Bund Deutscher Radfahrer
Bund Deutscher Radfahrer e. V. | |
---|---|
BDR-Logo | |
Gegründet | 1884 |
Gründungsort | Leipzig |
Präsident | Rudolf Scharping |
Vereine | 2.441[1] |
Mitglieder | 145.994[2] |
Verbandssitz | Frankfurt am Main |
Homepage | rad-net.de |
Der Bund Deutscher Radfahrer e. V. (BDR) ist der Verband für Radsportler im Deutschen Olympischen Sportbund. Er hat seinen Sitz in Frankfurt am Main und ist in 17 Landesverbände unterteilt. Die rund 2.400 angeschlossenen Vereine haben zusammen rund 143.000 Mitglieder. Der BDR ist Mitglied des Weltradsportverbandes Union Cycliste Internationale (UCI) und des europäischen Verbandes Union Européenne de Cyclisme (UEC).
Aufgaben
Der BDR regelt die Aktivitäten von organisierten Leistungs- und Breitensportlern. Dazu gehören die Veranstaltung von Trainingslagern, Wettkämpfen sowie die Ausbildung von Trainern und die Jugendarbeit. Für die Teilnahme an Renn- und Breitensportveranstaltungen vergibt der BDR über seine Landesverbände Startberechtigungen in Form von Lizenzen und Wertungskarten. Hierbei achtet der BDR sehr auf die Anerkennung als allein vertretender Fachverband aller Radfahrer. Deshalb gestaltet sich die Abstimmung und Kooperation im Sportbetrieb mit anderen Radfahrer-Verbänden nicht immer einfach, zum Beispiel im Bereich Kunstrad mit dem RKB Solidarität oder im Bereich Einrad mit dem Einradverband Deutschland und dem RKB Solidarität.
Im Rahmen der Lobbyarbeit des Verbandes setzt der BDR sich auch für die Belange von Radsportlern und Hobby-Radfahrern im Straßenverkehr ein, engagiert sich aber nicht in dem Maße im Straßenverkehr wie beispielsweise der ADFC. So hat der BDR zum Beispiel die Petition gegen die Radwegbenutzungspflicht nicht mitunterzeichnet und auch keine Stellungnahme dazu veröffentlicht.
Disziplinen
Im Bereich Leistungssport / Wettkampf gibt es: Straßenradsport, Bahnradsport, Querfeldeinrennen, Kunstradfahren, Radball, Radpolo, BMX, Mountainbike, Fahrrad-Trial und Einrad.
Im Bereich des Breiten- und Freizeitsport: Radwanderungen, Radtourenfahren und Country-Tourenfahrten.
Internationale Veranstaltungen
Bis 1999 veranstaltete der Bund Deutscher Radfahrer 38 UCI-Weltmeisterschaften in verschiedenen Radsportdisziplinen.[3] 2003 organisierte der BDR Bahn-Weltmeisterschaften in Stuttgart und sprang damit kurzfristig für das chinesische Shenzhen ein. Die dort geplanten Weltmeisterschaften wurden wegen der SARS-Epidemie in Südostasien abgesagt.
Im Februar 2014 bewarb sich der BDR mit einem „Drei-Stufen-Plan“ um die UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2019 oder 2020. 2020 wurden die Weltmeisterschaften im Velodrom in Berlin ausgetragen. 2017 fanden in Berlin UEC-Bahn-Europameisterschaften und ein Lauf des Bahnrad-Weltcups 2018/19 statt.[4]
Anti-Doping
Der BDR steht seit Jahrzehnten bedingt durch die Dopingvorfälle im Berufsradsport wie kein anderer Sportfachverband im Kampf gegen Doping unter spezieller Beobachtung in der Öffentlichkeit. Besonders die Präsidentin Sylvia Schenk und ihr Nachfolger Rudolf Scharping bemühten sich um mehr Glaubwürdigkeit im Anti-Dopingkampf. Die vom BDR einberufene unabhängige Antidopingkommission, der unter anderem auch der Schwimmolympiasieger Michael Groß angehörte, stellte am 10. September 2007 ihre Arbeit bereits nach wenigen Monaten wegen fehlender Konzepte wieder ein.
