Diskussion:Konstrukt

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Definition: Was heißt beobachtbar? Verschiedene Konstrukttypen

  1. Was heißt nicht beobachtbar: Wahrscheinlich ist damit "wahrnehmbar" gemeint, also dass Menschen es nicht sehen, höhren, riechen, schmecken oder tasten können. Farben, die also bestimmte Tiere sehen können, wie Ultraviolett, sind demnach ein Konstrukt. Sind Bakterien und Atome dann auch ein Konstrukt, weil ich Hilfsmittel brauche um sie zu sehen? Hab ich das richtig interpretiert?
  2. Wie bezeichnet man dann direkt Wahrnehmbares?: Die Farbe Grün wäre dann zwar kein Konstrukt, aber was sagt man dann? Von welchem Begriff ist der Begriff Konstrukt das Gegenstück?
  3. Hypothetisches Konstrukt/ theoretisches Konstrukt/ Konstrukt: Gibt es einen Unterschied zwischen diesen drei Begriffen? Oder meint das hypothetische Konstrukt, das gleiche wie dieser Artikel?
  4. Quellenangaben: Die Literatur, die ich bis jetzt habe schreibt von "unbeobachbaren" Konstrukten (Westermann, 2000, S.31). Das gibt mir das Gefühl, dass es Konstrukte geben könnte, die direkt beobachbar sind, sonst bräuchte man doch den Zusatz "unbeobachtbar" nicht. Kennt jemand eine Quellenangabe, die belegt, dass ein Konstrukt etwas ist was nicht ohne selbst mit Hilfsmitteln niemals durch den Mensch wahrnehmbar ist?

--Christian stroppel 15:52, 7. Mär. 2009 (CET)

Aus Groeben/Westmeyers Kriterien psychologischer Forschung: Wenn Wissenschaft über Deskription der Phänomene hinausgeht, also Erklären oder Vorhersagen will, reichen Beobachtungsbegriffe nicht aus und theoretische Begriffe werden benötigt. „Theoretischer Begriff“ und das in der Psychologie gebräuchliche „Konstrukt“ sind Synonyme. Diese lassen sich unterscheiden in offene/hypothetische Konstrukte und geschlossene Konstrukte bzw. synonym intervenierende Variablen. -- Arno Matthias 17:21, 7. Mär. 2009 (CET)
Danke, für deine Antwort zur 2. und 3.(ich meinte 3. und 4.) Frage. Die Literatur [1] habe ich inzwischen bestellt. Mich überrascht, dass in diesem Zusammanhang auch noch der Begriff Mediatorvariable auftaucht, der Synonym zum Begriff intervenierende Variable sein soll.--Christian stroppel 15:40, 8. Mär. 2009 (CET)
Die Antwort auf Deine erste Frage steckt auch schon in meinem Beitrag. Mit „nicht beobachtbar“ ist immer „prinzipiell nicht beobachtbar“ (auch nicht mit Hilfsmitteln oder irgendwann einmal o.ä.) gemeint. Beispiel: Ich kann beobachten und mit Beobachtungsbegriffen (Carnap) beschreiben, dass ein Gegenstand zu Boden fällt. Die als Erklärung dienende Gravitation ist jedoch ein Konstrukt, ein (für immer) theoretischer Begriff.
Mediatorvariable ist laut Artikel ein mathematischer Begriff. -- Arno Matthias 16:10, 8. Mär. 2009 (CET)

Ich bin oben mit der Nummerierung etwas durcheinander gekommen und habe es korriegiert:

