Bahnhof Herrenberg
Herrenberg | |
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Bahnhof Herrenberg (Blick von Osten)
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Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 6 |
Abkürzung | THE |
IBNR | 8002785 |
Preisklasse | 3 |
Eröffnung | 2. September 1879 |
Profil auf Bahnhof.de | Herrenberg-1023750 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Herrenberg |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 35′ 37″ N, 8° 51′ 46″ O |
Höhe (SO) | 431 m ü. NHN |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Der Bahnhof Herrenberg liegt an der Bahnstrecke Stuttgart–Horb (Gäubahn) und ist der Endpunkt der Ammertalbahn. Da er von Regional-Express-Zügen bedient wird und hier sowohl die Stuttgarter S-Bahn-Linie S1 als auch die Regionalbahnen aus Tübingen und Bondorf enden, ist er ein wichtiger Bahnhof im Nahverkehr. Im Morgenverkehr von Montag bis Freitag ist darüber hinaus ein Zugpaar der sonst in Freudenstadt Hauptbahnhof bzw. Bondorf endenden Karlsruher Stadtbahnlinie S8/S81 bis nach Herrenberg durchgebunden. Er liegt südwestlich der Altstadt von Herrenberg.
Geschichte
Planung
Mitte des 19. Jahrhunderts lebten die Bürger der Oberamtsstadt Herrenberg vornehmlich von der Landwirtschaft. Am lohnendsten schien der Anbau von Zuckerrüben und Hopfen. Um die Böblinger Zuckerfabrik und die Brauereien schneller zu beliefern und um die Fäkalien aus den Stuttgarter Latrinen als günstiges Düngemittel zu beziehen, machte sich Herrenberg in den 1860er Jahren für einen Anschluss an das Eisenbahnnetz stark. Daran beteiligten sich auch die Städte Böblingen und Freudenstadt. Aber wegen der schwierigen geographischen Verhältnisse wollte die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen, nach Abstimmung im Landtag, die gewünschte Verbindung von Stuttgart über die westliche Filderebene und das Obere Gäu in den Nordschwarzwald vorerst nicht errichten. Erst im November 1873 begann der Bau der Bahnstrecke, die die Bezeichnung Gäubahn erhielt.
Bau
Am 2. September 1879 eröffnete die Staatsbahn die Trasse. Der Bahnhof Herrenberg verfügte damals über einen inzwischen abgerissenen Güterschuppen. In jenem Jahr dauerte die Fahrt von Stuttgart nach Herrenberg eine Stunde und 22 Minuten, dennoch bestand die Zuversicht der Residenzstadt etwas näher gerückt zu sein. Schon in den 1880er Jahren musste für den Güterverkehr die Anlage erweitert werden. An den Kosten beteiligten sich neben der Stadt Herrenberg auch die umliegenden Gemeinden Kuppingen, Unter- und Oberjettingen, sowie Affstätt, obwohl dessen Einwohner noch auf eine eigene Station hofften.
Die Verkehrsplaner der Eisenbahndirektion sahen von Anfang an eine Verbindung von der Gäubahn nach Tübingen vor. Stets bemühte sich der Abgeordnete des Oberamtes Böblingen, Otto Elben, um diesen wichtigen Abzweig in Böblingen. Doch im Jahr 1900 stand endgültig fest, dass Herrenberg der Ausgangspunkt der Bahnstrecke zur Oberen Neckarbahn sein sollte. Die Linienführung durch das Tal der Ammer war weniger aufwendig und kostspielig als die durch den Schönbuch. Damals entstanden auch Pläne einer Trasse von Herrenberg nach Calw, Althengstett oder Wildberg. Die Verantwortlichen entschieden sich für Wildberg und stellten zwei Streckenvarianten zur Auswahl. Die eine führte über Kuppingen und Deckenpfronn, die andere über Kuppingen und Untersulz. Ohne größere Prüfung des Vorschlags, lehnte ihn die Direktion der Staatsbahn ab und legte ihn nie dem Landtag vor. Ihre Begründung war, dass die Bahnlinie in der direkten Konkurrenz zur Nagoldtalbahn gestanden hätte.
