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Blaue Frau, veröffentlicht am 11. August 2021, ist ein Roman der deutschen Schriftstellerin Antje Rávik Strubel. Die Geschichte handelt von Adina Schejbal, einer einundzwanzigjährigen Tschechin, die in einem ostdeutschen Gutshaus vergewaltigt wird und schliesslich nach Helsinki flüchtet, um dort einen Prozess gegen den Täter anzugehen. In ihrem Schicksal identifiziert sich Adina mit unterschiedlichen Figuren, wobei immer wieder die blaue Frau auftaucht, die ihr stets einen Rat für die Verarbeitung ihres Traumas gibt.

Strubels blaue Frau wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet.[1]


Handlung

Teil 1

Adina Schejbal wächst zusammen mit ihrer Mutter in Harrachov auf, einem tschechischen Dorf im Riesengebirge. Freunde hat sie keine, denn ausser ihr gibt es in diesem Dorf keine Jugendlichen. Um trotzdem Kontakte zur Aussenwelt zu pflegen, bewegt sich Adina oft in Rio, einem Chatroom, wo sie «kleiner Mohikaner» genannt wird. Ausserdem arbeitet sie in einer Glühweinbude, am Fusse des Čertova hora, um etwas Geld zu verdienen. Viele Deutsche kommen hierhin in den Skiurlaub, so auch Ronny und seine Freunde. Beim ersten Besuch an der Glühweinbude, verkauft Adina Ronny einen Kinderpunsch, weil sie ihn noch nicht für erwachsen hält. Am nächsten Tag erscheinen die Männer wieder an ihrem Stand. Gerade als sie einen Becher Glühwein zubereiten will, packt Ronny sie am Arm, reisst sie an sich und küsst sie auf den Mund.[2] Bei diesem Übergriff verschüttet Adina den Glühwein auf Ronnys Skianzug, worauf er sie mit «Blöde Fotze!» beleidigt. Diese Prolepse, sowie die Erzählung einer Aussage, die Adina vor einem Gericht halten soll, lässt bereits erahnen, was im Verlauf des Romans geschehen wird: eine Vergewaltigung.[3]

Teil 2

Als Gegensatz zu einer einsamen, langweiligen Kindheit, steht Berlin. Dort reist Adina hin, nachdem sie die Schule abgeschlossen und für einige Zeit in einem Hotel gearbeitet hat. Sie will in Berlin ihre Deutschkenntnisse verbessern, um schliesslich ein naturwissenschaftliches Studium zu beginnen. Auf dem Weg zum Deutschkurs, hält Adina jeden Morgen auf einem Platz mit Café inne, um das Getümmel der Grossstadt zu beobachten. Eines Tages wird sie von einer jungen Frau, mit tiefer Stimme, namens Rickie angesprochen. Die beiden unterhalten sich für eine Weile, bis die Fotografin Adina in ihr Studio einlädt, worauf diese zunächst verweigert. Nach einigen Tagen jedoch, treffen sie sich zufälligerweise an der U-Bahnstation, und wieder will Rickie Adina ihr Fotostudio zeigen. Diesmal akzeptiert Adina.[4]

Im Fotostudio findet Adina eine androgyne Ästhetik vor. Rickie will mit ihren Werken Körper darstellen, die eine Grenze bilden, welche zugleich überschritten wird. Ihre Kunst bezeichnet sie mit «lagom», was so viel wie «nicht zu viel, nicht zu wenig» bedeutet. So schafft es Rickie beim Fotografieren von Adina, eine bis dahin nur imaginäre Figur hervorzuheben: den letzten Mohikaner.[5]

Teil 3

Die nächsten fünfeinhalb Monate verbringt Adina in einem Gutshaus an der Oder in Ostdeutschland. Durch Rickie bekam sie dort ein Praktikum für den Umbau des Gutshauses zu einer Kultureinrichtung, die einen Austausch zwischen Ost und West ermöglichen soll. Der Eigentümer des Guts ist Razvan Stein, ein ehemaliger Soldat, der Adina nicht nur als Hilfskraft beim Umbau, sondern auch als Dolmetscherin bei Meetings mit potenziellen Investoren brauchen kann. Ihren Namen kann er sich nicht merken, weshalb er ihr Nina sagt.

