Alban Berg Quartett

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Das Alban Berg Quartett (abgekürzt: ABQ; benannt nach dem Komponisten Alban Berg) war eines der weltweit führenden Streichquartette.[1]

Gründung

Das Alban Berg Quartett wurde 1970 gegründet. Nach dem Besuch eines Privatkonzertes des Quartetts gab Helene Berg, die Witwe des Komponisten Alban Berg, ihre Zustimmung zur Benutzung des Namens ihres Mannes.

Künstlerisches Wirken

Das Repertoire des Quartetts war aus Überzeugung weit gespannt, von der frühen Klassik über die Romantik, die Wiener Schule (Berg, Schönberg und Webern) und Bartók bis hin zu zeitgenössischen Komponisten wie Witold Lutosławski und Luciano Berio. Letzterer äußerte sich über das Quartett folgendermaßen: „Ich schulde dem Alban Berg Quartett Anerkennung für ein unvergeßliches Ereignis. In Wien spielten sie letztes Jahr mein Quartett auf eine Art und Weise, wie sie wahrscheinlich nicht übertroffen werden kann.“[2][3]

Nach einem einige Monate dauernden intensiven Studium in den USA auf Einladung von Walter Levin (LaSalle String Quartet) begann eine kometenhafte Karriere. Ein Schwerpunkt für das Quartett wurde der über Jahrzehnte gespielte, jährliche Zyklus im Wiener Konzerthaus, zu dem das Quartett direkt nach seiner Rückkehr eingeladen wurde. Darauf folgten später auch eigene Zyklen in der Queen Elizabeth Hall in London, der Alten Oper Frankfurt, dem Théâtre des Champs-Élysées (Paris), der Kölner Philharmonie, im Auditorio Nacional de Música (Madrid) und dem Opernhaus Zürich. Des Weiteren spielte das ABQ in fast allen großen Häusern der Musikwelt (unter anderem La Scala, Concertgebouw Amsterdam, Berliner Philharmonie, Carnegie Hall, Teatro Colón, Suntory Hall) und auf all den großen Musikfestivals, so bei den Berliner Festwochen, dem Edinburgh Festival, IRCAM im Centre Georges Pompidou, dem Maggio Musicale Fiorentino, den Wiener Festwochen und den Salzburger Festspielen.

Repertoire und Uraufführungen

Das Repertoire des Quartetts umfasste neben nahezu allen Werken der klassischen und romantischen Streichquartettliteratur zahlreiche Werke des 20. Jahrhunderts. Darunter auch für das Quartett geschriebene bzw. vom ABQ uraufgeführte Werke (in chronologischer Reihenfolge) von Fritz Leitermeyer, Erich Urbanner (Quartette Nr. 1 und 4), Gottfried von Einem (1. Streichquartett), Roman Haubenstock-Ramati (1. und 2. Streichquartett), Wolfgang Rihm (Quartett Nr. 4 und Requiem für Thomas), Alfred Schnittke (Quartett Nr. 4), Luciano Berio (Notturno) und Kurt Schwertsik (Adieu Satie).

Einspielungen

Tonaufnahmen waren ein wichtiger Aspekt des Schaffens des Alban Berg Quartetts. Bereits für seine ersten Einspielungen erhielt das ABQ den Grand Prix du Disque; im Laufe der Zeit häuften sich die Auszeichnungen auf mehr als 30 renommierte Schallplattenpreise, unter anderem den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Japanese Grand Prix, den Edison Award und den Gramophone Award. Allein der Beethoven-Zyklus des Alban Berg Quartetts (EMI) wurde über eine Million Mal verkauft, selbst bei Béla Bartók wurden höchste Verkaufszahlen erreicht (über 500.000). Es wurden Aufnahmen der Quartette von Brahms (Teldec und EMI), der späten Quartette von Haydn (EMI), Mozart (Teldec und EMI) sowie Schubert (EMI) gemacht, aber das Repertoire der Gruppe erstreckte sich auch auf Tonträger weit über die Wiener Klassik hinaus, von Mendelssohn und Schumann über Janáček, Stravinsky, der Zweiten Wiener Schule, Bartók, hin zu Zeitgenossen wie von Einem, Lutosławski, Rihm, Berio, Haubenstock-Ramati bis zu Schnittke. Viele letzterer Werke wurden für das ABQ geschrieben und ihm gewidmet. In den letzten ca. 20 Jahren seines Bestehens ging das Quartett dazu über, fast ausschließlich Live-Mitschnitte von Konzerten zu veröffentlichen; unter anderem aus der Carnegie Hall, später meist aus dem Wiener Konzerthaus, so zum Beispiel einen Beethoven-Streichquartett-Zyklus auf CD, Video und DVD. Des Weiteren pflegte das ABQ auch kammermusikalische Partnerschaften mit Künstlern wie Alfred Brendel, Rudolf Buchbinder, Philippe Entremont, Elisabeth Leonskaja, Boris Pergamenschikow, Maurizio Pollini, András Schiff, Heinrich Schiff, Christian Zacharias und Tabea Zimmermann. Das ABQ ist Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft und Associate Artist der Royal Festival Hall London.