Für die Ammertalbahn war eine Vergrößerung des Bahnhofs notwendig. Hierzu erhielt er mehrere neue Gleise, ein Stellwerk und eine Lokomotivremise mit einer Drehscheibe und einem Wasserturm. Die Ammertalbahn konnte ab dem 12. August 1909 vorerst bis Pfäffingen, ab dem 1. Mai 1910 dann bis Tübingen befahren werden.
Neuere Geschichte
Am 25. September 1966 stellte die Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr zwischen Herrenberg und Entringen ein und baute 1973 die Gleise zwischen Herrenberg und Gültstein ab.
Am 13. September 1971 ging in Herrenberg ein Relaisstellwerk (Bauart Sp Dr L30) in Betrieb.[4] Seit Dezember 1999 wird das 1974 in Betrieb genommene Stellwerk Gärtringen aus Herrenberg ferngesteuert.[5] Mit Elektrifizierung der Strecke Böblingen–Horb zum 26. September 1974 wurde auch der Bahnhof Herrenberg in den elektrischen Stuttgarter Vorortverkehr eingebunden.
Am 6. Dezember 1992 wurde der Bahnhof durch Verlängerung der zuvor in Böblingen endenden Linie S1 in das Netz der S-Bahn Stuttgart integriert. Nachdem der Zweckverband ÖPNV im Ammertal 1996 die Ammertalbahn von der Deutschen Bahn AG erwarb, konnte mit der Wiederherstellung des Schienenweges zwischen Herrenberg und Gültstein begonnen werden. Seit 1. August 1999 ist die Ammertalbahn wieder durchgehend in Betrieb.
Im Sommer 2021 werden im Bahnhof 13 Weichen erneuert.[6][7] Weichen auf Holzschwellen werden dabei durch solche auf Betonschwellen ersetzt.[8][veraltet]
Anlagen
Bahnsteige
Der Herrenberger Bahnhof besitzt vier Durchgangsgleise und zwei Stumpfgleise. Alle sind Barrierefrei ausgebaut.
Bahnsteig | Bahnsteiglänge | Bahnsteighöhe | Barrierefreiheit |
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Gleis 1 | 210 m | 76 cm | Ebenerdig erreichbar (Hausbahnsteig) |
Gleis 2 | 210 m | 96 cm | Über einen Aufzug erreichbar (Mittelbahnsteig) |
Gleis 3 | 210 m | 96 cm | Über einen Aufzug erreichbar (Mittelbahnsteig) |
Gleis 4 | 210 m | 76 cm | Über einen Aufzug erreichbar (Seitenbahnsteig) |
Gleis 101 | 137 m | 76 cm | Über eine Rampe erreichbar |
Gleis 102 | 137 m | 55 cm | Über eine Rampe erreichbar |
Empfangsgebäude und Bahnhofsumfeld
Das noch erhaltene Herrenberger Empfangsgebäude beherbergt im Erdgeschoss ein DB-Reisezentrum, ein Bahnhofskiosk, eine DHL-Packstation und zwei Imbisse. Diese sind in einem Anschlussgebäude gelegen. In den zwei oberen Etagen werden Mietwohnungen bereitgestellt. Im direkten Umfeld des Bahnhofs befinden sich ein Park&Ride-Parkplätz mit 400 Stellplätzen und ein DB BahnPark mit 122 Stellplätzen, zwei überdachte Fahrradstellplätze, eine am 23. Juni 2015 eröffnete E-Bike-Station, eine öffentliche Toilette und die beiden Zentralen Omnibusbahnhöfe.
Bahnbetrieb
Der Bahnhof Herrenberg ist ein Trennungsbahnhof an der Bahnstrecke Stuttgart–Horb, an dem die Ammertalbahn abzweigt. Er ist der Preisklasse 3 zugeordnet.
Gleis 1 ist den Intercity- und Regional-Express-Zügen nach Stuttgart Hbf zugeordnet. Auf Gleis 2 beginnen und enden die Züge der Linie S1. Auf Gleis 3 enden die S-Bahnen, bevor sie im hinteren Gleisfeld abgestellt oder gewendet werden. Auf Gleis 4 halten die Intercity- und Regional-Express-Züge nach Rottweil, Freudenstadt und Singen am Hohentwiel. Die Gleise 101 und 102 sind Kopfgleise mit einem gemeinsamen Mittelbahnsteig. Auf ihnen beginnen die Regionalbahnen Richtung Bad Urach und Bondorf/Eutingen im Gäu sowie die montags bis freitags morgendlich verkehrende Stadtbahn Richtung Karlsruhe.