Adina teilt sich ihr Zimmer im Haus mit einer Frau aus Belarus und einer Polin. Einen freundlichen Kontakt miteinander pflegen die drei Frauen allerdings nicht. Oft vermisst Adina Rickie während dieser Zeit und versucht sie mehrmals anzurufen, ohne Erfolg.[6]

Später steht ein Meeting mit Johann Manfred Bengel bevor, einem wichtigen Mann in der Kulturpolitik bevor. Er ist alt, klein, tritt jedoch mit einer grossen persönlichen Präsenz auf und lässt somit alle anderen klein erscheinen. Im Esszimmer verspeisen Bengel, seine Begleiter, Razvan Stein, Adina und ihre Mitbewohnerinnen ein gegrilltes Lamm und schwere Beilagen. Adina scheint das Festessen nicht gleichartig zu mögen, wie Bengel dies tut. Er sprüht lediglich vor guter Laune, wobei Witze seinerseits in der mehrheitlich politischen Diskussion auch nicht fehlen dürfen.

Bengel benimmt sich gegenüber Adina während des Gelages in mancher Hinsicht merkwürdig: Er beginnt sie mit Feta zu füttern, «Schnäbelchen auf», und provozierte sie, indem er sie stets als Russin bezeichnet, obwohl sie mehrmals erläuterte, dass sie keine sei. Es scheint, dass Bengel einen russischen Fetisch hat. Für einige Zeit verlässt Bengel das Gutshaus, kehrt aber im Frühjahr zurück.[7]

Am nächsten Morgen wacht Adina verwirrt auf, ihr Körper schwer von der Vergewaltigung. Niemand, Razvan Stein nicht, die Schweizerin nicht, nicht einmal ihre beiden Mitbewohnerinnen, konnte sie vor diesem Trauma bewahren.[8] Unglücklicherweise war Adina selbst vollständig wehrlos, denn ihr letztes physisches Instrument der Selbstverteidigung, ein Schweizer Messer, wurde von dem jungen Praktikanten Ira kurz davor weggenommen. Auch der Mohikaner, die Identität Adinas, die ihr in schwierigen Situationen immer wieder Mut gibt, kommt ihr nicht zu Hilfe, denn «[o]hne [dem] Messer kam der Mohikaner nicht zurück».[9]

Teil 4

Nach dem Vorfall im Gutshaus kommt für Adina nur die Flucht als Ausweg in Frage. Sie geht nicht zurück nach Hause, auch nicht zu Rickie, sondern in eine völlig fremde Stadt im Norden Europas: Helsinki. Dort wohnt sie vorübergehend in einer kleinen, typisch finnischen Wohnung und geht ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, nach. Auch schliesst sie neue Bekanntschaften, etwa mit Leonides, dem estnischen Abgeordneten der EU, Kristiina, einer Menschenrechtsaktivistin und Arbeitskollegin von Leonides oder der blauen Frau. Diese Figuren werden bereits im ersten Teil des Romans eingeführt, was dabei eine Prolepse zum vierten Teil darstellt. Erst nach der Einführung dieser Hauptfiguren beginnt die Erzählung des Aufenthalts in Berlin und der Vergewaltigung im Gutshaus, entsprechend den Teilen zwei und drei. Erst jetzt werden die Hintergründe der Beziehungen von Adina zu diesen Figuren erläutert. Leonides, in den sie sich verliebt, hat sie während einem seiner Vorträge am Wissenschaftskolleg kennengelernt. Der Este ist politisch gebildet und erscheint äusserst klug, selbstorientiert und gewissermassen egoistisch. Vor allem in den Gesprächen mit Adina, nimmt er die Rolle des Erzählers ein, wobei Adina kaum zu sprechen kommt und ihm meistens nur zuhört.[10]

Kristiina, die Menschenrechtsaktivistin, lernt Adina über Leonides kennen. Adina fühlt sich unmittelbar von ihr angezogen, zumal sie eine potenzielle Hilfe für ihr Problem, die Verarbeitung des Traumas, bieten könnte. Nach diesem Treffen sehen sich die beiden nicht mehr wieder, bis Adina mehr als ein Jahr später sie im Internet aufsucht. Sie will sie um Hilfe bitten, Johann Manfred Bengel vor Gericht zu bringen und schreibt ihr einen Brief. Den Mut dazu erlangt sie wieder durch den Mohikaner, sie unterschreibt den Brief mit «Der letzte Mohikaner». (S. 306) Lange erhält Adina keine Antwort auf ihr Schreiben, sie zweifelt an Kristiina.[11]