  • zu 1) Die Antwort zu Frage 1 ist mir noch etwas unklar. Als Konstrukt bezeichnet man also alles was man selbst mit Hilfmitteln niemals für den Mensch wahrnehmbar machen können wird. Ultraviolett und Bakterien sind kein Kontrukt, weil man diese mit Hilfsmitteln der menschlichen Wahrnehmung zugänglich machen kann. Wir haben hierbei so scheint mir auch die Theorie, im Hinterkopf, dass dies Dinge sind, die durch Sehen zugänglich sind. Das Problem wird deutlicher bei Atomen, bei denen es ja verschiedene Atommodelle gibt und man sich fragen kann ob das, was man mit einem Mikroskop jemals sehen könnte, wirklich dem entspricht, was da ist. Oder ob es nicht eher so wie bei einem Intelligenztest ist, der versucht etwas prinzipiell nicht Wahrnehmbares, wie Intelligenz, durch eine Operationalisierung in einen wahrnehmbaren Indikator zu transformieren. Rückwirkend kann man dann also bei Ultrviolett auch in Frage stellen, ob das was wir da sichtbar machen, vom Wesen her wirklich visuell ist. (Ich vermute das führt lagsam hin zur unterschiedlichen Auffassung von Carnap und Popper zu den Beobachtungssätzen) Mir gefällt der Begriff Dispositionsprädikat gut. Es heißt auf bei Westmeyer (1981) [1]S. 14. ‚zerbrechlich‘ sei ein solcher Dispositionsbegriff, also „eine Eigenschaft, die nicht unmittelbar und direkt zu beobachten ist, sondern sich in einem bestimmten Verhalten manifestiert - z. B., wenn Glas hinfällt, zerbricht es. Glas ist zerbrechlich, ‚zerbrechlich‘ ist ein Dispositionsbegriff, für den wir Manifestationsgesetze angeben müssen.“ Das zentralere Kriterium scheint mir momentan weniger, ob man Hilfsmittel benötigt, um etwas wahrnehmen zu können, sondern eher ob etwas permanent mit oder ohne Hilfmittel wahrnehmbar ist, oder ob es nur unter bestimmten Bedingungen zu etwas Wahrnehmbaren führt, was wir Indikator nennen. Könnte man also sagen Dispositionsbergriffe sind also allesamt Konstrukte? Gibt es Konstrukte, die keine Dispositionsbegriffe sind? Hierzu bin ich immernoch auf der Suche nach Quellenangaben.
  • zu 2) Das gesuchte Wort wäre also Beobachtungsbegriff:"„[...] Begriffe, die sich nur auch Beobachtbares beziehen, also auf Beobachtungsbegriffe (Carnap 1956) [...]“. [1] Westmeyer (1981) S. 59. Dann wäre Grün demnach ein Beobachtungsbegriff? Ist Ultraviolett dann auch ein Beobachtungsbegriff, obwohl man zum Wahrnehmen davon Hilfsmittel benätigt? Das gesuchte Gegensatzpaar währe dann Beobachtungsbegriff - Konstrukt? Setzt sich ein Beobachtungssatz aus mehreren Beobachtungsbergriffen zusammen?
  • zu 3) und 4) Westmeyer (1981) [1] schreibt auf S. 60-61: „Von zentraler Bedeutung im Rahmen wissnschaftlicher Theorien sind Begriffe, die sich nicht vollständig auf Beobachtungsbegrife zurückühren lassen, die theoretischen Begriffe. Statt von theoretischen Begriffen redet man in der Psychologie auch häufig von Konstrukten (Campbell &Fiske 1955; Cronbach & Meehl 1955; Herrmann 1969, 1973; Herrann & Stapf, 1971; Marx 1951) und unterscheidet dabei zwischen offenen und geschlossenen Konstrukten (Schneewind 1969, s.a. Pap 1958) bzw. zwischen hypothetischen Konstrukten und intervenierenden Variablen (MacCorquodale & Meehl 1948[2], s.a. Graumann 1960). Allerdigs handelt es sich nur bei den offenen bzw. hypothedischen um theoretische Begriffe im hier gemeinten Sinne. Intervenierende Variablen und geschossene Konstrukte sind - meist über funktionale Beziehungen - eindeutig mit anderen Beriffen verknüpft und vollständig au diese diese reduzierbar, d. h. durch sie explizit, kontextuel und oder bedingt definierbar. Zu den offenen Konstrukten gehören auch die Begriffe, die operationalisiert sind, sofern die Menge der Operationen nicht definitiv abgeschlossen ist, sondern Erweiterungen durch Aufnahme zusätzlicher Operationen mit ausreichender konvergenter Validität (Campbell & Fiske 1959) erlaubt.“ Demnach wäre das Lemma Hypothetisches Konstrukt nur ein Synonym für Konstrukt. Laut Quelle ist das Wort Konstrukt ein Synonym für das Wort theoretischer Begriff und damit nicht beobachtbar. Ob mit Hilfsmittel benutzt werden dürfen wird allerdings an dieser Stelle nicht thematisiert. Dass alle 5 Sinnesmodalitäten mir beobachten gemeint sind, kann man auch hiner nur vermuten.--Christian stroppel 15:17, 14. Mär. 2009 (CET)
Inzwischen habe ich die Einleitung etwas neutraler formuliert. Die naive Auffassung (und ethymologische Herkunft) von Wissen, Evidenz, Entdeckung, Wahrheit usw. sind zwar auf den Sehsinn abgestellt, wir sollten aber nicht Wissenschaftssprache und Normalsprache vermischen.
Das Wort "Konstrukt" macht deutlicher als "theoretischer Begriff", dass es sich auf etwas bezieht, was sich nicht in der Welt vorfindet, sondern (hilfsweise, meist zur Datenreduktion) vom Menschen gemacht wurde. -- Arno Matthias 16:08, 16. Mär. 2009 (CET)

