Christina Baum

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Christina Baum (geb. Sauser; * 21. März 1956 in Kleingrabe) ist eine rechtsextreme deutsche Politikerin (AfD) und seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestags.

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1974 an der Erweiterten Oberschule in Mühlhausen/Thüringen studierte Christina Baum bis 1976 Zahnmedizin an der Karl-Marx-Universität Leipzig und im Anschluss an der Medizinischen Akademie Erfurt. Sie schloss 1979 das Studium als Diplom-Stomatologin ab und begann eine Weiterbildung zur Fachzahnärztin für Allgemeine Stomatologie an der Poliklinik Mühlhausen, die sie 1984 beendete. Von 1983 bis 1989 arbeitete Baum als Betriebszahnärztin im VEB Obertrikotagen „Mülana“.

Baum stellte 1985 einen Ausreiseantrag aus der DDR, der vier Jahre später bewilligt wurde[1]. Nach ihrer Ausreise in die Bundesrepublik wurde sie 1990 an der Universität Würzburg mit der Arbeit Der Einfluss des Waschprozesses und der Dampfsterilisation auf den Verschleiss von OP-Textilien zum Dr. med. dent. promoviert.[2] Sie führt seit 1992 gemeinsam mit ihrem Mann eine Zahnarztpraxis in Lauda-Königshofen.[1]

Baum ist evangelisch, verheiratet und hat eine Tochter.

Partei

Baum ist seit 2013 Mitglied der Alternative für Deutschland und seitdem Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Main-Tauber. Von Juni 2013 bis März 2017 war sie außerdem stellvertretende Vorsitzende des AfD-Landesverbandes Baden-Württemberg.

Baum gilt als eine enge Vertraute von Björn Höcke und – als eine der Erstunterzeichnerinnen der sogenannten Erfurter Resolution – süddeutsche Stimme des rechtsextremistischen Flügels.[3]

Abgeordnete

Baum gehörte von 2016 bis 2021 dem Landtag von Baden-Württemberg an. Baum entschied sich bei der Spaltung der AfD-Fraktion im Baden-Württembergischen Landtag nach der Causa Gedeon, in der AfD-Fraktion zu bleiben. Kurz darauf wurde sie von ihrer Fraktion für die AfD in den NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages entsandt,[4] wo sie sich durch mangelnde Mitarbeit erhebliche Kritik einbrachte.[5]

Auf ihr Wahlkreisbüro in Tauberbischofsheim wurden vier Farbbeutel-Anschläge verübt, bei denen erheblicher Sachschaden entstand. Eine der Beschädigungen hatte Baum mit den Novemberpogromen 1938 gegen die jüdische Bevölkerung verglichen.[6]

Sie erhielt bei der Landtagswahl 2016 im Wahlkreis Main-Tauber 17,2 Prozent der Stimmen und zog mit einem Zweitmandat in den Landtag ein[7]. Bei der Landtagswahl 2021 trat Baum erneut als Kandidatin der AfD im Main-Tauber-Kreis an.[8] Sie erhielt 10,7 Prozent der Stimmen und verpasste damit den Wiedereinzug in den Landtag.[9]

Seit der Kommunalwahl 2019 gehört sie dem Kreistag des Main-Tauber-Kreises an.

Seit der Bundestagswahl 2021 sitzt Baum im 20. Deutschen Bundestag. Sie zog über die Landesliste Baden-Württemberg ein, nachdem sie ein Direktmandat im Wahlkreis Odenwald – Tauber verfehlt hatte. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit.[10]

Positionen

Eines ihrer politischen Hauptanliegen ist die Meinungsfreiheit, die sie in Deutschland nach eigener Aussage durch eine „Meinungsdiktatur“ bedroht sieht.[1][11] Sie lud 2016 gegen die offizielle Linie des Landeschefs Meuthen den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke zu einem Wahlkampfauftritt ein. Baum selbst war bereits im Herbst 2015 als Gastrednerin auf der von Höcke organisierten Erfurter AfD-Demonstration aufgetreten.[12] Die Stuttgarter Zeitung zählt Baum zum „deutschnationalen Flügel“ der Partei.[11] Baum verwendet Begriffe wie „Umvolkung“ oder „Bevölkerungsaustausch“ und taucht in einem Gutachten des Verfassungsschutzes zur AfD mehrfach auf.[8]