In der Zwischenzeit findet ein langer Dialog mit der blauen Frau statt. Im Vergleich zu Leonides, unterhält sie sich äusserst differenziert und interaktiv mit Adina. Die blaue Frau lebt auf der anderen Seite der Unterführung der Schnellstrassen, am ruhigen Hafen Helsinkis, direkt am Meer. Adina geht sie oftmals besuchen, doch nicht immer ist sie aufzufinden. Lange sprechen sie über die Unterschiede der östlichen und westlichen Politik, Adinas Kindheit und über ihre Persönlichkeiten selbst. In Verbindung mit der blauen Frau, trägt Adina den Namen Sala (ausgesprochen ohne "S"). Nie befinden sich die beiden auf der Schnellstrasse oder im Stadtzentrum, bis eines Tages die blaue Frau mit Adina zusammen die Unterführung passiert.[12] Der Zufall will es, dass sie gemeinsam in Adinas Wohnung, Aufgang D, dritter Stock, Schreiberstrasse 4, landen. Komischerweise scheint die blaue Frau die Wohnung zu erkennen. Sie erinnert sich an den Abtreter mit der Aufschrift «Tervetuloa komeat miehet», was so viel wie «willkommen schöne Männer» bedeutet, und an die Einrichtung der Wohnung. Der Leser erfährt jedoch nicht, ob die blaue Frau eine existierende Figur, eine Imagination oder eine weitere Identität von Adina ist. Offensichtlich ist, dass die blaue Frau für Adina eine Art Ratgeberin, Unterstützerin ist.[13]

Im Anschluss betritt Adina Kristiinas Büro. Der Brief mit ihrem Anliegen hat Gehör gefunden. Realitätsnah führen die zwei Frauen ein Gespräch, wobei Adina ihre Geschichte über das, was ihr zugestossen ist erzählt. Kristiina ist entsetzt und will ihr Hilfe anbieten. Sie spricht mit einer Anwältin, um Adinas Chancen eines erfolgreichen Prozesses gegen Bengel, entsprechend einzuschätzen. Es wird klar, dass die Gesetze in Deutschland, betreffend solchen Verfahren, fundamentale Lücken aufweisen. Adina entscheidet sich deshalb keine Aussage gegen Bengel zu machen.[14]

Die Zeit der Zusammenarbeit mit Kristiina, bringt Adina regelrecht aus der Bahn. Sie verlässt Leonides, ohne sich zu verabschieden, denn ihm hat sie nichts von der Vergewaltigung erzählt. Um mehr über Adina herauszufinden, sucht Kristiina Leonides auf, der von Adinas Verschwinden völlig aufgebracht und traurig ist. Kristiinas Mittleid hält sich aber in Grenzen, denn sie findet einen Umschlag auf Leonides Büro, der die Abstimmung für den diesjährigen Eeva-Liisa-Manner-Preis, eine internationale Auszeichnung für Menschenrechte und Redefreiheit, beinhält. Leonides gibt seine Stimme ausgerechnet Johann Manfred Bengel und es scheint als würde die Entscheidung von seiner Stimme abhängen.[15]

Entrüstet fühlt sich Kristiina gezwungen, gegen ihr Versprechen an Adina, Leonides alles zu erzählen. Dieser zeigt sich schockiert und gemeinsam versuchen sie einen Plan zu schmieden, wie sie die Ernennung von Bengel zum Gewinner noch verhindern können: Adina soll Bengel bei der Preisverleihung öffentlich blossstellen und die Wahrheit über seine Tat sagen. Als Bengel an diesem Tag auf der Bühne steht, bereit den Preis entgegenzunehmen, stellt sich Adina hinter die Bühne, hinter Bengel und zückt gerade ihr neues Messer, um Bengel zu töten. Hier hört das Kapitel, es folgt ein letzter Dialog mit der blauen Frau.[16]

Figuren

Adina Schejbal ist die Hauptfigur des Romans. Sie ist in einem kleinen Bergdorf, Čertova hora, an der tschechisch-polnischen Grenze aufgewachsen. Sie erinnert sich an Momente ihrer Vergangenheit, während sie einer Organisation gegen die Gewalt gegenüber Frauen eine E-Mail versucht zu schreiben. Adina ist die Urenkelin eines Partisanen und die Tochter einer alleinerziehenden Mutter. Je nach Person wird Adina mit einem anderen Namen angesprochen. Ihre anderen Namen sind Sala (mit stillem "s"), Adina-Alexina-Darling, Nina, kleiner Mohikaner und blaue Frau.

