Helmut Markwort

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Markwort im Jahr 2005 in Berlin

Helmut Markwort (* 8. Dezember 1936 in Darmstadt) ist ein deutscher Journalist, Schauspieler, Medienunternehmer und Politiker (FDP). Er entwickelte das Konzept des Magazins Focus mit, war von 1993 bis 2010 dessen Herausgeber und wurde danach dessen Mitherausgeber. Zudem übernahm er Führungspositionen in verschiedenen Firmen des Burda-Konzernes. Bei der Wahl zum Bayerischen Landtag im Oktober 2018 wurde er für die FDP in den Landtag gewählt und war dessen Alterspräsident.[1]

Leben

Jugend

Helmut Markwort (rechts), 2013 in Hannover

Markwort wurde als Sohn des Justizamtmanns August Markwort und dessen Frau Else, geb. Volz, in Darmstadt geboren. Im Zweiten Weltkrieg kam seine Familie bei Verwandten in Rodach unter. Dort besuchte er die Volksschule, für zwei Jahre das Gymnasium Casimirianum in Coburg und legte das Abitur am humanistischen Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt ab.

Journalismus

Nach einer journalistischen Ausbildung 1955/1956 war Markwort von 1956 bis 1966 im Lokaljournalismus bei verschiedenen Zeitungen in Darmstadt, Wuppertal, Nürnberg und Düsseldorf tätig, schrieb für Die Zeitung des Verlegers Waldemar Schweitzer und stand der Düsseldorfer stern-Redaktion vor.

1966 bis 1970 leitete er die Programmzeitschrift Bild+Funk, danach wechselte er zu Gong (1970–1979). Markwort entwickelte während der Tätigkeit beim Gong Printmedien wie die aktuelle und Ein Herz für Tiere.[2]

Von 1985 bis 1991 war Markwort Geschäftsführer von Radio Gong 2000 und wurde 1985 geschäftsführender Gesellschafter der Medienpool GmbH, die sich 1988 an Antenne Bayern beteiligte.[3]

Im Juni 1992 wechselte Markwort zu Hubert Burda Media. Als Vorstandsmitglied prägte er die Schweriner Volkszeitung und ab 1993 als Chefredakteur das Nachrichtenmagazin Focus, das als Alternative zum Spiegel konzipiert wurde. Focus erzielte eine relativ hohe Auflage[4] und wurde durch das Wirtschaftsblatt Focus-Money[5], dessen Herausgeber er ist, sowie Focus TV und Focus Online, deren Geschäftsführer er seit 1996 ist[6], ergänzt. Der Werbespruch des Focus „Fakten, Fakten, Fakten und immer an die Leser denken“ wurde zum geflügelten Wort. Dieser wurde vom Karikaturisten Olaf Schwarzbach im Berliner Stadtmagazin Zitty als „Ficken, Ficken, Ficken“ humoristisch verarbeitet. Nach einer Klage von Markwort gegen die Zeitschrift druckte das Satiremagazin Titanic die Karikatur nach. Das zog eine schließlich erfolglose[7] Klage seitens Markworts nach sich.[8]

Seit 1994 hat Markwort die Position des alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführers der Burda Broadcast Media GmbH inne. Dezember 2001 bis Juli 2004 war er Aufsichtsratsvorsitzender der „Tomorrow Focus AG“. Von Juni 2002 bis Herbst 2010[9] war er Aufsichtsratsvorsitzender der Playboy Deutschland Publishing.[10]

Laudatio von Markwort auf Henryk Broder, 2007

Markwort zog sich im Herbst 2010 als Focus-Chefredakteur zurück. Sein Nachfolger wurde Wolfram Weimer, der vom politischen Magazin Cicero kam. Markwort war bis Ende 2016 Herausgeber von Focus.[11] Von Jahresbeginn 2013 bis Ende 2016 war der bisherige Chefredakteur Uli Baur Mitherausgeber.

Fernsehen und neue Medien

Ab 1989 war Markwort regelmäßig im Fernsehen präsent, zum Beispiel bis 2007 als Stammgast beim „Stammtisch“ von 3sat oder bis 2003 als Co-Moderator von Gerd Ruge in „NeunzehnZehn“ sowie bis 2007 in der Sendung „bookmark“.[12] Bei der ZDF-Suche nach dem wichtigsten Deutschen 2003 präsentierte Markwort Otto von Bismarck.[13]

Aufsehen erregte er am 12. Juni 2005 in der Sendung „Sabine Christiansen“, als er den politisch Linken generell und seinem Nebenmann Ottmar Schreiner (SPD) im Besonderen vorwarf, ihre Wirtschaftspolitik sei „nationaler Sozialismus“. Schreiner warf Markwort daraufhin vor, mit der Aussage diffamierend auf die Bezeichnung „Nationalsozialismus“ anzuspielen.