Lehrtätigkeit

Unter den Quartetten, die beim Alban Berg Quartett studierten, finden sich unter anderem das Cuarteto Casals, das Fauré Quartett, das Asasello Quartett, das Schumann Quartett, das aron quartet, das Amaryllis Quartett und insbesondere das Belcea Quartet sowie das Artemis Quartett.[4]

Karriereende

Im Juli 2005 starb der Bratschist des Alban Berg Quartetts, Thomas Kakuska. Seinem Wunsch folgend setzte das ABQ seine Konzerttätigkeit mit Isabel Charisius, einer ehemaligen Schülerin von Thomas Kakuska, fort. Der Verlust war aber zu groß, wie Cellist Valentin Erben meinte („There was a big rupture in our hearts“)[5]. 2007 gab das Quartett bekannt, sich zum Ende der Konzertsaison 2007/2008 aufzulösen.

Im Oktober 2006 veranstaltete das Wiener Konzerthaus im Großen Saal ein Gedenkkonzert für Thomas Kakuska mit Musikerfreunden wie Angelika Kirchschlager, Elisabeth Leonskaja, Erwin Arditti, Magdalena Kožená, Thomas Quasthoff, Heinrich Schiff, Sir Simon Rattle und vielen anderen. Ein Orchester, bestehend aus Freunden des Quartetts, Freunden und ehemaligen Studenten bei den Wiener Philharmonikern musizierte unter der Leitung von Claudio Abbado. Nach einer weltweiten Tournee 2008 beendete das Alban Berg Quartett schließlich seine Konzerttätigkeit.[6][7]

Mitglieder

Periode Violine Violine Viola Violoncello
1971–1978 Günter Pichler Klaus Maetzl † 2016 Hatto Beyerle Valentin Erben
1978–1981 Gerhard Schulz
1981–2005 Thomas Kakuska † 2005
2005–2008 Isabel Charisius

Literatur

  • Elisabeth Th. Hilscher-Fritz: Berg-Quartett.xml Alban Berg-Quartett. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
  • DIE ZEIT Klassik-Edition v.16 | Alban Berg Quartett. Die Zeit, Hamburg 2006, ISBN 3-476-02216-1.
  • Dieter Rexroth, Rainer Wilker (Hrsg.): Ludwig van Beethoven. The String Quartets. Alban Berg Quartet. Alter Oper, Frankfurt am Main 1987.
  • Franz Schubert: Death and the Maiden (mit Dietrich Fischer-Dieskau) directed by Bruno Monsaingeon (EMI Records)
  • The Alban Berg Quartett in St. Petersburg 1991. Unitel Classica.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kritiken der Zeit zeugen von dem: „One of the greatest ensembles of our time“ (San Francisco Chronicle). „Sicherlich eines der großartigsten Ensembles der Kammermusik“ (France Soir, Paris). „Few if any quartets can match their strength and assurance in the Viennese classics and romantics“ (The Times, London), „Das Alban Berg Quartett hat legendäre Standards in der Kammermusik gesetzt“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung). „[Das] Wunder names Alban Berg Quartett“ (Die Presse, Wien). „Beethoven, bist du das? Das berühmteste Streichquartett der Welt nimmt nach vierzig Jahren Abschied vom Konzertpodium. Eine Begegnung mit dem Alban Berg Quartett.“ (Die Zeit)
  2. „Personnellement je dois au Quatuor Alban Berg une reconnaissance particulière pour un événement vecu inoubliable. Ils ont joué l'annee passée à Vienne mon quatuor d'une façon qui ne sera probablement jamais egalisée.“
  3. "Dear friends, I am forever grateful for your „Notturno“. I hope that these small changes will not be a problem. Thank you. I will be in New York. Warmest greetings, Luciano"
  4. artemis quartett (Memento vom 7. Juli 2011 im Internet Archive)
  5. Anushka Asthana: Arts and Entertainment. In: The Sunday Times (login required). 
  6. Rory Williams: Calling it Quits. For the Alban Berg Quartet. www.stringsmagazine.com. Abgerufen am 15. September 2014.
  7. Beijing Today. Weekend. 5. Juni 2008. Archiviert vom Original am 18. Juli 2011. Abgerufen am 17. Juni 2008.