Friedrich Schütter

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Friedrich Schütter

Friedrich „Fiete“ Schütter (* 4. Januar 1921 in Düsseldorf; † 17. September 1995 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler, Hörspielsprecher, Synchronsprecher und Mitbegründer des Ernst-Deutsch-Theaters.

Leben

Die Familie eines Hotelbesitzers wanderte 1922[1] nach Brasilien aus, wo Sohn Friedrich in Goyaz und São Paulo brasilianische Schulen besuchte. 1932 kehrte er nach Deutschland zurück. Der Hamburger Oberrealschüler brachte es beim Jungvolk der Hitlerjugend bis zum Bannführer in Hamburg-Bergedorf.[2] 1937 ging er bis 1939 wieder nach São Paulo, wo er eine Lehre im Hotelfach absolvierte und in den väterlichen Gastronomiebetrieben arbeitete. Hier betätigte er sich in seiner Freizeit erstmals als Laiendarsteller.

Ab 1939 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und wurde mehrmals schwer verwundet. 1941 bis 1945 diente er als Soldat an der Ostfront und kam mit den Truppen bis in den Kaukasus.[3] Nach seiner Heimkehr 1946 gab er sein Debüt als Schauspieler an der Niedersachsenbühne in Goslar. Von 1947 bis 1949 nahm er Schauspielunterricht bei Walter Falk und Helmuth Gmelin in Hamburg. 1947 trat er in Hamburg an der Bühne „Die Rampe“ auf, dann am Theater im Zimmer. Ab 1949 gehörte er zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses.

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Das private Ernst Deutsch Theater in Hamburg-Mundsburg mit roter Säule auf dem Friedrich-Schütter-Platz.

1951 gründete Schütter zusammen mit dem Schauspieler Wolfgang Borchert (nicht identisch mit dem 1947 verstorbenen Schriftsteller) das Junge Theater in Hamburg. Ziel der beiden Gründer war es vor allem, ein Forum für zeitgenössische Dramatik wie auch eine Bühne für die Nachwuchsförderung zu schaffen. Erste Spielstätte war die historische Brücke in den Großen Bleichen. Von dort ging es 1952 in die Neue Rabenstraße, 1956 in die Marschnerstraße (heute: Theater an der Marschnerstraße) und schließlich 1964 an die Mundsburg.

Am 22. März 1973, dem vierten Todestag von Ernst Deutsch, wurde das Junge Theater als Reminiszenz an dessen vorangegangene, herausragende Darstellung von Lessings Nathan der Weise in Ernst-Deutsch-Theater umbenannt. Bis zu seinem Tod 1995 war Friedrich Schütter Direktor des Theaters; seine Nachfolge trat seine dritte Ehefrau Isabella Vértes-Schütter, die er 1990 geheiratet hatte, an.[4]

Grab von Friedrich Schütter Bergedorfer Friedhof Abt. 46 GrabNr 81a+81b.

Ab den späten 1950er Jahren machte sich Schütter einen Namen als Schauspieler. Er trat in Kinofilmen und unzähligen Fernsehserien auf, so in Stahlnetz, Cliff Dexter, Percy Stuart, Hafenpolizei, Tatort, Schwarz Rot Gold oder Der Landarzt. 1967 sah man ihn als Grigori Jewsejewitsch Sinowjew als einer der Hauptdarsteller in dem fünfteiligen dokumentarischen Fernsehfilm Bürgerkrieg in Rußland mit Nikolaj Rytkov, Friedrich G. Beckhaus, Hubert Suschka und Albert Venohr in weiteren Hauptrollen – Wolfgang Schleif führte Regie in dieser ZDF-Produktion. 1986 stand er unter der Regie von Edwin Marian in dem Politthriller „Cortuga“ gemeinsam mit Angélique Duvier, Heiner Lauterbach und Sissi Höfferer vor der Kamera.

Eine seiner bekanntesten Rollen war die des Chauffeurs Kröger in Das Erbe der Guldenburgs. Kurz vor seinem Tod spielte er mit der Titelrolle in dem Fernsehfilm Molls Reisen eine seiner wenigen Hauptrollen. Ab 1979 war Schütter mit der Schauspielerin Angélique Duvier verheiratet, mit der er auf der Bühne in vielen großen Rollen zu sehen war, so in Antigone, Der kaukasische Kreidekreis, Eurydice oder Mutter Courage. 1987 trennte sich das Paar nach elf gemeinsamen Jahren.

