Benutzer:Martin Wolfangel/Toleranz in der Geschichte des Christentums

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Toleranz in der Geschichte des Christentums

Toleranz und Intoleranz bestimmen bis in die Gegenwart vor allem das Verhältnis von Religionen und Konfessionen zueinander. Von besonderer Bedeutung weit über das Abendland hinaus war das Ringen um Toleranz im Christentum, das immer wieder vor der doppelten Aufgabe stand, Toleranz zu fordern und selbst tolerant zu sein. Dabei waren religiöse, philosophische, rechtliche, politische und wirtschaftliche Gesichtspunkte eng ineinander verschränkt.

Begriffsgeschichte

Die rechtliche, öffentliche Toleranz ist von der Gesinnungstoleranz des Einzelnen und der dogmatischen Toleranz innerhalb einer Kirche und im Verhältnis der Kirchen zueinander zu unterscheiden.[1]

Die öffentliche Toleranz oder Religionsfreiheit, die die jeweils herrschenden weltlichen Mächte in unterschiedlicher Weise gewährten oder verweigerten, durchlief drei Stadien: (1.) Konfessionelle Staatseinheit, in der Häresien geduldet oder unterdrückt wurden (Alte Kirche ab dem 4. Jahrhundert und Mittelalter). (2.) Konfessionelle Mannigfaltigkeit auf christlicher Grundlage, ausgelöst durch die Reformation. (3.) Nach der Spätaufklärung und im 19. Jahrhundert schloss sich die religiöse Neutralität des Staates unter Einbeziehung des Atheismus an.

Die Begriffsentwicklung folgte der Problemgeschichte. Dem Tugendbegriff tolerantia (Leidensfähigkeit, Geduld) wurde vor der Mitte des 16. Jahrhunderts die zweite Bedeutung "vorläufige Duldung" hinzugefügt. Im 17. und 18. Jahrhundert bedeutete Toleranz eine christlich-humane Grundpflicht des Staates und wurde in der Aufklärung erneut eine Tugend (Weitherzigkeit, Friedfertigkeit).[2]

Alte Kirche und Mittelalter

Die ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung waren geprägt durch die friedliche Ausbreitung des Christentums im Römischen Reich. Innere und äußere Krisen des Reichs führten jedoch zunehmend zu Verfolgungen der Christen, denen vorgeworfen wurde, den religiösen Charakter des Staates zu verletzen und die öffentliche Ordnung durch angebliche Verbrechen zu untergraben. Trotz der Unterdrückung blieb die große Mehrheit der Christen standhaft und erreichte dadurch allmähliche Duldung. Im Jahr 313 wurde das Christentum den anderen Religionen gleichgestellt und 380 Staatsreligion. 391 wurden alle nichtchristlichen Kulte verboten, und die Geschichte der Ketzerverfolgungen begann (z.B. Donatisten). Die theologische Begründung lieferte Kirchenvater Augustin (354-438): "Die Kirche verfolgt aus Liebe, die Gottlosen aus Grausamkeit." Er verwarf aber schwere Folter und die Todesstrafe. Diese Praxis der Reichskirche wurde in den Rechtsbüchern Theodosius' II. und Justinians festgeschrieben. Diese Rechtsnormen wurden noch in späteren Jahrhunderten gegen Täufer und Antitrinitarier sowie das Judentum angewendet. Aus dem Selbstverständnis der Kirche folgte, dass nur die Zugehörigkeit zu ihr und ihren Sakramenten die volle Bürgerschaft im christlichen Reich gewährte. Dieses sakramental begründete Recht verhinderte Toleranz gegenüber Nichtchristen.[3] Allerdings räumte Augustin den Juden eine heilsgeschichtlich verankerte Sonderstellung ein. Sie sind ein Zeichen der göttlichen Verheißung, bis sie sich in der Endzeit zu Christus und der Kirche bekennen werden.[4]