„Die Grundkonstanten von LT werden , wie die von LO, in logische und deskriptive Konstanten eingeteilt. Das theoretische Vokabular VT sei die Klasse der deskriptiven Grundkonstanten von LT. Wir werden diese Konstanten häufig auch einfach ‚theoretische Terme‘ nennen. (Sie werden vielfach ‚theoretical constructs‘ oder ‚hypothetical constructs‘ genannt. Da aber das Wort ‚construct‘ ursprünglich für explizit definierte Terme oder Begriffe verwendet wurde, ist es hier besser, dieses Wort zu vermeiden und statt dessen die neutrale Wendung ‚theoretischer Term‘ oder ‚theoretischer Grundterm‘ zu gebrauchen. Diese Sprechweise scheint in besserem Einklang mit der Tatsache zu stehen, daß es im allgemeinen nicht möglich ist, explizite Definitionen für theoretische Terme auf der Grundlage von LO zu geben.)“ schreibt Carnap (1960)[3] auf S. 213.--Christian Stroppel 19:44, 18. Mär. 2009 (CET)

Einzelnachweise

  1. a b c d Groeben, N. und Westmeyer, H. (1981). Kriterien psychologscher Forschung. München: Juventa.
  2. Kenneth MacCorquodale and Paul E. Meehl: On a distinction between hypothetical constructs and intervening variables, in: Psychological Review, 1948, 55, S.95-107. (Link: http://psychclassics.yorku.ca/MacMeehl/hypcon-intvar.htm)
  3. Rudolf Carnap (Deutsche Übersetzung von Alfred Scheibal): Theoretische Begriffe der Wissenschaft. Eine logische und methodologische Untersuchung. In: G. Schischkoff (Hrsg.): Zeitschrift für philosophische Forschung. Bd. 14/Jg. 1960, S. 209-233 und S. 571-598

Ältere Diskussion

Plausibilität ersetzt Erklärungen nicht!

Bitte weiter ausführen: :1. Leider verstehe ich nicht ganz worauf dieser Satz hinauslaufen soll, denn entweder, ich bin Strohdumm oder ich verstehe meine eigene Muttersprache nicht. 2. Ich glaube ein Beispiel wäre angebracht!

