Benutzer:Oldskcsdc/Spielwiese/Linda Tuhiwai Smith
Prof. Dr. Linda Tuhiwai Te Rina Smith CNZM (*1950, geb. Mead) ist Professorin für Maori und Indigenous Studies an der University of Waikato in Hamilton, Neuseeland.[1]
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Vorlage:Short description Vorlage:Use dmy dates Vorlage:Use New Zealand English Vorlage:Infobox academic Linda Tuhiwai Te Rina Smith Vorlage:Post-nominals (née Mead; born 1950) is a professor of indigenous education at the University of Waikato in Hamilton, New Zealand.[2][3][4] The daughter of Hirini Moko Mead, she affiliates to the Ngāti Awa and Ngāti Porou iwi.
Smith gilt als eine der weltweit führenden Wissenschaftlerinnen und Mitbegründerinnen der Indigenous Studies, der Indigenous Education und der Kaupapa Māori-Forschung und setzt sich mit ihrer Arbeit für das Wohlergehen und die intellektuelle und politische Selbstbestimmung indigener Völker ein. Ihre jüngste Forschung hat mehr als 120 indigene Wissenschaftler für das erste Handbook of Indigenous Education zusammengeführt.
Aktuell bewegt sich Smiths weitreichende Forschungstätigkeit insbesondere auf den Gebieten der Maori und Indigenous Studies sowie Indigenous Education. Mit ihrer 1999 in englischer Sprache erschienen Publikation Decolonizing Methodologies machte die Autorin nicht allein auf die Kritik an bestehenden neokolonialen Verhältnissen und Einflüssen westlicher Wissenskultur auf indigene Communities aufmerksam, sondern auch eine internationale Forschungsgemeinschaft auf ihre Arbeit. Die Autorin unterzieht die westlich geprägte Forschung, wie sie einerseits im Prozess der Kolonisierung indigener Kulturen als auch andererseits nach wie vor in heutigen Wissensdiskursen vorherrscht und damit Einfluss auf indigene Wissenskulturen ausübt, einer kritischen Analyse. Diese Untersuchung der Überschneidungen von Kolonialismus und Forschungsmethodologien gilt als einer der wichtigsten transdiziplinären Beiträge zu Forschungsmethoden über soziale Gerechtigkeit. Das Buch wurde seit seiner Erstveröffentlichung unter anderem auf Spanisch, Mandarin, Arabisch, Italienisch sowie Bhasa-Indonisch übersetzt.[5]
Vor ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit an der University of Waikato war Smith unter anderem als Mitbegründerin des Maori Centre of Research Excellence, als Pro-Vice Chancellor Māori und als Dekanin der School of Māori and Pacific Development an der University of Waikato in Neuseeland tätig.
Werdegang
Smith wurde in Whakatāne, Neuseeland geboren. Durch ihre Mutter, June Te Rina Mead, geborene Walker, und ihren Vater Hirini Moko Mead, gehört sie sowohl den Ngāti Awa als auch den Ngāti Porou iwi an. Sie erhielt den Namen Tuhiwai als Erwachsene.
Als Teenager zog Smith mit ihrer Familie in die USA, wo sie im Süden von Illinois lebten. Sie besuchte zunächst die Carbondale Community High School und zog später nach Salem, Massachusetts, um im Peabody Museum von Salem zu arbeiten.
Smith erwarb darauf ihren BA, MA (hons) und PhD-Abschluss an der University of Auckland und veröffentlichte 1996 ihre Dissertation unter dem Titel Ngā aho o te kakahu matauranga: the multiple layers of struggle by Maori in education. Beeinflusst durch Texte von von Malcolm X und Frantz Fanon, engagierte sie sich während ihres Studiums in den 1970er Jahren als Gründungsmitglied in der politischen Māori-Gruppe Ngā Tamatoa. Nach ihrer Rückkehr nach Neuseeland setzte sie sich zudem intensiv mit Maori-Schüler im neuseeländischen Bildungssystem auseinander, da sie Bildung als Weg zu politischer und sozialer Unabhängigkeit sowie Selbstbestimmung anerkennt.
Als eine der ersten Māori-Frauen wurde Smith Fellow der Royal Society, sie erhielt ausserdem eine Ehrendoktorwürde in Kanada und den Prime Minister's Award als höchste nationale Auszeichnung für ein Lebenswerk im Bildungssystem Neuseelands. In den Neujahrsehrungen des Jahres 2013 wurde Smith zum Companion of the New Zealand Order of Merit für Verdienste um Māori und Bildung ernannt und 2017 wurde sie als eine der "150 Frauen in 150 Worten" der Royal Society Te Apārangi ausgewählt, die Beiträge zur Wissenskultur Neuseelands würdigt.