Daran änderte sich im Mittelalter nichts Grundlegendes. Kirche und Staat bildeten eine Einheit, die zwar nicht ohne Spannungen war (z.B. Investiturstreit), die aber nur durch Bewegungen wie die Katharer und Waldenser bestritten wurde, die die Kirche für häretisch erklärte und im 13. und 14.Jahrhundert im Zusammenwirken mit weltlichen Obrigkeiten bis auf einige kleine Waldensergemeinden vernichtete. Häresie war zugleich ein weltliches Verbrechen, auf dem die Todesstrafe stand, meist durch Verbrennen. Die Inquisition übernahm ab etwa 1200 die Durchführung der Ketzerprozesse.[5][6] Unter Berufung auf Augustin gaben Thomas von Aquin (1225–74) und andere Gelehrte die theologische Begründung: Häretiker vergiften die Seelen der Gläubigen, sie begehen geistlichen Mord und sind entsprechend zu bestrafen. Mit einer anderen Metapher wurde der Häretiker als vom Wundbrand befallenes Körperglied bezeichnet, das entfernt werden müsse, um den Körper als Ganzen, die Kirche, zu retten. Zwar gewährte die Kirche die Möglichkeit der Umkehr.[7] Doch viele, möglicherweise die meisten Widerrufe wurden durch die Androhung oder Anwendung der Folter erpresst. Galilei widerrief, als man ihm die Folterinstrumente zeigte.[8]. 1415 wurden John Wyclif posthum von der Kirche verurteilt und Johannes Hus verbrannt, die Hussiten anschließend blutig verfolgt.

16. und 17. Jahrhundert

Im 16. Jahrhundert leiteten der Humanismus und vor allem die Reformation die Wende in der Geschichte der Toleranz ein.[9] "Der egalitäre Universalismus, aus dem die Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben, von autonomer Lebensführung und Emanzipation, von individueller Gewissensmoral, Menschenrechten und Demokratie entsprungen sind, ist unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeits- und der christlichen Liebesethik", so der Philosoph Jürgen Habermas.[10] Im 15. Jahrhundert habe im vom Christentum geprägten Europa der "weltweite Prozess der gesellschaftlichen Modernisierung" eingesetzt. Er sei von Luther und der reformatorischen Bewegung vorangetrieben worden.[11]

Der Humanist Thomas Morus griff in seinem Werk Utopia (1516) Ansätze von Denkern der Renaissance und des frühen Humanismus auf (Marsilio Ficino, Giovanni Pico della Mirandola). Der Staat befiehlt den Glauben an einige wenige zentrale Lehren (Monotheismus, Schöpfung, Vorsehung, Unsterblichkeit der Seele). Alle darüber hinausgehenden Glaubensmeinungen sind frei. Ähnliche Anschauungen vertrat Erasmus von Rotterdam.[12] Diese Verbindung von Intoleranz und Toleranz kam allerdings erst später im Denken von Thomas Hobbes und Baruch Spinoza zu voller Geltung.[13]

Als die Reformation begann (1517ff), löste sich die verhältnismäßig kleine Gruppe der Humanisten auf. Die meisten schlossen sich der neuen Bewegung an und übernahmen neben Martin Luther Führungsaufgaben in den reformatorischen Kirchen (Philipp Melanchthon, Martin Bucer, Ulrich von Hutten, Ulrich Zwingli, Johannes Calvin, Johannes Oekolampad, Theodor Beza, Sebastian Castellio, William Tyndale u.a.). Eine kleinere Anzahl Humanisten blieb katholisch, z.B. Johannes Reuchlin, Erasmus von Rotterdam, Willibald Pirkheimer und Thomas Morus.[14] Erasmus und Morus änderten nun ihre Einstellung hinsichtlich der Toleranz. Morus forderte schärfste Strafen gegen die "Ketzer". Als Lordkanzler Heinrichs VIII. befahl er, in voller Überzeugung, das Richtige zu tun, die Folterung und Verbrennung von mindestens sechs Anhängern Luthers. Er verfasste unter anderem eine äußerst polemische Streitschrift gegen William Tyndale, einen engagierten Lutheraner, der große Teile der Bibel und wichtige Schriften Luthers ins Englische übersetzt hatte und vom Festland aus die heimliche Verbreitung dieser Schriften in England organisierte.[15][16][17] Er fiel 1536 in der Nähe von Antwerpen der Inquisition in die Hände. Er wurde verurteilt, erwürgt und seine Leiche verbrannt.[18] Erasmus wollte einen Religionskrieg verhindern. Deshalb rief er die katholische Seite zur Geduld gegenüber den "Häresien" auf und die reformatorische zum Warten auf die Entscheidung der kirchlichen Instanzen. Könnte der Gegensatz nicht überwunden werden, müsste die katholische Kirche allerdings Gewalt anwenden.[19] Demnach waren es die evangelisch gewordenen Humanisten, die Luther folgend und zusammen mit den Täufern die Voraussetzungen für das Entstehen der neuzeitlichen Glaubens- und Gewissensfreiheit schufen.

