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Max Matern (* 19. Januar 1902 in Berndshof; † 22. Mai 1935 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Maschinenformer und Kommunist. Er gehörte gegen Ende der Weimarer Republik dem „Proletarischen Selbstschutz“ der KPD an, einer Nachfolgeorganisation des Roten Frontkämpferbundes und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus wegen der 1931 verübten Morde auf dem Bülow-Platz zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Leben

Der Sohn eines sozialdemokratischen Ziegeleiarbeiters erlernte nach dem Besuch der Volksschule ab 1916 den Beruf des Formers in den Hallerwerken, einer Eisengießerei in Torgelow. 1925 zog er nach Berlin, wo ihm sein Bruder Arbeit vermittelt hatte Er schloss sich der KPD, dem Deutscher Metallarbeiter-Verband und dem Roten Frontkämpferbund an. 1930 wurde Matern im „Proletarischen Selbstschutz“ aktiv, einer kommunistischen Kampforganisation, welche die Sicherheits- und Verteidigungsfunktionen des 1929 verbotenen Roten Frontkämpferbundes übernehmen sollte.

Am 9. August 1931 wurden unweit der KPD-Zentrale auf dem Berliner Bülowplatz, dem heutigen Rosa-Luxemburg-Platz, die Schutzpolizisten Paul Anlauf und Franz Lenck erschossen. Seinerzeit konnte nur der Nebenbeteiligte Max Thunert ermittelt werden, der mit sieben Monaten Haft bestraft wurde. Nach der nationalsozialistischenMachtergreifung“ wurden die Ermittlungen auf Drängen Hermann Görings durch das Geheime Staatspolizeiamt wieder aufgenommen. Nachdem Thunert am im März 1933 erneut verhaftet worden war, wurde bald darauf auch Matern festgenommen, den Thunert als Beteiligten genannt hatte. Die Voruntersuchung wurde im Juli 1933 eröffnet, gefolgt von Verhaftungen weiterer Kommunisten, darunter Friedrich Broede, Michael Klause und Erich Wichert. Am 16. März 1934 eröffnete die Staatsanwaltschaft in Berlin das Hauptverfahren. Angeklagt werden sollten zuvorderst die Funktionäre Hans Kippenberger, Heinz Neumann und Albert Kuntz, wobei Kippenberger und Neumann flüchtig waren. Bei der Prozeßvorbereitung versuchte die Justiz auch, einen Zusammenhang zum Reichstagsbrandprozess und zu Ernst Thälmann herzustellen, um einen kommunistischen Umsturzplan nachzuweisen. Als Belastungszeuge sollte eigentlich Alfred Kattner dienen, der zwar an der Tat nicht beteiligt gewesen war, aber nach seiner Verhaftung am 3. März 1933 gefügig gemacht und als Lockvogel der Gestapo eingesetzt worden war. Kattner wurde allerdings am 1. Februar 1934 im Auftrag von Rudolf Schwarz, dem Chef der Abwehr der KPD, erschossen.[1]

Im Bülowplatz-Prozess, der am 4. Juni 1934 begann, wurden Erich Mielke und Erich Ziemer von Matern und anderen als Schützen benannt. Michael Klause beschuldigte Kippenberger, Neumann und Kuntz, die Auftraggeber gewesen zu sein. Während es Kuntz’ Verteidiger gelang, Klauses Aussage bezüglich seines Mandanten zu widerlegen, hielten sich die Pflichtverteidiger der anderen Angeklagten zurück. Obwohl keinem ein Schusswaffengebrauch nachgewiesen werden konnte, wurden Klause, Broede und Matern am 19. Juni 1934 als Mittäter, die den Mordplan gekannt und gebilligt hätten, zum Tode verurteilt. Das Gericht verhängte gegen weitere Angeklagte zum Teil hohe Freiheitsstrafen. Die politischen Auseinandersetzungen des Sommers 1931 blieben außen vor.[2] Revisionsanträge wurden abgewiesen.

Götz Aly weist darauf hin, dass die Polizeiakten die hohe Wahrscheinlichkeit nahelegten, dass Matern gefoltert wurde.[3] Ernst Wichert schrieb in einem handschriftlichen Lebenslauf 1950, Matern habe in aussichtsloser Lage 1934 die Tat auf sich genommen, um Genossen die Flucht zu ermöglichen.[4] Matern wurde am 22. Mai 1935 im Strafgefängnis Plötzensee mit dem Handbeil enthauptet.

In der DDR wurden Straßen, Schulen und Betriebe nach Max Matern benannt, darunter eine Gießerei in Torgelow und eine Unteroffiziersschule der NVA in Eggesin-Karpin.


Gossweiler gehörte zu den führenden Historikern der DDR.[5] Gemeinsam mit Eberhard Czichon und Dietrich Eichholtz setzte er sich 1966 in der Zeitschrift Das Argument mit der Kritik des britischen Historikers Timothy Mason an der Dimitroff-These des Faschismus als Diktatur des Finanzkapitals auseinander, die für die Geschichtswissenschaft der DDR eine verbindliche Leitlinie war.[6] Während Mason insistierte, dass die nationalsozialistische Staatsführung sich zunehmend von der Interessen und Führung des Großkapitals unabhängig gemacht habe und den Primat der Politik vor der Wirtschaft betonte, verwiesen Gossweiler und Eichholtz auf den hohen Grad an wissenschaftlicher Abstraktion von Dimitroffs Faschismusdefinition. Sie warfen Mason mangelnde Kenntnis der Imperialismustheorie Lenins vor, durch die er den staatsmonopolitischen Inhalt des Faschismus’ verkenne.[7] Für sie wurde der NS-Staat von Richtungskämpfen innerhalb des Monopolkapitals bestimmt.[5] Die Kontroverse mit Mason regte weitere Forschungen und Dokumentationen aus DDR-Archiven an, mit denen die „Struktur und Organisation des staatsmonopolitischen Kapitalismus“ belegt werden sollte.[8] Zugleich warnten Eichholtz und Gossweiler in dogmatischer Weise, dass Neomarxisten „sehr viel gefährlicher“ seien als „bürgerliche Historiker“, weil sie „die Industriellen in der Rolle betrogener Betrüger“ darstellten.[9]