Leonides Siilmann ist ein Professor an der Universität von Helsinki und setzt sich für die Politik und Menschenrechte ein, besonders vergleicht er durchgehend die Politik und auch Kultur vom Osten mit derjenigen vom Westen. Leonides und Adina bzw. Sala (Leonides spricht Adina mit dem Namen Sala an) sind für einige Zeit in einer Beziehung, obwohl er schon verheiratet. Seine Ehefrau lebt in Estland und ist auch Lehrerin.

Kristina/Kristiina ist eine Menschenrechtsaktivistin, die oft mit Leonides im Kontakt steht. Sie wird als lebhaft und rebellisch beschrieben, als sie den Dresscode an der Tagung nicht hält. Von Leonides wird deswegen sie auch «Rock ’n’ Roll-Kristina» genannt. Sie ist bereit Adina zu helfen mit der Aussage und ist ausserdem auch gut vernetzt, was hilfreich für Adina ist, denn der Prozess sehr schwierig sein wird. Ihre Mutter Elena und sie haben ein sehr gutes Verhältnis.

Rickie ist die erste Kollegin von Adina in Berlin. Adina hat Rickie bei ihrem Aufenthalt in Berlin auf der Strasse kennengelernt. Rickie hat einen alten Gemüseladen gemietet und daraus ein Atelier gemacht. Sie ist sehr inverstiert in ihre Kunst und sucht sich ihre Models gezielt aus. Mit ihrer Kunst lebt sie ihre politische Meinung aus. Sie ist eine sehr alternative Frau, was an ihrer Kleidung, Ideologie und Sexualität zu deuten ist.

Johann Manfred Bengel ist ein, in der Kulturpolitik, sehr engagierter Mann. Im Gegensatz zu seiner kleinen und alten Figur nimmt seine Personalität sehr viel Platz im Raum ein. Seine politischen Äusserungen kann er nicht sein lassen und er scheint eine spezielle Vorliebe für russische Frauen zu haben.


Historischer Kontext

Im Jahre 1989 kommt es in der Tschechoslowakei zu einem politischen Systemwechsel. Diese Revolution wird als die «Samtenen Revolution» bezeichnet.

Am 16. November 1989 gibt es, aufgrund von Unzufriedenheiten mit der derzeitigen Regierung, in der Hauptstadt Bratislava eine Studentendemonstration. An diesem Tag verlaufen die Proteste noch ohne Komplikationen. Am folgenden Tag, dem 17. November, gibt es in Prag eine genehmigte Studentendemonstration. Im Gegensatz zum vorherigen Tag, interveniert die Polizei und es werden ungefähr 600 Menschen verletzt. Dies führt zu weiteren Demonstrationen und andere Gruppen, wie die Schauspieler der Prager Bühnen, schliessen sich ihnen an. Dies gilt als Anfang der Revolution. Danach wird in Tschechien das Bürgerforum gegründet, um mit der sozialistischen Regierung zu kommunizieren. Die Demonstrationen verbreiten sich auf dem ganzen Land und die Verhandlungen zwischen der Regierung und dem Bürgerforum beginnen. Die Verfassung wird so geändert, dass die Bestimmung über die führende Rolle nicht mehr von der Kommunistischen Partei KSČ geregelt wird. Anschliessend wird der Stacheldraht an der Grenze zu Österreich entfernt und die Grenzbefestigungen an die Bundesrepublik Deutschland abgegeben. Dieser radikale Wechsel von einer sozialistischen Diktatur zu einer Demokratie bringt viele Schwierigkeiten mit sich. Zum einen die Transformation zur Marktwirtschaft oder die Rückgabe von Privateigentum macht sich durch grosse Unstimmigkeiten bemerkbar. Auch bei der Gestaltung der Föderation von slowakischem und tschechischem Landesteil gibt es Unstimmigkeiten, welche schliesslich zur Auflösung des Staates führen. Danach wird die Slowakische sowie die Tschechische Republik gegründet. [17][18]


Interpretation und Form

Eine der Besonderheiten des Textes besteht darin, dass die Hauptfigur verschiedene Namen hat, die ihr von verschieden Menschen zugewiesen werden. Leonides nennt sie zum Beispiel Sala, Razvan Stein nennt sie Nina und ihr Geburtsname ist Adina.