Geschichte
Die Anfänge
1881 versammelten sich in Frankfurt am Main erstmals deutsche Radfahrer-Vereine mit dem Ziel, einen Verband zu gründen. Am 1. August desselben Jahres erschien die erste deutsche Radsportzeitschrift Das Velociped, die von dem Engländer T. H. S. Walker herausgegeben wurde. Nach der Gründung des Deutschen Radfahrer-Bundes (DRB) wurde die Zeitschrift unter dem Titel Der Radfahrer dessen offizielles Organ.[5] Der Verband wurde schließlich am 17. August 1884 in Leipzig als Vereinigung des Deutschen, des Deutsch-Österreichischen und des Norddeutscher Velocipedisten-Bundes gegründet, der zu diesem Zeitpunkt 2537 Mitglieder hatte.[6]
Im Jahr darauf spalteten sich jedoch wieder einige Verbände aus Unzufriedenheit ab und schlossen sich zum Allgemeinen Deutschen Radfahrer-Verband (ADRV) zusammen mit dem Verbandsorgan Der deutsche Radfahrer. 1886 folgte die Gründung der Allgemeinen Radfahrer-Union (ARU), die vor allem das Radwandern pflegen wollte. Während in DRB und ADRV nur Vereine Mitglied waren, bestand die ARU nur aus persönlichen Mitgliedern. Ab 1888 gab der DRB eine eigene Zeitschrift, die Bundeszeitung heraus, die jedes Mitglied kostenlos erhielt. 1891 wurde zudem der Sächsische Radfahrer-Bund gegründet, der sich als Landesverband neben den drei großen Verbänden hielt, bis zur Gleichschaltung im Jahre 1933. Bis dahin organisierten sich außerdem ab 1924 weitere regionale Radfahrerbünde in der Vereinigung Deutscher Radsport-Verbände (VDRV).[7]
1894 hatte der DRB rund 22.000 Mitglieder und trat der International Cyclists Association bei, der Vorläuferin der Union Cycliste Internationale (UCI), bei, die 1900 gegründet wurde. Der Verband vertrat nur Amateurfahrer und lehnte den Profisport ab. Zudem durften die Mitglieder des DRB nicht an Rennen teilnehmen, bei denen auch Profis fuhren. Es folgten jahrzehntelange Konflikte um Amateur- und Profistatus zwischen verschiedenen Verbänden, der mächtigste war schließlich der Verband Deutsche Radrennbahnen (VDR), dem sich der DRB 1908 anschloss. 1895 fanden in Deutschland erstmals Weltmeisterschaften statt.[8]
1910 kam es wegen einer vermeintlichen Fehlentscheidung bei den Bahnweltmeisterschaften gegen den deutschen Fahrer Henry Mayer zu einem Zerwürfnis des VDR/DRB mit der UCI, so dass deutscher Fahrer zwei Jahre nicht an UCI-Weltmeisterschaften teilnahmen und die Deutsche eigene Weltmeisterschaften veranstalteten. 1913 kam es zu einer Einigung. 1911 wurde erstmals mit der Rundfahrt Quer durch Deutschland eine große Landesrundfahrt in Deutschland ausgetragen.[8]
Bis 1933
1919 vereinigten sich DRB und ARU zum Bund Deutscher Radfahrer; im selben Jahr wurde die Deutsche Radfahrer-Union gegründet von Radfahrern, die mit der Politik des BDR nicht einverstanden waren. 1923 wurde der Verband, der rund 100.000 Mitglieder hatte, nach dem Ausschluss infolge des Ersten Weltkriegs wieder in die UCI aufgenommen. 1926 endeten jahrelange Streitigkeiten zwischen dem BDR, dem Verband der Berufsfahrer und dem VDR damit, dass die beiden Verbände dem BDR beitraten und dieser nun auch die Oberhoheit über den Berufsradsport erhielt.[9] 1927 fanden in Deutschland die Straßenweltmeisterschaften auf dem Nürburgring und die Bahnweltmeisterschaften in Köln und Elberfeld statt, auf Betreiben des BDR-Präsidenten Heinrich Stevens aus Köln, der auch Vizepräsident der UCI war.