Gegenüber der von Jürgen Kuczynski vertretenen Monopolgruppenforschung betonte Gossweiler die zentrale Rolle der Großbanken im deutschen Finanzkapital.[10] Er vertrat die These, dass im Monopolkapital zwischen Lagern innerhalb der Industrie und des Finanzkapitals unterschieden werden müsse. Ein eher antisowjetisch und proamerikanisch ausgerichtetes Lager habe einem ebenso antisowjetischen wie antiamerikanisch ausgerichten Lager gegenüber gestanden.[11] Auseinandersetzungen innerhalb der NS-Bewegung, wie das Ausscheiden Gregor Strassers aus allen Parteiämter, interpretierte Gossweiler dementsprechend als Ausdruck von Richtungskämpfen zwischen den rivalisierenden kapitalistischen Lagern.[12] Seine These, Strasser sei ein bezahlter Agent der IG Farben gewesen, wurde zurückgewiesen.[13] Andreas Dorpalen weist darauf hin, dass Gossweilers Thesen auf unbelegten Annahmen und Schlussfolgerungen beruhten.[14]

Literatur

  • Geschichtswerkstatt der Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener (BV VdN) e.V. (Hg.): Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Band 5. Trafo, Berlin 2004, S. 169.

Schriften

  • Menschen, die den Pfad verloren. Erlebnisse aus meiner fünfjährigen Tätigkeit als Polizei-Assistentin in Stuttgart. Kielmann, Stuttgart 1907.
  • Bilder aus der Gefängniswelt. 6. Auflage. Kielmann, Stuttgart 1908.
  • Mehr staatliche Fürsorge für Gefallene und Gefährdete. Der beste Weg zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. 4. Auflage. Kielmann, Stuttgart 1908.
  • Dornenpfade der Barmherzigkeit. Aus Schwester Gerdas Tagebuch. 1. Auflage. Dt. Verl.-Anst, Stuttgart 1909.
  • Erlebnisse einer Polizeiassistentin. 4. Auflage. Süddeutsche Monatshefte, München 1910.
  • Kleine weiße Sklaven. Vita, Berlin-Charlottenburg 1911.
  • Kinderhändler. Recherchen und Fürsorgetätigkeit vom 1. September 1911 bis 1. September 1912. 2. Auflage. Selbstverl, Stuttgart 1912.
  • Meine Arbeit zum Schutze der Wehrlosen., [Berlin] 1914.

Literatur

  • Heike Maier: »Taktlos, unweiblich und preussisch«. Henriette Arendt, die erste Polizeiassistentin Stuttgarts (1903-1908). Eine Mikrostudie. Klett-Cotta, Stuttgart 1998.
  • Mascha Riepl-Schmidt: {http://www.hannaharendt.net/index.php/han/article/view/87/140 Henriette Arendt (11.11.1874 Königsberg/Pr - 22.8.1922 Mainz). Die erste deutsche Polizeiassistentin des Deutsches Reiches seit 1903.] In: HannahArendt.net. Zeitschrift für politisches Denken. 1 (Februar 2005).

Einzelnachweise

  1. Wilfriede Otto: Erich Mielke – Biographie. Aufstieg und Fall eines Tschekisten. K. Dietz, Berlin 2000, S. 37–40.
  2. Wilfriede Otto: Erich Mielke – Biographie. Aufstieg und Fall eines Tschekisten. K. Dietz, Berlin 2000, S. 41–43.
  3. Götz Aly: Macht – Geist – Wahn. Kontinuitäten deutschen Denkens. Argon, Berlin 1997, S. 13.
  4. Wilfriede Otto: Erich Mielke – Biographie. Aufstieg und Fall eines Tschekisten. K. Dietz, Berlin 2000, S. 49.
  5. a b Ian Kershaw: The Nazi Dictatorship: Problems and Perspectives of Interpretation. 4. Auflage, Bloomsbury. London 2015, S. 59.
  6. Richard Saage: Faschismus: Konzeptionen und historische Kontexte. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 41.
  7. Richard Saage: Faschismus: Konzeptionen und historische Kontexte. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 41–47.
  8. Joachim Käppner: Erstarrte Geschichte. Faschismus und Holocaust im Spiegel der Geschichtswissenschaft und Geschichtspropaganda der DDR. Ergebnisse Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-87916-055-4, S. 291.
  9. Joachim Käppner: Erstarrte Geschichte. Faschismus und Holocaust im Spiegel der Geschichtswissenschaft und Geschichtspropaganda der DDR. Ergebnisse Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-87916-055-4, S. 172.
  10. Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945. Band 1. 1939-1941. 3. Aufl., K.G. Saur, München 2003, S. 153.
  11. Andreas Dorpalen: German History in Marxist Perspective: The East German Approach. Wayne State UP, Detroit 1985, S. 333.
  12. Andreas Dorpalen: German History in Marxist Perspective: The East German Approach. Wayne State UP, Detroit 1985, S. 387.
  13. Henry Ashby Turner: German Big Business and the Rise of Hitler. Oxford UP, Oxford 1985, S. 459.
  14. Andreas Dorpalen: German History in Marxist Perspective: The East German Approach. Wayne State UP, Detroit 1985, S. 406.

Weblinks