Bazirit

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Bazirit
Bazirite.jpg
Farblose Bazirit-Körner (weiß fluoreszierend) mit Celsian (körnig weiß) und blassgrünem Tremolit bzw. Taramellit aus Big Creek, Fresno County, Kalifornien
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1976-053

Chemische Formel BaZr[Si3O9][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate (Cyclosilikate)
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.CA.05 (8. Auflage: VIII/E.01)
59.01.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-dipyramidal; 6m2
Raumgruppe P6c2 (Nr. 188)Vorlage:Raumgruppe/188
Gitterparameter a = 6,74 Å; c = 9,93 Å[1]
Formeleinheiten Z = 2[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 bis 6,5[2][3]
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,82[4]
Spaltbarkeit pyramidal möglicherweise nach {1014}; undeutlich nach {1010}[4]
Farbe farblos
Strichfarbe weiß[3]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz[3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,675 bis 1,681[2]
nε = 1,685 bis 1,691[2]
Doppelbrechung δ = 0,010[2]
Optischer Charakter einachsig positiv
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale blauweiße Fluoreszenz unter kurzwelligem UV-Licht

Bazirit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung BaZr[Si3O9][1] und ist damit chemisch gesehen ein Barium-Zirconium-Silikat. Strukturell gehört es zu den Ringsilikaten (Cyclosilikaten).

Bazirit findet sich überwiegend in Form unregelmäßiger Körner und körniger Mineral-Aggregate, bildet sehr selten aber auch einzelne, prismatische Kristalle und Kristallgruppen von unter einem Millimeter Größe aus. Das Mineral ist farblos und durchsichtig, hinterlässt auf der Strichtafel eine weiße Strichfarbe und zeigt auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals als eigenständiges Mineral nachgewiesen wurde Bazirit 1975 in Granitproben, die 1971 und 1972 auf der kleinen Insel Rockall, etwa 600 km nordwestlich von Glasgow, gesammelt worden waren. Der Entdecker J. R. Hawkes benannte es nach den in der chemischen Verbindung auftretenden Kationen Barium und Zirconium. Bereits seit 1960 war bekannt, dass die Rockall-Granite ein Barium- und Zirkonium-haltiges Mineral enthalten. Eine detaillierte wissenschaftliche Beschreibung erfolgte schließlich 1978 durch B. R. Young, J. R. Hawkes, R. J. Merriman und M. T. Styles.

Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London, Großbritannien aufbewahrt (Katalog-Nr. MI 36445).[4]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bazirit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Ringsilikate“, wo er zusammen mit Benitoit, Bobtraillit, Pabstit, Rogermitchellit und Wadeit die „Benitoitgruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bazirit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe und der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau und seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „[Si3O9]6−-Dreier-Einfachringe ohne inselartige, komplexe Anionen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Benitoit und Pabstit die „Benitoitgruppe“ mit der System-Nr. 9.CA.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bazirit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate: Dreierringe“ ein und auch hier ist er in der „Benitoitgruppe“ mit der System-Nr. 59.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Wasserfreie Dreierringe, keine anderen Anionen“ zu finden.

Kristallstruktur

Bazirit kristallisiert isotyp mit Benitoit und Pabstit[5] im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P6c2 (Raumgruppen-Nr. 188)Vorlage:Raumgruppe/188 mit den Gitterparametern a = 6,74 Å und c = 9,93 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Eigenschaften

Unter kurzwelligem UV-Licht zeigt Bazirit eine blauweiße Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.

Bildung und Fundorte

Bazirit bildet sich im Spätstadium der Kristallisation von Aegirin-Riebeckit-Graniten und findet sich daher vorwiegend auf den Grenzflächen zwischen den Körnern der Granitbestandteile. Er kann aber auch in körnigen, celsianhaltigen Gesteinen nahe der Kontaktzone zum Granit entstehen. Als Begleitminerale treten je nach Fundort neben Aegirin, Celsian und Riebeckit unter anderem noch Aktinolith, Albit, Apatit, Baryt, Cristobalit, Diopsid, Elpidit, Eudialyt, Leukophosphit, Magnetit, Monazit, Pyrochlor, Quarz, Taramellit, Titanit und Xenotim auf.[4]

Bazirit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, von denen nur wenige Proben existieren, die an bisher (Stand 2015) rund 10 bekannten Fundorten gesammelt wurden. Seine Typlokalität, die entlegene Felseninsel Rockall im Nordatlantik, ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Westeuropa.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die „Mina la Madrelena“ bei Tres Pozos im mexikanischen Bundesstaat Baja California Sur, das Khaldzan Buragtag Massiv im Altaigebirge in der mongolischen Provinz Chowd-Aimag, der Gletscher Dara-i-Pioz (Darai-Pioz) im Alaigebirge in Tadschikistan, Šebkovice im tschechischen Okres Třebíč sowie mehrere kleine Fundpunkte in der Rush Creek-Lagerstätte im Fresno County und ein Fundpunkt in der Baumann-Prospektion bei Dumtah im Tulare County des US-Bundesstaates Kalifornien.[6]

Siehe auch

Literatur

  • B. R. Young, J. R. Hawkes, R. J. Merriman, M. T. Styles: Bazirite, BaZrSi3O9; a new mineral from Rockall Island, Inverness-shire, Scotland. In: 'Mineralogical Magazine. Band 42, März 1978, S. 35–40 (minersoc.org [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 4. Juni 2018]).

Weblinks

Commons: Bazirite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 595.
  2. a b c d Mindat – Bazirite
  3. a b c Webmineral – Bazirite
  4. a b c d Bazirite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 4. Juni 2018]).
  5. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 704 (Erstausgabe: 1891).
  6. Fundortliste für Bazirit beim Mineralienatlas und bei Mindat