Für Luther ist der Glaube an Jesus Christus nicht erzwingbar, weder von einer kirchlichen noch von einer weltlichen Obrigkeit. Häresien sind nicht durch Feuer, sondern durch die unverfälschte Verkündigung des Evangeliums, das die für jedermann eindeutig verständliche Heilige Schrift bezeugt, zu überwinden. Irrlehrer können durch die weltlichen Obrigkeiten ausgewiesen werden. Nur wenn sie die öffentliche Ordnung stören, droht ihnen die Todesstrafe.[20] Spätere Vorkämpfer der Toleranz wie Sebastian Franck und Sebastian Castellio beriefen sich auf diese Anschauungen Luthers, die das mittelalterlich-katholische Ketzerstrafrecht in den evangelisch gewordenen Gebieten überwanden. Allerdings blieb Luther dem Mittelalter insofern verhaftet, als er in der Ablehnung des Eids, des Kriegsdiensts und teilweise des Privateigentums durch die Täufer eine politische Gefahr für das Gemeinwesen sah.[21] Deshalb kam es nicht nur in katholischen, sondern auch in lutherischen und reformierten Gebieten zur Verfolgung von Täufern. Doch lehnte eine Reihe evangelischer Theologen wie Calvin, Bucer, Wolfgang Capito und Johannes Brenz sowie Landgraf Philipp von Hessen die Tötung von Täufern ab.[22] Zwingli forderte Ausweisung Andersgläubiger, in einigen Fällen auch die Hinrichtung von Täuferführern. Bei dem Verfahren gegen den Antitrinitarier Michael Servet in Genf handelte es sich nicht um Kirchenzucht, sondern um einen Kriminalprozess vor einem weltlichen Gericht auf der Grundlage des Reichsrechts. Leugnung der Trinität galt noch lange allgemein als Atheismus. Die Täufer trugen wesentlich zum Entstehen der neuzeitlichen Toleranz bei, indem sie unermüdlich Duldung forderten und durch ihr Leiden dafür eintraten. Die prinzipielle Trennung von Geistlichem und Weltlichem durch Luthers Zwei-Reiche-Lehre ermöglichte das Entstehen der Trennung von Staat und Kirche, die ihrerseits die Voraussetzung für die Religionsfreiheit war.[23] Diese Trennung wurde zuerst von den verfolgten Minderheitskirchen der Täufer und der Hugenotten praktiziert.

Das erste neuzeitliche Toleranzedikt war die Konföderation von Warschau (1573), die als Beginn der staatlich gesicherten Religionsfreiheit in Polen gilt. (Während der Gegenreformation und später wurden die Protestanten von Katholiken jedoch hart bedrängt.)[24] Als Vorläufer dürfen im Gefolge des Schmalkaldischen Krieges (1546/47) der Passauer Friede (1552) und der Augsburger Reichs- und Religionsfriede (1555) gelten. Letzterer wurde durch das nicht mehr zu ändernde Nebeneinander der Kirchen erzwungen. Er legalisierte den eingetretenen Zustand: Zwischen den weltlichen Reichsständen galt Toleranz, in den Territorien Intoleranz, Parität in den Reichsstädten; der Einzelne erhielt Glaubensfreiheit und das Recht auszuwandern. Dies war zwar ein großer Fortschritt gegenüber der Intoleranz des Mittelalters, aber doch nur ein erster Schritt in Richtung auf wirkliche Toleranz. Denn neben dem Existenzrecht der katholischen und der evangelischen Konfessionen wurde der Grundsatz Cuius regio, eius religio [Wer das Land regiert, bestimmt die Religion seiner Untertanen] rechtlich verankert. Die Katholiken setzten sich für die Beseitigung des Religionsfriedens ein, da sie ihn nur als erzwungene Zwischenlösung ansahen.[25]

Die Frage, ob eine religiöse Minderheit das Recht hatte auszuwandern, wurde in Europa sehr verschieden beantwortet. In Frankreich verboten die katholischen Könige lange Zeit den Hugenotten unter Androhung der Galeeren- oder Todesstrafe, das Land zu verlassen.[26] Trotzdem gelang Tausenden die Flucht, vor allem in die evangelischen Kantone der Schweiz. Später wurde Hugenotten und Teile der Waldenser aus Frankreich vertrieben. In den deutschen lutherischen Territorien war Andersgläubigen Auswanderung gestattet. Doch durften Katholiken, die von Lutheranern niemals für Häretiker gehalten und nirgends hingerichtet wurden, falls sie sich unauffällig verhielten, in lutherischen Gebieten bleiben. Die Betroffenen empfanden das privilegium emigrandi [das Recht auszuwandern] als eine außerordentliche Wohltat.[27]

