Bahnhof Mainz-Bischofsheim
Mainz-Bischofsheim | |
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Empfangsgebäude des Bahnhofs
Mainz-Bischofsheim | |
Daten | |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 4 |
Abkürzung | FMB |
IBNR | 8000241 |
Preisklasse | 4[1] |
Eröffnung | 1904 |
Profil auf Bahnhof.de | Mainz-Bischofsheim |
Architektonische Daten | |
Baustil | Jugendstil |
Architekt | Architekturbüro Dipl.-Ing. Gerhard Heidacker (Sanierung von 2002/03) |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Bischofsheim |
Land | Hessen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 59′ 25″ N, 8° 21′ 45″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Hessen |
Der Bahnhof Mainz-Bischofsheim ist der Bahnhof der hessischen Gemeinde Bischofsheim. Da Bischofsheim zwischen 1930 und 1945 ein Stadtteil von Mainz war und der Bahnhof danach nicht rückbenannt wurde, hat sich der Zusatz „Mainz-“ erhalten.
Im Personenverkehr wird Bischofsheim von S-Bahnen und Regionalzügen bedient, deutlich größer ist seine Bedeutung für den Güterverkehr: Mainz-Bischofsheim ist der größte Rangierbahnhof in der Region Frankfurt Rhein-Main.
Geschichte
Bahnhofsanlagen
Der Bahnhof wurde von der Hessischen Ludwigsbahn (HLB) für die Rhein-Main-Bahn (Mainz–Darmstadt–Aschaffenburg) eingerichtet, die hier 1858 in Betrieb ging. Nach Eröffnung der Mainzer Südbrücke über den Rhein 1862 war Bischofsheim der erste Halt nach Mainz, da der westlich benachbarte Bahnhof Mainz-Gustavsburg (damals: Gustavsburg-Kostheim) erst 1888 eingerichtet wurde. Anfang 1863 nahm die Mainbahn (Mainz–Frankfurt) den Betrieb auf. Sie zweigt in Bischofsheim von der Rhein-Main-Bahn ab. Bischofsheim wurde so zum ersten Eisenbahnknoten der HLB. Der Bahnhof, die Strecken und die HLB selbst gingen 1897 in der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft auf. Die Königlich Preußischen Staatseisenbahnen errichteten bis 1904 die Umgehungsbahn Mainz, deren südlicher Anschluss an das bestehende Eisenbahnnetz im Bahnhof Mainz-Bischofsheim hergestellt wurde. Der Bahnhof wurde in seiner Bedeutung für den Eisenbahnverkehr dadurch stark aufgewertet, ein großer Güterbahnhof entstand. Güter- und Personenverkehr wurden räumlich voneinander getrennt, indem der Personenbahnhof 500 Meter nach Westen verlegt wurde. 1900 erhielt der Bahnhof für 85.000 Mark eine elektrische Beleuchtung.[6]
Empfangsgebäude
Das ursprüngliche, von der HLB errichtete Empfangsgebäude ist erhalten, aber nicht mit dem heutigen identisch. Es steht etwa 500 m östlich und dient heute dem Güterbahnhof. Es ist ein dreigeschossiger, traufständiger Mittelbau aus Sandstein. Die fünfachsige Fassade zur Straßenseite ist mittig durch einen dreiachsigen Mittelrisalit mit Giebel gegliedert. Die beiden eingeschossigen Seitenflügel wurden später, um 1870, angebaut. In der Nähe steht auch ein historischer Wasserturm. Beide Bauwerke sind Kulturdenkmäler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.[7]
Im Zuge der Umbauarbeiten an den Bahnhofsanlagen wurde 1904 ein neues Empfangsgebäude errichtet, das heute noch in Betrieb steht. Es hat einen annähernd T-förmigen Grundriss, der einen giebelständigen Teil (Restaurant) und einen traufständigen Teil (Wartesaal) zusammenfügt. Aufgrund der Hanglage ist es straßenseitig eingeschossig, bahnsteigseitig zweigeschossig. Das wurde gleich anfangs genutzt, um eine Fußgängerüberführung zu dem Inselbahnsteig anzulegen.[8] Die Anlage wurde in den 2000er Jahren modernisiert.
Das neue Empfangsgebäude wurde in Hanglage als massiver zweigeschossiger Bau im zeitgenössischen Jugendstil errichtet. Die gemauerten Geschosse sind verputzt, die Zwerchgiebel des Querbaues sind in Fachwerk ausgeführt. Der Zugang zum Bahnhof liegt im 1. Obergeschoss. Von dort aus sind die Bahnsteige über einen Steg erreichbar.
Nach zahlreichen baulichen Änderungen wurde das Gebäude 2002/03, am historischen Original orientiert, von der Gemeinde Bischofsheim zurückgebaut und modernisiert. Auf dem Bahnhofsvorplatz ist eine Skulptur des Bischofsheimer Künstlers Ludwig Gutzkow aufgestellt.