--Keigauna 22:15, 8. Okt 2005 (CEST)

Mit diesem Satz meinte ich: (Beispiel Intelligenz) Wenn alle Welt es für plausibel hält, daß es abstrakte Intelligenz - quantifizierbare, vergleichbare - "irgendwie" gibt, dann kann nicht dadurch, daß jemand daherkommt und sagt, man könne sie eben nicht direkt beobachten, alle Leute, die Intelligenz toll finden, nun einen Freibrief haben, auf Teufel komm raus Tests konstruieren, die dann angeblich "indirekt beweisen" (plausibel machen), daß, weil man sich so sehr darum kümmert, die Intelligenz, auch wenn sie nicht beobachtbar sei, eben doch "irgendwie" existiert. Beweis: Sie läßt sich messen, wenn man sie (?) messbar macht! Dieselben Leute, die IQ-Tests konstruieren, finden es dann natürlich auch plausibel, daß man von Intelligenz abstrakt/quantifizierbar als Eigenschaft von jemandem reden kann, weil man sie doch gerade messbar gemacht hat. Dies ist auch ein Beispiel dafür, warum der Begriff Konstrukt so beliebt ist. Man muß einen Gegenstand nicht analysieren, man konstruiert ihn einfach: schon existiert er! Z.B. abstrakte Gegenstände/Begriffe, die man sich als quasi Realität herbeiwünscht, die sich aber letztlich einem rein ideologischen Bedürfnis verdanken - bei der Intelligenz eben dem Bedürfnis des quantitativen Vergleichens und Sortierens intelligenter Leistungen im Sinne einer "Wertigkeit" der den (Test-) Leistungen "vorgelagerten" Individuen. Geständig wird der ideologische Charakter des Begriffs z.B. auch bei dem Spruch: Gott ist ein Konstrukt (nicht direkt beobachtbar!?). Ja klar, was denn auch sonst! Gruß --Yacofred 23:34, 8. Okt 2005 (CEST)

der Freibrief, beliebige "Intelligenztests" zu konstruieren, ohne dass man eigentlich genau weiss, was man misst, ist in der Psychologie leider gegeben. Andreas König 18:47, 23. Sep. 2007 (CEST)

Gott ist ein Konstrukt Ja, ist er, denn er existiert ja in eigentlich jedes Menschen Kopf. Was ich aber für bedenklich halte ist die Aussage, dass Intelligenz ganz einfach messbar wäre, denn ich behaupte einfach mal, dass man sagen kann, dass selbst Menschen, die angeblich einen geringen gemessenen IQ haben, in ihrer ganzen Persönlichkeit doch wesentlich intelligenter reagieren und agieren, als ein studierter Kopf mit einem gemessenen Intelligenzqoutienten von 130 und mehr. Wobei ich Anwesende nicht beleidigen möchte in irgendeiner Form. Es heisst ja auch, jeder Konstruiert sich seine Welt selber. Das heisst nicht anderes, als dass die Menschen, jeder für sich seine eigene Wirklichkeit aufbaut und lebt und die kann natürlich so anders aussehen, dass man denken könnte, der eine lebt in Deutschland und der andere im finstersten Namibia obwohl sie vielleicht direkt nebeneinander wohnen. --Keigauna 19:26, 9. Okt 2005 (CEST)

Um Gott im Kopf zu haben, müßte es ihn ja geben - also wirklich, als "wahren Gott" und nicht als Gedanken über ihn. Da es "ihn" aber nicht gibt, sondern er nur die ideologische Funktionalität von sich ist, gibt es ihn auch nicht: Er ist insofern eben Konstrukt. Aber nicht, deshalb, weil er nicht direkt beobachtbar wäre oder weil man sich ihm erst noch geistig annähern müßte, wie diejenigen behaupten, die ernsthaft die im Artikel angesprochene Definition von Konstrukt propagieren, die ich kritisiert habe.
Meine Kritik am Konstrukt Intelligenz hast Du mißverstanden. Ich wollte darauf hinaus, daß Intelligenz eine falsche Abstraktion ist. Intellligenz ist immer eine bestimmte geistige Leistung/Wissen, die ihren Grund in vorangegangener Lern- und Denkarbeit hat - man kann sie gar nicht quantifizieren! Die Intelligenzforschung wird geständig in dem was sie tut - nämlich Intelligenz quantifizieren zu wollen - denn darin zeigt sich, daß es der Intelligenzforschung auf die abstrakte Vergleichbarkeit der Leistungen von Individuen ankommt - und zwar gleichgültig gegen den jeweiligen konkreten Inhalt der intelligenten Leistungen. Freunde des Intelligenzbegriffs wollen den Begriff nun retten, indem sie sagen er sei ein Konstrukt, weil Intelligenz nicht direkt beobachtbar sei. Dazu müßte sie - im Sinne eines geheimnisvollen Grundes für alles Intelligente im Individuum - aber irgendwie existieren, denn die Behauptung, daß sie nicht direkt beobachtbar sei, unterstellt daß es sie auf jeden Fall gäbe. Diesen "trickreichen" Begründungszusammenhang habe ich angegriffen.
Die von Dir angesprochenen Fragen, kommen bei der Kritik des Begriffs Konstrukt nicht vor. --Yacofred 20:32, 9. Okt 2005 (CEST)

