Haingrund
Haingrund Gemeinde Lützelbach Koordinaten: 49° 45′ 33″ N, 9° 5′ 49″ O
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Höhe: | 246 m ü. NHN |
Fläche: | 8,08 km²[1] |
Einwohner: | 960 (30. Jun. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 119 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Februar 1971 |
Eingemeindet nach: | Steinbachtal |
Postleitzahl: | 64750 |
Vorwahl: | 06066 |
Haingrund ist ein Ortsteil der Gemeinde Lützelbach im südhessischen Odenwaldkreis.
Geographie
Mehr als drei Viertel der Gemarkung, nämlich 638 Hektar, sind Wald. Haingrund ist ein langgestrecktes Straßendorf im Tal des Steinbachs mit knapp 1.000 Einwohnern.
Geschichte
Chronik
Die Siedlungsgeschichte ist nur lückenhaft erforscht. In römischer Zeit gab es in der Waldabteilung „Windlücke“ ein kleines Kastell des Odenwaldlimes und mehrere Wachtürme; eine zivile Ansiedlung ist nicht nachgewiesen.
Ab dem 12./13. Jahrhundert bestehen wohl zwei Siedlungen: zum einen „Walderlebach“ im Bereich des heutigen Unterdorfs oder noch weiter talabwärts gelegen, wahrscheinlich eine Filialsiedlung des benachbarten mainzischen Wörth am Main; zum anderen das breubergische „Hennegrund“ im Bereich des Oberdorfs. Ab 1806 ist „Haingrund“ alleiniger amtlicher Ortsname der beiden inzwischen zusammengewachsenen Siedlungen. 1806 fiel der Ort an das Großherzogtum Hessen.
Nach Auflösung der alten Amtsstruktur 1822 fiel der Ort in den Zuständigkeitsbereich des Landgerichts Höchst, nach der Reichsjustizreform von 1877 ab 1879 in den des Amtsgerichts Höchst im Odenwald.
Bis 1848 wurde Haingrund von der benachbarten Gemeinde Seckmauern mitverwaltet. Ab 22. November 1848 erhielt der Ort eine eigene Bürgermeisterei. Am 1. Februar 1971 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen der freiwillige Zusammenschluss mit Seckmauern zur Gemeinde Steinbachtal,[3] die ihrerseits am 1. August 1972 in der Gemeinde Lützelwiebelsbach aufging, die seit dem 1. Juli 1973 Lützelbach heißt.[4] Für Haingrund wurde wie für jeden Ortsteil der neugeschaffenen Gemeinde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung errichtet.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Haingrund lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[5][6]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, 1⁄2 Grafschaft Erbach-Schönberg, Herrschaft Breuberg/ 1⁄2 Fürstentum Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Zent Lützelbach
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Amt Breuberg (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Amt Breuberg (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- ab 1822: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Erbach (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung)
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- ab 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- am 1. Februar 1971 als Ortsteil zur Gemeinde Steinbachtal
- am 1. August 1972 als Ortsteil zur Gemeinde Lützelwiebelsbach (ab 1. August 1973 Gemeinde Lützelbach)
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis
Einwohnerentwicklung
Einwohnerzahlen
- 1730: 5 wehrfähige Männer und 4 Beisassen (Haingrund), 4 wehrfähige Männer und 3 Beisassen (Walterlebach)[5]
- 1961: 358 evangelische (= 64,97 %), 191 katholische (= 34,66 %) Einwohner[5]
Haingrund: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 411 | |||
1840 | 452 | |||
1846 | 511 | |||
1852 | 507 | |||
1858 | 502 | |||
1864 | 444 | |||
1871 | 415 | |||
1875 | 435 | |||
1885 | 426 | |||
1895 | 429 | |||
1905 | 421 | |||
1910 | 418 | |||
1925 | 389 | |||
1939 | 431 | |||
1946 | 527 | |||
1950 | 530 | |||
1956 | 517 | |||
1961 | 551 | |||
1967 | 673 | |||
1970 | 713 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 927 | |||
2015 | 941 | |||
2020 | 960 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[5]; Gemeinde Lützelbach[2]; Zensus 2011[7] |
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Haingrund 927 Einwohner. Darunter waren 24 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 192 Einwohner unter 18 Jahren, 375 zwischen 18 und 49, 204 zwischen 50 und 64 und 156 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 387 Haushalten. Davon waren 87 Singlehaushalte, 117 Paare ohne Kinder und 144 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 66 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 267 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]
Religion
Die evangelischen Christen gehören zur Kirchengemeinde Seckmauern, die katholischen zur Pfarrgemeinde Seckmauern (Pfarrgruppe Lützelbach). Die katholische Kirche am Ort (Hl. Kreuz, erbaut 1956) wird zweimal im Monat auch von der evangelischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wie viele Odenwalddörfer besaß Haingrund niemals größere Wirtschaftskraft; die Bevölkerung war weit überwiegend in Land- und Forstwirtschaft tätig, wobei die enge Tallage für widrige Bedingungen sorgte. Auch aus diesem Grund gibt es bis heute keine größeren Gewerbeflächen.
Größter Betrieb am Ort ist die Fa. Tartler Zeltbau AG. Neben kleineren Handwerks- und Handelsfirmen ist in Haingrund auch die Firma Franpack, ein bedeutender Anbieter von Verpackungsmaschinen, ansässig. Viele Einwohner pendeln in die benachbarten Industriestandorte Neustadt und Elsenfeld.
In Haingrund befindet sich das Funkfeuer KNG (König NDB).
Freizeit & Tourismus
In der 1878 erbauten "Alten Schule", Erbacher Straße 1, existiert seit 2021 das amateurgeführte "Yesterchips Heimcomputer- und Spielekonsolenmuseum".
Der rund neun Kilometer lange Wanderweg "HG1" führt um den gesamten Ort.
In der Nähe des Sportplatzes befinden sich die Überreste des römischen Kleinkastells Windlücke, welches am dortigen Verlauf des Limes stand. Zur Veranschaulichung wurde 2021 ein Modell des Kastells dort errichtet.
Weblinks
- Webauftritt der Gemeinde Lützelbach
- Ortsteile. In: Internetauftritt. Gemeinde Lützelbach, archiviert vom Original am 28. Oktober 2012; abgerufen am 3. September 2018.
- Haingrund, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Haingrund nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- ↑ Lützelbach in Zahlen. In: Internetauftritt. Gemeinde Lützelbach, abgerufen im Oktober 2020.
- ↑ a b Haushalt 2021. (PDF; 629 kB) Vorbericht. In: Webauftritt. Gemeinde Lützelbach, abgerufen im Mai 2021.
- ↑ Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 24 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 und 359.
- ↑ a b c d Haingrund, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 36 und 90 .