Die Gegenreformation und der Dreißigjährige Krieg machten in den habsburgischen Territorien alle Religionsfreiheit zunichte. Der Westfälische Friede (1648) bestätigte den Augsburger Frieden. Anerkannt wurden außer Katholiken und Lutheranern auch die Reformierten sowie die private und häusliche Religionsausübung für die jeweiligen religiösen Minderheiten. Obwohl der Krieg rechtlich kaum etwas änderte, stärkte er die Zweifel am Recht auf religiöse Intoleranz.[28]

In den Niederlanden konnte sich keine Staatskirche etablieren. Neben orthodoxen Calvinisten gab es die kleine Kirche der Arminianer, die Calvins Prädestinationslehre ablehnten, außerdem kleinere katholische und täuferische Gemeinden.[29] Seit der Losreißung von Spanien (1579) waren die Niederlande unter calvinistischer Führung neben dem protestantisch geprägten England das mit Abstand freiheitlichste Land Europas. Der Arminianer Hugo Grotius (1583-1645) konnte hier seine Auffassungen von natürlicher Theologie, Naturrecht und einer historisch-grammatischen Bibelauslegung vertreten. Das Land bot Denkern wie René Descartes (1596-1650) und Baruch Spinoza (1632-77), die die ersten großen philosophischen Systeme der Neuzeit schufen und die Aufklärung vorbereiteten, Schutz vor dem Zugriff der Inquisition. Giordano Bruno war 1600 verbrannt und Galilei 1633 zum Widerruf gezwungen worden.[30] In Spanien, Portugal und ihren Kolonien brannten Autodafés. Die Opfer waren Juden (Conversos), Muslime (Moriscos), "Lutheranos" und Angehörige indigener Völker in Lateinamerika und Indien (portug. Kolonie Goa).[31] Vorfahren Spinozas hatten zusammen mit Tausenden anderer portugiesischer Juden in den Niederlanden Asyl erhalten. In Kenntnis des Galilei-Prozesses ging Descartes der katholischen Kirche bewusst aus dem Weg. Er lebte seit 1629 zurückgezogen in den Niederlanden und starb am Hof der schwedischen Königin Christina.[32] Der Reformierte Pierre Bayle (1647-1706), der zu seinen Lebzeiten fast so populär war wie später Voltaire, fühlte sich in seiner französischen Heimat nicht sicher, wohl aber in den Niederlanden. Als erster prominenter Denker forderte er Toleranz auch für den Atheismus.[33][34]

In England und Schottland kam es zwischen der anglikanischen Kirche, trotz deren dogmatischer Weitherzigkeit, täuferisch-spiritualistischen Kreisen, die die Individualität des Glaubens forderten, Kongregationalisten, Presbyterianern und Quäkern zu starken Spannungen und zeitweise zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die durch die scharfe Ablehnung der absolutistischen Machtansprüche der Könige durch die Dissenters noch verstärkt wurden. Sie alle lehnten die staatliche Duldung der katholischen Kirche, die sie für intolerant hielten, ebenso ab wie die der Atheisten, zu denen auch die Antitrinitarier gezählt wurden.[35].

Oliver Cromwell hatte in dem Presbyterianer John Milton einen engagierten Mitarbeiter. In Milton liefen alle Toleranzmotive der Zeit zu einer Einheit zusammen. Gewissensfreiheit war ihm christliches und protestantisches Urprinzip und Grundlage aller bürgerlichen Freiheiten. Deshalb forderte er über Cromwell hinaus völlige Trennung von Staat und Kirche und Pressefreiheit. In anderer Weise war für die Levellers Toleranz eines der Grundrechte ihrer radikalen Demokratie.[36][37]

Anfang des 17. Jahrhunderts waren in England aus der Täuferbewegung die baptistischen Kirchen entstanden. Baptisten wie John Smyth, Thomas Helwys und Roger Williams forderten in Streitschriften vehement Religionsfreiheit und die Trennung von Kirche und Staat.[38] Sie beeinflussten Milton und John Locke, dessen Letters on Toleration (1689-92)in hohem Maße die weitere Diskussion über dieses Thema bestimmten.[39][40] Auch Locke nahm den Atheismus von der staatlichen Duldung aus, da er seiner Meinung nach die ethischen Grundlagen von Staat und Gesellschaft zerstören würde.[41] Die von Milton, Locke, James Harrington, Algernon Sidney und einigen anderen englischen Denkern entwickelten Ideen über Staat und Gesellschaft, Religionsfreiheit eingeschlossen, wurden im 18. Jahrhundert im Wesentlichen die gedanklichen Grundlagen der amerikanischen Revolution.[42]

