Fahne und Wappen des Kantons Aargau
Das Wappen des Kantons Aargau ist in Schwarz und Blau gespalten. Rechts drei weisse (heraldisch: silberne) Wellen und links drei (2,1) weisse fünfstrahlige Sterne. Es wurde nach der Kantonsgründung im Jahr 1803 eingeführt. In den ersten Jahren waren die Sterne manchmal auch untereinander angeordnet, z. B. auf Münzen. Das heutige Wappen erhielt in dieser Form (mit der Anordnung der Sterne 2 oben, 1 unten) erst 1930 seinen definitiven Status.
Blasonierung
Die korrekte Blasonierung des Wappens lautet: Gespalten rechts in Schwarz ein silberner Wellenkamm, links in Blau drei fünfstrahlige silberne Sterne.[1]
Entstehung
Nach der Einführung der Mediationsakte im Jahr 1803 wurden die sechs neu gebildeten Kantone St. Gallen, Graubünden, Thurgau, Tessin, Waadt und Aargau aufgefordert, ein eigenes Kantonswappen einzuführen. Am 20. April 1803 legte Samuel Ringier aus Zofingen, selbst Mitglied der Regierungskommission, auftragsgemäss der aargauischen Regierung einen Entwurf vor. Abgesehen von einigen Details wird das Wappen heute noch so verwendet. Da zeitgenössische Aufzeichnungen über die Bedeutung des Wappens nicht überliefert sind, haben sich vier Deutungen entwickelt; eine mythische, eine volkstümliche und zwei historische.
- Mythische Deutung: Die Gestaltung des Wappens verweist auf die vier Elemente. Das schwarze Feld steht für Erde, das blaue Feld für Luft, die Wellenbalken für Wasser und die Sterne für Feuer.
- Volkstümliche Deutung: Die rechte (heraldisch linke) Schildhälfte mit den Wellenbalken steht für den Aare-Gau, also gesamthaft für den Aargau. Die drei Sterne in der linken (heraldisch rechten) Schildhälfte für die brüderliche Vereinigung der drei Konfessionen: katholisch, reformiert und jüdisch.
- Erste historische Deutung: Das schwarze Feld stellt den Kanton mit der Aare als Ganzes dar. Die Sterne im blauen Feld verweisen auf die während der Helvetik eigenständigen Kantone Aargau, Baden und Fricktal.
- Zweite historische Deutung (älteste Deutung, 1844, und heute am verbreitetsten): Das (heraldisch) rechte Feld repräsentiert den von der Aare durchflossenen Berner Aargau, Schwarz symbolisiert hierbei den dunklen fruchtbaren Boden, die Wellenlinien die Aare, die drei weissen (heraldisch silbernen) Sterne im blauen Feld repräsentieren die Grafschaft Baden, die Freien Ämter und das Fricktal, die Farbe Blau symbolisiert den Wasserreichtum. Bei dieser Deutung wird manchmal auch die konfessionelle Ausprägung des Kantons berücksichtigt, da der Berner Aargau reformiert und die drei anderen Teile katholisch geprägt sind.
Die Anordnung der drei Sterne wurde nicht festgelegt. Je nach Verwendungszweck variierte so deren Position von zwei oben, einer unten (2,1), zwei (heraldisch) rechts einer links (1,1,1) oder in der Pfahlstellung, also alle in einer Reihe untereinander. Im Jahre 1930 wurde die Anordnung der Sterne dann auf 2,1, also die heutige Variante, per Dekret festgelegt («vorab im amtlichen Gebrauch»). Dadurch sollte das Wappen als Hoheitszeichen vor markenmässigem Gebrauch geschützt werden.
Regionalwappen
Der grösste Teil des Gebiets des heutigen Kantons Aargau war von 1415 bis 1798 Untertanengebiet der Eidgenossen. Während Bern den westlichen Teil allein beherrschte, war der Osten in zwei gemeine Herrschaften unterteilt, die von den mehreren der acht alten Orte abwechselnd verwaltet wurden. Das Fricktal im Nordwesten wiederum blieb bis 1799 Teil von Vorderösterreich.
Die Stadt Bern beherrschte im Westen den sogenannten Berner Aargau (Bezirke Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen). Der aufsteigende Berner Bär blieb auch nach der Kantonsgründung als einigendes Symbol erhalten und ist heute noch auf zahlreichen historischen Gebäuden zu sehen, wie z. B. den ehemaligen Sitzen der Berner Landvögte.
Das Wappen der «Freien Ämter» (Bezirk Muri sowie das westlich der Reuss gelegene Gebiet des Bezirks Bremgarten) (heute Freiamt) im Südosten geht auf ein gelb-blaues Banner zurück, das Papst Julius II. 1512 dem Freiämter Regiment während der Italienischen Kriege verlieh. Das Wappen erschien erstmals auf Grenzsteinen, die 1598 an der Grenze zum Berner Aargau aufgestellt wurden und eine goldene Martersäule zeigt, die von einem silbernen Strick umwunden wird. Es gibt zwei Varianten, die gleichberechtigt nebeneinander existieren, eine mit einem blau-gelb geteilten Feld und eine mit einem ungeteilten blauen Feld.
Die Grafschaft Baden (Bezirke Baden und Zurzach sowie das östlich der Reuss gelegene Gebiet des Bezirks Bremgarten) im Nordosten verwendete das Wappen der Stadt Baden. Es zeigt auf weissem Grund einen schwarzen Pfahl unter rotem Schildhaupt und wurde 1381 erstmals urkundlich erwähnt. Die erste Darstellung in Wappenform wurde 1441 in Eisen gegossen über dem Tor des Stadtturms angebracht.
Der kurzlebige Kanton Fricktal (Bezirke Laufenburg und Rheinfelden) verwendete 1802 und 1803 als amtliches Siegelmotiv ein Wappen, das auf weissem Feld ein grünes Lindenblatt zeigt. Es geht zurück auf ein Siegel der Vogtei Homburg in der Region Frick aus dem Jahr 1530. Das Wappen steht nicht nur für das Fricktal im Allgemeinen, sondern wird seit 1872 auch von der Gemeinde Schupfart (bis 1931 auch von der Gemeinde Frick) verwendet.
Literatur
- Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen Kanton Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 61.
- Louis Mühlemann: Wappen und Fahnen der Schweiz. 3. Auflage. Bühler-Verlag, Lengnau 1991, ISBN 3-9520071-1-0.
- Christophe Seiler, Andreas Steigmeier: Geschichte des Aargaus. Illustrierter Überblick von der Urzeit bis zur Gegenwart. 2. durchgesehene Auflage. AT-Verlag, Aarau 1998, ISBN 3-85502-410-3, S. 88.