Bazzit

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Bazzit
Bazzite-184999.jpg
Ein etwa 2 mm langer Bazzitkristall auf Albit und Orthoklas aus der Typlokalität „Seula Mine“, Mount Camoscio, Oltrefiume, Baveno, Piemont, Italien
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Be3(Sc,Fe3+,Mg)2Si6O18·Na0,32·nH2O[1]

(Sc,Al,Fe)2Be3[Si6O18][2]

Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Bitte ergänzen!
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.CJ.05 (8. Auflage: VIII/E.12)
61.01.01.02
Ähnliche Minerale Aquamarin, Haüyn, Kyanit, Saphir, blauer Turmalin (Indigolith)
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[3]
Raumgruppe P6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192[2]
Gitterparameter a = 9,51 Å; c = 9,11 Å[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6,5 bis 7
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,77 bis 2,8;[4] berechnet: 2,82[5]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {0001}
Bruch; Tenazität muschelig, uneben, spröde
Farbe hell- bis dunkelblau
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend bis transparent
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,622 bis 1,637
nε = 1,602 bis 1,622[4]
Optischer Charakter einachsig negativ
Pleochroismus ω = hellgrünlichgelb; ε = intensiv himmelblau[4]

Das Mineral Bazzit ist ein selten vorkommendes Ringsilikat aus der Beryll-Gruppe. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Be3(Sc,Fe3+,Mg)2Si6O18·Na0,32·nH2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Beryllium-Ringsilikat. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Scandium, Aluminium und Eisen können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten, stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Bazzit entwickelt meist durchscheinende, prismatische bis säulige Kristalle bis etwa 2 cm Länge mit hexagonalem Habitus, aber auch radialstrahlige Mineral-Aggregate von hellblauer bis dunkelblauer Farbe bei weißer Strichfarbe. Mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7 gehört Bazzit zu den harten Mineralen, die ähnlich wie das Referenzmineral Quarz (7) in der Lage sind, einfaches Fensterglas zu ritzen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Bazzit in der „Seula Mine“ am Monte Camoscio nahe Oltrefiume (Gemeinde Baveno) in der italienischen Region Piemont und beschrieben 1915 von E. Artini, der das Mineral nach dessen Entdecker Alessandro Eugenio Bazzi (1862–1929)[6] benannte.

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bazzit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Beryll, Cordierit, Indialith, Pezzottait, Sekaninait und Stoppaniit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Bazzit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Ringbildung, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12− Sechser-Einfachringe ohne inselartige, komplexe Anionen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Beryll, Indialit, Pezzottait und Stoppaniit die „Beryllgruppe“ mit der System-Nr. 9.CJ.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bazzit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Sechserringe“ ein. Hier ist er ebenfalls als Mitglied der „Beryllgruppe“ mit der System-Nr. 61.01.01 und den weiteren Mitgliedern Beryll, Indialith, Stoppaniit und Pezzottait innerhalb der Unterabteilung der „Ringsilikate: Sechserringe mit Si6O18-Ringen; mögliche (OH) und Al-Substitution“ zu finden.

Kristallstruktur

Perfekt hexagonal gewachsener Bazzitkristall vom Berg Fibbia im Schweizer Gotthardmassiv (Bildbreite: 2,6 mm)

Bazzit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 mit den Gitterparametern a = 9,51 Å und c = 9,11 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

Bazzitkristall, eingewachsen im Muttergestein von der Gjaidtroghöhe im Großen Fleißtal, Österreich
Gesamtgröße der Stufe: 8,7 × 4,9 × 3,6 cm

Bazzit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in alpinotypen, scandiumhaltigen Pegmatit-Gängen und miarolitischen Klüften im Granit. Begleitminerale sind unter anderem Albit, Bavenit, Beryll, Calcit, Chlorit, Fluorit, Hämatit, Laumontit, Muskovit, Orthoklas und Quarz.

Als seltene Mineralbildung konnte Bazzit bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, von denen etwa 40 als bekannt gelten können.[7] Neben seiner Typlokalität „Seula Mine“ trat das Mineral in Italien noch in der Gemeinde Cuasso al Monte in der Lombardei und bei Agrano (Omegna) im Piemont auf. Ein weiterer Fundort am Petit Mont Blanc im Val Veny ist bisher fraglich.

Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Bazzitfunde ist unter anderem Tørdal in der norwegischen Kommune Drangedal, wo bis zu zwei Zentimeter lange Kristalle gefunden wurden.[8]

In Deutschland fand sich das Mineral im Steinbruch Steinerleinbach bei Röhrnbach, bei Saldenburg-Matzersdorf und Tittling-Stützersdorf in Bayern sowie am Firstenstein bei Königshain, am Autobahntunnel der A 4 bei Thiemendorf und am Steinbruch Neuland bei Döbschütz in Sachsen.

In Österreich wurde Bazzit bisher nur an der Gjaidtroghöhe im Großen Fleißtal in Kärnten gefunden. In der Schweiz trat das Mineral am Oberaarsee in Bern, in der Bündner Gemeinde Tujetsch, an mehreren Orten im Gotthardmassiv im Tessin, im Etzlital und bei Gurtnellen im Kanton Uri sowie an mehreren Orten im Kanton Wallis auf.

Weitere Fundorte liegen in Frankreich, Japan, Kasachstan, Russland und den Vereinigten Staaten.[9]

Siehe auch

Literatur

  • H. Huttenlocher, Th. Hügi, W. Nowacki: Röntgenographische und spektrographische Untersuchungen am Bazzit vom Val Strem (Kt. Graubünden, Schweiz). In: Experentia. Band 10, Nr. 9, September 1954, S. 366–367, doi:10.1007/BF02160538.
  • New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 40, 1955, S. 370 (minsocam.org [PDF; 272 kB; abgerufen am 15. Juni 2018]).
  • American Mineralogist, Bd. 52 (1967), S. 563–564.
  • Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen/N.F. Bd. 35, S. 410–421, ISSN 0369-1497.
  • Canadian Mineralogist, Bd. 38 (2000), S. 1419–1424, ISSN 0008-4476.
  • Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 1244.

Weblinks

Commons: Bazzite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; März 2018 (englisch, PDF 1,65 MB; Bazzite siehe S. 19)
  2. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 605 (englisch).
  3. Webmineral – Bazzite (englisch)
  4. a b c Bazzite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 75 kB; abgerufen am 15. Juni 2018]).
  5. Mindat – Bazzite (englisch)
  6. Marco E. Ciriotti, Lorenza Fascio, Marco Pasero: Italian Type Minerals. 1. Auflage. Edizioni Plus - Università di Pisa, Pisa 2009, ISBN 978-88-8492-592-3, S. 47.
  7. Mindat – Anzahl der Fundorte für Bazzit (englisch)
  8. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 224.
  9. Fundortliste für Bazzit beim Mineralienatlas und bei Mindat