In der Glorious Revolution (1688) verlor der die Katholiken begünstigende Jakob II. die Macht an die Protestanten Wilhelm III. von Oranien und Maria, Jakobs Tochter. Die Toleranz-Akte (1689) gab den Dissenters, zu denen ab dem späten 18. Jahrhundert auch die Methodisten gehörten, Religionsfreiheit. Allerdings waren sie wie die Katholiken, denen die öffentliche Religionsausübung verweigert wurde, durch die Testakte bis 1828 bzw. 1829 von der Mitgliedschaft im Parlament und von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen.[43]

Der endgültige Durchbruch des Toleranzgedankens, und zwar nicht nur als theoretische Forderung, sondern als gelebte Praxis, vollzog sich durch seine unauflösliche Verbindung mit den aufkommenden demokratischen Ideen, zuerst und am stärksten in der von der Theologie und dem politischen Denken Calvins geprägten angloamerikanischen Welt. Neben die Glaubens- und Gewissensfreiheit traten, sich gegenseitig schützend und befruchtend, weitere Menschen- und bürgerliche Freiheitsrechte, insbesondere das Recht auf Leben, Meinungs-, Rede-, Presse-, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit. Pressefreiheit bestand in England seit 1694; sie war eine Frucht der Glorious Revolution.[44] Dadurch wurde die Toleranz über den religiösen Bereich hinaus zu einer allgemeinen Duldung anders Denkender und Handelnder, sofern diese ihren Mitmenschen keinen Schaden zufügten, ausgeweitet.

Ausgelöst durch Luthers Lehre vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen war vor allem in den von Calvin geprägten oder beeinflussten Kirchen Kirchenordnungen entstanden, die Laien und Geistliche einander gleichstellten. Die erwachsenen männlichen Gemeindeglieder wählten Kirchenälteste, die zusammen mit dem ebenfalls gewählten Pfarrer die Kirchengemeinde leiteten. In der 1620 von separatistischen Kongregationalisten (Pilgerväter) in Neuengland gegründeten Plymouth Colony wurde die Prinzipien dieser kirchengemeindlichen Demokratie (congregational democracy) auf der Grundlage des Mayflower-Vertrags auch auf die Verwaltung der weltlichen Angelegenheiten des Gemeinwesens übertragen. Die Separatisten und die Puritaner, die 1628 die Massachusetts Bay Colony gründeten, waren überzeugt, dass die Demokratie die von Gott gewollte Staatsform sei.[45] In Rhode Island (1636), Connecticut (1636) und Pennsylvania (1682) verknüpften der Baptist Roger Williams, der Kongregationalist Thomas Hooker beziehungsweise der Quäker William Penn die demokratische Regierungsform mit uneingeschränkter Religionsfreiheit. Diese Kolonien, vor allem Pennsylvania, wurden Zufluchtsstätten für verfolgte oder diskriminierte religiöse Minderheiten. Auch Katholiken und Juden erhielten volles Bürgerrecht und konnten ihre Religion frei ausüben.[46] Wie Luther begründeten Williams, Hooker und Penn die religiöse Toleranz theologisch: Da der Glaube an Jesus Christus das freie Werk des Heiligen Geistes ist, kann er einem Menschen nicht aufgezwungen werden.[47][48]

In den katholischen Staaten und Territorien Europas bestand im 17. Jahrhundert die Einheit von Staat und Kirche fort. In den protestantischen Ländern und Territorien stand der Trennung von Staat und Kirche zunächst eine Staatsphilosophie entgegen, die die absolutistische Kirchenhoheit des Staates nicht mehr theologisch, sondern naturrechtlich begründete. Nach Thomas Hobbes (Leviathan, 1651) muss der Staat die Bürger auf einige wenige zentrale Glaubensartikel und den vorgeschriebenen Gottesdienst verpflichten, sonst aber hat jeder Mensch volle Meinungsfreiheit. Bei Baruch Spinoza steht ein verbindlicher monotheistisch-ethischer Staatskult neben einer ansonsten unbeschränkten Gedankenfreiheit. Beide Konzepte erinnerten an Morus' Utopia. Der Staat erhielt erneut eine sakrale Würde, nunmehr nicht auf theologischer, sondern naturrechtlicher Grundlage.[49][50]

Die gegenteilige Position nahm John Locke ein, dessen gesamtes politisches Denken auf "einer Reihe protestantisch-christlicher Annahmen" beruhte (Jeremy Waldron).[51]. Nach seiner Auffassung darf sich der Staat nicht in die religiösen Überzeugungen seiner Bürger einmischen. Er hat sich religiös-weltanschaulich neutral zu verhalten. Dagegen können die Kirchen nach innen intolerant sein.[52] Diese liberale Staatsidee wurde richtungsweisend, wenn sie auch in Europa nur Schritt für Schritt verwirklicht wurde. Wesentlich verstärkt wurde dieser Prozess durch Einflüsse aus Nordamerika.