Decolonizing Methodologies
Die Auseinandersetzungen Smiths stellen bedeutende Herausforderungen für die Art und Weise dar, wie der Imperialismus in die Produktion von Wissen durch sozialwissenschaftliche Forschung eingebettet war bzw. nach wie vor ist.[6][7][8] Im folgenden sind einige Hauptpunkte der Argumenation im Überblick skizzert.
“Indigenous” und “Indigenous Peoples”
Der Begriff “Indigenous” sei nicht allein problematisch, weil er geografisch, sozial und kulturell verschiedenste Menschen unter einer Benennung zusammenfasst, so Smith, sondern auch in einem engen Verhältnis zu der imperialistischen Geschichte des Westens steht. “The term ‘indigenous’ is problematic in that it appears to collectivize many distinct populations whose experiences under imperialism have been vastly different.”[9][8][7]
Die Bezeichnung ist vermutlich erstmals 1646 in den Schriften des Briten Sir Thomas Browne überliefert und diente zur Unterscheidung der kolonisierten von der im Kontext des transatlantischen Sklavenhandel hergebrachten Bevölkerung Amerikas.[9][8][7] Ab den 1970 Jahren taucht der Begriff “Indigenous Peoples” zunehmend auch als politische Selbstbezeichnung auf, wobei mit dem Plural “Peoples” die Vielfalt an Erfahrungen, Geschichten, Herausforderungen verschiedenster Gemeinschaft berücksichtigt wird und Differenzen in geteilten Erfahrungen anerkennt.[9]
Imperialismus und Kolonialismus
Das Fundament, auf welchem die Marginalisierung indigener Kulturen durch den Westen aufbaut, begründet Smith in den beiden eng verwobenen Phänomenen Kolonialismus und Imperialismus. Dabei verortet Smith den Kolonialismus als ein konkretes vieler imperialistischer Szenarien, indem sie schreibt: "The concepts of imperialism and colonialism are crucial ones which are used across a range of disciplines, often with meanings which are taken for granted. The two terms are interconnected and what is generally agreed upon is that colonialism is but one expression of imperialism.” Des Weiteren umreißt Smith vier Felder, in welchen das Konzept des Imperialismus gefasst werden kann, ohne jedoch eine abschließende Definition zu liefern. Die vier folgend skizzierten Bestimmungen, wie Smith sie beschreibt, greifen teilweise ineinander, zum Teil stehen sie aber auch für sich: “(1) imperialism as economic expansion, (2) imperialism as the subjugation of 'others', (3) imperialism as an idea or spirit with many forms of realization, (4) imperialism as a discursive field of knowledge.”
Der Westen und ‘the Others’
Die binäre Unterscheidung des Westens von ‘the Others’ beschreibt Smith in Rückbezug auf Edward Saids Argumentationen zu der Konstruktion des ‘Orients’ Im Prozess eines westlichen Diskurses wurde Wissen über ‘the Others’ gesammelt, klassifiziert und der westlichen Welt (re-)präsentiert, um als Konstrukt wieder auf jene ‘Others’ zurück zu projizieren. In diesem Diskurs werden die beiden Gruppen erst als solche bestimmt und sich entgegenstellt, wie Smith mit Verweis auf Frantz Fanon argumentiert: “[...] the colonized were brought into existence by the settler and the two, settler and colonized, are mutual constructions of colonialism.” Dabei ist es genau jene binäre Perspektive von Kolonisierten bzw. Kolonisierenden, welche die Vielschichtigkeit und deren Entwicklungen innerhalb und zwischen den Gemeinschaften nicht ausreichend anerkennt.
Diese Argumentation leistet einerseits eine umfassende Kritik sowie andererseits die Umkehrung der Perspektive auf “den Westen”, den Smith mit den Ausführungen von Stuart Hall als “[…] an idea of concept, a language for imagining a set of complex stories, ideas, historical events and social relationships.” umreißt und damit als Konstrukt anstelle einer “natürlichen” Gegebenheit sichtbar macht. “Hall suggests that the concept of the West functions in ways which (1) allow 'us' to characterize and classify societies into categories, (2) condense complex images of other societies through a system of representations, (3) provide a standard model of comparison, (4) provide criteria of evaluation against which other societies can be ranked.”