Neben diesen Positionen leitete Markwort von Oktober 2007 bis März 2018 die Fernsehdiskussionsrunde Sonntags-Stammtisch im Bayerischen Fernsehen.[14] Markwort hat im Lauf der Jahre ein kleines Reich an Radiobeteiligungen aufgebaut, darunter an Antenne Bayern und Hit Radio FFH. Im Februar 2016 beteiligte er sich an dem Technikdienstleister Uplink Network aus Düsseldorf[15]. Für die Zeit ab Frühjahr 2011 wurde er ausgewählt als neuer Moderator der Sat.1-Talkshow Talk im Turm, was jedoch vom Bayerischen Fernsehen vereitelt wurde.[16] Am 8. Mai 2016 erklärte Markwort in der BR-Sendung Sonntags-Stammtisch: „Ich habe aus zuverlässiger Quelle gehört, dass der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel zurücktreten will.“ Dieser dementierte umgehend. Markwort behauptete anschließend, er fühle sich von seinem Informanten missbraucht.[17] Die Deutlichkeit, mit der sich Markwort auf diese Behauptung eindeutig festgelegt hatte, brachte ihm im Internet und bei Satirikern viel Spott ein.

Infolge seiner Kandidatur für den bayerischen Landtag musste Markwort die Moderation des Sonntags-Stammtisches beim Bayerischen Rundfunk im März 2018 aufgeben, da aufgrund interner BR-Dienstvorschriften die Kandidatur für ein politisches Amt mit der Moderation einer Sendung im BR nicht vereinbar ist. Seit dem 8. April 2018 hat Tilmann Schöberl übergangsweise die Moderation übernommen.[18] Seit Januar 2019 hat der Bayerische Rundfunk mit Hans Werner Kilz einen Nachfolger für Markwort als Moderator des Sonntags-Stammtisches gefunden.[19]

Seit Anfang 2021 betreibt Helmut Markwort das Internet-Talkshowformat Markworts Stammtisch bei Youtube.[20]

Politik

Am 12. Februar 2017 war er Mitglied der 16. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten als nominierter Vertreter des Landtags von Baden-Württemberg für die FDP.

Im März 2018 wurde bekannt, dass sich Markwort für die bayerische FDP bei der Landtagswahl 2018 um ein Abgeordnetenmandat bewirbt.[21] Er kandidierte bei der Wahl auf Listenplatz 16 der FDP im Wahlkreis Oberbayern und war zudem Direktkandidat im Stimmkreis 124 München-Land-Süd.[22]

Aufgrund seines sehr guten Stimmenergebnisses rückte Markwort auf der Wahlliste Oberbayerns auf Platz zwei hoch und schaffte so den Sprung in den Landtag. Er eröffnete diesen als Alterspräsident am 5. November 2018.

Politikfinanzierung

Für die Finanzierung seines eigenen Wahlkampfes um einen Sitz im Bayerischen Landtag versteigerte der zu dem Zeitpunkt 82-jährige Markwort eine TV-Rolle in einer Serie des Bayerischen Rundfunks (BR). Dem Produzenten der Serie Hubert ohne Staller hatte Markwort gesagt, es handle sich um einen wohltätigen Zweck. Er verschwieg, dass es sich dabei um seine Wahlkampffinanzierung handelte. Markwort hätte vorgeführt, „dass man sich einen öffentlich-rechtlichen Sender zu Diensten machen kann und darf. Er hat gezeigt, dass sich ein Politiker durch den BR seinen Wahlkampf mitfinanzieren lassen kann“, sagte Ulrike Gote, stellvertretende Landtagspräsidentin der Grünen. Der BR verhinderte die entsprechende Besetzung.[23][24]

BR-Rundfunkratsmitglied

Markwort ist Mitglied des Rundfunkrats des Bayerischen Rundfunks (BR). Er ist finanziell am bayerischen Privatsender Radio Gong und dem größten Hörfunksender, der privaten Antenne Bayern, beteiligt. Die Privatsender stehen in Konkurrenz zu den Programmen des BR.

