Altonaer Freiheit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Datei:Altona dansk1.jpg
„Altona skal være dansk“ – Signum der Altonaer Freiheit

Altonaer Freiheit – weg von Hamburg! ist eine in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre entstandene parteiferne Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, Altona/Elbe wieder zu einer selbständigen Stadt zu machen, wie sie es bis 1938 gewesen ist.

Sie plädiert für das Bremer Modell mit zwei kommunal selbstständigen Städten in einem Bundesland und hat sich diesbezüglich in die aktuelle Diskussion um die Hamburger Bezirksverwaltungsreform eingeschaltet. Als ersten Schritt verlangt sie die Rückführung der nach dem Zweiten Weltkrieg in das Hamburgische Staatsarchiv verbrachten Bestände des Altonaer Stadtarchivs; diese Forderung haben sich in einem einstimmigen Beschluss Mitte der 1990er Jahre sämtliche Bezirksversammlungsfraktionen zu eigen gemacht. Außerdem sollen Altonas Grenzen, insbesondere zu St. Pauli und zum Bezirk Eimsbüttel, wiederhergestellt werden.

Bekannt geworden ist die sezessionistische Initiative über Hamburgs Grenzen hinaus u. a. durch einen Appell an die dänische Königin Margrethe II. unter dem Motto „Altona muss zurück an Dänemark“ (Altona skal være dansk)[1] sowie Aktionen wie das Angebot an den Fußballverband der Färöer-Inseln, eingedenk der gemeinsamen dänischen Geschichte seine EM-Qualifikations-Heimspiele in Altona (auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn oder im Volksparkstadion) auszutragen (1990). Diese Einladung hatte das Bezirksamt dann offiziell übernommen. Zudem hat sie erreicht, dass Altonas Rathaus zu wichtigen Anlässen wieder die eigene neben der Hamburger Stadtfahne flaggt. Die Bezirksversammlung verlieh 1996 der dort lebenden Dänin Elisabeth Iversen für ihr Engagement im Rahmen der Altonaer Freiheit den Ehrenpreis Aktiv für Altona.

Bis 2012 war für fast 25 Jahre Olaf Wuttke Sprecher der Initiative; Wuttke war Mitglied und Fraktionsvorsitzender der Grün-Alternativen Liste und von Regenbogen in der Bezirksversammlung Altona.[2] Die Ende 2014 gegründete Wählervereinigung Hamborg raus aus Altøna (HaraAlt) griff zwar viele Ideen der Altonaer Freiheit auf, war mit ihr aber personell und organisatorisch nicht verknüpft.

Öffentliche Wahrnehmung

1991 stellte die dänische Bildungsfachzeitschrift Folkeskolen Aktivitäten und Ziele der Altonaer Freiheit ihrer Leserschaft dar.[3] Das Lifestyle-Magazin TEMPO befasste sich ein Jahr später mit dieser Initiative, die sie im Vergleich mit anderen Sezessionisten nicht als „Reaktionäre im Heimatwahn“ einordnete, sondern im „Anarcho“-Lager verortete.[4] In seinem Kriminalroman „Schneewittchens Sarg“ (2007) persifliert der Autor Robert Brack sie unter der Bezeichnung Dänische Befreiungsfront. Der Stadtspiele-Verlag in Dresden widmet der Initiative in seinem „Stadtverführer Hamburg“ auf der Karte über das Altonaer Rathaus einen längeren Abschnitt.[5] In der offiziellen Festschrift anlässlich des 350. Jahrestages der Verleihung der Stadtrechte[6] und in einer wissenschaftlichen Publikation[7] (beide 2014 erschienen) wird die Altonaer Freiheit in den Kontext der Erinnerungskultur eingeordnet.

Literatur

Einzelnachweise, Fußnoten

  1. Das Motto bezieht sich darauf, dass der dänische König bis 1864 auch Landesherr von Holstein – zu dem Altona bis 1937 gehörte – war. Teil Dänemarks war Holstein allerdings nie.
  2. taz.de vom 4. März 2008 und Hamburger Abendblatt vom 27. Oktober 2012.
  3. „Altona zurück an Dänemark!“ in Folkeskolen (Hrsg.): Sprogforlagets Lytte- og Læsetekster til den nye Prøveform i Tysk. Nr. 3, Kopenhagen 1991, S. 25/26.
  4. Artikel „Wir wollen Staat machen“ in Tempo, März 1992, Zitate auf S. 27 beziehungsweise 33.
  5. siehe diese Karte (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive) auf stadtspiele-verlag.de
  6. Klaus Sieg: Altona Rotweiss. In: Bezirksamt Altona (Hrsg.): 350 Jahre Altona. Festschrift 350 Jahre Stadtrechte. Hamburg 2014, S. 18–20.
  7. Janina Fuge/Rainer Hering/Harald Schmid (Hrsg.): Gedächtnisräume: Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen in Norddeutschland (= Formen der Erinnerung. Band 56). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8471-0243-4, S. 139.