Althausit

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Althausit
Althausite-Hematite-Lizardite-704015.jpg
Althausit (dunkelrötlichbraun), Hämatit (dunkelgrau) und Lizardit (grünlichweiße Serpentin-Talk-Matrix) aus dem Steinbruch Overntjern, Modum, Buskerud, Norwegen (Größe 8,0 cm × 4,0 cm × 3,0 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1974-050

Chemische Formel
  • Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□)[1]
  • Mg2[(OH,F)|PO4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.BB.25 (8. Auflage: VII/B.04)
41.06.05.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m
Raumgruppe Pnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62[1]
Gitterparameter a = 8,258(2) Å; b = 6,054(2) Å; c = 14,383(5) Å[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Häufige Kristallflächen {010}, {110}, {131}[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,97(2); berechnet: 2,91[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, deutlich nach {101}[3]
Bruch; Tenazität spröde[4]
Farbe hellgrau, rötlichbraun
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,588[4]
nβ = 1,592[4]
nγ = 1,598[4]
Doppelbrechung δ = 0,010[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 70° (gemessen); 80° (berechnet)[4]

Althausit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□).[1] Es ist damit chemisch gesehen ein Magnesium-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxid- Sauerstoff- und/oder Fluorionen. Die in den runden Klammern angegebenen Verbindungen bzw. Elemente OH und O können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Ein Teil des Fluors kann auch fehlen, d. h. der entsprechende Platz im Kristallgitter wäre eine Leerstelle.

Althausit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und findet sich in der Natur meist in Form derber Mineral-Aggregate und spaltbarer Massen, die bis zu einigen hundert Gramm[6] wiegen können. Selten entwickelt er aber auch plumpe, tafelige und durchscheinende Kristalle bis etwa drei Zentimeter Größe, die nach der Längsachse gestreckt sind und auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz zeigen. Je nach Fremdbeimengungen unter anderem durch Einschlüsse von Magnetit oder Xenotim[7] variiert seine Farbe zwischen Hellgrau und Rötlichbraun. Seine Strichfarbe ist dagegen immer weiß.

Das Mineral ist spröde und lässt sich rechtwinklig zur c-Achse (Längsachse) sehr gut spalten. Mit der Zeit wandelt es sich entlang der Spaltebenen in Apatit um.[7]

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Althausit Steinbruch Tingelstadtjern bei Modum in der norwegischen Provinz Buskerud und beschrieben 1975 durch Gunnar Raade und Magne Tysseland, die das Mineral nach dem deutschen Mineralogen Egon Althaus benannten.

Typmaterial des Minerals wird im Mineralogisch-Geologischen Museum der Universität Oslo in Norwegen (Katalog-Nr. 22044, 22045) aufbewahrt.[3]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Althausit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Holtedahlit, Phosphoellenbergerit und Satterlyit die unbenannte Gruppe VII/B.04 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Althausit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≤ 1 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.BB.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Althausit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied/zusammen mit in der unbenannten Gruppe 41.06.05 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

Althausit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnma (Raumgruppen-Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62 mit den Gitterparametern a = 8,258(2) Å; b = 6,054(2) Å und c = 14,383(5) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Modifikationen und Varietäten

Die Verbindung Mg2[(OH,F)|PO4] ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Althausit noch als trigonal kristallisierender Holtedahlit vor.[3]

Bildung und Fundorte

Althausit bildet sich in SerpentinMagnesit-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten neben Apatit, Magnetit und Xenotim unter anderem noch Arsenopyrit, Chalkopyrit, Chlorit, Enstatit, Holtedahlit, Magnesit, Muskovit, Panasqueirait, Pyrrhotin, Quarz, Siderit, Sphalerit, Szaibélyit, Thadeuit, Talk, Topas, Vivianit und Wolfeit auf.

Als sehr selten vorkommende Mineralbildung ist Althausit bisher nur in wenigen Proben aus insgesamt drei Fundorten gefunden worden (Stand 2014). Neben seiner Typlokalität, dem Steinbruch Tingelstadtjern, sind dies noch der ebenfalls nahe Modum gelegene Steinbruch Overntjern in Norwegen sowie die Zinn-Wolfram-Lagerstätte des Bergbaureviers Panasqueira (Couto Mineiro da Panasqueira) nahe der Stadt Covilhã in Portugal.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Gunnar Raade, Magne Tysseland: Althausite, a new mineral from Modum, Norway. Lithos, Band 8 (1975), S. 215–219 doi:10.1016/0024-4937(75)90038-9
  • Michael Fleischer, Louis J. Cabri: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61 (1976), S. 502–504 (PDF 400,5 kB)
  • C. Rømming, Gunnar Raade: The crystal structure of althausite, Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□). In: American Mineralogist. Band 65 (1980), S. 488–498 (PDF 1,6 MB)

Weblinks

Commons: Althausite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e C. Rømming, Gunnar Raade: The crystal structure of althausite, Mg4(PO4)2(OH,O)(F,□). In: American Mineralogist. Band 65 (1980), S. 488–498 (PDF 1,6 MB)
  2. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 443.
  3. a b c d e Althausite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,4 kB)
  4. a b c d e f Mindat - Althausite
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  6. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 628.
  7. a b Michael Fleischer, Louis J. Cabri: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61 (1976), S. 502–504 (PDF 400,5 kB)
  8. Fundortliste für Althausit beim Mineralienatlas und bei Mindat