1923 wurde im Kurpark von Bad Schmiedeberg das Bundesradfahrerdenkmal enthüllt, eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
1933 bis 1945
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der BDR am 13. April 1933 unter Führung von Ferry Ohrtmann gleichgeschaltet, noch bevor es die entsprechenden Verordnungen gab. Insgesamt 35 Verbände wurden aufgelöst. Seine Funktionen übernahm der neu gegründete Deutsche Radfahrer-Verband (DRV) und ab 1938 das Fachamt 15 des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen. Weitere Radfahrerbünde wurden verboten und Führungspositionen gemäß Arierparagraph besetzt. Das bisherige Verbandsorgan Bundeszeitung wurde in Der Deutsche Radfahrer umbenannt. Der bisheriger Chefredakteur der Zeitschrift Illustrierter Radrenn-Sport, Organisator und Veranstalter Erich Kroner, der jüdischer Abkunft war, wurde im KZ Sachsenhausen inhaftiert, nach seiner Entlassung starb er. Sein Nachfolger wurde Fredy Budzinski, der aber wegen seiner jüdischen Ehefrau den Posten auch bald wieder räumen musste, nachdem der Illus mit dem Verbandsorgan Der Deutsche Radfahrer fusioniert worden war. Auf Fürsprache von Carl Diem konnte Budzinski von 1938 bis 1944 (Erscheinen eingestellt) wieder für die Verbandszeitung arbeiten, aber es durften keine Artikel unter seinem Namen erscheinen.[10]
Am 1. Januar 1934 erließ der DRV neue Wettkampfrichtlinien für Sechstagerennen: Die Fahrergagen wurden vereinheitlicht, es durfte nicht mehr rund um die Uhr gefahren werden, und Trikotwerbung war untersagt. Auch durfte der „Sportpalastwalzer“ nicht mehr gespielt werden, da sein Komponist Siegfried Translateur Jude war. Der neue Modus traf weder bei Fahrern noch bei Zuschauern auf Zustimmung, so dass 1934 die letzten beiden Sechstagerennen vor dem Krieg in Deutschland ausgetragen wurden.[11]
Vom 1. April 1938 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fungierte der SS-Oberführer Viktor Brack als Reichsfachamtsleiter und leitete nun den BDR.[12] In dieser Funktion ließ Brack falsche Meldungen über den Tod des Radrennfahrers Albert Richter verbreiten; ob er indes persönlich, wie vermutet, die Tötung Richters befohlen hat, kann nicht belegt werden.[13] Als einer der maßgeblichen Organisatoren der NS-Euthanasie, der sogenannten „Aktion T4“, und von medizinischen Experimenten in Konzentrationslagern wurde er im Nürnberger Ärzteprozess 1947 zum Tode verurteilt und 1948 hingerichtet.[14]
Nach dem Anschluss Österreichs wurde der Österreichische Radfahrer-Bund als Gau XVII Ostmark in den DRV eingegliedert. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden Straßenrennen stark reduziert und vorwiegend Kriterien und Bahnrennen ausgetragen. Internationale Profirennen fanden zuletzt 1942 statt.[15]
1945 bis 1989
Mit Gesetz Nr. 5 der amerikanischen Militärregierung vom 31. Mai 1945 wurde die NSDAP mit allen ihren Einrichtungen und Organisationen aufgelöst, und damit auch der Deutsche Radfahrer-Verband. Am 21. November 1948 erfolgte die Wiederbegründung des BDR in Frankfurt am Main. Gleichzeitig beschlossen die Delegierten aus allen vier Besatzungszonen die Auflösung der bisherigen Interessengemeinschaft Radsport (IG Radsport).[16] Der BDR vertrat ab 1969 nur Amateursportler, die Profis hatten wiederum einen eigenen Verband. Anfang März 1950 wurde der BDR nach einem Beschluss der UCI-Delegierten mit 49 Ja-Stimmen gegen 14 Nein-Stimmen wieder in die UCI aufgenommen.[17]
Kurt Kühn, Präsident des BDR von 1950 bis 1955, war von 1933 bis 1945 Fachwart für Hallenradsport gewesen. Sein Nachfolger Gerhard Schulze war in der NS-Zeit Reichsjugendfachwart im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen und schrieb in dieser Eigenschaft 1940 im Verbandsorgan Der Deutsche Radfahrer: „Heute erkennt jeder Deutsche, daß der unerschöpfliche Lebensquell für die Sicherstellung des Nachwuchses im deutschen Sport einzig und allein in der HJ verankert ist. [...] Wir schaffen in der Dreieinigkeit Körper, Geist und Seele denjenigen deutschen Menschen zum einigen Schutz und unvergänglichem Ruhme des Großdeutschen Reiches.“[18]
Verbandsorgan wurde 1950 die Zeitschrift Radsport, die wie der Deutsche Radfahrer und der Illustrierte Radrenn-Sport zuvor im Sportverlag von Kurt Stoof herausgegeben wurde. Der Verlag war nach dem Krieg von Berlin nach Köln umgezogen.[19] Dort erschien die Zeitschrift bis 1985.