Linie | Strecke | Frequenz |
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IC / RE 87 | Stuttgart – Herrenberg – Singen (Hohentwiel) – Konstanz | zweistündlich |
RE 14A | Stuttgart – Böblingen – Herrenberg – Bondorf (b Herrenberg) – Eutingen im Gäu – Horb – Rottweil | 120-Minuten-Takt (wird zwischen Stuttgart und Eutingen gemeinsam mit der Linie RE 14B geführt) |
RE 14B | Stuttgart – Böblingen – Herrenberg – Bondorf (b Herrenberg) – Eutingen im Gäu – Freudenstadt | 120-Minuten-Takt (wird zwischen Stuttgart und Eutingen gemeinsam mit der Linie RE 14A geführt) |
RB 63 | Bad Urach – Metzingen (Württ) – Tübingen – Entringen – Herrenberg | 30-Minuten-Takt |
RB 14A | Herrenberg – Bondorf (b Herrenberg) (– Eutingen im Gäu – Horb) | einzelne Zugpaare morgens, mittags und abends Mo–Fr |
S 1 | Kirchheim (Teck) – Wendlingen – Plochingen – Esslingen – Neckarpark – Bad Cannstatt – Stuttgart Hbf (tief) – Schwabstraße – Vaihingen – Rohr – Böblingen – Herrenberg (Verstärkerzüge im Berufsverkehr zwischen Plochingen und Herrenberg) | 30-Minuten-Takt (HVZ 15-Minuten-Takt) |
S 11 | Neckarpark – Bad Cannstatt – Hauptbahnhof – Schwabstraße – Vaihingen – Rohr – Böblingen – Herrenberg | Als Verstärker bei Heimspielen des VfB Stuttgart |
S 8/S 81 | Karlsruhe Hauptbahnhof – Rastatt – Gaggenau – Forbach (Schwarzw) – Freudenstadt Hbf (– Eutingen im Gäu – Herrenberg) | ein Zugpaar morgens von Montag bis Freitag (das als S8 aus Forbach kommt und als Eilzug der Linie S81 zurückfährt und in Karlsruhe auf die S32 nach Menzingen übergeht) |
(Stand 2021)
Literatur
- Hans-Wolfgang Scharf, Burkhard Wollny: Die Gäubahn von Stuttgart nach Singen. EK-Verlag, Freiburg im Breisgau 1992, ISBN 3-88255-701-X.
Weblinks
- Gleise in Serviceeinrichtungen (THE), DB Netz AG (PDF)
- Lage und einige zulässige Geschwindigkeiten und Signale auf der OpenRailwayMap
Einzelnachweise
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 740 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 790.1 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 764 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Holger Kötting: Liste Deutscher Stellwerke. Einträge He-Hz. In: stellwerke.de. 21. März 2020, abgerufen am 5. April 2020.
- ↑ Holger Kötting: Liste Deutscher Stellwerke. Einträge G-Go. In: stellwerke.de. 21. März 2020, abgerufen am 5. April 2020.
- ↑ Deutschland-Frankfurt am Main: Oberbauarbeiten. Dokument 2020/S 218-536238. In: Tenders Electronic Daily. 9. November 2020, abgerufen am 4. April 2021.
- ↑ Deutsche Bahn modernisiert mit rund 17 Millionen Euro Gäubahn. In: deutschebahn.com. Deutsche Bahn, 19. Juli 2021, abgerufen am 17. August 2021.
- ↑ Baubeschreibung / Vorbemerkungen mit allgemeinen und technischen Angaben. (ZIP) In: bieterportal.noncd.db.de. DB Netz, 26. Juni 2019, archiviert vom Original am 23. Januar 2021; abgerufen am 23. Januar 2021 (Datei 3.00.1 Baubeschreibung_21_Sindelfingen_Herrenberg_20210118.pdf in verschachelter ZIP-Datei).