18. bis 21. Jahrhundert

Die Duldung aller Konfessionen, die schon seit dem 17. Jahrhundert in einigen nordamerikanischen Kolonien praktiziert worden war, wurde im Zeitalter der Aufklärung allgemeine Forderung auch in vielen Staaten Europas. In Frankreich sprach sich Voltaire in seiner Schrift Traité sur la tolérance (Abhandlung über den Toleranzgedanken) für uneingeschränkte Glaubens- und Gewissensfreiheit aus.[53].

Im deutschen Protestantismus des 18. Jahrhunderts setzte sich die Toleranzidee auf mehrfache Weise weiter durch. Naturrechtsjuristen wie die Lutheraner Samuel Pufendorf und Christian Thomasius sprachen sich für sie aus, um ihr absolutistisches Staatskirchenrecht abzumildern, forderten Duldsamkeit aber vor allem von den Kirchen selbst. Eine ganze Reihe von theologischen Richtungen - lutherische und reformierte Orthodoxie, Übergangstheologie, Neologie, Pietismus, theologischer Rationalismus u.a. - mussten lernen, nebeneinander zu existieren. Damit wurde unter anderem die dogmatische Toleranz innerhalb der evangelischen Kirchen und zwischen den Konfessionen gefördert.[54][55][56] Die Ringparabel in Gotthold Ephraim Lessings Drama Nathan der Weise (1779) plädierte eindrucksvoll für Toleranz zwischen Juden, Christen und Muslimen. Auch in Europa wurde Toleranz jetzt zur Duldung aller anders Denkender und Handelnder ausgeweitet.

Die Verwirklichung der öffentlichen Toleranz in den modernen Staaten vollzog sich stufenweise. Zunächst wurde in einigen europäischen Ländern zwar die Kirchenhoheit des Staates beibehalten, aber religiösen Minderheiten - auch Juden - Zugeständnisse gemacht, vor allem durch Friedrich den Großen (Allgemeines Preußisches Landrecht, 1794), in begrenzter Form durch Joseph II. in den habsburgischen Territorien (Toleranzpatent, 1781). Entscheidend wurde die Proklamation der Religionsfreiheit im Rahmen der Menschenrechte in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776), der amerikanischen Verfassung und der Bill of Rights, die sowohl von der überwältigenden Mehrheit der Protestanten[57] wie von den kleinen katholischen und jüdischen Minderheiten des Landes getragen wurden. Vor allem die Baptisten und Presbyterianer drängten mit großem Nachdruck auf uneingeschränkte Religionsfreiheit und die strikte Trennung von Kirche und Staat.[58][59][60] Die Unabhängigkeitserklärung begründete die Menschenrechte, einschließlich der Religionsfreiheit, nicht naturrechtlich-philosophisch, sondern theologisch als vom biblischen "Schöpfer" verliehen ("equality by creation"; "Gleichheit durch Schöpfung").[61] Locke hatte etwa hundert Jahre zuvor die Gleichheit der Menschen aus (Gen 1,27 EU) und (Gen 1,28 EU) (Imago Dei) abgeleitet.[62]

Die amerikanische Demokratie erhielt schon rasch nach ihrem Entstehen, noch stärker aber im 19. und 20. Jahrhundert Modellcharakter. Sie beeinflusste tief die politische Entwicklung in vielen Teilen der Erde, beispielsweise Lateinamerika, besonders aber in Europa. Marquis de la Fayette war das wichtigste Bindeglied zwischen der amerikanischen und der Französischen Revolution. Als begeisterter Anhänger der amerikanischen Verfassungsgrundsätze rief er die anderen Staaten dazu auf, diesem Vorbild zu folgen. Unter seinem Einfluss gewährte Ludwig XVI. in Frankreich ebenfalls Religionsfreiheit (1787), was vor allem den zahlenmäßig stark geschrumpften Hugenotten zugutekam.[63] Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte beruhte hauptsächlich auf La Fayettes Entwurf.[64] Sie wurde von der Nationalversammlung angenommen, allerdings nur mit der Maßgabe, dass die öffentliche Ordnung durch ihre Ausübung nicht gefährdet werden dürfe. Diese Einschränkung wurde in der Spätphase der Revolution als Vorwand benutzt, um eine scharf antireligiöse, politisch motivierte Intoleranz durchzusetzen, der Tausende von Männern und Frauen zum Opfer fielen.[65] Das Entsetzen über diese Schreckensherrschaft war groß, innerhalb und außerhalb Frankreichs. Dennoch stärkte die Französische Revolution auf mittlere und längere Sicht in Europa die Tendenz zu mehr Toleranz, auch gegenüber Juden.[66]