1951 nahmen erstmals nach dem Krieg wieder deutsche Radsportler an UCI-Weltmeisterschaften und 1952 an Olympischen Spielen teil, bei den Olympischen Spielen innerhalb einer gesamtdeutschen Mannschaft. 1954 fanden in Solingen Straßenweltmeisterschaften statt. 1956 in Melbourne startete erstmals eine gesamtdeutsche Radsportmannschaft mit zehn Sportlern bei Olympischen Spielen und errang eine Bronzemedaille in der Mannschaftswertung des Straßenrennens. Zuvor wurden Qualifizierungswettbewerbe ausgetragen, bei denen entschieden wurde, welche Fahrer aus welchem Teil Deutschlands bei Olympia starten durften, was immer wieder zu erbitterten Auseinandersetzungen führte. 1958 wurde der Antrag, Rennen für Frauen durchzuführen vom BDR abgelehnt, obwohl Frauen ab diesem Jahr bei Weltmeisterschaften starten durften. Erst 1967 wurde trotz massiver Proteste einiger Funktionäre der Frauenrennsport in West-Deutschland eingeführt.[20] Mit welchen Problemen die Frauen im BDR noch 1970 zu kämpfen hatten, machten die Anträge deutlich, die die spontan gebildete Sprecherinnengruppe der Frauen an die Bundeshauptversammlung stellte. So wurde gefordert, keine Rennen mehr unter 30 Kilometern Länge auszutragen, den Radwechsel im Rennen zu gestatten, vier Auswahlrennen im Jahr zu veranstalten und eine stimmberechtigte Sprecherin für die Bundeshauptversammlung wählen zu können.[21]
Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt traten letztmals zwei eigenständige Mannschaften von BDR (13 Starter) und DDR (17 Starter) gemeinsam unter einer Deutschlandfahne mit olympischen Ringen an. Bei den Siegerehrungen wurde der Schlusschor aus Beethovens neunter Symphonie anstatt der Hymnen gespielt. Die BDR-Sportler errangen eine Silbermedaille in der Mannschaftsverfolgung, nachdem das Team zunächst wegen „unerlaubten Anschiebens“ zunächst disqualifiziert worden war.[22]
1970 wurde der damalige BDR-Präsident Erwin Hauck von der Bundeshauptversammlung des BDR suspendiert, weil er Nationalfahrern Dopingmissbrauch vorgeworfen hatte und diese sich daraufhin geweigert hatten, das Nationaltrikot zu tragen. Im Jahr darauf verzeichnete der BDR rund 50.000 Mark Schulden, die jedoch innerhalb von drei Jahren abgebaut werden konnten. Der Profiradsport befand sich in einer Krise, so dass keine eigenständigen deutschen Straßenmeisterschaften ausgetragen werden konnten und diese daher gemeinsam mit Luxemburg und der Schweiz ausgetragen wurden. 1972 starteten die beiden deutschen Mannschaften erstmals als souveräne Mannschaften von BDR und DDR an mit eigenen Fahnen und Hymnen an. Der Radsportbetrieb zwischen beiden deutschen Staaten war zu diesem Zeitpunkt nahezu gänzlich eingestellt.[23] 1978 fanden erneut Weltmeisterschaften in Deutschland statt, die Bahnwettbewerbe in München, die Straßenwettbewerbe auf dem Nürburgring und in Brauweiler bei Köln.