Als Synchronsprecher war Schütter untrennbar mit dem kanadischen Schauspieler Lorne Greene verbunden, den er als Ben Cartwright in Bonanza und auch in Kampfstern Galactica sprach. In der Fernsehserie Magnum sprach er in der Synchronisation der ARD (Originalstimme: Orson Welles) die Figur des Robin Masters. Unvergesslich ist seine sonore Stimme auch durch die Sprechgesangfassung der Desiderata (Segenswünsche) auf seiner Langspielplatte Ein Mensch[5] (1971).

Auch als Hörspielsprecher war er viele Jahre tätig, zunächst beim NWDR Hamburg, dann meist beim NDR und bei Radio Bremen. Darüber hinaus führte er auch Regie bei fünf Mundart-Hörspielen. 1995 erlag Friedrich Schütter einem Krebsleiden. Er wurde auf dem Friedhof in Hamburg-Bergedorf (Abt. 46 GrabNr 81a+81b) beigesetzt.[6]

Sein Enkel ist der Schauspieler David Schütter.

Ehrungen

1971 erhielt Friedrich Schütter den Ehrenpreis Silberne Maske der Hamburger Volksbühne. 1984 bekam er die Auszeichnung als Ehren-Schleusenwärter. Die der Senat der Stadt Hamburg ehrte ihn 1991 mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft.

Der Platz vor dem Ernst-Deutsch-Theater wurde 2002 nach dem Mitbegründer in Friedrich-Schütter-Platz[7] benannt.

Filmografie (Auswahl)