In Mittel- und Nordeuropa setzten sich seit Ende des 18. Jahrhunderts "im Ringen von Restauration und Liberalismus [...] zwei Auswirkungen des öffentlichen Toleranzgedankens durch: a) Die Bindungen zwischen Kirche und Staat wurden gelockert, b) bestehende Schranken für Kultus oder bürgerliche Betätigung ganz oder teilweise aufgehoben, so in England (1791 katholische Kultusfreiheit), 1828ff Gleichberechtigung für Katholiken und Dissenters, 1829 auch in Irland, Belgien (1830), Österreich (Protestantenpatent 1861), Dänemark (1849), Norwegen (1845ff), Schweden (1860ff, 1951), Schweiz (1848, mit gewissen Einschränkungen). [...] Im 19. und 20. Jahrhundert hat sich, wo es nicht schon früher geschehen war, im gesamten Protestantismus die Überzeugung durchgesetzt, daß öffentliche Toleranz eine Forderung des Glaubens selbst, nicht nur der Menschlichkeit oder des politischen Zusammenlebens sei" (Heinrich Bornkamm).[67] Die Briten brachten diese Ideen auch in ihre damaligen Kolonien, besonders Kanada, Australien und Neuseeland.

In Deutschland war die vom Frankfurter Parlament 1848/49 geschaffene Verfassung stark vom amerikanischen Vorbild geprägt.[68] Ihre liberalen Religionsartikel wurden in die Verfassungen der Länder übernommen, teilweise nach heftigen Konflikten (z.B. Kulturkampf). Die Weimarer Verfassung garantierte die Religionsfreiheit, dasselbe gilt, zusammen mit anderen Menschen-und Bürgerrechten, für das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Die Prinzipien der amerikanischen Verfassung und der französischen Menschen- und Bürgerrechtserklärung fanden zudem Eingang in die Charta und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, die den demokratischen Bürger- und den Menschenrechten universelle Gültigkeit zusprechen.[69][70][71]

Die römisch-katholische Kirche lehnte wie im Mittelalter und wie in der Gegenreformation (Ungültigkeitserklärung des Westfälischen Friedens 1648) auch im 19. Jahrhundert Toleranz wiederholt scharf ab (Protest gegen die bürgerliche Gleichberechtigung der Protestanten in Bayern 1803, Enzykliken Mirari vos Gregors XVI. 1832 und Quanta Cura Pius' IX. mit Syllabus 1864).[72] In katholischen Ländern stellte die Inquisition erst im frühen 19. Jahrhundert ihre Tätigkeit ein.[73] Papst Pius XII. bekräftigte 1953 den grundsätzlichen Anspruch auf Alleinherrschaft der katholischen Kirche im Staat.[74] Wo es möglich war, wurde dieser Anspruch in die Praxis umgesetzt, z.B. in Spanien, wo der Protestantismus behindert wurde. Eine staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Nichtkatholiken gab es dort noch 1962 nicht.[75] Nachdem jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch in katholischen Ländern die demokratische Staatsform und die Menschenrechte endgültig in die Staatsverfassungen aufgenommen worden waren, akzeptierte die katholische Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) die Religionsfreiheit (Dokumente Dignitatis humanae und Unitatis redintegratio).

Anfang des 21. Jahrhunderts stellt sich in Europa die Frage von Toleranz und Intoleranz auf neue Weise, insbesondere zwischen der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft und wachsenden religiösen oder ethnischen Minderheiten, die durch die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union und andere Migrationsbewegungen entstanden sind (z.B. Sinti und Roma, Muslime). Zudem bereiten zum Teil unterschiedliche sexuelle Orientierungen Schwierigkeiten im Zusammenleben der Menschen.