Ab 1989
1989 hatte der BDR mit rund 101.000 Mitgliedern erstmals die Grenze von 100.000 überschritten, was zuletzt 1923 (rund 103.000) der Fall gewesen war. Zudem fand im Dezember desselben Jahres ein erstes Treffen zwischen BDR und dem Deutschen Radsport-Verband der DDR (DRSV) statt, um die weitere Zusammenarbeit zu koordinieren. Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1990 in Maebashi entfernten die Präsidenten des BDR, Werner Göhner, und des DRSV, Wolfgang Schoppe, symbolisch die Gitter zwischen den Fahrerboxen der beiden deutschen Mannschaften. Am 8. Dezember 1990 traten die fünf Landesverbände der neuen Bundesländer dem BDR bei.[24] 1993 wurde die Trennung zwischen Amateur- und Profisportlern aufgehoben.
Mit Sylvia Schenk wurde 2001 erstmals eine Frau Präsidentin des BDR. Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2003 in Stuttgart kam es bei der Mannschaftsverfolgung zu einem Eklat: Der deutsche Bahnvierer trat nicht zur Qualifikation an, da sich die Thüringer Fahrer Jens Lehmann, Daniel Becke, Sebastian Siedler und Christian Bach geweigert hatten, gemeinsam mit den Berlinern Robert Bartko und Guido Fulst zu starten, weil Lehmann nicht für die Einerverfolgung nominiert worden war.[25]
Schenk trat 2004 nach Kontroversen mit dem damaligen Sportdirektor, Burckhard Bremer, zurück, weil sie sich mit einem transparenteren Kurs im Leistungsradsport nicht durchsetzen konnte.[26] Auslöser der Entwicklung war der Fall des Fahrers Christian Lademann, bei dem vor den Olympischen Spielen in Athen auffällige Blutwerte vorlagen, was Bremer jedoch der Präsidentin verschwiegen hatte.[27] Auf der Ebene des Weltradsportverbandes UCI kritisierte Schenk öffentlich, dass z. B. der spätere Präsident Pat McQuaid schon vor seiner Wahl von der UCI Geld erhalten habe. 2013 bewarb sie sich erneut als Präsidentin des Verbandes, unterlag aber bei der Wahl gegen Rudolf Scharping, der eine dritte Amtszeit antrat.[28]
2009 feierte der BDR in Leipzig, wo der Verband 1884 gegründet worden war, sein 125-jähriges Bestehen. Die Gestaltung dieser Feier war umstritten: Während die frühere Präsidentin Sylvia Schenk nicht eingeladen worden war, standen hingegen Fahrer wie Rudi Altig, Jan Ullrich und Dietrich Thurau auf der Gästeliste, von denen bekannt war, dass sie gedopt hatten. Vor der Feier gab es eine Präsidentenwahl, bei der sich Scharping zum zweiten Mal zur Wahl stellte, sein Gegenkandidat war der frühere Rennfahrer Dieter Berkmann, der von einigen Landesverbänden unterstützt wurde. Scharping wurde trotz starker Kritik – unter anderem wurde ihm vorgeworfen, den Vertrag mit dem umstrittenen Sportdirektor Bremer verlängert zu haben – wiedergewählt.[29] 2013 trat die frühere Präsidentin Sylvia Schenk bei der Präsidentenwahl gegen Scharping an, unterlag diesem aber in einer Kampfabstimmung.[30]
Im November 2016 traten sowohl der stellvertretende Präsident Peter W. Streng wie auch für die Außendarstellung des BDR zuständige Vizepräsident Manfred Schwarz von ihren Ämtern zurück. Streng war in die Kritik geraten, weil er auf seiner Facebookseite fremdenfeindliche Inhalte geteilt hatte. Schwarz wurde vom Verband vorgeworfen, seine durch seine Pressearbeit erhaltenen Kontakte für politische Beeinflussung zu missbrauchen. In seinen E-Mails über einen Verteiler waren wiederholt die Kriminalität von und Probleme mit Flüchtlingen und Ausländern thematisiert worden.[31] Vorausgegangen waren Proteste von Landesverbänden sowie von Mitgliedern, die ihren Austritt erklären wollten.[32]
