-stan, persisch ـستان, DMG

-stān

, kurdisch -stan, bedeutet „Ort des“ oder „Heimat von“ und geht auf einen indoiranischen sowie indoarischen Grundausdruck für „Ort“ oder „wo man steht“ zurück.[1] Außerdem enthält der Begriff eine weitere Bedeutung als „Ort der Zeit“: So heißt der „Frühling“ neben persisch بهار, DMG

Bahār

und kurdisch Bihar auch persisch بهارستان, DMG

Bahārestān

, ‚Frühlingszeit‘ und kurdisch biharistan, der „Sommer“ persisch تابستان, DMG

Tābestān

, ‚Hitzezeit‘ und kurdisch tavistan sowie der „Winter “ persisch زمستان, DMG

Zemestān

, ‚Kältezeit‘ und kurdisch civistan. -stan erscheint auch in anderen Ortsbezeichnungen, wie z. B. im Namen Registan des berühmten Platzes in Samarqand, der sich aus persisch ريگستان, DMG

Rēgistān/Rīgestān

, ‚Sandort, Wüste‘ herleitet, oder auch im Wort گلستان, DMG

Golestān/Gulistān

, ‚Ort der Rosen, Rosengarten‘, einem berühmten Werk des persischen Dichters Saadi aus dem 13. Jahrhundert. Im Hindi findet sich die Endsilbe im Wort

devasthan

für „Ort der Devas“ oder „Tempel“. Die entsprechende Form im Sanskrit ist

-sthāna

(st̪ʰaːna,

स्थान

in Devanagari). Beide Formen beruhen auf der indogermanischen Wurzel *steh₂-[2] für „stehen“, die auch Wörtern wie

staan

im Niederländischen,

stand

im Englischen,

stare

im Lateinischen und

histamai

(

ἵσταμαι

) im Altgriechischen zugrunde liegt und ebenfalls jeweils die Bedeutung „stehen“ besitzt. In den slawischen Sprachen können zahlreiche weitere Wörter auf diese Wurzel zurückgeführt werden. Beispiele sind im Polnischen

stan

für „Zustand“ oder „Staat“ sowie im Russischen

стан

(stan) für „Siedlung“ oder „Lager“. In südslawischen Sprachen der Balkanhalbinsel steht

stan

für „Wohnung“. Auch in germanischen Wörtern wie Stand/Statt/Stätte/Stadt (Ort, Stelle) ist die Wurzel erhalten.

Staatsnamen, die auf -stan enden

Andere Regionen und Namensverbindungen

Städte

Fiktive Regionen

Begriffe mit -stan in anderen Sprachen

  • Armenistan – persischer und türkischer Name Armeniens (persisch ارمنستان, DMG
    Armanestān
    )
  • Bulgaristan – türkischer Name Bulgariens (persisch بلغارستان, DMG
    Bolġārestān
    )
  • Gürcistan – türkischer Name Georgiens (persisch گرجستان, DMG
    Gorǧestān
    )
  • Hayastan – Armeniens Name in der eigenen Landessprache
  • Hindistan – türkischer Name Indiens
  • Lehistan – persischer (لهستان, DMG
    Lehestān
    ) und krimtatarischer Name Polens (wobei Leh- auf Herzog Lech, den legendären Urvater Polens, oder den westslawischen Stamm der Lendizen zurückzuführen ist)
  • Macaristan – türkischer Name Ungarns (wobei Macar- auf die ungarische Eigenbezeichnung und die Bevölkerungsmehrheit der Magyaren zurückzuführen ist), persisch مجارستان, DMG
    Maǧārestān
  • Rigestan (persisch ريگستان, DMG
    Rīgestān
    ) – geographische Bezeichnung für die Wüsten in Iran, Afghanistan und Zentralasien
  • Çeçenistan – türkischer und ursprünglicher persischer Name (چچنستان, DMG
    Čečenestān
    ) Tschetscheniens
  • Yunanistan – türkischer Name Griechenlands (wobei Yunan- auf den Stamm der Ionier, eine antike Bevölkerungsgruppe griechischer Vorfahren Kleinasiens, zurückzuführen ist)
  • Sırbistan – türkischer Name Serbiens

Darüber hinaus besteht in nordgermanischen Sprachen der Begriff Langtbortistan für ein fiktives Land, das durch die Verwendung in dänisch- und schwedischsprachigen Zeichentrickfilmen populär wurde. Es ist eine wörtliche Übersetzung des englischen Originalbegriffes Remotistan, die in einer 1958 von Carl Fallberg und Paul Murry produzierten Geschichte über den fliegenden Elefanten Dumbo erstmals Erwähnung fand (abweichende Varianten sind Faroffistan und Farawaystan). Im Deutschen wäre der Begriff in etwa mit Weitwegistan zu übersetzen. Als Bezeichnung ferner und fremder Gegenden und Kulturen ist Langtbortistan bereits seit Beginn der 1970er Jahre fester Bestandteil vor allem der dänischen Alltagssprache. Es wurde zudem 2001 in das dänische Wörterbuch aufgenommen.

Weiteres

1992 gründete die Schweiz einen Wirtschaftsbund mit Ländern des Ostens unter dem Übernamen Helvetistan.

Literatur

Einzelnachweise