Augelith

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Augelith
Augelite-78933.jpg
Augelith-Kristallgruppe aus der peruanischen Region Ancash (Größe: 4 cm × 4 × 2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Al2[(OH)3|PO4][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.BE.05 (8. Auflage: VII/B.12)
41.06.08.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12
Gitterparameter a = 13,12 Å; b = 7,99 Å; c = 5,07 Å
β = 112,2°[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Häufige Kristallflächen {110}, {001}, {201}, {111}[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5 bis 5[2]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,696; berechnet: 2,704[2]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}, unvollkommen nach {001} und {101}, gut nach {201}[2]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe farblos, weiß, hellrosa, gelblich, grünlich, selten auch bläulich
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,574[3]
nβ = 1,576[3]
nγ = 1,588[3]
Doppelbrechung δ = 0,014[3]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 51° (gemessen); 48° (berechnet)[3]

Augelith (nicht zu verwechseln mit dem ähnlich benannten Augit) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Al2[(OH)3|PO4][1] und ist damit chemisch gesehen ein Aluminium-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Augelith kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist flächenreiche, dicktafelige oder nadelige bis prismatische Kristalle von bis zu 13 Zentimetern Größe[2], kommt aber auch in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate vor. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellrosa, gelbliche oder grünliche und selten auch bläuliche Farbe annehmen, wobei seine Transparenz entsprechend abnimmt. Unverletzte Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen perlmuttartig.

Mit einer Mohshärte von 4,5 bis 5 gehört Augelith zu den mittelharten Mineralen, was in etwa der Härte von Strass entspricht. Er lässt sich ähnlich wie die Referenzminerale Fluorit (4) und Apatit (5) mit dem Messer ritzen.

Etymologie und Geschichte

Augelith wurde erstmals in der Eisen-Grube „Västanå“ bei Näsum in der schwedischen Gemeinde Bromölla entdeckt und 1868 von Christian Wilhelm Blomstrand beschrieben, der das Mineral nach den griechischen Worten

αὐγή

auge, was so viel wie Glanz bedeutet, und

λίθος

lithos für „Stein“ benannte; zusammengesetzt also „Glänzender Stein“.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Augelith zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Brasilianit und Viitaniemiit die unbenannte Gruppe VII/B.12 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Augelith ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadat-Komplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 > 2 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.BE.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Augelith in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 41.06.08 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

Augelith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 13,12 Å; b = 7,99 Å; c = 5,07 Å und β = 112,2° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

Gelblicher Augelith aus Dawson (Yukon), Kanada (Größe: 2,6 cm)
Augelith (weiß) auf Siderit (grünlichbraun) aus der „Tazna Mine“, Cerro Tazna, Provinz Nor Chichas, Bolivien (Größe: 9,0 × 6,5 × 1,9 cm)

Augelith bildet sich sekundär durch hydrothermale Vorgänge in granitischen Pegmatiten als Substitutionsprodukt aus primären Phosphaten. Selten entsteht er auch metamorph in Quarziten. Begleitminerale sind unter anderem Andorit, Arsenopyrit, Attakolith, Baryt, Berlinit, Hämatit, Kassiterit, Lazulith, Pyrit, Pyrophyllit, Rutil, Stannit, Svanbergit, Trolleit und Zinkenit auf.[2]

Als seltene Mineralbildung konnte Augelith nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 70 Fundorte als bekannt gelten.[4] Neben seiner Typlokalität „Västanå“ bei Näsum in Skåne län wurde das Mineral in Schweden noch bei Norrskogen in Uppland, am Steinbruch Hålsjöberg (Horrsjöberg) bei Torsby und am Hökensås bei Tidaholm in Västergötland gefunden.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Augelithfunde sind unter anderem die Burango-Pegmatite im Bezirk Gatumba in der westlichen Provinz Ruandas, wo massige Aggregate von mehreren Dezimetern Größe zutage traten.[5]

In Österreich konnte Augelith unter anderem am Millstätter See und nahe Wolfsberg in Kärnten sowie am Freßnitzgraben, am Pretulgraben/Langenwang und bei Hönigsberg in der Steiermark gefunden werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bolivien, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Japan, Kanada, Madagaskar, Mexiko, Peru, Russland, Senegal, Spanien, Tschechien, Uganda sowie verschiedene Fundpunkte in mehreren Bundesstaaten der USA.[6]

Verwendung

Augelith bildet oft schöne und glänzende Kristallstufen, deren klare Kristalle teilweise auch Schmucksteinqualität haben. Aufgrund seiner guten Spaltbarkeit und relativ geringen Härte ist er allerdings für eine kommerzielle Nutzung zu empfindlich. Dennoch wird er gelegentlich für Sammler in verschiedenen Schliffformen angeboten.[7]

Siehe auch

Literatur

  • C. W. Blomstrand: Om Westanå mineralier. In: Öfversigt af Kongliga Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar. Band 25, 1868, S. 197–212 (schwedisch, rruff.info [PDF; 933 kB; abgerufen am 5. August 2017]).
  • G. T. Prior, L. J. Spencer: Augelite. In: Mineralogical Magazine. Band 11, 1895, S. 16–23 (englisch, rruff.info [PDF; 316 kB; abgerufen am 5. August 2017]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 630–631 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks

Commons: Augelith – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 449.
  2. a b c d e f Augelite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 5. August 2017]).
  3. a b c d e Mindat – Augelite
  4. Mindat – Anzahl der Fundorte für Augelith
  5. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 164.
  6. Fundortliste für Augelith beim Mineralienatlas und bei [ Mindat]
  7. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16. überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 226.