Im April 2017 wurde Rudolf Scharping ein drittes Mal zum Präsidenten des BDR gewählt. Neu ins Präsidium kam der ehemalige Radsportler Marcel Wüst, der künftig als Vizepräsident Kommunikation und Marketing tätig sein wird.[33] Auf Wüst folgte im April 2019 der Schauspieler und ehemalige Rennfahrer Uwe Rohde.[34] Im April 2021 wurde Scharping erneut zum Präsidenten des BDR gewählt.[35]
Bundesvorsitzende & Präsidenten
- Bundesvorsitzende
- 1884–1893: Carl Hindenburg
- 1894–1896: Rudolf Vogel
- 1896–1897: Ludwig Holtbuer
- 1897–1914: Theodor Boeckling
- 1915–1922: Paul Martin
- 1923–1924: Heinrich Stevens
- 1924–1927: Hans Totschek
- 1927–1928: Georg Schweinitz
- 1928–1929: Carl Moshagen
- 1929–1933: Franz Eggert
- Verbandsführer DRV
- 1933–1935: Franz Ohrtmann
- 1935–1936: Franz Eggert
- 1936–1937: Otto Holzhüter
- 1937–1945: Viktor Brack
- Präsidenten
- 1948–1950: Hans Müller
- 1950–1955: Kurt Kühn
- 1955–1959: Gerhard Schulze
- 1959–1970: Erwin Hauck
- 1970–1971: Hans Bandele (kommissarisch)
- 1971–1981: Hans-Joachim Hangstein
- 1981–1997: Werner Göhner
- 1997–2001: Manfred Böhmer
- 2001–2004: Sylvia Schenk
- 2004–2005: Fritz Ramseier (kommissarisch)
- seit 2005: Rudolf Scharping
Landesverbände
- Badischer Radsportverband e. V.
- Bayerischer Radsportverband e. V.
- Berliner Radsportverband e. V.
- Brandenburgischer Radsportverband e. V.
- Bremer Radsportverband e. V.
- Radsportverband Hamburg e. V.
- Hessischer Radfahrerverband e. V.
- Radsportverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.
- Radsportverband Niedersachsen e. V.
- Radsportverband Nordrhein-Westfalen e. V.
- Radsportverband Rheinland-Pfalz e. V.
- Saarländischer Radfahrerbund e. V.
- Sächsischer Radfahrerbund e. V.
- Landesverband Radsport Sachsen-Anhalt e. V.
- Radsportverband Schleswig-Holstein e. V.
- Thüringer Radsportverband e. V.
- Württembergischer Radsportverband e. V.
Galerie von Präsidiumsmitgliedern (Auswahl)
(Stand April 2019)
Erik Weispfennig, Vizepräsident Vertragssport
Uwe Rohde,
Vizepräsident Kommunikation und MarketingPatrick Moster, Leistungssportdirektor
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Wolfgang Schoppe, Werner Ruttkus: Tritt um Tritt. Aus 13 Jahrzehnten Geschichte des Bundes Deutscher Radfahrer. Füssen 2011, ISBN 978-3-929371-23-9.
Einzelnachweise
- ↑ Bestandserhebung 2020. (PDF) Deutscher Olympischer Sportbund, abgerufen am 30. Januar 2021.
- ↑ Mitgliederzahl gestiegen. In: bdr-medienservice.de. 7. März 2022, abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ Werner Ruttkus/Wolfgang Schoppe/Hans-Alfred Roth: Im Glanz und Schatten des Regenbogens. Ein Rückblick auf die Rad-Weltmeisterschaften im Rennsport, die seit 1895 in ganz Deutschland durchgeführt wurden. Berlin 1999, ISBN 3-00-005315-8.
- ↑ BDR will sich mit „Drei-Stufen-Plan“ um Bahn-WM bewerben. radsport-news.com, 2. März 2014, abgerufen im Jahr 2014.
- ↑ Rüdiger Rabenstein: T. H. S. Walker – English cycling pioneer in Germany. In: Robert van der Plas (Hrsg.): Cycle History. Proceedings of the 5th International Cycle History Conference, Cambridge, England, September 2–4, 1994. Bicycle Books, San Francisco CA 1995, ISBN 0-933201-72-9, S. 155–160, hier S. 156.
- ↑ Schoppe/Ruttkus, Tritt um Tritt, S. 64.
- ↑ Schoppe/Ruttkus, Tritt um Tritt, S. 64–65.