Übersetzung gesucht

Der Abschnitt Konstrukt als Unterstellung müsste noch ins Deutsche übertragen werden. -- Arno Matthias 16:21, 8. Mai 2008 (CEST)

Link Indikator (Sozialwissenschaften)

Hallo, möchte auf vorstehende, aktuell wohl nicht genügend geklärte Verweisstelle aufmerksam machen, siehe dazu Diskusionsbeitrag Qualia. Diese Anmerkung bezieht sich auf folgende Textstelle:

Ein Konstrukt ist ein nicht empirisch erkennbarer Sachverhalt innerhalb einer wissenschaftlichen Theorie. Konstrukte sind somit gedanklicher bzw. theoretischer Natur. Das bedeutet nicht, dass der betreffende Sachverhalt nicht "existiert", sondern nur, dass er aus anderen, messbaren Sachverhalten (Indikatoren) erschlossen wird.

Für unbedarfte Leser wie für mich bedüfte es einer kleinen Erläuterung, was dieses Erschließen bedeutet. Bedeutet es Beweis? Oder bedeutet es Annährung an das Konstukt zur besseren Verständlichkeit, zur besseren Veranschaulichung? Können Indikatoren die Konstrukte widerlegen? Gruß --Anaxo 22:45, 23. Nov. 2009 (CET)

Ein Indikator ist ein "direkt beobachtbarer" (allgemeiner ein "wahrnehmbarer") Sachverhalt, der mit einem Beobachtungsbegriff bezeichnet werden kann. Beispiele für Beobachtungsbegriffe sind "grün", "lacht" oder "groß". Den Beobachtungsbegriffen können Zahlen zugeordnet werden. Diesen Vorgang bezeichnet man als Messung. Von einem Indikator wie "lacht" könnte man auf ein nicht direkt beobachtbares Konstrukt wie die "Humorvolle Persönlichkeit" schließen. Wenn nicht gelacht wird, ist nicht das Konstrukt widerlegt, sondern man geht davon aus, dass das Konstrukt oder die Eigenschaft "Humorvolle Persönlichkeit" bei der Person gering ausgeprägt ist. Es handelt sich dann also um eine humorlose oder ernste Person. An der Existenz des Konstrukts also der Existenz von dieser Persönlichkeitsseigenschaft bei allen Menschen wird deswegen nicht gezweifelt. Insgesammt sagt die Bezeichnung "Konstrukt" nichts darüber aus, ob das Konstrukt "real" existiert und nur "nicht direkt beobachtbar" ist oder ob es sich nur um eine gedankliche Hilfskonstruktion zur Vorhersage und Erklärung von Beobachtungen handelt. Wenn ein Konstrukt fälschlicherweise für real existent gehalten wird, obwohl es vielleicht nicht existiert spricht man von Reifikation. Wichtig ist, dass man von einem Indikator nur mit Wahrscheinlichkeit auf die Ausprägung des Konstrukts schließen kann. Es geht also in keinem Fall um einen "Beweis" nur um einen "Beleg"-- Christian Stroppel 21:49, 24. Nov. 2009 (CET)
Vielen Dank! ich halte diese Ausführungen persönlich für sehr überzeugend. Meine Fragen und Zweifel wurden voll und ganz behoben. Reifikation ist natürlich für mich zunächst mal ein Fremdwort. Klar es steckt irgendwie wohl auch die Verwechslung von Gedankending und Sinnesding darin, abgeleitet von lat. res, die Sache. Dies würde dann soviel bedeuten wie unbegründete Versachlichung von etwas (nämlich einem Gedankending), das („in Wirklichkeit“) gar nicht als ein Sinnending existiert, das natürlich objektive Gültigkeit beansprucht (Empirie) (→ Noumenon und Phainomenon). Hier scheint mir die Kantsche Philosophie ein wenig am Werk zu sein. Schopenhauers Kritik am Ding an sich ist ja auch der Punkt, den man als den „objektivistischen Standpunkt“ Kants bezeichnen könnte gegnüber dem von ihm selbst, Schopenhauer, stärker vertretenen „subjektivistischen“ oder „psychologistischen“ Standpunkt. Dies ist auch ganz und gar der Zusammenhang, der mich beschäftigt hat, nämlich die Rolle der Subjektivität. Kant hätte wohl anstelle von Reifikation eher von Hypostasierung gesprochen. --Anaxo 14:13, 27. Nov. 2009 (CET)