Kritik an Wissen(-sproduktion) des Westens
In der westlichen Wissenschaftstradition liegt eine Problematik in der Monopolisierung von Wissen sowie ihren wissenschaftlichen Methoden, so Smith. ‘Research’ (Forschung), die im Westen oft als objektiv bzw. neutral verhandelt wird, unterzieht Smith einer Kritik. In der Einleitung schreibt sie “The word itself, ‘reserach’ is probably one of the dirtiest words in the indigenous world´s vocabulary.”
Als paradigmatische Disziplin nimmt Smith die Geschichtsschreibung in den Blick: In ihrer westlichen Tradition stellt sie eine grundlegende Methode der Wissensproduktion dar, welche sich zunächst als objektive, auf Fakten aufbauende, universelle, selbsterklärende oder unanfechtbare Praxis präsentiert. Sie wirft Fragen auf, inwiefern die Methode der Geschichtsschreibung nicht allein beobachtend, sondern bestimmend wirkt und dabei selektiert, ordnet, strukturiert und damit – im Einschluss bestimmter Ereignisse, Perspektiven und “Fakten” – zugleich unzählige weitere Möglichkeiten ausschliesst, wodurch eine uniforme Realität kreiert wird, der ein komplett eurozentrischer Blickwinkel zugrunde liegt. Dadurch werden andere Erlebnisse, Ideen und Blickwinkel auf Geschehnisse verdrängt und finden keinen Platz in “der” Geschichte, die Vergangenes in einem totalisierendem, homogenen sowie linearen Narrativ darlegt. Damit privilegiert diese Art der Geschichtsschreibung die Ausübung von Macht sowie die Aufrechterhaltung dieser Machtstrukturen.
Mit den Fragen “Whose research is it? Who owns it? Whose interests does it serve? Who will benefit from it? Who has designed its questions and framed its scope? Who will carry it out? Who will write it up? How will its results be disseminated?” fordert Smith einen kritischen Umgang mit den Methoden der (westlichen) Wissenschaften ein. Smith schlägt jedoch vor, sich nicht gegen den westlichen Diskurs sowie dessen Methoden zu stellen, um diese zu verwerfen, sondern sich jene kritisch anzueignen und damit zu verändern, um die eigenen, vielfältigen Perspektiven, Ideen und Geschichten darin einzuschreiben.
Ausgewählte Arbeiten
- Smith, Linda Tuhiwai. Decolonizing methodologies: Research and indigenous peoples. Zed Books Ltd., 2013.
- Denzin, Norman K., Yvonna S. Lincoln, and Linda Tuhiwai Smith, eds. Handbook of critical and indigenous methodologies. Sage, 2008.
- Smith, Linda Tuhiwai. "On tricky ground: Researching the native in the age of uncertainty. N. Denzin & Y. Lincoln (Eds.) The Landscape of Qualitative Research." (2008): 113-143.
- Smith, Linda Tuhiwai. "Kaupapa maori research." Reclaiming indigenous voice and vision (2000): 225-247.
- Cram, Fiona, Linda Smith, and Wayne Johnstone. "Mapping the themes of Maori talk about health." (2003).
- Smith, Linda Tuhiwai. "Building a research agenda for indigenous epistemologies and education." Anthropology & education quarterly 36, no. 1 (2005): 93-95.
References
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- ↑ Linda Tuhiwai Smith | Awards and Distinctions | The University of Winnipeg. Abgerufen am 5. April 2022.
- ↑ Professor Linda Tuhiwai SmithBitte entweder wayback- oder webciteID- oder archive-is- oder archiv-url-Parameter angeben
- ↑ Waikato Women Professors: Professor Linda Smith
- ↑ Eminent Education Leader Appointed to Top Post at Waikato University, 9 March 2007
- ↑ Linda Tuhiwai Smith | Awards and Distinctions | The University of Winnipeg. Abgerufen am 5. April 2022.
- ↑ Linda Tuhiwai Smith, Michaela Benson, Sara Salem: An interview with Professor Linda Tuhiwai Smith: Decolonising Methodologies, 20 years on. In: The Sociological Review. 11. Februar 2020 (thesociologicalreview.org [abgerufen am 30. Juni 2021]).
- ↑ a b c Decolonising Methodologies, 20 Years On | Linda Tuhiwai Smith. Abgerufen am 9. Juli 2021 (deutsch).
- ↑ a b c Linda Tuhiwai Smith on Decolonizing Methodologies. Abgerufen am 9. Juli 2021 (deutsch).
- ↑ a b c Linda Tuhiwai Smith: Decolonizing Methodologies: Research and Indigenous Peoples. 2. Auflage. Zed Books, London 2012, ISBN 1-84813-950-0.