Betrachtet man jedoch die Form des Textes, so fallen zwei Dinge auf: Zum einen ist die Erzählung von Adinas Geschichte in der dritten Person Singular verfasst, zum anderen spricht die Erzählinstanz die Protagonistin nach der Vergewaltigung mit keinem ihrer Namen an, sondern mit dem Personalpronomen "sie". Nur vor der Vergewaltigung wird sie mit ihrem Geburtsnamen angesprochen. Eine Ausnahme sind die Textstellen, in welchen die blaue Frau vorkommt, dort Adina wird zur Erzählinstanz und spricht über sich in der ersten Person Singular.

Es ist, als ob sie für die Erzählinstanz ihren Namen nach der Vergewaltigung nicht mehr besitzt und somit auch ihre eigene Identität verloren hat. Ausserdem bemerkt die Protagonistin selbst, dass sie sich weder als Frau noch als Mann fühlt[19], was diese These unterstützt. Jedoch ermöglicht das Annehmen verschiedener Namen, eine unterschiedliche Verkörperung ihrer Identität.


Einer dieser Identitäten ist der "kleine Mohikaner". Wenn er auftaucht, fasst die Protagonistin Mut und trifft Entscheidungen, die sie normalerweise nicht treffen würde. Als sie zum Beispiel die E-Mail fertig schreibt und sie an Kristiina schicken will, signiert sie weder mit Adina Schejbal noch mit Sala, sondern mit "der letzte Mohikaner"[11]. Mit dieser Identität fühlt sie sich genauso, wie damals in Rio – mutig und stark.


In den Textstellen, in welchen die blaue Frau vorkommt, wird Adina zur Erzählinstanz und spricht über sich in der Ich-Perspektive.

Die blaue Frau ist auch eine der Identitäten von Adina, die sich im Laufe des Textes bzw. nach der Vergewaltigung und der Trennung von Leonides entwickelt. Dass sie eine der Identitäten ist, wird erst am Ende des Romans ersichtlich, als Adina auf Seite 246 mit der blauen Frau spricht und sie fragt: "Warum hast du ihn nicht getötet?". Damit ist Johann Manfred Bengel gemeint, der Adina vergewaltigt hat. Die angesprochene Figur, die ihn hätte töten wollen, ist allerdings Adina selbst. Es ist also eine Übereinstimmung der Figuren Adina und blaue Frau anzunehmen.[16]

Des Weiteren gibt es im Verlaufe des Textes bereits Hinweise zu dieser These:

  • Auf Seite 7 steht ein Zitat von Inger Christensen, der wie folgt lautet: "Ich habe gehört, dass ich die Frau bin, der er schon auf Seite sechszehn trifft". Die blaue Frau tritt in diesem Text zum ersten Mal auch auf Seite 16.[20]
  • Auf Seite 352 erklärt die blaue Frau Adina, dass Beschuldigungen den Eindruck einer Lüge hinterlassen können. Auf diese Weise können Mythen, wie derjenige der "lügende[n] Frau" entstehen. Weiter oben auf derselben Seite steht, dass die blaue Frau vielleicht lügt. Daraus kann man interpretieren, dass die blaue Frau der Mythos der lügenden Frau ist.[21]

Einzelnachweise

  1. Preisverleihung 2021. Abgerufen am 25. Juni 2022.
  2. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 1, S. 9 - 27 (428 S.).
  3. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 3, S. 236 (428 S.).
  4. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 2, S. 145–156 (428 S.).
  5. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 2, S. 174 f. (428 S.).
  6. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 3, S. "195 - 219" (428 S.).
  7. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 3, S. 220–241 (428 S.).
  8. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 3, S. 263–268 (428 S.).
  9. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 3, S. 267 (428 S.).
  10. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 4, S. 277–304 (428 S.).
  11. a b Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 4, S. 305 f. (428 S.).
  12. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 4, S. 317 (428 S.).
  13. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 4, S. 311 - 332 (428 S.).
  14. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 4, S. 332 - 392 (428 S.).
  15. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 4, S. 368 f. (428 S.).
  16. a b Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 4, S. 420 - 428 (428 S.).
  17. Die Samtene Revolution – ein Rückblick auf den November '89. 17. November 2014, abgerufen am 25. Juni 2022.
  18. Samtene Revolution. In: Wikipedia. 13. März 2022 (wikipedia.org [abgerufen am 25. Juni 2022]).
  19. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 1, S. 30 (428 S.).
  20. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, Kap. 1, S. 7, 16 (428 S.).
  21. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau. 4. Auflage. Buch. S.Fischer Verlage, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397101-9, S. 352 (428 S.).

Kategorie:Literatur Kategorie:Roman, Epik Kategorie:Sexueller Missbrauch