Literatur

  • Heinrich Bornkamm, Toleranz. In der Geschichte des Christentums, in Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage [RGG³], Band VI, Tübingen, 1962, Spalte 933-945
  • Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, 11. Auflage, Tübingen, 1957
  • Thomas S.Kidd, God of Liberty: A Religious History of the American Revolution, New York, N.Y., 2010, ISBN 978-0-465-00235-1
  • Robert Middlekauff, The Glorious Cause: The American Revolution, 1763-1789, Revised and Expanded Edition, Oxford University Press, 2005, ISBN 978-0-19-516247-9
  • Martin Ohst, Toleranz/Intoleranz. Geschichtlich, in Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Band 8 (2005), Spalte 461-464
  • Clifton E. Olmstead, History of Religion in the United States, Prentice-Hall, Englewood Cliffs, N.J., 1960, Library of Congress Catalog Card No. 60-10355
  • Jeremy Waldron, God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke's Political Thought, Cambridge University Press, 2002, ISBN 978-0-521-89057-1
  • Allen Weinstein and David Rubel, The Story of America: Freedom and Crisis from Settlement to Superpower, DK Publishing, New York, N.Y., 2002, ISBN 0-7894-8903-1

Einzelnachweise

  1. Heinrich Bornkamm, Toleranz. In der Geschichte des Christentums, in Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage (RGG³), Band VI, Tübingen, 1962, Spalte 933-934
  2. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 935
  3. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 935
  4. Martin Ohst, Toleranz/Intoleranz. Geschichtlich, in Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Band 8 (2005), Spalte 462
  5. A. Erler, Inquisition, in RGG³, Bd. II, Sp. 769-772
  6. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, 11. Auflage, Tübingen 1957, S. 222–224.
  7. Martin Ohst, Toleranz/Intoleranz, in RGG, 4. Aufl., Band 8, Spalte 463
  8. Bertolt Brecht, Leben des Galilei, Bilder 12 und 13
  9. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 936
  10. Jürgen Habermas, Zeit der Übergänge, Frankfurt am Main, 2001, S. 175
  11. Jürgen Habermas, Zeit der Übergänge, S. 176, 179
  12. Martin Ohst, Toleranz/Intoleranz, in RGG, 4. Aufl., Band 8, Spalte 463
  13. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Band VI, Spalte 936
  14. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, S. 269,-274, 298-301, 316-317, 320-326
  15. G. Beetz, Morus, Thomas, in RGG³, Bd. IV, Sp. 1142
  16. Peter Ackroyd, The Life of Thomas More, 1992, S. 298-306
  17. Richard Marius, Thomas More. A Biography, London, 1986, S. 407
  18. M. Schmidt, Tyndale, William, in RGG³, Bd. VI, Sp. 1092
  19. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 937
  20. Martin Ohst, Toleranz/Intoleranz, in RGG, 4. Aufl., Band 8, Spalte 463
  21. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 937-938
  22. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, S. 316, 328
  23. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 939
  24. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, S. 350-351, 427-428
  25. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 940
  26. R. Voeltzel, Frankreich - Kirchengeschichte, in RGG³, Bd. II, Sp. 1039
  27. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, S. 316
  28. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 941
  29. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 941
  30. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, S. 362, 376
  31. A. Erler, Inquisition, in RGG³, Bd. III, Sp. 769-772
  32. Carl Friedrich von Weizsäcker, Descartes, René, in RGG³, Bd. II, Sp. 88
  33. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, S. 398ff
  34. H. Knittermeyer, Bayle, Pierre, in RGG³, Band I, Spalte 947
  35. Heinrich Bornklamm, Toleranz, in RGG³, Band VI, Spalte 942
  36. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 954-956
  37. G. Müller-Schwefe, Milton, John, in RGG³, Band IV, Spalte 955
  38. R. Stahl, Baptisten, in RGG³, Bd. I, Sp. 862-863
  39. Martin Ohst, Toleranz/Intoleranz, in RGG, 4. Aufl., Band 8, Spalte 464
  40. Karl Heussi, Kompendium der Kirchengeschichte, S. 398
  41. Jeremy Waldron, God, Locke, and Equality, S. 217-243
  42. Robert Middlekauff, The Glorious Cause: The American Revolution, 1763-1789, Revised and Expanded Edition, Oxford University Press, 2005, S. 51-52, 136
  43. Heinrich Bornkamm, Toleranz, in RGG³, Bd. VI, Sp. 941
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  51. Jeremy Waldron, God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke's Political Thought, Cambridge University Press, New York, N.Y., 2002, S. 13
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