Nach Ansicht Baums bewirkt die Flüchtlingspolitik von Bündnis 90/Die Grünen einen schleichenden Genozid an der deutschen Bevölkerung. Zudem sei die Wahl von Muhterem Aras zur Landtagspräsidentin ein Angriff auf die AfD sowie ein ganz klares Zeichen, dass die „Islamisierung Deutschlands“ in vollem Gang sei.[13] Schwarzen Menschen, die Rassismus erfahren hatten, riet Baum, Deutschland zu verlassen: „Black people – go back to your home in Africa and live there without racism.“[6] Sie fordert ein Wahlrecht nach Abstammung.[14]

Baum wirbt auf ihren Präsenzen in den sozialen Medien für Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und nahm auch selbst an entsprechenden Kundgebungen teil.[15]

Im Juli 2021 formulierte Baum auf Facebook einen Alleinvertretungsanspruch der AfD und sprach anderen Parteien und Volksvertretern ihre Legitimität ab, indem sie schrieb:

„Wir als AfD sind die einzigen Parteienvertreter, die überhaupt einen Anspruch darauf haben, im deutschen Bundestag vertreten zu sein, denn wir allein sind es, die den so wichtigen Eid ‚zum Wohle des deutschen Volkes zu handeln‘, tatsächlich mit Inhalten und Leben ausfüllen werden.“[16]

In ihrer ersten Bundestagsrede am 7. Dezember 2021 sprach Baum von Corona-Maßnahmen als „Terror“, „Willkür“ und „Knechtschaft des Volkes“. Die Impfpflicht bezeichnete sie als „Vergewaltigung von Teilen des Volkes durch den Impfzwang“ und drohte den Abgeordneten der anderen Fraktionen mit Gewalt: „Durch die namentliche Abstimmung zu diesem Gesetz werden die Bürger zumindest genau wissen, wen sie zu gegebener Zeit zur Rechenschaft ziehen müssen.“[17] Im August desselben Jahres hatte sie bereits auf Facebook geschrieben: „Wir Menschen und Völker scheinen nur noch Versuchskaninchen von irgendwelchen Psychopathen zu sein, die uns für ihre E x p e r i m e n t e benutzen. […] Der Pharmalobby ist es tatsächlich gelungen, die Regierungen weltweit derart zu beeinflussen, dass diese an ihren Völkern ein bisher ebenfalls historisch einzigartiges Experiment einer neuartigen ‚Gentherapie‘, beschönigend als Impfung bezeichnet, mit massivem Zwang durchzusetzen [sic!].“ Dieses Zitat führte der baden-württembergische Verfassungsschutz als ein Beispiel für verschwörungsideologische Äußerungen an.[16]

Bei einer Kundgebung im Rahmen sog. Corona-Proteste in Magdeburg am 8. Januar 2022 rief sie die Polizisten, die die Kundgebung begleiteten, indirekt dazu auf, sich auf die Seite der Demonstranten zu stellen: „Liebe Polizisten, Ihr werdet Euch eines Tages entscheiden müssen, auf welcher Seite Ihr steht. Ob Ihr die Hand gegen Euer eigenes Volk erhebt. Oder ob Ihr Euch auf unsere Seite stellt.“[18]