Bezeichnung
Der Bahnhof wurde unter der Bezeichnung Bischofsheim in Betrieb genommen und 1904 in Bischofsheim (Hessen) umbezeichnet.[9] Seit dem 1. Januar 1931[10] trägt er die heute noch verwendete Bezeichnung Mainz-Bischofsheim.[11]
Rangierbahnhof
Der Rangierbahnhof Mainz-Bischofsheim ist heute einer der bedeutendsten Bahnhöfe für die Bildung von Güterzügen im Rhein-Main-Gebiet. Südlich des Personenbahnhofs, südwestlich parallel zur Main-Rhein-Bahn Richtung Darmstadt, liegen 34 Gleise zur Zugbildung. Damit ist Bischofsheim der größte Rangierbahnhof zwischen Mannheim und Köln. Bischofsheim übernahm neben dem Bahnhof Frankfurt (Main) Ost[12] unter anderem die Funktion des 1996 stillgelegten Frankfurter Hauptgüterbahnhofs.
Auf dem Rangierbahnhof arbeiten etwa 400 Personen, meist Rangierer und Lokführer. Pro Tag werden 500–600 Waggons zu Güterzügen zusammengestellt.[13] Betreiber des Rangierbahnhofs ist DB Cargo.
Am Nordkopf des Rangierbahnhofs befindet sich der 1912 erbaute Wasserturm Bischofsheim. Direkt südlich davon (in Verlängerung der Bahnhofstraße) verband von 1900 bis 2013 ein 110 Meter langer eiserner Fußgängersteg den Kernort Bischofsheim mit der auf der anderen Seite des Rangierbahnhofs gelegenen Siedlung.[14] Das ehemalige Reichsbahnbetriebswerk wurde 1945 in ein Bahnbetriebswerk Mainz-Bischofsheim für die Wartung von Lokomotiven und ein Bahnbetriebswagenwerk Mainz-Bischofsheim für den technischen Wagendienst aufgespalten.[15] Heute sind von dem ehemaligen Bahnbetriebswerk nur noch Reste vorhanden, unter anderem die Ruine eines Ringlokschuppens für 23 Dampflokomotiven.
Der Rangierbahnhof wurde 1900–1904 auf seine heutige Größe ausgebaut und war zeitweise der zweitgrößte in Süddeutschland.[16] Die Anlagen sind Teil der Route der Industriekultur Rhein-Main (Teilstrecke Mainspitze).
Verkehr
Bei Bauarbeiten und Betriebsstörungen wird der Bahnhof auch von Zügen des Schienenpersonenfernverkehrs als Ersatzhalt für den Mainzer Hauptbahnhof angefahren.
Literatur
- Heinz Schomann: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Eisenbahn in Hessen. 3 Bände. Hg: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Theiss Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 236f.
- Route der Industriekultur Rhein-Main, Lokaler Routenführer Nr. 12: Mainspitze (Bischofsheim/Ginsheim-Gustavsburg) (PDF; 570 kB)
- Infotafel Neuer Bahnhof am Empfangsgebäude
Weblinks
- Lage der Bahnanlage, mit einzelnen zulässigen Geschwindigkeiten und Signalen auf der OpenRailwayMap
- Bilder zur Geschichte des Bahnhofs Mainz-Bischofsheim
Einzelnachweise
- ↑ Stationspreisliste 2022. (PDF; 5,4 MB) DB Station&Service AG, 16. Dezember 2021, abgerufen am 26. Dezember 2021.
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 651 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 471 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 645.8 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ a b Abfrage der Kursbuchstrecke 645.9 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter vom 4. August 1900. 4. Jahrgang, Nr. 35. Bekanntmachung Nr. 327, S. 241.
- ↑ Schomann, S. 236.
- ↑ Schomann, S. 236.
- ↑ Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 27. Februar 1904, Nr. 10. Bekanntmachung Nr. 96, S. 131f (132).
- ↑ Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion in Mainz vom 25. Oktober 1930, Nr. 51. Bekanntmachung Nr. 712, S. 325.
- ↑
- ↑ Manfred Köhler: Terminal Frankfurt-Ost – Bahnhof mit Checker. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. August 2015, abgerufen am 22. April 2017.
- ↑ Janek Rauhe: Alltag am Güterbahnhof. Die Verkuppler von Bischofsheim. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. März 2013.
- ↑ Bischofsheim: Melancholie an den Gleisen (Memento vom 18. Mai 2017 im Internet Archive). Echo Online, ohne Datum (2014)
- ↑ Reichsbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz (N.F.) vom 29. August 1945, Nr. 3. Bekanntmachung Nr. 21, S. 17.
- ↑ Kulturregion Frankfurt Rhein-Main: Route der Industriekultur. Industriegeschichte in Bischofsheim