Hörspiele

Als Sprecher

  • 1949: Sternschnuppen – Regie: Gustav Burmester
  • 1949: Frauen ohne Hafen – Regie: Gustav Burmester
  • 1950: Fünftausend Dollar Belohnung – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1950: Der Mann an der Brücke – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1950: Ein Tag wie morgen – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1950: Fridtjof Nansen – Regie: Curt Becker
  • 1950: Das Hopkins-Manuskript – Regie: Gustav Burmester
  • 1950: Duval fällt die Treppe rauf – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1950: Unter der grünen Erde – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1950: Einer zahlt seine Schuld – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1951: Der Kirschblütenzweig – Regie: Detlof Krüger
  • 1951: Der Ruf ins Leere – Regie: Hans Lietzau
  • 1951: Der Weg zum Weltraumschiff – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1951: Europa – Traum oder Wirklichkeit – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1951: Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand (nach Johann Wolfgang von Goethe) – Regie: Hans Lietzau
  • 1952: Kasan liegt an der Strecke nach Sibirien (nach Otto Heinrich Kühner) – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1952: Der Quickborn – Regie: Hans Freundt
  • 1953: Gobsch – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1953: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück; Folge: Der Verkehrsunfall – Regie: Gerd Fricke
  • 1953: Sonntagsschule für Negerkinder (Die grünen Weiden) – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1954: Die Sache mit Fadenherr (von Josef Martin Bauer) – Regie: Kurt Reiss
  • 1954: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück; Folge: Die verhängnisvollen Strahlen – Regie: Gerd Fricke
  • 1954: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück; Folge: 1,9 pro mille – Regie: Gerd Fricke
  • 1954: Die Grenze – Regie: Gerlach Fiedler
  • 1954: Die Feigenblattgondel – Regie: Ludwig Cremer
  • 1954: Nimm mich mit, Kapitän – Regie: Günter Jansen
  • 1955: Der Kommandant – Regie: Gerlach Fiedler
  • 1955: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück; Folge: Recht oder Rache – Regie: Gerd Fricke
  • 1955: Kress wird geheilt (von Erwin Wickert) – Regie: Gustav Burmester
  • 1955: Prozeßakte Vampir (Mehrteiler) – Regie: Hans Gertberg
  • 1955: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück; Folge: Brandserie im Kreis Rechlitz – Regie: Gerd Fricke
  • 1955: Die Goldmine des verlorenen Holländers – Regie: Gerlach Fiedler
  • 1955: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück; Folge: Das Bild auf dem Schreibtisch – Regie: Gerd Fricke
  • 1956: Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück; Folge: Die Lokomotive in der Tasche – Regie: Gerd Fricke
  • 1957: Pythagoras ward'n Kerl – Regie: Günter Jansen
  • 1957: Dat Wunnerkind – Regie: Günter Jansen
  • 1957: Moselfahrt – Regie: Gerda von Uslar
  • 1957: Der Telefonist (Berlin Sommer 1944) – Regie: Hans Rosenhauer
  • 1958: Die Vögel – Regie: Carl Nagel
  • 1958: Die Gartengesellschaft – Regie: Oswald Döpke
  • 1958: Pinch und Patchwork – Regie: Günter Siebert
  • 1958: Leege Fracht – Regie: Günter Jansen
  • 1958: Pythagoras ward 'n Keerl – Regie: Günter Jansen
  • 1959: Die Jagd nach dem Täter; Folge: Der Sturz vom Motorrad – Regie: S. O. Wagner
  • 1959: Aufgabe von Siena – Regie: Kurt Reiss
  • 1961: Storm in de Nacht – Regie: Heinz Lanker
  • 1962: Dat Düvelsspill – Regie: Hans Tügel
  • 1962: Besöök op Mettenwarft – Regie: Otto Lüthje
  • 1962: Besuch im Pfarrhaus – Regie: Kraft-Alexander zu Hohenlohe-Oehringen
  • 1962: Een ward fehlen ... – Regie: Curt Timm
  • 1962: Wiedersehen mit Penzberg – Regie: Wolfgang Schwade
  • 1963: Die Jagd nach dem Täter; Folge: Der Tod reist mit dem Zirkus (von Harald Vock) – Regie: S. O. Wagner
  • 1963: Strenger Abschied – Regie: Walter Knaus
  • 1963: Der Fall Hofrichter – Regie: Günter Siebert
  • 1964: Nachricht aus Caracas – Regie: Günter Siebert
  • 1967: Pastorale 67 (von Otto Heinrich Kühner) – Regie: Fritz Schröder-Jahn
  • 1968: Ein Fall für Peter Chambers – Regie: Otto Kurth
  • 1969: Aufstieg und Fall des Sammy Posnett – Regie: Otto Kurth
  • 1970: Die Leichenangel – Regie: Hans Rosenhauer
  • 1970: Kein Kündigungsgrund – Regie: Wolfgang Schenck
  • 1971: Horst M.: Lebenslänglich – Regie: Günter Siebert
  • 1971: De Slankheitskur – Regie: Karl-Heinz Kreienbaum
  • 1972: Einmal ist jeder dran – Regie: Walter Adler und Bernd Lau (auch Autor)
  • 1974: Der Kommissar oder Allmähliche Verfertigung eines Detektivs beim Lesen – Regie: Hartmut Kirste
  • 1974: Kühlmannopolis oder der entschrittene Schritt – Regie: Klaus Mehrländer
  • 1974: Besuch aus dem Weltraum 1 / Eine Sonne explodiert – Regie: Gerd von Haßler
  • 1981: Draculas Insel (Folge 10 der Europa Gruselserie) – Regie: Heikedine Körting
  • 1982: De Düvelsbarg – Regie: Heinz Jürgen Ott
  • 1983: Handgeschnitzte Särge (nach Truman Capote) – Regie: Horst H. Vollmer
  • 1984: Ein vermaledeit klebriger Winter auf dem Schlafzimmerbahnhof der Katja Schoheija – Regie: Horst Loebe
  • 1986: Die Herzmaschine – Regie: Hans Helge Ott
  • 1992: Der Herr der Ringe (nach J. R. R. Tolkien) – Regie: Bernd Lau
  • 1992: Auf den Flügeln von Adlern – Regie: Burkhard Schmid

Als Regisseur

Als Sprecher und Regisseur

  • Een Deern vun veertig

Literatur

  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen. Georg Müller Verlag. München Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 950.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 630.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 204.
  • Georg Zivier: Ernst Deutsch und das Deutsche Theater. Fünf Jahrzehnte Deutscher Theatergeschichte. Der Lebensweg eines Großen Schauspielers. Haude & Spener, Berlin 1964.

Weblinks

Commons: Friedrich Schütter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Auswanderung 1922 laut Langen Müller's Schauspielerlexikon der Gegenwart, laut dtv-Theaterlexikon erfolgte die Auswanderung 1925
  2. so in:Randbemerkungen, abgerufen am 11. September 2012.
  3. Geschichte des Ernst-Deutsch-Theaters (PDF-Datei; 34 kB) abgerufen am 12. September 2012
  4. Bericht über Isabella Vértes-Schütter auf Abendblatt.de; abgerufen am 11. April 2013
  5. EAN: 0706301587225, Hersteller-Nr.: 0630158722
  6. knerger.de: Das Grab von Friedrich Schütter
  7. Friedrich-Schütter-Platz (Memento vom 22. Oktober 2008 im Internet Archive)