Der Rundfunkratsvorsitzende Lorenz Wolf forderte in einem Schreiben an den Bayerischen Landtag diesen auf, neue Bestimmungen zu Befangenheiten und Karenzzeiten im Rundfunkgesetz zu verankern. Markwort hatte den Bayerischen Rundfunk vor seiner Entsendung immer wieder kritisiert. Nach einem juristischen Hin und Her beugte sich schließlich der Rundfunkrat des BR im Sommer 2019.[23][25][26]

Privates

Markwort spielt neben Tennis auch Fußball und begleitet als Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern München dessen Mannschaft mitunter zu Spielen.[27][28] Im Focus schrieb er unter dem Pseudonym Moritz Rodach über seinen Verein, ohne seinen Interessenkonflikt offenzulegen.[29] Insoweit wies Hans Leyendecker auf die Ironie der Geschichte hin, dass 2013 ausgerechnet Markworts Focus als erstes Blatt über die Steueraffäre von Uli Hoeneß berichtete, während Markwort selbst vor allem die Verletzung des Steuergeheimnisses beklagte.[30]

Markwort gilt als ein Freund des Schauspiels; so war er mit Günter Strack befreundet und ist mitunter im Darmstädter „Datterich“ auf der Bühne zu sehen.[31][32] 2010 spielte Markwort in Freilichtaufführungen des Volkstheaters Frankfurt den „Tod“ in „Der hessische Jedermann“.[33] und in der Aufführung des Musicals „My Fair Lady“ auf der Freilichtbühne Altusried die Rolle des „Oberst Pickering“.[34] Hinzu kamen kleinere Rollen in Film- und Fernsehproduktionen.

Markwort ist seit 1968 Mitglied der FDP[35] und seit 2003 Mitglied im Kuratorium der von ihm mitgegründeten Christian-Liebig-Stiftung e.V., die im Gedenken an den im Irak getöteten FOCUS-Journalisten Christian Liebig gegründet wurde und sich für mehr Bildung in Afrika einsetzt. 2007 wählte Markwort als alleiniger Preisrichter des Ludwig-Börne-Preises den „geborenen Polemiker[36] Henryk Broder zum Preisträger. Für die Bundespräsidentenwahl 2017 wurde Markwort auf Vorschlag der baden-württembergischen FDP zum Mitglied der Bundesversammlung gewählt.[37] Im Oktober 2017 wurde Markwort für die FDP im Stimmkreis München-Bogenhausen als Listenkandidat für die Landtagswahl gewählt, auf der FDP-Liste erreichte er Platz 32. Im April 2018 wurde bekannt, dass er im Stimmkreis München-Land-Süd als Direktkandidat und Nachfolger von Tobias Thalhammer vorgesehen ist und auch dessen Listenplatz 16 übernimmt[38].

Aus der Ehe mit seiner ersten Frau Elke, geb. Wolters, hat Markwort einen Sohn, Moritz. Seit 1996 ist seine Lebensgefährtin Patricia Riekel;[39] sie ist bzw. war Chefredakteurin der Burda-Blätter „Bunte“, „InStyle“ und der 2009 eingestellten „Amica“.[40]