- ↑ a b Schoppe/Ruttkus, Tritt um Tritt, S. 66–67.
- ↑ Schoppe/Ruttkus, Tritt um Tritt, S. 68–70.
- ↑ Renate Franz: Fredy Budzinski. Sportverlag Strauß, Köln 2007. S. 65. ISBN 978-3-939390-43-5.
- ↑ Renate Franz: Das abrupte Ende der Sechstagerennen in Deutschland. In: Ruttkus, Schoppe: Rundenkreisel & Berliner Luft. Auf den Spuren des Berliner Sechstagerennens. S. 146 ff.
- ↑ Bund Deutscher Radfahrer sowie Berno Bahro: "SS-Sport. Organisation, Funktion, Bedeutung". Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2013, S. 151.
- ↑ Renate Franz: Der vergessene Weltmeister, Köln 1998, S. 128 ff.
- ↑ Renate Franz: Fredy Budzinski. Sportverlag Strauß, Köln 2007. S. 67. ISBN 978-3-939390-43-5.
- ↑ Schoppe/Ruttkus, Tritt um Tritt, S. 72.
- ↑ Illustrierter Radsportexpress. Nr. 47/1948. Express-Verlag, Berlin 1948, S. 369.
- ↑ Interessengemeinschaft Radsport (Hrsg.): Der Radsport. Nr. 10/1950. Sportdienst Verlag Zademack und Noster, Köln 1950, S. 9.
- ↑ Renate Franz: Der vergessene Weltmeister. Das rätselhafte Schicksal des Radrennfahrers Albert Richter. Covadonga, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-936973-34-1, S. 165.
- ↑ Renate Franz: Fredy Budzinski. Sportverlag Strauß, Köln 2007. S. 77. ISBN 978-3-939390-43-5.
- ↑ Schoppe/Ruttkus, Tritt um Tritt, S. 73–74.
- ↑ Bund Deutscher Radfahrer (Hrsg.): Radsport. Nr. 43/1970. Deutscher Sportverlag Kurt Stoof, Köln 1970, S. 22.
- ↑ Renate Franz: „Der größte Betrug aller Zeiten“ – Wie der Bahnvierer bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko Gold verlor. In: Cycling4fans.de. April 2015, abgerufen am 26. März 2020.
- ↑ Schoppe/Ruttkus, Tritt um Tritt, S. 77–78.
- ↑ Berno Bahro: Wende und Vereinigung im deutschen Radsport 1989/90 - Ist die sportliche Einheit gescheitert? – bpb. In: bpb.de. Abgerufen am 26. März 2020.
- ↑ Eklat beim Bahn-Vierer: Nach offener Meuterei Start abgesagt. In: Spiegel Online. 1. August 2003, abgerufen am 26. März 2020.
- ↑ Markus Völker: Im Mittelpunkt des Machtkampfes. In: Berliner Zeitung. 18. September 2004.
- ↑ Tim Farin, Christian Parth: Schenk belastet weiteren Freiburger Arzt. In: Stern. 28. Mai 2007.
- ↑ Bertram Job: Scharping bleibt BDR-Präsident. In: Der Tagesspiegel. 23. März 2013.
- ↑ Jörg Winterfeldt: Pannen vor BDR-Jubiläum – Scharping kämpft: Radsport. In: welt.de. 18. März 2009, abgerufen am 3. Januar 2017.
- ↑ BDR-Präsidenten-Wahl: Scharping bleibt oberster Radfahrer. In: moz.de. 23. März 2013, abgerufen am 1. April 2017.
- ↑ Benjamin Knaack: Vorstands-Ärger im Bund Deutscher Radfahrer. Spiegel online, 12. November 2016, abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Tim Farin: BDR-Präsidiumsmitglieder treten zurück. Tour, 10. November 2016, abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Scharping als BDR-Präsident einstimmig wiedergewählt. In: bdr-medienservice.de. 1. April 2017, abgerufen am 1. April 2017.
- ↑ Die neuen Vize-Präsidenten. In: bdr-medienservice.de. 6. April 2019, abgerufen am 25. März 2020.
- ↑ Rudolf Scharping geht in seine fünfte Amtszeit. In: bdr-medienservice.de. 17. April 2021, abgerufen am 17. April 2021.