Geislitz

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Geislitz
Gemeinde Linsengericht
Koordinaten: 50° 10′ 17″ N, 9° 12′ 52″ O
Höhe: 178 m ü. NHN
Fläche: 3,12 km²[1]
Einwohner: 1362 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 437 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. September 1970
Postleitzahl: 63589
Vorwahl: 06051

Geislitz (mit Hof Eich und Eichermühle) ist neben Altenhaßlau (Linsengericht), Eidengesäß, Großenhausen (mit Waldrode) und Lützelhausen, einer der fünf Ortsteile der Gemeinde Linsengericht im hessischen Main-Kinzig-Kreis.

Geographie

Der Ort liegt im Naturpark Hessischer Spessart auf einer Höhe von 137 bis 185 m ü. NHN, vier Kilometer südöstlich von Gelnhausen und zweieinhalb Kilometer südlich der Bundesautobahn 66, die von Hanau nach Fulda verläuft. Zu Geislitz gehören heute auch Hof Eich und Eichermühle, die historisch lange Zeit selbständig waren.

Geschichte

Altes Rathaus

Das Dorf wurde um 1370 erstmals in einem Gülteregister des Klosters Selbold als Gysilhartz urkundlich erwähnt. In späteren Urkunden wurde der unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Giselhartes (1398), Gysellertz (1508) und schließlich Geißlitz (1634).

Das Dorf gehörte im Mittelalter zum Gericht Altenhaßlau, aus dem sich das Amt Altenhaßlau entwickelte, das zur Herrschaft Hanau, später zur Grafschaft Hanau und schließlich zur Grafschaft Hanau-Münzenberg gehörte. Vor und nach der Reformation war das Dorf in Altenhaßlau eingepfarrt. Die Reformation schlug hier – wie in der gesamten Grafschaft Hanau-Münzenberg – nach 1597 die reformierte Richtung ein. 1648, am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde Geislitz als derjenige Ort beschrieben, in dem mit über 240 Personen die meisten Überlebenden zusammenkamen und ihn somit für einige Zeit zum größten Dorf der Umgebung machten.[3]

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Dorf Geislitz. 1821 kam das Dorf, nunmehr im Kurfürstentum Hessen genannten Hessen-Kassel gelegen, bei einer dort durchgeführten grundlegenden Verwaltungsreform zu dem neu gebildeten Landkreis Gelnhausen. Die erste Schule wurde 1911 erbaut. 1956 kamen das Rathaus und die evangelische Kirche hinzu.

Die Gemeinde Linsengericht wurde zum 1. September 1970 im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch den freiwilligen Zusammenschluss der vier bis dahin selbständigen Gemeinden Altenhaßlau, Eidengesäß, Geislitz und Großenhausen gegründet[4]. Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Lützelhausen in die Gemeinde Linsengericht, als Ortsteil eingegliedert[5]. Für alle Ortsteile von Linsengericht wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6] Mit der Kreisgebietsreform ging der Landkreis Gelnhausen dann 1974 im Main-Kinzig-Kreis auf.

Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Staaten, in denen Geislitz lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Geislitz 1362 Einwohner. Darunter waren 63 (4,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 216 Einwohner unter 18 Jahren, 534 zwischen 18 und 49, 378 zwischen 50 und 64 und 279 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 549 Haushalten. Davon waren 147 Singlehaushalte, 174 Paare ohne Kinder und 174 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 111 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 383 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung

Belegte Einwohnerzahlen sind:[1]

  • 1587: 25 Schützen, 3 Spießer
  • 1634: 34 Haushaltungen
  • 1753: 46 Haushaltungen mit 242 Personen
  • 1812: 60 Feuerstellen, 375 Seelen
Geislitz: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2011
Jahr  Einwohner
1812
  
375
1834
  
446
1840
  
485
1846
  
533
1852
  
536
1858
  
478
1864
  
463
1871
  
471
1875
  
490
1885
  
472
1895
  
516
1905
  
485
1910
  
535
1925
  
603
1939
  
676
1946
  
875
1950
  
862
1956
  
865
1961
  
894
1967
  
1.024
1970
  
1.044
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.362
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 464 evangelische (= 98,31 %), 8 katholische (= 1,69 %) Einwohner[1]
• 1961: 725 evangelische (= 81,10 %), 142 katholische (= 15,88 %) Einwohner[1]

Öffentliche Einrichtungen

Kindertagesstätte

Träger der Kita „Die Brunnenkinder“ in Geislitz ist die Gemeinde Linsengericht. Sie bietet Platz für bis zu 45 Kindern im Alter zwischen 2 und 6 Jahren. Sie werden von acht pädagogischen Fachkräften betreut[10].

Schulen

1840 wurde in Geislitz eine neue Schule eingeweiht. Seit der Einweihung der Gemeinschaftsschule Eidengesäß-Geislitz, 1963, besuchen die Geislitzer Kinder diese Schule.[3] Die „Geisbergschule“ ist eine reine Grundschule[11]. Weitere Schulen in der Gemeinde sind:

  • Grund- und Hauptschule Altenhaßlau, die heutige „Haselaschule“[12]
  • Martinsschule, eine Förderschule für den Schwerpunkt geistiger Entwicklung, seit 1980[13]
  • Montessori-Schule[14]

Kulturdenkmäler

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Linsengericht (Hessen)#Geislitz

Trivia

Das in der Napoleonischen Zeit sich entwickelnde Bandenwesen im Spessart und Odenwald berührte auch Geislitz. Im Januar 1807 drang der Odenwälder Räuber und Dieb Heusner, genannt Roter Hannadam, „mit seinem Bruder Stephan und drei Mittätern in das Haus des Schultheißen Geiger in Geislitz bei Gelnhausen ein. Die Frau des Schultheißen erschlug Heusner mit der Axt, der Sohn wurde von einem Mittäter erschlagen. Die Bande brach eine Truhe mit Geld auf und machte sich davon, um die Beute zu teilen; der Schultheiß überlebte“. Heusner büßte einige Jahre später seine Taten mit dem Tode durch Enthauptung.

Literatur

  • Walter Engel: Die urkundlichen Ersterwähnungen der Linsengerichter Ortsteile in einer kurzen Zusammenfassung – Altenhaßlau – Eidengesäß Geislitz mit Hof Eich, Großenhausen mit Waldrode – Lützelhausen. In: Mitteilungsblatt des Zentrums für Regionalgeschichte 30 (2005), S. 6. ISSN 0940-4198
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926., S. 159.
  • Literatur über Geislitz nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Geislitz, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 82;.
  3. a b Geschichte Geislitz, aufgerufen 10. Dezember 2021
  4. Zusammenschluss der Gemeinden Altenhaßlau, Eidengesäß, Geislitz und Großenhausen im Landkreis Gelsnhausen zur neuen Gemeinde „Linsengericht“ vom 28. August 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 37, S. 1785, Punkt 1673 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,9 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 362.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 284 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Linsengericht, abgerufen im November 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 198 f. (online bei Google Books).
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  10. Kita Brunnenkinder, aufgerufen am 10. Dezember 2021
  11. Geisbergschule, aufgerufen am 9. Dezember 2021
  12. Haselaschule Altenhasslau. Schulwegweiser, abgerufen im Jahr 2020.
  13. Martinsschule Linsengericht, aufgerufen am 10. Dezember 2021
  14. Montessori-Schule mit Kindergarten, aufgerufen am 10. Dezember 2021