Filmografie

Filme

Fernsehsendungen

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Helmut Markwort – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. https://www.sueddeutsche.de/bayern/fdp-helmut-markwort-wird-alterspraesident-im-landtag-1.4172915
  2. Helmut Markwort - Biografie WHO'S WHO. In: www.whoswho.de .
  3. Andreas Wilkens: Alles zum Thema: Helmut Markwort - GQ. GQ Starportrait. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Gentlemen’s Quarterly. Condé-Nast-Verlag, 1. August 2012, archiviert vom Original am 1. August 2012; abgerufen am 14. Mai 2016.
  4. - Fakten, Fakten, Fakten.
  5. Medien-Macher: Helmut Markwort : Die Bad Honnefer Wochenzeitung. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Die Bad Honnefer. Condé-Nast-Verlag, 28. Dezember 2007, archiviert vom Original am 13. Februar 2010; abgerufen am 14. Mai 2016.
  6. https://www.focus.de/intern/impressum/autoren/helmut-markwort_auid_754.html
  7. www.20minuten.ch, 20 Minuten, 20 Min, www.20min.ch: Die verbotenste Zeitschrift Deutschlands.
  8. Hans-Hermann Kotte: Der "Focus"-Chefredakteur verklagt die Frankfurter Satirezeitschrift "Titanic" auf 60 000 Mark Schmerzensgeld: Helmut Markwort und ein Satz mit vielen "F"s.
  9. http://www.tomorrow-focus.de/investor-relations/fest/investor-relations-unternehmensberichte_aid_399.html, Geschäftsbericht 2010, S. 199: "Aufsichtsratsvorsitzender der Playboy Deutschland Publishing GmbH, München (bis zum 23. September 2010)
  10. Burda bündelt Milchstrasse und Verlag des "Focus".
  11. Ende einer Ära: Magazin-Gründer Helmut Markwort gibt Focus-Herausgeberschaft ab › Meedia. In: meedia.de .
  12. DWDL.de GmbH: "bookmark": Helmut Markwort verlässt 3sat - DWDL.de.
  13. Helmut Markwort. In: IMDb .
  14. Meyers Lexikoneintrag zu Helmut Markwort, Sichtungsdatum 26. Februar 2009
  15. Coup im Radiogeschäft: Focus-Gründer Helmut Markwort steigt bei Sendenetzbetreiber ein › Meedia. In: meedia.de .
  16. Talkmaster gesucht! Helmut Markwort geht nicht zu Sat.1. FAZ. 1. Januar 2011. Abgerufen am 1. Januar 2011.
  17. "Focus"-Herausgeber Markwort fühlt sich missbraucht. In: Die Welt. Springer Verlag, 9. Mai 2016, abgerufen am 14. Mai 2016: „Ich habe aus zuverlässiger Quelle gehört, dass der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel zurücktreten will.“
  18. Tilmann Schöberl moderiert übergangsweise den "Sonntags-Stammtisch". In: Pressemitteilung Bayerischer Rundfunk. Bayerischer Rundfunk, 5. April 2018, abgerufen am 8. April 2018.
  19. BR Fernsehen: „Sonntags-Stammtisch“ ab 13. Januar in neuer Besetzung. Bayerischer Rundfunk, 4. Januar 2019, abgerufen am 5. Januar 2019.
  20. Helmut Markwort - YouTube. Abgerufen am 14. April 2021.
  21. Der CSU die absolute Mehrheit entreißen. In: portal liberal. FDP Bundespartei, 22. März 2018, abgerufen am 8. April 2018.
  22. Bewerberliste für den Wahlkreis Oberbayern, aufgerufen am 28. September 2018
  23. a b Streit um Rundfunkrat-Ablehnung – Der ewige Helmut Markwort. Abgerufen am 18. September 2019.
  24. FDP-Landtagskandidat Helmut Markwort – Wahlkampf in der Vorabendserie. Abgerufen am 18. September 2019.
  25. BR-Rundfunkrat will gesetzliche Regeln. Abgerufen am 18. September 2019.
  26. Passauer Neue Presse: Streit um Markwort: BR-Rundfunkrat will Gesetzesänderung. Abgerufen am 18. September 2019.
  27. Helmut Markwort: Bayern München: Helmut Markwort: Die Bayern sind ein Segen. In: www.faz.net . 11. März 2007.
  28. Bayerischer Rundfunk: Die Stammtischler: Markwort - Hanitzsch - Heckl - BR.de. 21. September 2012. Archiviert vom Original am 6. Januar 2019.
  29. Markwort schrieb unter Pseudonym über FC Bayern, Zeit Online, 8. Oktober 2014.
  30. Hans Leyendecker: Harakiri in Bad Wiessee. sueddeutsche.de, 6. Juni 2013
  31. Interview mit Markwort anlässlich der Bad Hersfelder Festspiele 2015
  32. Internetagentur Frankfurt - Online-Agentur seit 20 Jahren - Ihre Digital Agentur Rhein-Main.Net. In: Rhein-Main.Net . Archiviert vom Original am 14. August 2011.
  33. Markwort im Theaterstück 'Jedermann (Süddeutsche, 16. Juli 2010).
  34. Augsburger Allgemeine: Helmut Markwort: Journalist und Tausendsassa.
  35. Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit: „Freiheit, Freiheit, Freiheit…!“ - Auszeichnung für Markwort (Memento vom 11. Juni 2015 im Internet Archive) vom 12. September 2008
  36. „Henryk M. Broder: Das Ungetüm vom Dienst“, FAZ, 2. Februar 2007.
  37. Diese Prominenten wählen heute den Bundespräsidenten. In: Münchner Merkur. 12. Februar 2017 (merkur.de [abgerufen am 10. Juli 2017]).
  38. https://www.helmut-markwort.de/mein-stimmkreis.
  39. - Sagen Sie jetzt nichts, Patricia Riekel SZ-Magazin, 2009.
  40. Das Gespräch Führte Dagmar Haas-Pilwat: Interview mit 'Bunte'-Chefin: Patricia Riekel: 'Wir Menschen brauchen Klatsch'. In: RP ONLINE .