Konstrukt: "mathematisches Modell vor dem Hintergrund der mathematischen Theorie"

Gerne würde ich wie bei diversen Kommentaren angedeutet, den Begriff des Paradigma anführen. Um die Wortsemantik von "Konstrukt" oder seine semantische Kategorie zu umgrenzen mangelt es an diesen Aspekten.

mfg - 79.250.186.228 11:00, 13. Jan. 2012 (CET)

Gehört zum Begriff von Konstrukt auch Homer Simpsons Kunstwerk als er eine Hundehütte bauen will und sie nicht richtig gelingt?

Wenn die wp-Autoren die Artikel so schreiben würden, dass sie mit den Ontologien des (semantischen) Web 3.0 verarbeitbar wären, dann wäre dieser Schreibstil fast ein Paradigma. Insteressant hierzu ist vielleicht die Webseite: ontoworld.org

79.250.186.228 11:46, 13. Jan. 2012 (CET)

Definition ist mangelhaft

--Stefan B. Link (Diskussion) 13:25, 21. Jan. 2014 (CET) schreibt: Momentan steht im Lemma:

Ein Konstrukt ist ein nicht empirisch erkennbarer Sachverhalt innerhalb einer wissenschaftlichen Theorie.

Zwar ist ein Konstrukt ein Sachverhalt - aber was für ein Sachverhalt? Ein nicht-empirischer? Ja welcher denn? Man kann das positiv aussagen, z. B. so:

Ein Konstrukt ist ein Aussagensystem, in dem wenigstens ein theoretischer Begriff vorkommt, das heißt, dass dessen Begriffsmerkmale nicht oder nicht in allen Merkmalen beobachtbar sind (empirisch sind), sondern sie erklären Beobachtungen, ein Verhalten oder ein Handeln in einem angenommenen Wirkungsgeflecht (also funktional nach Ursachen, Abhängigkeiten, Folgen ...). Zum Beispiel sind Theorien Konstrukte wie die Relativitätstheorie oder die Evolutionstheorie, weil sie sich nicht in allem auf Beobachtbares zurückführen lassen, sondern in manchem "nur" erklärende Annahmen sind. Auch ein Modell wie z. B. das Strukturmodell der Psyche ist ein Konstrukt, weil seine Erklärungsbegriffe Es, Ich und Überich nicht beobachtbar sind, sondern ein Verhalten oder Handeln mehr oder weniger gut erklären.

Dieses Lemma hätte den Vorteil, dass es anschaulicher aussagt, was ein Konstrukt ist, weil es den zu definierenden Sachverhalt positiv benennt und begrifflich besser eingrenzt ("ist ein Aussagensystem": z. B. eine Theorie oder ein Modell), und weil zudem noch durch die begriffliche Verlinkung (Relativitätstheorie, Strukturmodell der Psyche) eine in Wikipedia schon vorkommende Anschauung dafür vorliegt.--Stefan B. Link (Diskussion) 13:25, 21. Jan. 2014 (CET)