Sperre auf Facebook

2018 veröffentlichte Christina Baum auf Facebook das Foto eines 50-Euro-Scheins mit der Aufschrift „DEUTSCHE FRAU FIKEN, DANN TOT MACHEN“.[19] Den Schein soll nach eigenen Angaben eine Bekannte an einem Automaten der Sparkasse Bad Mergentheim erhalten haben. Ein Sprecher des Sparkassenverbands Baden-Württemberg äußerte, dass alle Scheine aufwendig auf aufgemalte Schriftzüge und Zeichen überprüft werden, bevor sie in die Geldautomaten kommen. Der entsprechende Schein wäre demnach im Normalfall aussortiert worden, ausschließen wollte er die Authentizität der Schilderung jedoch nicht. Baum wurde im Anschluss auf Facebook wegen Hetze für 30 Tage gesperrt.[20][21]

Veröffentlichungen

  • Der Einfluss des Waschprozesses und der Dampfsterilisation auf den Verschleiß von OP-Textilien. Würzburg 1989.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c In der DDR Ausreiseantrag gestellt. 3. März 2016, abgerufen am 12. September 2021.
  2. Baum, Christina: Der Einfluss des Waschprozesses und der Dampfsterilisation auf den Verschleiss von OP-Textilien. Würzburg 1989.
  3. Timo Büchner: Landtag in Baden-Württemberg: AfD-Kandidaten am rechten Rand. In: Zeit Online. 11. März 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  4. AfD Baden-Württemberg schickt Christina Baum in NSU-Ausschuss. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 19. Juli 2016; abgerufen am 19. Juli 2016.
  5. Franz Feyder: Alternative für Deutschland: Die Bekanntschaften der Christina Baum. Stuttgarter Nachrichten, 6. Juli 2017, abgerufen am 12. September 2021.
  6. a b Diskussionen über Büro-Schließung der AfD-abgeordneten Baum www.main-echo.de, abgerufen am 18. Juli 2022
  7. Gewählte Bewerberinnen und Bewerber. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 14. März 2016.
  8. a b Julia Regis, Veronique Gantenberg, Lisa Seemann, Katja Riedel, Sebastian Pittelkow: AfD in Baden-Württemberg: Extrem rechts im Wahlkampf. In: tagesschau.de. 18. Februar 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  9. Olaf Borges: Dr. Christina Baum nicht mehr im Landtag – Region Main-Tauber. In: Fränkische Nachrichten. Abgerufen am 12. September 2021.
  10. Deutscher Bundestag - Gesundheitsausschuss. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  11. a b Julia Bosch, Dieter Fuchs, Knut Krohn, Oliver im Masche: Das sind die 23 Abgeordneten der AfD. In: Stuttgarter Zeitung. 18. März 2016, abgerufen am 12. September 2021.
  12. Otto Brenner Stiftung (2016): Die AfD vor den Landtagswahlen 2016 Programme, Profile und Potenziale [barsinghausen-ist-bunt.de/typo3/fileadmin/Files/AP20_AFD.pdf] Seite 15
  13. http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/erste-sitzung-des-neuen-landtags-in-stuttgart-aras-wahl-stoesst-afd-abgeordneter-sauer-auf/-/id=1622/did=17412922/nid=1622/9hngdl/
  14. AfD Thüringen: MDR nimmt Björn Höcke in Schutz – „Unglaublicher Senf“. In: Thueringen24. 23. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
  15. Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 2020, S. 187
  16. a b Verfassungsschutzbericht 2021 Baden-Württemberg, S. 48 f.
  17. https://taz.de/Innenausschuss-Vorsitz-geht-an-AfD/!5821433/
  18. Gerd Weimer: AfD-Abgeordnete Christina Baum ruft Polizei zum Umsturz auf. In: Fränkische Nachrichten vom 22. Januar 2022
  19. Volker König: Wie eine AfD-Landtagsabgeordnete sich um Kopf und Kragen lügt. 24. Juni 2018, abgerufen am 22. April 2020.
  20. Stuttgarter Zeitung: AfD-Politikerin sorgt für Wirbel: Baum veröffentlicht bekritzelte Banknote und weist Fake-Vorwürfe zurück. 25. Juni 2018, abgerufen am 12. September 2021.
  21. Bekritzelte Banknote: Wirbel um Facebook-Post von AfD-Politikerin. In: Stern. 25. Juni 2018, abgerufen am 12. September 2021.